Erthal, Franz Ludwig von

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Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal

Franz Ludwig Freiherr von und zu Erthal (Lebensrune.png 16. September 1730 in Lohr am Main; Todesrune.png 14. Februar 1795 in Würzburg) war von 1779 bis 1795 Fürstbischof von Würzburg und Bamberg.

Leben

Aus dem Geschlecht derer von und zu Erthal, das im nördlichen Unterfranken seßhaft war, gingen 17 Domherren des Würzburger Bistums hervor.

Der Vater der beiden „bischöflichen“ Brüder Friedrich Karl Joseph und Franz Ludwig von Erthal war der kurmainzische Amtmann zu Lohr Philipp Christoph von Erthal, die Mutter Maria Eva von Bettendorf.

Karl Theoderich von Aufseß nominierte 1740 Franz Ludwig als Domizellar für das Domkapitel in Würzburg. Erthal studierte in Bamberg, Mainz und Würzburg, besuchte dort kirchenrechtliche Vorlesungen. An der Sapientia, einer päpstlichen Universität zu Rom, studierte er Theologie. Anschließend arbeitete er beim Reichshofrat in Wien und einigen anderen deutschen Höfen. Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim ernannte ihn 1755 zum Hofrat. Als würzburgischer und fuldischer Gesanter in Wien wurde Kaiser Joseph II. auf ihn aufmerksam, erteilte ihm den Titel eines Geheimen Rates und ernannte ihn zum Visitationskommissär des Reichskammergerichtes zu Wetzlar. Im Jahre 1779 wurde er zum Fürstbischof der Bistümer Würzburg und Bamberg berufen, die er in Personalunion regierte.

Das Priesterseminar, die bischöfliche Ausbildungseinrichtung im Bistum Würzburg, war bis 1788 im sogenannten Borgiasbau untergebracht, den Erthal im besagten Jahr abbrechen ließ. An dessen Stelle wurde ein dreistöckiger Neubau errichtet, in dem man die Seminarbibliothek eröffnete. Das ehemalige Jesuitenkolleg beherbergte ab 1789 das Priesterseminar. Um die bestmögliche Gestaltung des Seminars zu erreichen, sandte Erthal den Regens Andreas Josef Fahrmann 1787 in andere Städte und Einrichtungen Süddeutschlands, besonders nach Straßburg und Bisanz. 1790 ernannte Erthal Dr. Adam Joseph Onymus zum Regenten des Priesterseminars, das ab sofort den Namen ad Pastorem bonum (Zum guten Hirten) führte. Um dem Regenten mehr Freiraum zu verschaffen, gab der Fürstbischof dem Seminar den Status einer Personalpfarrei. Rund 40 Alumnen (Schüler) studierten zu seiner Anfangszeit als Fürstbischof dort, 68 waren es in seinem Todesjahr 1795.

Noch 1712 zählte man im Bistum Würzburg rund 375 Pfarrstellen. Diese wurden in der fast 16jährigen Regierungszeit Fürstbischof Erthals um 16 neue Pfarreien ergänzt. Gottesdienste und auch die Predigten übernahm Erthal teilweise persönlich. Das gesteigerte, die eigenen Kräfte allmählich überfordernde Pflichtethos Erthals wurde oft von Zeitgenossen mit dem friderizianisch-preußischen Ideal vom Fürsten als erstem Diener des Staates verglichen. Auch die Geistesströmung der Aufklärungszeit war dem Fürstbischof nicht unvertraut geblieben. Veraltete Lehrbücher ließ er durch neue und aktuelle ersetzen. Den Benediktiner Maternus Reuß sandte Erthal 1792 nach Königsberg, um bei Immanuel Kant authentisch dessen Philosophie zu hören. Auch in Jena, Wien, Salzburg und Göttingen besuchte Reuß die Universitäten. Auf Wunsch Erthals, der den deutschen Volksgesang beim Gottesdienst fördern wollte, stellte der Theologe Franz Berg 1781 die „Lieder zum katholischen Gottesdienste“ zusammen. 1784 erschienen in Würzburg die „Gebethe und Lieder zum Frühgottesdienst“. Die meisten Andachtsbücher und Katechismen der seinsheimischen Vorgängerzeit wurden neu aufgelegt.

Im Jahre 1791 gründete Erthal das Naturalienkabinett Bamberg als Lehreinrichtung der dortigen Universität. Er ließ einen zweigeschossigen Saal durch das Herausnehmen von Zwischendecke und Wänden vergrößern und im frühklassizistischen Stil einrichten. Mit seinem Tod 1795 standen die Arbeiten am Saal für acht Jahre still. Später wurde aus diesem Naturalienkabinett der ansehnliche Vogelsaal des heutigen Naturkundemuseums.[1]

1793 verkündete ein Hirtenbrief Erthals die Aufforderung des Papstes Pius VI. an die Geistlichkeit, die aus Frankreich vor der Französischen Revolution vertriebenen oder geflohenen Priester zu unterstützen. Die Schrift warnte vor einem falsch verstandenen Freiheitsbegriff in bezug auf die politischen Ereignisse in Frankreich.

Der fortschrittliche Fürstbischof schrieb Preise aus, wenn die Seelsorger für pastorale und soziale Fragen Lösungsvorschläge einreichten. Für die Wintermonate gestattete er auf Wunsch der Eltern Kindstaufen auch im Elternhaus, statt in den unbeheizten Kirchen. Das von Fürstbischof Seinsheim zugelassene Lotteriespiel hob er 1786 auf. Unablässig war Erthals Bemühung für die Bildung: Er regelte den Bau und die Einrichtung von Schulen neu und setzte sich für die Einführung sogenannter Industrieschulen ein, in denen die Kinder praktische Fähigkeiten für Haushalt, Landwirtschaft oder Gartenbau lernen sollten.

Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal verstarb von langjähriger Überforderung seiner Kräfte verzehrt am 14. Februar 1795 in Würzburg, wo er im St.-Kilians-Dom seine letzte Ruhe fand.[2]

Literatur

Fußnoten

  1. Der Vogelsaal im Naturkunde-Museum Bamberg, 2019 (Broschur)
  2. Erik Soder von Güldenstubbe in Unterfränkische Geschichte – Vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Eingliederung in das Königreich Bayern. Band 4/2, Echter Verlag, Würzburg 1989, Seite 60–66