Haubitze
Als Haubitzen werden seit dem 19. Jahrhundert Mehrzweckgeschütze der Artillerie bezeichnet, die sowohl in der oberen als auch in der unteren Winkelgruppe schießen können und sich dadurch von den Feldkanonen und Mörsern klar abgrenzen. Es ist ihnen daher möglich, sowohl sichtbare Ziele im direkten Richten mit Flachfeuer als auch Ziele hinter Deckungen mit indirektem Steilfeuer zu bekämpfen – was allerdings auf größere Entfernungen auch mit Feldkanonen möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Bezeichnung „Haubitze“ stammt aus dem 15. Jahrhundert, wo bereits 1410 in der Schlacht bei Tannenberg durch das weit unterlegene Heer des Deutschen Ritterordens Steinbüchsen zum Beschuß der Massen des anstürmenden Feindes verwendet wurden. Steinbüchsen wurden mit Schwarzpulver geladen und konnten Steinkugeln streuartig verschießen. Die Kugeldurchmesser der Geschütze reichten von 12 cm bis zu 80 cm. Aus den Steinbüchsen wurden die Hauptbüchsen, schwere und mittlere Steinbüchsen.
Der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I.[1] hat als erster versucht, die Geschützkaliber zu vereinheitlichen; er scheiterte daran, dass die Steinbüchsen alle Einzelstücke waren, die entweder für die Normeisenkugel zu viel Pulver brauchten, dem die Rohre nicht gewachsen waren, oder daß die Eisenkugeln mit dem höheren spezifischen Gewicht nicht die gewünschte Wirkung hatten. Im Jahre 1504 war die letzte Hauptbüchse bei der Belagerung von Kufstein in Gebrauch.
Feldhaubitze
Feldhaubitzen sind auf Lafetten montiert, die von Zugmaschinen gezogen werden und Teil der Feldartillerie sind. Hier hat sich seit der Einführung dieser Art von Geschütz nicht viel geändert.
Feldkanonen und -haubitzen der Wehrmacht und Waffen-SS
Kaliber/Typ | Reichweite | V0 | Zugmaschine | Einführung | Bemerkung |
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7,5-cm-Feldkanone 16nA | 9.100 m | 540 | bespannt oder motorisiert | 1916 | modifizierte Version der 7,7-cm-Feldkanone 16 aus dem Ersten Weltkrieg, bei Kriegsbeginn noch 298 Stück im Bestand |
7,5-cm-Feldkanone 246(n) | 10.000 m | 500 | bespannt oder motorisiert | 1901 | norwegisches Beutegeschütz für Besatzungstruppen in Norwegen |
7,62-cm-Feldkanone 269(r) | 13.600 m | 680 | 1941 | sowjetisches Beutegeschütz „Ratsch-Bumm“ | |
10-cm-Kanone 17 | 16.500 m | 650 | 1917 | im Ersten Weltkrieg erstmals eingesetzt, bis 1945 zur Küstenverteidigung genutzt | |
Schwere 10-cm-Feldkanone 18 | 19.000 m | 835 | 1940 | ||
10-cm-leichte Feldhaubitze 30(t) | 10.600 m | 430 | 1938 | tschechisches Beutegeschütz | |
10-cm-leichte Feldhaubitze 14/19(p) | 9.800 m | 398 | 1938 | polnisches Beutegeschütz | |
10,5-cm-leichte Feldhaubitze 16 | 9.225 m | 395 | meist bespannt | 1916 | entwickelt im Ersten Weltkrieg, Standardgeschütz der Divisionsartillerie bis zur Ablösung durch le.F.H. 18 |
10,5-cm-leichte Feldhaubitze 18 | 10.675 m | 470 | bespannt oder Raupenschlepper Ost (RSO) | 1935 | Standardgeschütz der Divisionsartillerie |
10,5-cm-leichte Feldhaubitze 324(f) | 10.700 m | 465 | 1940 | französisches Beutegeschütz | |
Schwere 10,5-cm-Kanone 35(t) | 18.100 m | 730 | 1939 | tschechisches Beutegeschütz | |
12,2-cm-leichte Feldhaubitze 388(r) | 8.960 m | 365 | 1941 | sowjetisches Beutegeschütz | |
15-cm-schwere Feldhaubitze 13 | 8.675 m | 385 | bespannt bzw. Sd.Kfz. 7 | 1914 | Standardgeschütz der schweren Abteilung der Divisionsartillerie bis zur Ablösung durch s.F.H. 18 |
15-cm-schwere Feldhaubitze 18 | 13.325 m | 620 | bespannt bzw. Sd.Kfz. 7 | 1935 | Standardgeschütz der schweren Abteilung der Divisionsartillerie |
15-cm-schwere Feldhaubitze 15 (t) | 11.500 m | 508 | 1938 | tschechisches Beutegeschütz | |
15,2-cm-Kanonenhaubitze 433/1(r) | 16.000 m | 655 | 1941 | sowjetisches Beutegeschütz |
Neben den aufgeführten Geschützen kamen noch zahlreiche weitere Beute-Geschütze zum Einsatz.
Panzer- und Gebirgsartillerie
Bereits während des Zweiten Weltkrieges wurden gepanzerte und auf Kettenfahrgestell beweglich gemachte Haubitzen (Selbstfahrlafette auf Kettenfahrgestell) eingesetzt wie die deutsche „Heuschrecke“, die Panzerhaubitze „Wespe“ (PzH „Wespe“) oder die Panzerhaubitze „Hummel“ (PzH „Hummel“). Diese Geschützart wird als Panzerhaubitze bezeichnet, diese zählt zur Panzerartillerie.
Panzerartillerie der Wehrmacht und Waffen-SS
Die Bildung der Panzerartillerie vollzog sich zunächst behelfsmäßig. Nicht mehr den Frontbedingungen entsprechende Panzer wie die PzKw 38(t), PzKw I und PzKw II, aber auch französische Beutepanzer durch Alfred Becker umgebaut, unter anderem der Typen Lorraine, Somua oder Renault, wurden zu „Gerätewagen“ abgerüstet und dann als Selbstfahrlafetten mit Infanteriegeschützen (s.I.G.33), erbeuteten 7,62-cm-Feldkanonen 269(r) oder Feldhaubitzen (10,5 cm) bestückt. Ergebnis war eine Vielfalt verschiedener Ausführungen.
Waffensysteme der Panzerartillerie
Typ | Kaliber | Gw | Einführung | Bemerkung | |||
Sturmgeschütz III (Sd.Kfz. 142, 142/1 StuG III) | 7,5 cm | PzKw III | 1940 | ab Ausf. F (1942) mit Langrohr | |||
Sturmhaubitze 42 (Sd.Kfz. 142/1 StuH 42) | 10,5 cm | PzKw III | 1943 | ||||
Sturmpanzer IV „Brummbär“ (Sd.Kfz. 166) | 15 cm | PzKw IV | 1943 | ||||
Sturmgeschütz IV (Sd.Kfz. 163 StuG IV) | 7,5 cm | PzKw IV | 1943 | ||||
Sturmtiger | 38 cm | PzKw VI | 1943 | schwerstes Sturmgeschütz, das in den Einsatz gelangte | |||
StuG M42(i) | 7,5 cm | PzKw M13/40 | 1943 | von den Italienern übernommene Semovente 75/18 | |||
Panzerhaubitze „Wespe“ (Sd.Kfz. 124) | 10,5 cm le.F.H.18 | PzKw II | 1943 | ||||
Panzerhaubitze „Hummel“ (Sd.Kfz. 165) | 15 cm s.F.H.18/1 | PzKw IV | 1943 | ||||
12,8-cm-Selbstfahrlafette L/61 „Sturer Emil“ (Sd.Kfz. 165) | 12,8 cm | Fahrgestell VK 3001(H) | 1943 | nur zwei gebaut |
Gebirgsartillerie der Wehrmacht und Waffen-SS
Die Situation im Gebirge stellte besondere Bedingungen an den artilleristischen Einsatz. Extreme Geländeverhältnisse und rasch umschlagende Wetterbedingungen erschwerten das plangenaue Schießen durch Herstellen sicherer Schießgrundlagen und verlangten besonderes artilleristisches Können. Der VB der Gebirgsjäger konnte in zerklüftetem Gelände nicht das Ziel mit Weit- und Kurzschüssen „eingabeln“, sondern mußte sich von einer Seite kommend an das Ziel „heranschießen“. Höher liegende Ziele oder Hinterhangziele konnten oft nur im Steilfeuer beschossen werden; die Gebirgsgeschütze waren daher auch auf das Feuern in der oberen Winkelgruppe (>45° Erhöhung) ausgelegt.
Ein weiteres Problem stellten Transport und Versorgung in steilem und unwegsamem Gelände dar. Die Geschütze waren daher in Traglasten zerlegbar und wurden zusammen mit Munition und Ausrüstung durch Pferde- und Maultier-Tragkolonnen in die Feuerstellung transportiert.
Waffensysteme der Gebirgsartillerie
Kaliber/Typ | Reichweite | V0 | Zugmaschine | Einführung | Bemerkung |
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6,5-cm-Gebirgskanone 26(i) | 6.500 m | 350 | Tragtiere | 1943 | italienisches Beutegeschütz |
7,5-cm-Gebirgskanone 15 | 6.650 m | 382 | Tragtiere | 1938 | vom deutschösterreichischen Heer übernommen |
7,5-cm-leichtes Gebirgsinfanteriegeschütz 18 | 3.550 m | 220 | Tragtiere | 1939 | Begleit-Geschütze der Gebirgsjäger-Bataillone |
7,5-cm-Gebirgsgeschütz 36 | 9.250 m | 475 | einachsige Karette, bespannt, oder Tragtiere | 1940/41 | Standardwaffe der Gebirgsartillerie |
7,5-cm-Gebirgskanone 238(f) | 9.000 m | 375 | Tragtiere | 1940 | französisches Beutegeschütz |
7,62-cm-Gebirgskanone 307(r) | 10.100 m | 500 | Tragtiere | 1941 | sowjetisches Beutegeschütz |
10-cm-Gebirgshaubitze 316(i) | 9.280 m | 405 | Tragtiere | 1943 | italienisches Beutegeschütz |
10-cm-Gebirgshaubitze 16/19(t) | 10.900 m | 464 | Tragtiere | 1943 | tschechisches Beutegeschütz |
10,5-cm-Gebirgshaubitze 40 | 12.625 m | 570 | 5 einachsige Karetten hinter Kettenkrad | 1942 | Standardwaffe der Gebirgsartillerie |
Siehe auch
- Artillerie
- Panzerabwehr
- Panzertruppe der Wehrmacht und Waffen-SS
- Sturmartillerietruppe der Wehrmacht und Waffen-SS
- Artillerietruppe der Wehrmacht und Waffen-SS