Dercon, Chris

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Chris Paul Emiel Dercon (geb. 30. Juli 1958 in Lier) ist ein belgischer Kurator; Intendant der Volksbühne Berlin (2017–2018).

Werdegang

Chris Dercon wuchs im flämischen Tervuren auf.

Nach der Schule studierte Dercon ab 1976 zunächst Kunstgeschichte an der Rijksuniversiteit Leiden, wechselte dann ins Fach Theaterwissenschaften und zusätzlich ins Fach Filmtheorie. 1982 schloss er sein Studium an der Vrije Universiteit in Amsterdam ab.

Im Anschluß an das Studium arbeitete Dercon als freischaffender Redakteur und Kunstkritiker beim belgischen Rundfunk und Fernsehen. Gleichzeitig hatte er von 1983 bis 1988 eine Dozentenstelle für die Fachbereiche Video und Kino am Hooger Instituut voor Beldende Kunsten in Brüssel inne. 1988 erhielt er die Stelle als Programmdirektor am Institute of Contemporary Art P.S.1 in Neu York, einer Außenstelle des Museum of Modern Art (MoMA). Nur zwei Jahre später wurde er zum Direktor des Witte de With berufen, des Zentrums für zeitgenössische Kunst in Rotterdam. Mit zwei großen Retrospektiven von Hélio Oiticica sowie von Paul Thek machte er international auf sich aufmerksam, so daß man ihn 1994 für die künstlerische Leitung der documenta X in Kassel nominierte. 1996 kuratierte er in seiner Funktion als Direktor des Zentrums für zeitgenössische Kunst die große Ausstellung „Face à l’Histoire“(1980–1996) für das Centre Georges Pompidou in Paris, bevor er von 1996 bis 2003 den Direktorenposten des Museums Boijmans Van Beuningen in Rotterdam übernahm.

Berlins Regierender Bürgermeister und Kultursenator Michael Müller teilte Ende April 2015 mit, daß Chris Dercon ab 2017 die Nachfolge von Frank Castorf als Intendant der Volksbühne Berlin antreten werde. Die Entscheidung war von Kulturstaatssekretär Tim Renner vorbereitet worden. Dercon sah sich daraufhin teils heftiger Kritik aus Ensemble und Berliner linken Kulturszene ausgesetzt.

Am 22. September 2017 wird die Berliner Volksbühne durch etwa 100 Linksextremisten besetzt. Sie belagern die Foyers im vorderen Teil des Hauses, während die Volksbühnen-Mitarbeiter in den Büros im hinteren Bereich ihrer Arbeit nachgehen. Die Belagerung war von einer Gruppe namens „Staub zu Glitzer“ vorbereitet worden. In ihrer Erklärung spricht sich die Gruppe für eine „kollektive Intendanz“ der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz aus. Während der für die Dauer von drei Monaten geplanten Belagerung soll sich jeder in den Spielplan einbringen dürfen. Volksbühnen-Intendant Chris Dercon wird nahegelegt, die Außenspielstätte Tempelhof zu nutzen. Dercon erstattet Anzeige wegen Hausfriedensbruch. Am 28. September wird die Besetzung von der Polizei beendet.

Die Berliner Kulturverwaltung teilt am 13. April 2018 mit, daß Chris Dercon als Intendant der Berliner Volksbühne mit sofortiger Wirkung zurücktritt.[1][2] Die einvernehmliche Übereinkunft des Berliner Kultursenators Klaus Lederer (Die Linke) mit Dercon wird in einer Erklärung mit der Notwendigkeit eines umgehenden Neuanfangs für die Volksbühne begründet. Die Intendanz übernimmt kommissarisch Klaus Dörr, der designierte Geschäftsführer der Volksbühne.[3]

Fußnoten

  1. Am 12. April 2018 wird Chris Dercon in die Brunnenstraße bestellt, dort sitzt die Senatskulturverwaltung. Dem Intendanten der Volksbühne – das ist er zu dem Zeitpunkt gerade noch – werden zwei Briefe ausgehändigt. In dem einen spricht ihm Kultursenator Klaus Lederer die Kündigung zum 30. September 2018 aus. In dem anderen wird Dercon mitgeteilt, daß er ab sofort freigestellt sei. Lederer nutzte die Gelegenheit als der Regierende Bürgermeister Michael Müller auf Staatsbesuch in Jordanien weilte. Es war Müller, der, damals auch Kultursenator, Dercon an die Volksbühne geholt hat, nach einer überraschenden Idee des Kulturstaatssekretärs Tim Renner.
  2. Vgl. Volksbühnen-Crash: Globalisten-Arroganz und Gentrifizierungs-Terror, Compact, 14. April 2018
  3. Rüdiger Schaper: So lief das Berliner Trauerspiel um Chris Dercon, Der Tagesspiegel, 13. April 2018