Gichtel, Johann Georg

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Johann Georg Gichtel (geb. ~ 4. März 1638 in Regensburg; gest. 21. Januar 1710 in Amsterdam) war ein deutscher Mystiker. Er lehnte die erstarrte orthodoxe Kirchlichkeit, deren äußeren Gottesdienst einschließlich Abendmahl, als den persönlichen Verkehr mit Gott hemmend, entschieden ab.

Leben und Wirken

Gichtel, Sohn des Steueramts-Assessors Joh. Peter Gichtel (1598–1654) und der Elisabeth Gichtel (geborene Eisenmann, 1608–72), studierte in Straßburg Theologie und Rechtswissenschaften, und war dann Rechtsanwalt, zuerst in Speyer, seit 1664 in Regensburg. Er beschäftigte sich jedoch fortwährend mit religiösen Schriften und bemühte sich, in enger Verbindung mit dem Theologen und Juristen Justinian von Welz, eine „christerbauliche Jesusgesellschaft“ ins Leben zu rufen. Bei seinen zu diesem Zwecke unternommenen Reisen geriet er in immer größeren Zwiespalt mit der lutherischen Geistlichkeit und wurde nach seiner Rückkehr nach Regensburg als Wiedertäufer angeklagt und aus der Stadt verwiesen.

Nach vorübergehendem Aufenthalt im badischen Gernsbach und in Wien begab er sich 1666 nach Zwolle in Holland und 1668 nach Amsterdam, wo er mit den Schriften Jakob Böhmes bekannt wurde, die er als erster vollständig (9 Bände., Amsterdam 1682) herausgab. Seine eigene Lehre ist eine praktisch-asketische Weiterbildung der Böhmeschen Theosophie; ihm eigentümlich aber ist die schwärmerische Lehre vom Melchisedekschen Priestertum, vermöge deren er sich und anderen Erleuchteten die Kraft zuschrieb, in Nachahmung des stellvertretenden Leidens Christi, Seelen aus der Verdammnis zu erlösen. Gichtel verwarf die Ehe, schätzte die theologische Wissenschaft als gering und forderte freiwillige Armut.

Seine Anhänger, Gichtelianer oder Engelsbrüder (nach Matth. 22, 30) genannt, weil sie durch Enthaltung von der Ehe und Weltlust, durch Kontemplation und andere Mittel den Engeln gleich zu werden dachten, hatten sich, wenn auch nicht zahlreich, in Amsterdam und Leiden, sowie hier und da in anderen Teilen Norddeutschlands bis ins 19. Jahrhundert hinein erhalten.

Literatur

Verweise