Döring, Arnold

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Leutnant Arnold Döring

Arnold Döring (Lebensrune.png 29. Januar 1918 in Heilsberg, Ermland, Ostpreußen; Todesrune.png 10. April 2001 in Düsseldorf) war ein deutscher Offizier der Wehrmacht, zuletzt Leutnant der Luftwaffe und Ritterkreuzträger des Zweiten Weltkrieges sowie Hauptmann der neu gegründeten Bundeswehr in der Nachkriegszeit.

Das Flieger-As Döring war Kampfflieger, Jagdflieger und Nachtjäger, er errang bei 392 Feindflügen 23 Luftsiege, 10 bei Tag, 13 bei Nacht. 7 bis 10 Luftsiege errang er mit der He 111 an der Ostfront gegen Jäger (MiG-1 und MiG-3) der Roten Luftwaffe. Selbst stürzte er 12 mal ab, überlebte aber alle Feindseligkeiten. Zu den Erfolgen in Dörings Kampfflieger-Einsätzen gehörten weiterhin 25 am Boden vernichtete Feindflugzeuge, rund 200 Lastkraftwagen, 70 Eisenbahnzüge und Lokomotiven, 4 Munitionszüge, 1 Panzerzug, 16 Panzer, 2 Munitionslager, 8 Brücken sowie die Versenkung von einem Kanonenboot, 2 Tankern und 2 Frachtern mit zusammen 18.000 BRT.

Leben

Oberfeldwebel Arnold Döring
Dörings Bf 109 G-6/R6 „Rote 6“ zur Reichsluftverteidigung bei der 2./JG 300, Bonn-Hangelar, November 1943

Abstammung

Der am 29. Januar 1918 als Lehrersohn im ostpreußischen Heilsberg geborene spätere Flieger-As war für die Fliegerei familiär sozusagen schon doppelt begünstigt; sein Onkel, Leutnant Otto Parschau (1890–1916), gehörte nämlich als Inhaber des Vorweltkriegspatentes Nr. 455 für das Fliegen von Zweideckern zu den Alten Adlern der deutschen Luftfahrtgeschichte, außerdem war er als Führer des Kampfgeschwaders 1 der Obersten Heeresleitung am 10. Juli 1916 nach seinem 8. Luftsieg mit dem Pour le Mérite, dem höchsten preußischen Tapferkeitsorden für Offiziere, ausgezeichnet worden.

Zu Dörings Verwandtschaft gehörte aber auch sein aus Voigtshof bei Seeburg in Ostpreußen stammende Großonkel Johann Hermann Ganswindt (1856–1934), ein ebenso einfallsreicher wie vielseitiger Erfinder, der seiner Zeit in der zeitgenössischen Presse als der „Edison von Schöneberg“ bezeichnet wurde. Der Raketenpionier hatte bereits 1891 den ersten Entwurf eines „Raumschiffes“ veröffentlicht. Auch die Motorfliegerei hatte ihm manche technischen Impulse zu verdanken.

Segelfliegerei

So war es kein Wunder, daß sich Arnold Döring schon während seiner Schulzeit in Heilsberg und Tilsit für die Segelfliegerei interessierte, sich dafür in Rossitten und Sensburg ausbilden ließ und die A-, B- und C-Segelflugscheine erwarb.

Luftwaffe

Nach dem Abitur meldete sich der junge Segelflieger am 1. August 1938 freiwillig zur Luftwaffe und erlebte daraufhin seine militärische Grundausbildung bei der 4. Staffel der Flieger-Ersatzabteilung in Neukuren/Kreis Firchhausen (Samland), nachdem er seit Ende 1938 zum Luftwaffen-Bodenpersonal gehört hatte, folgten Kommandos zur Flugzeugführerschule (FFS) und zu Kampfflieger- und Blindflugschulen in Linz und Wien.

Zweiter Weltkrieg

Döring nun zum Leutnant befördert
Hauptmann (BW) Arnold Döring
Hauptmann Döring als Ritterkreuzträger der Bundeswehr

Im November 1940 kam Gefreiter Döring schließlich mit der 9. Staffel des Kampfgeschwaders 53 zum Fronteinsatz gegen England, wobei das Unternehmen „Adlerangriff“ schon als gescheitert galt. Als im Sommer 1941 der Rußlandfeldzug begann, war der mittlerweile dreiundzwanzigjährige ebenfalls dabei. Im Sommer 1942 kam er zur 8. Staffel/Kampfgeschwader 55, unter anderem flog er damals Einsätze bei Stalingrad, an der Mius-Front und im Raum Belgoro. Über Stalingrad schoß er in einer Nacht drei sowjetische viermotorige Bomber des Typs TB 3 ab, sechs weitere TB 3 zerstörte er auf einem gegnerischen Flugplatz 300 km jenseits der Wolga am Boden, es folgten dann noch sieben Luftsiege gegen Jäger MiG 1 und MiG 3. Im Frühling 1943 wurde Oberfeldwebel Döring an die Luftkriegsschule 4 nach Fürstenfeldbruck kommandiert, wo er als Offizieranwärter ausgebildet wurde.

Reichsluftverteidigung

Dann meldete sich Döring im Sommer 1943 nach 348 Feindflügen zur Nachtjagd, wurde an der Bf 109 ausgebildet und kam ab 15. August 1943 bei der 2. Staffel/I. Gruppe/JG 300 „Wilde Sau“ zum Einsatz. In der Nacht zum 28. September 1943 errang er seinen ersten Nachtjagdsieg bei der Reichsluftverteidigung, ab März 1944 flog er bei der 7. Staffel/III. Gruppe/JG 300, als Angehöriger dieses Geschwaders konnte er insgesamt fünf Nacht- und drei Tagesabschüsse erringen.

Unternehmen „Gisela“

Im Mai 1944 wurde Leutnant Döring zur 7. Staffel/NJG 2 versetzt, wo ihm noch einmal fünf Nachtabschüsse gelangen, darunter zwei beim Unternehmen „Gisela“ gegen den Bombenterror der Royal Air Force und der USAAF in der Nacht zum 4. März 1945. Dieser Erfolg war dann der Anlaß, Leutnant Döring für die Auszeichnung mit dem Ritterkreuz einzugeben, dessen Verleihung er angesichts des in den letzten Kriegswochen herrschenden Durcheinanders vor Kriegsende am 8. Mai 1945 nicht mehr erlebte. Über die Geschehnisse beim Unternehmen „Gisela“ kann man in Dörings bisher noch unveröffentlichten persönlichen Erinnerungen unter anderem folgendes nachlesen:

„Im Januar 1945 wird unter strengster Geheimhaltung eine große Sache vorbereitet. Es ist ein Fernnachtjagdunternehmen, daß unter dem Decknamen ‚Gisela‘ läuft. Unser Geschwaderkommodore spricht mit uns das Unternehmen genau durch, für den Tommy soll es eine große Überraschung werden. Das Unternehmen zielt daraufhin, nach einem Großangriff des Tommys, bei günstiger Wetterlage den zurückfliegenden Verbänden im Tiefflug außerhalb der Radargerätreichweite zu folgen und ihn erst über den eigenen Plätzen zu jagen. Es müßte drüben auf der Insel eine große Verwirrung geben, denn der Tommy ist seit 1942 nicht mehr an Fernnachtjäger gewöhnt. Obendrein fliegt er fast friedensmäßig mit vollen Positionslichtern umher, seine Plätze weisen einen großen Lichterzauber auf. Wir glauben, das es bald losgehen wird, erhalten eine Sonderausrüstung, bestehend aus Schaumwäsche, die die Unterkühlung des Körpers im eisigen winterlichen Nordseewasser verhindern soll und die Überlebensdauer auf 12 Stunden erhöht, wie es ein Fall im nördlichen Eismeer bewiesen hat, während man im Winter normalerweise meist nach etwa 1 Stunde im Wasser an Unterkühlung stirbt. Endlich, am 3. März 1945 erhalten wir am Nachmittag das Stichwort ‚Gisela‘.
Ich bin mit meinem Haufen als Dritter dran. Damit uns die generischen Suchgeräte nicht erfassen können, geht's im Tiefflug in 30–50 m Höhe über den Bach. Mit WNW-Kurs wird die Halbinsel Flamborough Head angesteuert. Schon beim Überflug kann ich die ersten Abschüsse beobachten. Mein Funker Walter Heuer notiert die Zeiten. Viele Flugplätze sind hier im Raum der 100. Bombergroup zu sehen. Ich drücke an, und zwischen 900 und 600 m fliege ich mit Kurs auf einige aufgehellte Flugplätze vor mir. Drei habe ich erleuchtet vor mir, am Boden blinken rote Lampen: Jägerwarnung. Trotzdem fliegen einige Tommys leichtsinnig mit vollster Festbeleuchtung. Ich greife mir den nächsten, der von rechts angewackelt kommt, schneide seinen Landeanflug, brause wie der Teufel hinterher. Mit hoher Fahrt komme ich meinem Opfer schnell näher, drücke noch etwas nach und unterfliege ihn, um mit meinen Schrägwaffen, der ‚schrägen Musik‘ (nach oben gerichtete Bordwaffen), anzugreifen. An dem weit nach vorn gezogenen Leitwerk erkenne ich, das es sich um eine B-17 handelt. Das Fadenkreuz wandert durch Rumpf und rechte Tragfläche, meine Glimmspur frißt sich in mein Opfer. Die ‚Böing‘ versucht, leicht brennend, zu landen, jedoch macht der Platz seine Lichter aus. Langsam sinkt der Brummer tiefer, und als der Platz wieder aufhellt, schlägt die ‚Böing‘ weit davor unter großer Staub- und Rauchentwicklung auf dem Boden auf. Der Brand verlöscht nach kurzer Zeit. Die Borduhr zeigte 1.05 Uhr. Walter notiert die Zeit. Positionslichter wandern unter mir vorüber: da muß wohl einer im Tiefflug sein Heil in der Flucht suchen. Ich lasse diesen Tommy sausen, will mir nicht im unbekannten, leicht bergigen Gelände den Schädel einrennen.
So greife ich mir eine andere viermotorige, die, ebenfalls hell erleuchtet, zur Landung ansetzen will. Ich pirsche mich heran, schneide ihr den Weg ab, und dann spricht wieder meine ‚schräge Musik‘ aus ca. 30 m Entfernung. Groß wie ein Scheunentor hängt die ‚Lancaster‘ über mir. Ich ziele sauber zwischen beide Motoren in den großen Spritbehälter, und nach 15 Schuss ist auch diese Maschine erledigt. In Flammen gehüllt, die rasch größer werden und bis über das Leitwerk hinausschlagen, fliegt dieser Tommy wohl noch 2 Minuten geradeaus und schmiert dann über die rechte Tragfläche ab. Um 1.15 Uhr gibt es unten eine große Explosion, die weithin alles erleuchtet, und dann brennen die Rest am Boden aus. Mein Spritvorrat geht bedenklich zur Neige. Trotzdem fliege ich noch einmal um den Platz. Noch liegen etwa 80 km bis zur Küste vor mir, und viele Lichter sind am Boden zu erkennen, wir dürfen kein Schuß Munition mit nach Hause bringen. Die Jagd ist freigegeben auf alle Ziele, die sich bieten, am Boden und in der Luft. Ein Doppelmorskennfeuer liegt vor mir, sauber gezielt, und diese Laterne ist erledigt. Dann greife ich einige Fahrzeuge auf einer Bergstraße an. Ein Zug wird in Brand geschossen, und der Rest meiner Munition prasselt in Lagerschuppen der kleinen Hafenstadt Scarborough. Nachdem der letzte Schuß meine Kanone verlassen hat, springe ich über die Küste, drücke scharf nach, und im Tiefflug geht's auf Heimatkurs. Wir freuen uns über den guten Erfolg unseres ersten Fernnachtjagdunternehmens, Paulchen und Walter am meisten, denn für sie bedeuten diese beiden Abschüsse das EK 1. Ich stecke mir etwas Schokolade in den Mund, Paulchen reicht Drops, und dann lassen einige Zigaretten die gewaltige Nervenanspannung etwas abflauen.“

So erlebte Leutnant Döring jenen Einsatz, der ihm das Ritterkreuz einbracht. Er soll noch für den Jagdverband 44 vorgesehen worden sein, aber ein Einsatz bleibt zweifelhaft.

Kriegsgefangenschaft

Von Dänemark aus zogen sich die Überlebenden des NJG 3 nach der Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 über die Grenzen heimwärts zurück und werden dort nach Husum eingewiesen, wo der Geschwaderkommodore in einem Zeltlager haust. Hier bleiben Döring und seine Kameraden einige Wochen in britischer Kriegsgefangenschaft, ehe sie auf die Halbinsel Eiderstedt ins sogenannte „Sperrgebiet G“ verlegt werden. Hart am Deich bei Uelvesbüll warteten sie auf ihre Entlassung, die sich aber noch einige Monate hinzog.

Nachkriegszeit

Am 5. Oktober 1945 war auch Leutnant a. D. Döring wieder Zivilist und stand vor der Notwendigkeit, sich beruflich neu zu orientieren. Er schlug sich mit handwerklichen Arbeiten durch und wurde dann Angestellter bei der Deutschen Bundespost.

Bundeswehr

Am 1. Juli 1957 begann Arnold Dörings zweite soldatische Karriere mit seinem Eintritt in die Luftwaffe der neuen Bundeswehr. Als Oberleutnant fand er zunächst Verwendung als Zug- und Kompanieführer beim Luftwaffen-Ausbildungsregiment 1 in der Uetersen und war dann als Hauptmann Chef der dortigen 9. Kompanie (1962/63). 1963 wurde er zur MAD-Gruppe beim Wehrbereichskommando III nach Düsseldorf versetz, dem er bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst am 31. März 1972 angehörte.

Verspätetes Ritterkreuz

Erst im März 1966 und somit mehr als 20 Jahre nach Kriegsende erfuhr der Bundeswehr-Hauptmann Arnold Döring über die Zentralnachweisstelle des Bundesarchivs in Kornelimünster, daß ihm am 17. April 1945 als Leutnant und Flugzeugführer des Nachtjagdgeschwaders 3 das Ritterkreuz verliehen worden war.

Traueranzeige der Familie

Tod

Der Familienvater Hauptmann a. D. Arnold Döring verstarb im 10. April 2001 und wurde am 17. April 2001 in Kaarst-Büttgen beigesetzt.

Geschwaderdienst

Auszeichnungen (Auszug)