Wallraff, Günter
Hans Günter Wallraff ( 1. Oktober 1942 in Burscheid) ist ein deutschfeindlicher Journalist („Enthüllungsjournalist“) und Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Hans Günter Wallraff wurde am 1. Oktober 1942 in Burscheid bei Köln geboren. Sein Vater arbeitete bei Ford am Fließband und die letzten Jahre aus gesundheitlichen Gründen als Prüfer am Schreibtisch. Er starb, als Wallraff 16 Jahre alt war. Seine Mutter stammte aus einer südfranzösischen Hugenottenfamilie, die in Köln ein Klaviergeschäft besaß.[1] Nach der mittleren Reife an einem Kölner Gymnasium absolvierte Wallraff eine Buchhändlerlehre und arbeitete in diesem Beruf, bis er 1963 von der Bundeswehr eingezogen wurde. Sein Antrag auf Wehrdienstverweigerung wurde abgelehnt.[2] Weil er sich weigerte, eine Waffe in die Hand zu nehmen, wurde er zur Beobachtung in ein psychiatrisches Lazarett eingewiesen und nach zwei Monaten als „abnorme Persönlichkeit, verwendungsunfähig auf Dauer“ sowie für „Krieg und Frieden untauglich“ entlassen. Über dieses Schlüsselerlebnis berichtet Wallraff – ermuntert von Heinrich Böll – in „Mein Tagebuch aus der Bundeswehr“ (1970).[2]
1966/67 arbeitete Wallraff für das Witzblatt „pardon“. Im Anschluß war er bei „konkret“, dessen Herausgeber Klaus Rainer Röhl nach eigenem Bekunden aus der „DDR“ finanziert wurde. Wallraff gründete 1970 zusammen mit DKP-Vorstandsmitglied Peter Schutt den „Werkkreis 1970“. Er debütierte 1970 als Buchautor („Industriereportagen“) und nahm 1973 als einziger westdeutscher Autor am sowjetischen Schriftstellerkongreß in Alma Ata teil.
Sein Buch „Ganz unten“, das über seine Erfahrungen als verkleideter Türke „Ali“ berichtet, wurde von den etablierten Medien gefördert wie vorher kein zweites in der Bundesrepublik.[3] Gleichwohl versteht sich Wallraff als „Außenseiter“ und Kämpfer gegen das „Establishment“. Das rororo-Autorenlexikon schreibt über Wallraff: „Politisch der DKP nahestehend.“
Günter Wallraff war 2009 als Verdeckter Ermittler für seine Reportage „Schwarz auf Weiß“ unterwegs. Dunkel geschminkt, war er mit einer Kameramannschaft monatelang als Somalier „Kwami Ogonno“ quer durch Deutschland gezogen, wollte so latentem oder offenem Rassismus auf die Spur kommen. Die schwarze Autorin Noah Sow kritisierte damals: „Er äfft unterdrückte Minderheiten nach und erntet damit Geld, Aufmerksamkeit und sogar Respekt.“ [4]Das gegen Wallraff eingeleitete Verfahren u. a. wegen Sozialbetrugs[5] wird eingestellt.[6] Mittlerweile hat er auch eine Sendung auf RTL[7]. Er übte auch Kritik an der Türkei.[8]
Gegen Rechts
Wallraff ist „Gegen Rechts“-Aktivist, u. a. bei „Respekt! Kein Platz für Rassismus“.
BRD-Referenzen und Auszeichnungen
- 1968: Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für „Industriereportagen“
- 1979: Gerrit-Engelke-Preis (zusammen mit Günter Herburger)
- 1983: Monismanienpreis / Göteborgs Nation und Universität Uppsala (S)
- 1984; Carl-von-Ossietzky-Medaille
- 1985: Literaturpreis der Menschenrechte (Frankreich) zusammen mit James Baldwin
- 1987: British Academy of Film and Television Arts
- 1987: Französischer Medienpreis Prix Jean d’Arcy für den Film „Ganz unten“
- 2010: Martinipreis der SPD Südpfalz
- 2010: Gerty-Spies-Literaturpreis
- 2010: Siebenpfeiffer-Preis der Siebenpfeiffer-Stiftung
- 2011: Gold World Medal beim Neu York Festival in der Kategorie Investigativer Report für den Film „Schwarz auf Weiß“
Mitgliedschaften
Günter Wallraff ist u. a. Mitglied des Bürgerkomitees alternative Ehrenbürgerschaft, das in Köln die alternative Ehrenbürgerschaft vergibt. Er unterstützt als Botschafter die Initiative „Respekt! Kein Platz für Rassismus“.
Zitat
- „Einen Unterschied zu der Zeit vor dreißig Jahren gibt es: Der alltägliche Rassismus ist nicht mehr so verbreitet. Das gilt leider nicht für bestimmte Regionen Deutschlands, schon gar nicht für PEGIDA-Anhänger. Aber deren Hetze ist nicht mehrheitsfähig, Rassismus ist in Deutschland nicht mehr mehrheitsfähig.“[9]
Filmbeiträge
Verweise
- Ellen Kositza: Den alltäglichen Rassismus in Deutschland..., Sezession, 16. Oktober 2009