Bucher, Lothar

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Lothar Bucher (1817 - 1892)

Adolf Lothar Bucher (Lebensrune.png 25. Oktober 1817 in Neustettin; Todesrune.png 12. Oktober 1892 in Glion, Schweiz) war ein preußischer Beamter, Journalist und Politiker. Er nahm an der Revolution von 1848 teil und war ein späterer Mitarbeiter Otto von Bismarcks.

Leben

Nach der Niederschlagung der Revolution von 1848 und seiner Verurteilung vor Gericht 1850 ging Bucher ins Exil nach London. Die Verurteilung erfolgte wegen seiner Beteiligung an einem schriftlich veröffentlichten Aufruf, in dem gefordert worden war, dem König von Preußen die Zahlung der Steuern künftig zu verweigern.[1]

Schriftstellerisches Schaffen

Nach seinem Tod wurde 1893 das Buch „Kleine Schriften politischen Inhalts“ herausgegeben, in dem u.a. seine Aufsätze über die Ereignisse, die zu den Kriegen von 1864 und 1866 geführt hatten, zu finden sind. Im Antisemiten-Katechismus von Theodor Fritsch wird vermutet, daß Bucher der tatsächliche Verfasser der judengegnerischen Schrift „Die Juden und der Deutsche Staat“, die 1861 unter dem Pseudonym Naudh veröffentlicht worden war, sein könnte.

In „Wenn ich Kultusminister wäre!“ (1919) von Heinrich Wolf findet sich ein Anhaltspunkt dafür, daß diese Vermutung stimmen könnte. Wolf schreibt darin, daß sich Bucher in seinen Schriften ausdrücklich gegen eine mammonistische Staatsauffassung aussprach. Frei nach Karl Marx ist der Mammon der eigentliche Gott der Juden. Es ist nur schwer vorstellbar, daß Bucher das entgangen sein soll, als er sich mit dem Thema beschäftigte. In dem nach seinem Tod veröffentlichten Buch ist auch Buchers selbst verfaßte Verteidigungsschrift enthalten, die er aber seinerzeit vor Gericht nicht verlesen durfte.

Verfilmung

In dem Dokuspiel „Bismarck“ (1990) mit Uwe Ochsenknecht spielt Bucher den Gegenpart zu Bismarck und insofern eine wichtige Rolle. Bismarck war seinerzeit an der Niederschlagung der Revolution beteiligt. Damals sollen sich die beiden Männer bereits gekannt haben. Später wird er dann als sein Mitarbeiter dargestellt, der selbst nicht an den Wahrheitsgehalt einer Proklamation glaubt, die er für seinen Chef ausgearbeitet hatte und die die Ereignisse, die zum Krieg von 1866 führten, betreffen.

Im oben erwähnten Buch findet sich auch sein Aufsatz über den Deutschen Bruderkrieg von 1866. In ihm stellte er die Dinge in der Tat so dar, daß das Erzherzogtum Österreich im Unrecht war und nicht das Königreich Preußen. Dafür, daß er dies selbst nicht glaubte, findet sich kein Anhaltspunkt. Beide Großmächte trugen seinerzeit einen Machtkampf aus (→ Deutscher Dualismus). Erst nach 1945 setzte sich eine moralische Betrachtung der deutschen Geschichte durch, bei der Preußen meist in ein schlechtes Licht gerückt wird.

In seinen Aufsätzen schilderte Bucher u. a. auch die politischen Verhältnisse in England unter Premierminister William Ewart Gladstone und die Nachteile der parlamentarischen Regierungsform dort. Das läßt darauf schließen, daß sich seine Ansichten, die er noch 1848 vertrat, mittlerweile geändert hatten. Einen Hinweis darauf, daß dies der Fall gewesen sein könnte, findet sich aber in diesem Dokuspiel nicht. Es ist ein typisches Produkt der Umerziehung des deutschen Volkes.

Werke

Fußnoten

  1. Babette Hesse: Bismarcks stiller Diener, Berliner Zeitung, 13. März 1999