Venlo-Zwischenfall

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Deutsche Allgemeine Zeitung vom 22. 11. 1939
Völkischer Beobachter zur Festnahme Georg Elsers und seiner Hintermänner

Beim sogenannten Venlo-Zwischenfall wurden am 9. November 1939, während sich Großbritannien mit dem Deutschen Reich im Krieg befand, an der deutsch-niederländischen Grenze bei Venlo zwei Offiziere des britischen Secret Intelligence Service nach Deutschland verbracht.

Einzelheiten

Nach offizieller Verlautbarung geschah dies bei einem versuchten Grenzübertritt der beiden Personen Major Richard Henry Stevens und Captain Sigismund Payne Best. Beide waren Leiter zweier britischer Geheimdienst-Organisationen mit Sitz in Den Haag und vorrangig für die Spionage in Deutschland zuständig. Von feindlicher englischer Seite hieß es, die Männer seien angeblich „entführt” worden. Fakt ist jedoch, daß an der besagten Stelle der Grenzverlauf sehr unübersichtlich war und es sich nur um wenige Zentimeter niederländischen Hoheitsgebietes gehandelt haben könnte, zumal kein niederländischer Beamter, offenbar in der Annahme, daß die Verhaftung bereits auf deutschem Hoheitsgebiet erfolgte, einschritt. Andere Quellen erwähnen einen Schußwechsel zwischen Engländern, Niederländern und Deutschen.

Verhaftung und Folgen

Die Verhaftung war unmittelbare Folge des am Tag zuvor erfolgten Bürgerbräuattentates auf den Führer Adolf Hitler durch den Attentäter Georg Elser. Bereits Wochen zuvor hatte die Gestapo unter Walter Schellenberg durch Funkverkehr einer vermeintlichen deutschen „Opposition” mit dem englischen Geheimdienst in Erfahrung gebracht, daß nun - nach dem im deutschen Sinne erfolgreichen Polenfeldzug - ein gewaltsamer Umsturz der deutschen Regierung seitens Englands, das Deutschland den Krieg erklärt hatte, geplant gewesen sei. Unter Führung von Alfred Naujocks und Walter Schellenberg erfolgte die Verhaftung der englischen Geheimagenten.

Der Venlo-Zwischenfall machte weite Teile des britischen Spionagenetzes in West- und Mitteleuropa nahezu wertlos und führte zum Rücktritt des niederländischen Geheimdienstchefs. Im nachfolgenden Treffen zwischen Walter Schellenberg und dem deutschen Außenminister Joachim von Ribbentrop sagte dieser:

"Der Führer ist fest davon überzeugt, dass durch das Venlo-Material die Neutralitätsverletzung Hollands zugunsten Großbritanniens einwandfrei erwiesen ist, und er wünscht, dass ein entsprechender Bericht darüber angefertigt wird."

Auch aus diesem Grunde erfolgte, ein halbes Jahr darauf, im Mai 1940 mit dem Westfeldzug der deutsche Einmarsch in den Niederlanden, deren angebliche Neutralität durch die Zusammenarbeit mit dem englischen Secret Service unglaubwürdig geworden war. Die Erkenntnisse aus der Verhaftung der beiden Agenten lieferten ebenso wertvolle Hinweise für die später geplante Operation Seelöwe.

In einer Biographie des britischen Geheimdienstoffiziers Sigismund Payne Best beschreibt ein niederländischer Freund von Best, wie Georg Elser in Zürich 4.000 RM erhielt, um ein Attentat auf Hitler auszuführen. Otto Strasser, der auch von der nationalsozialistischen Presse als Drahtzieher Elsers beschuldigt wurde, hatte das Treffen eingefädelt. Der Niederländer Henri A. Bulhof beruft sich dabei auf Tagebücher von Best, der ebenfalls im Venlo-Zwischenfall involviert gewesen war.

Die Akte

Erst 70 Jahre nach dem Vorfall, im Jahre 2009, wagte die englische Regierung das Dossier „Venlo Incident” des britischen Außenministeriums zu veröffentlichen, das ursprünglich sogar bis 2015 gesperrt gewesen war. Auf Grund eines Versehens lief die Sperrfrist jedoch vorzeitig ab. Dieser Geheimakte ist zu entnehmen, daß die Engländer seinerzeit tatsächlich davon ausgingen, es mit angeblichen Hitlergegnern zu tun zu haben und sich mit diesen bei Venlo treffen wollten. Auch wird daraus eine tatsächliche Verwicklung in das Bürgerbräuattentat durch den englischen Geheimdienst ersichtlich. Es wird jedoch vorgeschlagen, dies öffentlich vehement zu leugnen. Darüber hinaus offenbart das Pamphlet den Haß der damaligen britischen Führung gegenüber der deutschen Regierung und den innigen Wunsch einer innen- und außenpolitischen Destabilisierung Deutschlands durch Unterstützung eines Militärputsches.

Offensichtlich wurde die Akte im November 1939 von Alexander Cadogan, Staatssekretär im Außenministerium, zusammengestellt. Ein Grund scheint die Entgegnung der deutschen Verlautbarungen, die den britischen Geheimdienst für das Bürgerbräuattentat auf Adolf Hitler verantwortlich machte, gewesen zu sein. Vor diesem Hintergrund ist die Authentizität und die Vollständigkeit der zwischen London, Den Haag und den Deutschen ausgetauschten Nachrichten auf den Seiten 7 bis 19 durchaus kritisch zu betrachten. Als Wegweiser durch die Akte können Seite 25, Seite 26, Seite 27 und Seite 28 dienen, die den Titel „Zusammenfassung der Ereignisse” tragen und auf Grund ihres letzten Satzes am 18. November 1939 verfaßt worden sein müssen.[1]

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Literatur

  • S. Payne Best, Nigel Jones: „The Venlo Incident, How the Nazis fooled Britain”, Verlag: Pen & Sword Books, 2009, ISBN 9781848325586 (englisch)
  • Henri A. Bulhof: Biografie van Sigismund Payne Best; Oosterbeek 1991 (bislang unveröffentlichtes Manuskript in niederländischer Sprache)

Verweise

Fußnoten

  1. Quelle: georg-elser-arbeitskreis.de: Geheimakte "Venlo Incident"
  2. Sehr umfangreiche Seite, allerdings in ihren Folgerungen im Sinne der derzeitigen politischen Korrektheit gehalten.