Ganswindt, Hermann

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Hermann Ganswindt galt mit seinem Weltenfahrzeug 1881 als Vorkämpfer der Raumfahrt: „Hermann Ganswindt war ein exzentrischer Erfinder und höchst-kreativer Geschäftsmann, der zu seiner Lebenszeit trotz seiner revolutionären Denkweise und innovativen Erfindungen mächtig unterschätzt wurde. Als Erfinder des Helikopters und Raketenpionier verbleibt er in der Geschichte als ein Weitsichtiger, der seiner Zeit weit voraus war.“[1]

Johann Hermann Ganswindt (Lebensrune.png 12. Juni 1856 in Voigtshof bei Seeburg in Ostpreußen; Todesrune.png 25. Oktober 1934 in Berlin) war ein deutscher Erfinder und Raumfahrt- sowie Raketenpionier, der sich neben der Lenkbarkeit von Luftschiffen und der Entwicklung von Hubschraubern auch mit der Weltraumfahrt beschäftigte. Schon im Jahre 1881 beschäftigte er sich mit dem Konzept eines Weltenfahrzeuges, ein durch Rückstoß angetriebenes mehrstufiges Raumschiff. Zeitgenossen nannten ihn den „Edison von Schöneberg“.[2] Zu seinen Verwandten gehörte der spätere Ritterkreuzträger, Flieger-As Arnold Döring.

Leben

Der Ganswindt-Hubschrauber
Das Weltenfahrzeug
Hermann Ganswindt mit seinen Kindern in Berlin-Schöneberg um 1930

Bereits als Junge erfand er den Freilauf für das Fahrrad, das er „Gesperre“ nannte. Er verbesserte damit die Funktion eines Holzwagens mit Tretantrieb, den ihm seine Brüder überlassen hatten. Erst sehr viel später ließ er seine Erfindung aus wirtschaftlichen Gründen patentieren.[3] Darüber hinaus erfand und patentierte er das Einrad.[4]

Nach dem Besuch des Gymnasiums in Rößel und Lyck und anschließendem Abitur begann er auf Wunsch seines Vaters ein Jurastudium. Das Römische Recht bezeichnete er jedoch als „Unrechtssprechung“ und widmete sich deshalb der Physik. Er beschrieb ein lenkbares Luftschiff als erster in seiner physikalischen Funktionsweise, um damit spätere Weltraumfahrzeuge in die obere Atmosphäre schleppen zu können. Sein diesbezüglicher Patentantrag wurde abgelehnt, da er den deutschen Behörden zu phantastisch erschien.

In Paris war jedoch seit 1871, als ein Großteil der Regierung auf die abenteuerlichste Art versucht hatte, mit Fesselballons der deutschen Belagerung zu entkommen, ein außergewöhnlich großes Interesse an lenkbaren Luftschiffen vorhanden. Bereits seit 1878 standen 200.000 Francs für die Entwicklung eines lenkbaren Luftschiffs bereit. Eine zündende Idee zu seiner Verwirklichung fehlte jedoch. Da wurde 1883 Ganswindts Patentschrift bekannt. Bereits am 9. August 1884 startete mit der „La France“ das erste lenkbare Luftschiff als angeblich französischer Idee, das (nach 20minütigem Flug und gegen schwachen Wind) aus eigener Kraft an seinen Ausgangsort zurückdirigiert werden konnte. Am 5. September 1884 berichte die Zeitschrift „Le Figaro“ über diese Fahrt in einem Artikel, der über ganze Passagen fast wörtlich mit Ganswindts in Deutschland abgelehnter Patentschrift übereinstimmte.

Ab 1884 entwickelte Hermann Ganswindt einen Hubschrauber, der eine Rakete in die oberen Luftschichten schleppen sollte, damit diese dann von dort selbsttätig zündete und weiterflog. Schon im Jahr 1888 hatte Ganswindt Berechnungen angestellt, denen zufolge für Hubschrauber ein parabolisches Flügelprofil verwendet werden mußte.

Für seine Rakete mit Rückstoßantrieb legte er bereits das später verwirklichte Zwei-Stufen-Prinzip fest. 1891 hielt er über sein Weltenfahrzeug erstmals einen Vortrag in Berlin. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme brachte er sich im Alter von 35 Jahren selbst das Klavierspielen bei, um als Konzertpianist aufzutreten. Er hoffte, damit seinen Bekanntheitsgrad und den seiner Erfindungen zu erhöhen und nutzte die Konzertpausen für Vorträge über Luftfahrt und Weltraumschiffe.

Ganswindts Entwurf eines Weltenfahrzeugs beschrieb Max Valier 1926 in seinem Buch „Der Vorstoß in den Weltenraum“ folgendermaßen:

„Als Antriebssystem dachte sich Ganswindt einen dickwandigen Stahlblock, der gleichzeitig eine Schwungmasse vorstellen sollte, um die Stöße der einzelnen Explosionen aufzunehmen und auszugleichen. Die Antriebskraft sollte durch den Auspuff der Gase der im Innern der Höhlung des Schwungblocks rasch hintereinander zur Explosion gebrachten Patronen eines (zunächst festgedachten, aber auch in flüssiger Form möglichen) Sprengstoffs von möglichst hohem Energiegehalt erzeugt werden...“

Zur Umsetzung seiner Ideen gründete Hermann Ganswindt ein Flugapparat-Unternehmen in Berlin-Schöneberg. Im Juli 1901 soll ihm, noch vor dem ersten Motorflug der Menschheitsgeschichte durch Gustav Weißkopf, mit einem selbst konstruierten Hubschrauber ein kurzer Flug gelungen sein. Sein Fluggerät nannte er Schraubenflieger.

Es soll sogar einen Film gegeben haben, der jedoch verschollen ist. Da die damaligen Motoren zu schwach waren, wickelte er ein Seil mit einem großen Gewicht um die Achse des Motors. Wenn man das Gewicht in ein tiefes Loch fallen ließ, setzte es den Motor in Bewegung. Zusätzlich mußte Ganswindt zur Stabilisierung ein Drahtseil, welches vom Boden zum Hallendach gespannt war, durch die Längsachse des Hubschraubers führen. Mit diesem „provisorischen Motor“ konnte Ganswindt seinen Flugapparat samt zwei Mann Besatzung einige Sekunden lang einige Meter hoch in der Luft halten und das Prinzip des Hubschraubers im Rahmen seiner Ausstellung eindrucksvoll demonstrieren. Auch die Gebrüder Wright benutzten Jahre später ein Fallgewicht beim Start ihres Flugzeugs, mit dem sie somit nach Ganswindt, Gustav Weißkopf und Karl Jatho den vierten Motorflug in der Geschichte vollführten. Der erste funktionsfähige Hubschrauber wurde erst 1936 von Focker (der FW 61) gebaut.

Da der Hubschrauber zusätzlich mit einem Draht gesichert war, wurde Ganswindt wegen angeblichen Betruges angezeigt und verhaftet. Seine Geräte wurden beschlagnahmt und zerstört. Nach kurzer Zeit mußte er jedoch wieder am 12. Juni 1902 freigelassen werden. Allerdings war seine Firma wegen des Einnahmeausfalls danach wirtschaftlich ruiniert. Der Berliner Kriminalkommissar Ruck, der ihn verhaftet hatte, war eigens deswegen bestochen worden.[5]

Letztlich scheiterten viele seiner Projekte an fehlender praktischer Umsetzung, was auch zu Anfeindungen gegen ihn führte.[6]

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Erfindungen

Auszüge aus „Erfindungen von Hermann Ganswindt“:

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Werke (Auswahl)

  • Die Lenkbarkeit des aerostatischen Luftschiffes: gemeinfaßlich mit ausführlichen Berechnungen und Zeichnungen dargestellt. Gsellius, Berlin 1884
  • Das jüngste Gericht. Erfindungen von Hermann Ganswindt. 2. vermehrte Auflage mit Illustrationen und Gutachten. Selbstverlag, Schöneberg bei Berlin 1899 (Auszüge PDF-Datei)
  • Ganswindt'sche Luftfahrzeuge
  • Das Weltenfahrzeug – Auszug aus dem Vortrag „Ueber die wichtigsten Probleme der Menschheit“, in: „Das jüngste Gericht: Erfindungen von Hermann Ganswindt“ (Antiqua PDF-Datei)

Literatur

  • Ralf Schauerhammer: Hermann Ganswindts Weltenfahrzeug und die Entwicklung der Luftfahrt in: „Pioniere der deutschen Luftfahrt“ (PDF-Datei)

Fußnoten

  1. Hermann Ganswindt – Ein exzentrischer Erfinder
  2. Die Grossen der Weltgeschichte: Registerband Band 12 von Die Grossen der Weltgeschichte, Kurt Fassmann, Max Bill
  3. Das Freilaufpatent in den VSA, Patentnummer: 632711, Eingetragen: 27. Dez. 1898, Ausgestellt: 12. Sept. 1899
  4. vgl.: Verkehrszeitung und industrielle Rundschau, Band 14, XIV. Jahrgang Nr, 51, 20. Dezember 1900: „Das Einrad“ (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  5. vgl.: Ganswindt: Die Wahrheit über die Gerichtsverhandlung vom 23. Bis 26. März 1904 wegen Beleidigung des Kriminalkommissars Rucks, 1904
  6. Franz Maria Feldhaus: „Luftfahrten Einst und Jetzt“, 1908, S. 122ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!