Handelmann, Gottfried Heinrich
Gottfried Heinrich Handelmann (geb. 9. August 1827 in Altona; gest. 26. April 1891 in Kiel) war ein deutscher Historiker und Altertumsforscher.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Handelmann besuchte von 1841 bis 1847 das Christianeum in Altona[1], anschließend studierte er ein Jahr an der Universität Heidelberg (Ostern 1847 bis Ostern 1848). Während des ersten schleswig-holsteinischen Krieges trat er in das 2. Schleswig-Holsteinische Jäger-Corps ein, studierte allerdings in den Winterhalbjahren 1848/49 bzw. 1849/50 in Kiel. Vom 29. September 1850 bis September 1851 besuchte er die Universität Berlin und studierte dort bei den Professoren Rancke und Hirsch. Von September 1851 bis Ostern 1853 studierte er an der Universität Göttingen bei Professor Waitz, promovierte am 1. Februar 1854 an der Universität in Kiel und habilierte sich, ebenfalls in Kiel, als Privatdozent im September 1854. Im Jahre 1861 wurde Handelmann in den Vorstand des „Museums vaterländischer Alterthümer“ (Kiel) aufgenommen und war dort ab 1866 als Konservator tätig.
Am 21. April 1873 übertrug die „Gesellschaft zur Sammlung und Erhaltung vaterländischer Altertümer“ ihre Sammlungen auf die Kieler Universität. Etwas später wurden die übertragene Sammlung sowie die Sammlung des Museums vereinigt, und Handelmann wurde zum Direktor der Sammlung ernannt. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tode inne. Die Sammlung befindet sich heute im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloß Gottorf in Schleswig.
Seinen wissenschaftlichen Ruf begründete Handelmann durch seine Schrift über „Die letzten Zeiten hansischer Übermacht im skandinavischen Norden“ (Kiel 1853) und durch drei größere Geschichtswerke über die Vereinigten Staaten, Haiti und Brasilien. Seitdem beschränkte sich seine literarische Tätigkeit vor allem auf seine heimatliche Provinz.
Schriften (Auswahl)
- Die letzten Zeiten hansischer Übermacht im skandinavischen Norden. Kiel 1853
- Geschichte der Vereinigten Staaten. Bd. 1, Kiel 1856
- Geschichte der Insel Haiti. Kiel 1860
- Geschichte von Brasilien. Berlin 1860. Wieder aufgelegt und um einen Nachtrag zur Geschichte Brasiliens seit 1860 ergänzt von Gustav Faber. Manesse, Zürich 1987. ISBN 3-7175-8118-X.
- Volks- und Kinderspiele aus Schleswig-Holstein. Kiel 1862 (Digitalisierung der 2. Ausgabe von 1874)
- Herzog Adolf von Holstein-Gottorp, postulirter Coadjutor des Stiftes Lübek, kaiserlicher Kriegs-Oberst unter Tilly und Waldstein. Kiel 1865
- Topographischer Volkshumor. Ortsnamen in Reim und Spruch aus Schleswig-Holstein. Kiel 1866
- Weihnachten in Schleswig-Holstein. Kiel 1866
- Die dänische Réunionspolitik um die Zeit des Siebenjährigen Krieges. In: Forschungen zur deutschen Geschichte. Bd. 5 und 10, Göttingen 1866, 1870
- Kieler Münzkatalog. Verzeichniss der Münzsammlung des Schleswig-Holsteinischen Museums Vaterländischer Alterthümer. Bd. 1, Kiel 1863–87
- Vorgeschichtliche Steindenkmäler in Schleswig-Holstein. 3 Hefte, Kiel 1872–1874 (Drittes Heft)
- Geschichte von Schleswig-Holstein. Mit Berücksichtigung der nordelbingischen Kleinstaaten. Kiel 1873
- Moorleichenfunde in Schleswig-Holstein. Kiel 1873, gemeinsam mit Adolf Pansch (die erste Zusammenstellung deutscher Moorleichenfunde)
- Die amtlichen Ausgrabungen auf Sylt. 2 Hefte, Kiel 1873–82
- Vorgeschichtliche Altertumskunde von Schleswig. Kiel 1875
- Der Runenstein von Gottorp. Kiel 1888, gemeinsam mit R. von Liliencron
- Neue Mitteilungen von den Runensteinen bei Schleswig. Kiel 1889, gemeinsam mit W. Splieth
- Der Krinkberg bei Schenefeld und die holsteinischen Silberfunde. Kiel 1890
Zusammen mit Theodor Lehmann gab Handelmann zudem von 1858 bis 1863 die „Jahrbücher für die Landeskunde der Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg“ (Bd. 1–9, Kiel 1858–69) heraus.
Verweise
- Johanna Mestorf: Handelmann, Gottfried Heinrich, in: Allgemeine Deutsche Biographie 49 (1904), S. 748–749
- Handelmann, Gottfried Heinrich. In: Brockhaus' Konversationslexikon, Seite 740, 8. Bd., Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894–1896
- Literatur von und über Heinrich Handelmann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek