Münchhausen, Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von

Aus Metapedia
Wechseln zu: Navigation, Suche
Portrait des Freiherrn von Münchhausen

Hieronymus Karl Friedrich Freiherr von Münchhausen (Lebensrune.png 11. Mai 1720 in Bodenwerder; Todesrune.png 22. Februar 1797 ebenda) war ein deutscher Adliger und Offizier aus dem Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg. Ihm werden die Geschichten vom Baron Münchhausen zugeschrieben.

Leben

Einer von Willy Plancks vielen Zeichnungen für „Münchhausen – Reisen und Abenteuer“ von Edmund von Pochhammer (Pseudonym: E. D. Mund), 1910[1]

Freiherr von Münchhausen wurde im Jahr 1720 auf dem Familiengut bei Bodenwerder geboren. Im Jahr 1733 wurde Karl Friedrich Hieronymus Freiherr von Münchhausen Page an dem Adelshof von Prinz Anton Ulrich von Braunschweig. Dort lernte er die zeitgenössische Lebensweise des Rokoko kennen. 1738 meldete er sich zum Militär und wurde in ein russisches Reiterregiment bei Riga versetzt. Mit dreißig Jahren wurde er Rittmeister und nahm an den Kriegen gegen die Türken teil. Im Jahr 1750 kehrte er auf das Familiengut zurück. Freiherr von Münchhausen blickte auf seine Erfahrungen und Eindrücke aus seiner Militärzeit zurück und gab sie als phantasievolle Geschichten in seinem Bekannten- und Freundeskreis zum Besten. Seine lebendige Erzählkunst wurde schnell bekannt. Zur angemessenen Unterhaltung ließ er eigens ein Gartenhaus bauen, das er als „Grotte“ bezeichnete. Später wurde es als „Lügenpavillon“ bespöttelt.

Münchhausen erwies sich als glänzender Erzähler. Seine Geschichten fanden so großen Anklang, daß sie in den Jahren von 1781 bis 1783 in der Zeitschrift „Vademecum für lustige Leute“ anonym veröffentlicht wurden. 1785 erschienen in England Münchhausens Lügengeschichten unter dem Titel „Münchhausen's narrative of his marvellous travels and campaigns in Russia“. Sie wurden von dem deutschen Schriftsteller Rudolph Erich Raspe ebenfalls anonym bearbeitet und fanden schnell zu weiteren Auflagen. Gottfried August Bürger nahm die Erzählungen auf und übersetzte sie zurück ins Deutsche. Er bearbeitete die Stoffe und erweiterte die Sammlung mit eigenen Texten. Von ihm erschien anonym im Jahr 1786 der Titel „Wunderbare Reisen zu Wasser zu Lande, Feldzüge und lustige Abentheuer des Freyherrn von Münchhausen“. Bürgers Fassung zählt zu den berühmtesten Ausgaben der Münchhausiaden.

Darin werden die unglaublichen Geschichten des Freiherrn erzählt, wie er sich beispielsweise selbst am Zopf aus dem Morast zieht, oder wie er auf einer Kanonenkugel reitet. Es folgten weitere Autoren, die sich den Münchhausen-Stoffen annahmen und sie publizierten. Die Geschichten erlangten während ihrer Rezeption Weltruhm. Sie wurden in insgesamt 22 Sprachen übersetzt und gehören heute – als anfängliche Lügengeschichten – zur Weltliteratur. Außerdem zählen seine Geschichten zu den am häufigsten illustrierten.

Über das Erscheinen seiner Geschichten war Münchhausen keinesfalls erfreut. Durch die Veröffentlichung fühlte er sich in seiner Offiziersehre angegriffen. Schnell wurde für ihn noch zu seinen Lebzeiten die Bezeichnung „Lügenbaron“ gefunden, die sich bis heute gehalten hat. Freiherr von Münchhausen geriet durch die Scheidung von seiner wesentlich jüngeren zweiten Frau im Jahr 1795 in Armut und starb am 22. Februar 1797 vereinsamt auf seinem Gut Bodenwerder.

Allgemeine Deutsche Biographie

Hieronimus Karl Friedrich Freiherr v. M., weltbekannt durch die „Abenteuer“, aus dem Hause Rinteln-Bodenwerder der Schwarzen Linie dieses alten berühmten Geschlechtes, war geboren am 11. Mai 1720, † am 22. Februar 1797. Als Page im Dienste des Prinzen Anton Ulrich von Braunschweig (geb. am 28. August 1714, eingesperrt in Rußland 1741, † 1775) wurde er von diesem zum Cornet in seinem russischen Regimente „Braunschweig“ ernannt und erhielt das Patent von der Kaiserin Anna am 11. December 1739, das Lieutenantspatent am 27. November 1740. Er lag in Riga in Garnison, machte aber 1740 und 1741 zwei Türkenfeldzüge mit. Den in den „Abenteuern“ erwähnten Türkensäbel verwahrte er später auf seinem Gute Bodenwerder in seinem Kleiderschranke. Er blieb im Dienst auch nach dem jähen Sturze seines Gönners; am 21. Februar 1750 ernannte ihn (russisch Minsgasen geschrieben) wegen seiner Tapferkeit und namentlich mit, weil er lesen und schreiben könne, Kaiserin Elisabeth zum Rittmeister im Kürassierregiment Sr. kaiserlichen Hoheit (Peters III.). Vom November 1750 an hatte er zweijährigen Urlaub, dauernd war er auch später nicht in Rußland. Am 2. Februar 1744 hatte er sich mit Jacobine v. Dunten zu Perniel in Livland vermählt, mit ihr lebte er glücklich aber kinderlos auf seinem Stammgute Bodenwerder bis zu ihrem Tode 1790. Leidenschaftlicher Jäger, stolz auf seine trefflichen Rosse und seine Hetzmeute lobte er diese gern, selbst sein guter Jäger Rösemeyer wurde eine einigermaßen renommirte Persönlichkeit. Von seinem improvisatorischen Erzählertalent und seinem schlagenden Witz, der sich namentlich gern, aber harmlos im Uebertrumpfen von versuchten Aufschneidereien, besonders beim Glase Punsch und der Tabackspfeife, zeigte, hat sich die Kunde selbst im Familienarchive erhalten; ebenso steht fest, daß er im Leben und Geschäft ein zuverlässiger, reeller Herr war, sein erhaltenes Porträt als Kürassieroffizier zeigt einen kräftigen, energischen, selbst schönen Mann. Sein Lebensabend wurde hart getrübt, den durch den Tod seiner Frau vereinsamten und gestörten Greis, der sich nach weiblicher Pflege sehnte, wußte die intrigante, lüderliche „Bährne Brunn“ (Bernhardine v. Brunn, Tochter eines früheren Majors) wieder zur Heirath zu bewegen. Seit der Trauung am 12. Januar 1794 hat M. kummervolle Tage verlebt; das neue Weib brachte nur Schande und Verschleuderung mit. Die flotten „Jagdgeschichten“ oder Cavaliererzählungen hatten den lustigen und jovialen Lebemann als ausgezeichneten Gesellschafter berühmt gemacht, wenigstens um Hannover herum; daran läßt sich nicht zweifeln. Es ist die gesegnete Gabe humorreicher alter Herren, die zumeist den Forst- und Jagdleuten zugeschrieben wird, aber auch Feldsoldaten außer Dienst eignet und an den Küsten als das „Spinnen von Seemannsgarn“ bekannt ist. Bis in die fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts hatte ein Tisch alter „Peninsulaner“, Halbsoldoffiziere der „King’s German Legion“, die in Spanien mitgefochten hatten, in Harburg sich einen ähnlich heiteren Ruf im Königreich Hannover erworben. Selten sind die so erzählten Geschichten eigene Erfindung, selten sind sie auch Umkleidungen oder Ausschmückungen eigener Erlebnisse. Es ist ein alter, unsterblicher Anekdotenschatz, an dem unser Volk und schon vor ihm die classischen und orientalischen Völker aufspeichernd gearbeitet haben; wer sie ursprünglich erfand, ist nimmermehr zu ergründen. Nur der Vortrag, die Darstellungsgabe, gehört dem Erzähler, und unsere besten Schriftsteller haben nie verschmäht in der Umformung dieses Schatzes auch für sich Ruhm zu suchen und zu ernten. Die „Lügengeschichte“ hat darin dasselbe Geschick wie das Märchen und die Fabel.[2]

Das Schloßhotel Münchhausen

Das Gut Schwöbber mit dem Schloß, welches von 1510 bis 1919 dem niedersächsischen Adelsgeschlecht der von Münchhausen gehörte, ist heute zu einem eleganten Fünf-Sterne-Hotel mit 68 im Stil passend eingerichteten Suiten umgebaut. Während der Lebenszeit des besagten Barons Karl Friedrich war das Schloß jedoch noch nicht erbaut.

Verfilmungen

Seit 1911 sind Münchhausen-Geschichten mehrfach verfilmt worden, sowohl als Real- wie auch als Zeichentrickfilm.

  • Les Aventures de baron de Munchhausen (1911)
  • Ein Kurzdokumentarfilm: Die Abenteuer des Herrn Baron Münchhausen oder: Die Wahrheit über alles (1930/1931)
  • Münchhausens neuestes Abenteuer (1936)
  • Münchhausen (1943)
  • Die Abenteuer des Frhr. Von Münchhausen (1944) (Zeichentrickfilm)
  • Der tollkühne Lügenbaron - Münchhausen und seine listigen Streiche (1983)
  • Die Abenteuer des Baron Münchhausen (1988)

Literatur

  • Gottfried August Bürger: Wunderbare Reisen zu Wasser und zu Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen: wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt, 1923 (PDF-Datei)
  • Dirk Herrmann: Von Lügengeschichten und Heldenballaden: Hieronymus und Börries von Münchhausen. (Bestellmöglichkeit)

Verweise

Fußnoten

  1. Willy Planck-illustrations for *Münchhausen* by E. D. Mund, 1910
  2. Münchhausen, Hieronimus Freiherr von“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 1–5