Dyle-Plan
Der Dyle-Plan (Dijle-Plan), benannt nach dem Fluß Dyle (Dijle), war der Tarnname für den vom französischen General Maurice Gamelin im Jahre 1939 geplanten französischen Überfall auf die Niederlande. Der Plan erfolgte nach Geheimabsprachen mit dem angeblich neutralen Belgien. Belgien hatte dadurch seine Neutralitätsverpflichtungen Deutschland gegenüber verletzt. Die nachfolgende deutsche Besetzung im Zuge des Westfeldzuges war demzufolge ein Präventivschlag, um Frankreich, Belgien und die Niederlande als Kriegsgegner des Deutschen Reiches auszuschalten und die ebenfalls gegen Deutschland marschierenden britischen Truppen am Übersetzen über den Ärmelkanal zu hindern.
Mit Bekanntwerden des Venlo-Zwischenfalles war der Nachweis erbracht worden, daß die Niederlande entgegen der von ihnen erklärten angeblichen Neutralität ebenfalls als Feinde Deutschlands anzusehen waren. Bereits Wochen zuvor hatte die Gestapo unter Walter Schellenberg durch Funkverkehr einer vermeintlichen deutschen „Opposition” mit dem englischen Geheimdienst in Erfahrung gebracht, daß nun - nach dem im deutschen Sinne erfolgreichen Polenfeldzug - ein gewaltsamer Umsturz der deutschen Regierung seitens Englands, das Deutschland den Krieg erklärt hatte, geplant gewesen sei.
Ein erwarteter deutscher Vormarsch nach der einseitigen Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland vom 3. September 1939 sollte durch einen Einbruch der französischen Armee und ihrer Verbündeten bis zu einer Linie von Antwerpen, entlang des Flusses Dijle südlich und westlich von Brüssel bis zur französischen Grenze bei Dinant begegnet werden. Zunächst wurde der Plan jedoch nicht umgesetzt, um die deutsche Reaktion auf die Kriegserklärung abzuwarten und es kam zum sogenannten Sitzkrieg.
Am 10. Januar 1940 kam es zu einer vorgetäuschten Notlandung einer deutschen Messerschmitt Me-108 im nachgewiesenermaßen feindlich kontrollierten, angeblich jedoch neutralen, Belgien. Der Luftwaffenoffizier Major Helmut Reinberger und der Flugzeugführer Major Erich Hönmanns hatten Pläne bei sich, die einen geplanten deutschen Vormarsch analog dem Schlieffen-Plan des Ersten Weltkrieges vortäuschten und gaben an, sie hätten sich angeblich auf dem Weg von Münster nach Köln verflogen und den Rhein mit einem anderen Fluß verwechselt. Zur Tarnung und um eine Vernichtungsabsicht vorzutäuschen, kokelten die beiden Männer die mitgeführten Unterlagen vor ihrer Verhaftung etwas an. Die beschlagnahmten Pläne wurden von Belgien dann an die Engländer weitergegeben, eine weitere, allerdings nunmehr erwartete, Neutralitätsverletzung Belgiens gegenüber Deutschland.
Damit war der Gegner getäuscht und der französische Dyle-Plan kam zur Ausführung. Der nachfolgende deutsche Sichelschnitt im Zuge des Westfeldzuges 1940 führte dann zur Abschnürung und Einkesselung des Gegners.
Siehe auch
Literatur
- Karl-Heinz Frieser: Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940; Verlag Oldenbourg, München ³2005, ISBN 978-3-486-57824-9 [473 S.] (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)