Fromm, Erich
Erich Fromm (geb. 23. März 1900 in Frankfurt am Main; gest. 18. März 1980 in Muralto bei Locarno, Tessin) war ein jüdischer promovierter Soziologe. Ohne ärztliche oder sonstige medizinische Ausbildung betätigte er sich als Laienpychologe, entwarf sozialpsychologische Theorien und gilt im westlichen Wissenschaftsbetrieb als „Psychoanalytiker“.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Erich Fromm war der Sohn des jüdischen Fruchtweinhändlers Naphtali Fromm. Er stammte aus einer streng religiösen jüdischen Familie, aus der zahlreiche Rabbiner hervorgegangen waren.[1] Auch er wollte ursprünglich diese Laufbahn einschlagen.
Fromm ging bei Rabbi Noel in die Lehre. Er studierte Jura ab 1918 in Frankfurt am Main, brach dieses Studium ab,[2] ging nach zwei Semestern nach Heidelberg, wo er Soziologie, Psychologie und Philosophie hörte und in Soziologie über „Das jüdische Gesetz“ 1922 bei Alfred Weber promovierte.
Anschließend war er von 1922 bis 1926 in München für Medizin eingeschrieben und besuchte das Psychoanalytische Institut in Berlin.[3] 1926 heiratete er die aus einer jüdischen Bankiersfamilie stammende Psychoanalytikerin Frieda Reichmann (1889–1957; Scheidung 1931). Er betrieb zur Weimarer Zeit mit seiner Frau das nach streng jüdischer Sitte ausgerichtete „Freie Jüdische Lehrhaus“. Ohne medizinische Ausbildung gründete er 1929 mit seiner Frau ein Frankfurter Institut für Psychoanalyse und betätigte sich fortan auch als Laienpsychologe. Von 1929 bis 1932 hatte er eine Stelle als Dozent für Psychoanalyse und Sozialforschung an Max Horkheimers „Institut für Sozialforschung“ in Frankfurt – der sogenannten „Marxburg“inne (→ Frankfurter Schule).[4]
Wirken
Erich Fromm versuchte, Moses, Marx und Freud zu verknüpfen, „propagierte die Endzeitpropheten Jesaja, Arnos und Hosea“[5] und gewann großen Einfluß auf die sogenannte „Neue Linke“.[4]
Als erklärter Marxist und Anhänger der psychologischen Theorien von Sigmund Freud wurde er 1929 durch Leo Löwenthal, mit dem er schon jahrelang bekannt war und in der orthodoxen jüdischen Gemeinde Frankfurts eine wichtige Rolle gespielt hatte, von Berlin nach Frankfurt in das von Karl Landauer und Heinrich Meng geleitete Frankfurter Psychoanalytische Institut geholt, das nicht zufällig in den Räumen des Instituts für Sozialforschung untergekommen war, an dem er 1930 auf Lebenszeit als Leiter der sozialpsychologischen Abteilung eingestellt wurde, wo er unter Horkheimers besonderer Förderung die Freud'sche Lehre in die „Kritische Theorie“ einbrachte. In seinem 1931 erschienenen Aufsatz „Politik und Psychoanalyse“ bezeichnete er diese als das Mittel, „den Weg von der ökonomischen Bedingung durch Kopf und Herz des Menschen hindurch bis zum ideologischen Resultat“ zu verfolgen.[6] Seine Schriften der folgenden Jahre wurden von seinen Kollegen am Institut für Sozialforschung als „radikale marxistische Sozialpsychologie“ betrachtet.[7] Er lebte ab 1934 in den Vereinigten Staaten, arbeitete unter Horkheimer an dessen Neu Yorker Institut, war später Professor an den Universitäten Mexiko (1951–1957), Michigan (1958–1962) und Neu York (ab 1962).[8] Er veränderte die Theorien Freuds und verband sie mit der bereits von den Naturwissenschaften widerlegten Milieutheorie, die die Umweltgebundenheit des Menschen bei Leugnung seiner erblichen Bedingtheit vertritt. Den so veränderten Freudianismus koppelte er mit dem Marxismus.[2]
Mit Alexander Mitscherlich war er vor allem für die Übernahme der von den VSA den Deutschen verordneten Psychoanalyse als Mittel der Umerziehung verantwortlich und bewirkte die Verbreitung dieser Ansichten in einer weiten Öffentlichkeit, nachdem sie vorher in Deutschland im Gegensatz zu den VSA nur die Aufmerksamkeit kleiner wissenschaftlicher Gruppen gefunden hatten. Erst durch diese Bestrebungen wurde die Psychologie zu einem Modestudium in Westdeutschland und konnte sich später verheerend besonders in der Pädagogik auswirken. An der Politisierung der Psychoanalyse und an ihrem Mißbrauch zu ideologischen Zwecken hat Erich Fromm erheblichen Anteil. Schon 1931 hatte er zu Beginn seiner Frankfurter Tätigkeit den programmatischen Artikel „Politik und Psychoanalyse“ veröffentlicht. Durch seine Beiträge in Horkheimers „Zeitschrift für Sozialforschung“ und einen Artikel in dem schon in Frankfurt vorbereiteten, dann nach der Auflösung des Institutes erst 1935 in Paris erschienenen Sammelband „Studien über Autorität und Familie“ der „Frankfurter Schule“ wirkte er stark auf die amerikanische neo-freudianische Schule ein, die schnell größte Bedeutung für die VSA gewann und aus deren Kreisen später die Methoden der Psychologischen Kriegführung wie das Umerziehungsprogramm für Westdeutschland maßgeblich hervorgingen.[2]
Ab 1965 lebte Erich Fromm in der Schweiz. Er starb am 18. März 1980 in Muralto in der Südschweiz.
Werke
Zu seinen Hauptwerken gehören die Bücher: „Die Furcht vor der Freiheit“ (1942), „Psychoanalyse und Ethik“ (1947), „Sigmund Freuds Psychoanalyse“ (1959), „Haben und Sein“ (1976) und „Anatomie der menschlichen Destruktivität“ (1977).
Filmbeitrag
Erich Fromm über den angepaßten Menschen