Münchhausen, Börries Freiherr von
Börries Albrecht Conon August Heinrich Freiherr von Münchhausen ( 20. März 1874 in Hildesheim; 16. März 1945 auf Schloß Windischleuba bei Altenburg/Thüringen) war ein deutscher Balladendichter.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Börries Freiherr von Münchhausen wurde am 20. März 1874 in Hildesheim geboren; er entstammt einem alten niedersächsischen Adelsgeschlecht, dem auch der „Lügenbaron“ angehörte. Er verbrachte seine Kindheit auf Familiengütern. Seine Schulbildung schloß er in Hannover mit dem Abitur ab. Danach studierte er Rechts- und Staatswissenschaften und wurde zum Dr. jur. promoviert. Ausgedehnte Reisen führten ihn nach Dänemark und Italien. Nachdem er sich im Jahre 1902 mit Anna Elisabeth Crusius, geb. von Breitenbuch, verheiratet hatte, lebte er bis zum Ersten Weltkrieg in Sahlis bei Kohren. Als Offizier im sächsischen Garde-Reiter-Regiment kämpfte er an fast allen Fronten. Seither lebte er auf Schloß Windischleuba, dem „Wiesenschloß“ im Altenburgischen.
Börries von Münchhausen ist der Erneuerer der deutschen Ballade. Schon als Student dichterisch tätig, gründete er in Göttingen eine „Akademie“, die in der Pflege der Ballade, der „königlichen Kunst“, ihre Aufgabe sah. Er verfaßte eigene Balladen und 1898 veröffentlichte er seinen ersten Band „Gedichte“. In seinen weiteren Werken, die alle um die Jahrhundertwende erschienen, stand die Ballade im Mittelpunkt. Besonders faszinierten den Dichter mittelalterliche Darstellungen und die germanische Sagenwelt.
Zwischen 1898 und 1905 gab er den „Göttinger Musenalmanach“ heraus. Es folgten die Bände „Juda“ (1900), „Balladen“ (1901), „Ritterliches Liederbuch“ (1903) und „Das Herz im Harnisch“ (1911). Er sah die Aufgabe des Balladendichters in der Verdichtung des Stoffes zum Ausdruck der eigenen Weltanschauung.
Als Offizier kämpfte er im Ersten Weltkrieg im sächsischen Garde-Reiter-Regiment.
Wartburg-Kreis
Im Wartburg-Kreis scharte Münchhausen einen Kreis von Schriftstellern um sich. Dazu zählten unter anderem Hans Grimm, Erwin Guido Kolbenheyer, Wilhelm Schäfer, Hans Friedrich Blunck, Hanns Johst und Emil Strauß. Im Mai 1933 wurde er, zusammen mit anderen Mitgliedern des Wartburg-Kreises, vom preußischen Kultusminister Bernhard Rust in die Preußische Akademie berufen. Im Januar 1934 wurde er zum Senator der Akademie ernannt.
Er war Förderer von solch namhaften Schriftstellern wie Ina Seidel, Agnes Miegel und Lulu von Strauß und Torney. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er als Schriftsteller in die Sonderliste der unersetzlichen Künstler aufgenommen.
Tod
Am 16. März 1945 wählte Börries Freiherr von Münchhausen angeblich den Freitod; er wurde auf dem Friedhof von Windischleuba beigesetzt.
1960 schrieb Ina Seidel über den Tod ihres Förderers:
- „Der Tod des Dichters Börries, Freiherrn von Münchhausen am 16. März 1945 verlor sich in der Dunkelheit, die in jenem Frühjahr endgültig über Deutschland hereinbrach.“[1]
Sein Schloß in Windischleuba wurde im Zuge der Bodenreform in der SBZ von 1945 enteignet und nach 1990 von der Groß-BRD nochmals gestohlen.
Gedichte
Weißer Flieder
- Naß war der Tag, – die schwarzen Schnecken krochen –,
- Doch als die Nacht schlich durch die Gärten her,
- Da war der weiße Flieder aufgebrochen,
- Und über alle Mauern hing er schwer.
- Und über alle Mauern tropften leise
- Von bleichen Trauben Perlen groß und klar,
- Und war ein Duften rings, durch das die Weise
- Der Nachtigall wie Gold geflochten war.
Die Glocke von Hadamar
Der hungrige Teich
Werke (Auswahl)
- Gedichte, 1897
- Juda, 1900 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Balladen, 1901
- Goettinger Musenalmanach für 1901 mit einer Auswahl von Balladen des Freiherrn und weiterer deutscher Dichter (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Ritterliches Liederbuch, 1903 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Das Herz im Harnisch, 1911 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Die Rittergüter der Fürstentümer Calenberg, Göttingen und Grubenhagen. Gustav Stölting-Einbeckhausen und Börries Frhr. v. Münchhausen. 1912 – Nachdruck durch H. Th. Wenner
- Hofball, 1913 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Die Standarte, 1916 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Fröhliche Woche mit Freunden, Stuttgart/Berlin 1922/1925 (Netzbuch und einzelne Seiten als PDF-Dateien speicherbar) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Schloß in Wiesen – Balladen und Lieder, 1922 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
- Ausgewählte Aufsätze, 1933
- Geschichten aus der Geschichte einer alten Geschlechtshistorie nacherzählt, 1934
- Münchhausen Beeren-Auslese: Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk des Freiherrn Börries von Münchhausen, Deutsche Verlags Anstalt, 1937
- Das dichterische Werk in zwei Bänden, 1950–1953
Sekundärliteratur
- Dirk Herrmann: Von Lügengeschichten und Heldenballaden: Hieronymus und Börries von Münchhausen (Bestellmöglichkeit)
Verweise
Fußnoten
- Geboren 1874
- Gestorben 1945
- Deutscher Schriftsteller
- Deutscher Herausgeber
- Deutscher Dichter
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Unterzeichner des Gelöbnisses treuester Gefolgschaft
- Deutscher Dichterjurist
- Konservative Revolution
- Unersetzlicher Künstler
- Mitglied der Reichsschrifttumskammer
- Ehrenbürger von Göttingen
- Ehrenbürger der Georg-August-Universität Göttingen