Bergen (Mähren)
Staat: | Deutsches Reich |
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Gau: | Niederdonau |
Einwohner (1930): | 1.031 |
Koordinaten: | 48° 51′ 15″ N, 16° 37′ 13″ O |
Bergen befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
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Bergen ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland, 22 km nordwestlich von Lundenburg gelegen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1323 erscheint „Pergen“ in einer Liechtensteinischen Urkunde das erste Mal. 1414 wurde das Dorf im Liechtensteinischen Urbar als „Peringen“ bezeichnet.
Im Jahr 1530 erreichten Täufer die Ortschaft und errichteten 1557 ein Gemeindehaus. In dieser Zeit ist Bergen ein evangelisches Dorf. 1591 mussten die Täufer ihr Gemeindehaus räumen und im Laufe der Gegenreformation wurden sie 1622 endgültig ausgewiesen.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde von Bergen gemeinsam mit Muschau 1652 eine Kapelle am Kesselberg (in den Pollauer Bergen) errichtet, welche von Kaiser Joseph II. allerdings 1786 aufgelassen wurde.
Seit 1848 (Aufhebung der Patrimonialherrschaften) bildete Bergen eine eigenständige Gemeinde im Bezirk Nikolsburg und blieb auch nach dem Anschluß an das Deutsche Reich 1938 bis 1945 in der nun als „Kreis Nikolsburg“ bezeichneten Verwaltungseinheit.
Vertreibung der Deutschen 1945/46
Ab Juni 1945 erschienen tschechische „Revolutionsgardisten“ und es kam zu Mißhandlungen und Verhaftungen der Deutschen. Auch 500 deutsche Flüchtlinge aus Brünn zogen durch die Ortschaft, von denen 12 hier an der Ruhr starben. Es kam zur Vermögenskonfiszierung aufgrund der Benes-Dekrete. Durch diese Ereignisse flohen zahlreiche, meist jüngere Einwohner, von Bergen nach Österreich. Ab 6. März 1946 wurden die noch zurückgebliebenen deutschen Bewohner in sechs Transporten in andere Teile Deutschlands abgeschoben. Die Betroffenen waren meist ältere Personen, Frauen und Kinder. Nur drei der deutschen Einwohner konnten in Bergen bleiben.
1961 wurde Bergen aufgrund der Auflösung des Bezirkes Nikolsburg Bestandteil des Bezirkes Lundenburg.
Der ehemalige „Brüderhof“ der Täufer im Jahr 1935
Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)
Landwirtschaft: Weinbau sowie Anbau von Getreide, Zuckerrüben und Mais, Obstanbau (Marillen[1] - daher Spitzname „Marillenschädel“).
Gewerbe: Steinbruch, Sägewerk mit Holzhandlung, mechanische Strickerei und Weberei, Kleingewerbe.
Einrichtungen: Schule (1901/02, davor mehrer Gebäude, erster Schulbau 1792), Omnibusverbindung (Brünn-Wien), Wasserleitung (1900), Elektrifizierung (1926), Freiwillige Feuerwehr (1890), St. Antonius-Jugendheim (1923) mit Kindergarten (durch die Kongregation „Töchter der göttlichen Liebe“ geleitet), Milchgenossenschaft, Spar- und Darlehenskasse.
Kulturerbe
- Pfarrkirche St. Nikolaus: Pfarre 1277 urkundlich erwähnt, vermutlich 1426 zerstört, 1510 auf dem gleichen Platz als Kapelle erbaut, 1582 mit zwei Seitenaltären zu einer Kirche erweitert. Auf der Außenmauer Jahreszahl 1285. Einfacher tonnengewölbter kleiner Bau. Hochaltar und zwei Seitenaltäre, dem Hl. Josef und Mariae Himmelfahrt geweiht. 24 m hoher Turm mit ursprünglich vier Glocken von 1690, drei wurden im Zweiten Weltkrieg als Rohstoffe für die deutsche Industrie gespendet.
- Pfarrhaus: ursprünglich 1620, nach Zerstörung durch Brand 1774 wieder errichtet.
- Friedhofskapelle z. hl. Kreuz von 1761.
- Dreifaltigkeitssäule.
- Statuen: Johannes von Nepomuk, Floriani, Nikolaus.
- Rathaus von 1896.
Siegel
Für 1583 ist ein Ortssiegel nachgewiesen (es zeigt einen Renaissanceschild, darin einen Turm mit offenem Tor).
Einwohnerentwicklung
Volkszählung | Einwohner gesamt | Volkszugehörigkeit der Einwohner | ||||
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Jahr | Deutsche | Tschechen | Andere | |||
1793 | 830 | – | – | |||
1836 | 945 | – | – | – | ||
1869 | 884 | – | – | – | ||
1880 | 893 | 881 | 12 | 0 | ||
1890 | 914 | 914 | 0 | 0 | ||
1900 | 1022 | 986 | 31 | 5 | ||
1910 | 1038 | 1025 | 13 | 0 | ||
1921 | 946 | 905 | 21 | 21 | ||
1930 | 1031 | 980 | 25 | 27 | ||
1939 | 1036 | |||||
1945 | 1140 | |||||
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Frodl, Blaschka: Südmähren von A-Z. 2006 |
Literatur
- Wilhelm Szegeda: Heimatkundliches Lesebuch des Schulbezirks Nikolsburg. 1935, approbierter Lehrbehelf, Lehrerverein Pohrlitz Verlag, Bergen S.86
- Axmann, Hans: Heimatbuch Bergen. 1979
- Absolon, Karl: Heimatbuch Bergen, Bezirk Nikolsburg, 1979