Nikolsburg

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Nikolsburg

Wappen von Nikolsburg
Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Landkreis: Nikolsburg
Einwohner (1939): 7.886
Koordinaten: 48° 48′ 21″ N, 16° 38′ 7″ O
Flucht.jpg
Nikolsburg befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Panorama von Nikolsburg

Nikolsburg ist ein deutsche Stadt in Südmähren, Sudetenland, unmittelbar an der Landesgrenze zu Niederösterreich gelegen.

Lage

Nikolsburg wurde als Burgort mit Breitstraßendorf angelegt und liegt an der Kreuzung der alten, von Westen nach Osten verlaufenden „Böhmischen Straße“ zwischen Krems und Lundenburg mit der von Norden nach Süden verlaufenden „Bernsteinstraße“. Nikolsburg liegt auf 248 m Höhe am Fuß der Pollauer Berge. Die Stadt liegt zwischen dem „Schloßberg“ und dem „Heiligen Berg“. Im Norden befinden sich „Gaisberg“ mit Pulverturm und „Turold“, im Süden, nahe der Grenze zu Österreich, „Galgenberg“ und „Brennhügel“ und im Nordwesten liegt der „Stadtwald“ (2.550 ha).

Bedeutung

Der Unterschied zu anderen Kleinstädten in Mähren oder Niederösterreich ergibt sich aus folgenden Tatsachen. Es handelt sich um einen alten Handelsplatz, ausgestattet mit sieben Jahrmarkts- und zwei Wochenmarktsrechten, mit weitem Einzugsbereich (einschließlich dem heutigen nördlichen Niederösterreich mit Poysdorf, Laa und Mistelbach). Der erste Wochenmarkt wurde „villa Nicolspurch“ am 24. August 1279 durch Rudolf von Habsburg gewährt. Im 16. Jahrhundert ließen sich Nürnberger Kaufleute (Sgraffitohaus) in Nikolsburg nieder. Außerdem entstand eine Erb-Poststation. Nikolsburg besaß eine Salzlagerstätte und die Juden der Stadt erhielten Privilegien für Wolle- und Leinenhandel.

Nikolsburg war aber auch als Schulstadt überregional bedeutend (ältestes Piaristen-Gymnasium ab 1631 mit Sitz des Provinzials, Bürger- und Fortbildungs- sowie Fachschulen).

In Nikolsburg entstand der älteste landwirtschaftliche Bezirksverein von 1850. Ab 1623 war die Stadt Wallfahrtsort.

Über 700 Jahre lang war Nikolsburg Sitz der bedeutenden Adelsgeschlechter Liechtenstein und Dietrichstein.

Mit dem Standort der Fürstenresidenz war auch der Besuch der Stadt von prominenten Persönlichkeiten und der Abhaltung wichtiger Verhandlungen (Frieden 1621 und 1866) verbunden. So waren fast alle Kaiser und Erzherzöge in Nikolsburg, ausländische, diplomatisch hochgestellte Persönlichkeiten oder auch Usurpatoren wie Napoleon am 12. Dezember 1805, zudem Hitler am 27. Oktober 1938 (Abschlußkundgebung zum Sudeten-Anschluß). Historisch bedeutsam waren der Friedensbeschluß vom 31. Dezember 1621 mit Ungarn und die Verhandlungen über den „Vorfrieden“ vom 22. bis 26. Juli 1866 mit Preußen; beides Ergebnisse mit den weitreichenden Folgen von 30jährigen Vernichtungskriegen in Europa!

Neuere Geschichte

Nachdem im Münchener Abkommen vom 28. September völkerrechtlich unter den Signatarstaaten des Versailler Friedensvertrages von 1919 (Frankreich, England und Italien) die Übergabe des von Deutschen besiedelten Sudetenlandes an das Deutsche Reich vereinbart worden war, zogen am 8. Oktober 1938 Truppen der Deutschen Wehrmacht auch in Nikolsburg ein. Am 27. Oktober 1938 fand in Nikolsburg die Abschlußkundgebung zum Anschluß der Sudetengebiete statt, bei der Hitler unter dem Jubel der bis dahin durch den Kunststaat Tschechoslowakei unterdrückten deutschen Bevölkerung ausführte, daß Deutsche nie wieder in fremden Staaten unterdrückt werden würden und eine starke Wehrmacht darüber wachen wird.

Zweiter Weltkrieg

Nikolsburg nach dem Schloßbrand im Jahre 1945.

Als sich die Rote Armee zum Ende des Zweiten Weltkriegs der Stadt näherte und bereits am 7. und 15. April Frauen und Kinder evakuiert worden waren, schoß am 22. April 1945 die sowjetische Artillerie das Schloß in Brand — der verantwortliche Artilleriekommandant wird noch heute auf dem Sowjetdenkmal im Stumvollpark als „Befreier von Mikulov“ gefeiert. Die Besetzung durch die Sowjets brachte viel Leid über die Bevölkerung, das nach der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 bei Übernahme der Herrschaft durch die Tschechen ab 13. Mai das endgültige Aus für die deutsche Bevölkerung bedeutete.

Vertreibung der deutschen Bevölkerung 1945/46

Über 2.300 Besitze wurden nach den Benesch-Dekreten entschädigungslos konfisziert, die deutschen Einwohner zur Zwangsarbeit gezwungen und zum Teil ins Innere des Landes oder in die Ostrauer Kohlengruben verschleppt. Am 1. Juni fand der grauenhafte Brünner Todesmarsch seinen Weg durch Nikolsburg. Viele erschöpfte Ruhrkranke starben noch Ende Juni im Lager Muschelberg.

Die „wilde Vertreibung“ aus dem Bezirk Nikolsburg umfaßte 1945 insgesamt 37.000 Deutsche. 1946 erfolgte der „Abschub“ von 18 Transporten und 20.000 Personen aus dem „Lager Nikolsburg“ in den Oberfeldbaracken.

Im Laufe der 900 Jahre ihres Bestehens als deutsche Kleinstadt hatte Nikolsburg ein gemeinsames Schicksal mit den Orten und Kleinstädten im Norden und Osten von Niederösterreich. Bei insgesamt 38 Kriegen waren es 25 mal Völker aus dem Osten und fünfmal Völker aus dem Norden oder Westen, die brandschatzend über die Einwohner herfielen. Ferner gab es 21 Pest- oder Seuchenjahre, 33 Jahre mit Mißernten und Hunger, 18 mal Großbrände; also alle 20-30 Jahre eine mittlere Katastrophe.

Mit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung und dem Beginn des „Kalten Krieges“ endete die historische Bedeutung von Nikolsburg nach 900 Jahren deutsch-österreichischer Geschichte. Die kleine Stadt mit seiner fruchtbaren und reizvollen Umgebung verschwand 44 Jahre hinter dem „Eisernen Vorhang“ und sank unter ihrem tschechischen Namen „Mikulov“ zu völliger Bedeutungslosigkeit herab.

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Häuser Einwohner insgesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsch Tschechisch andere
1793 760 7440[1]
1836 806 8421
1869 909 7173
1880 918 7642 7447 144 61
1890 1220 8210 8057 79 74
1900 1141 8092 7843 170 79
1910 1209 8043 7787 189 67
1921 1254 7699 6359 626 485
1930 1426 7790 6409 898 483
1939 7886
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Frodl, Blaschka: Südmähren von A-Z. 2006

Bekannte, in Nikolsburg geborene Personen

In Nikolsburg geborene Nichtdeutsche

Fußnoten

  1. Damals fünftgrößte Stadt Mährens.