Gruß an die Freunde
Gruß an die Freunde ist ein vaterländisches Gedicht von Professor Ernst Moritz Arndt von ca. 1813/1814 während bzw. nach den Befreiungskriegen, das erstmalig in „Gedichte von Ernst Moritz Arndt“ (Erster Theil) im Jahre 1818 im Verlag P. W. Eichenberg (Frankfurt am Main) publiziert wurde.
Originaltext 1818
- Ihr, die bei’m hehren Aufgebot
- Des Vaterlands euch fandet
- Und felsenfest in Noth und Tod
- Mit treuer Liebe standet,
- Ihr Brüder seyd mir lieb gegrüßt
- In Fernen und in Nähen!
- Was unseren Bund zusammenschließt,
- Soll nimmermehr vergehen.
- Ihr habt gehofft auf hohes Gut,
- Um hohes Gut geduldet,
- Ihr habt gelöst mit Muth und Blut,
- Was Sünde schwer verschuldet;
- Es kam die Zeit, es klang der Klang,
- Da zog mit Schwerdt und Feder,
- Als Gott der Herr die Fahne schwang,
- Ein jeder frisch vom Leder.
- Und Wort und Eisen haben frisch
- Geklungen und gerungen,
- Und in dem blutigen Gemisch
- Ist Satans Macht bezwungen;
- Der Sieg ist grün, das Glück ist neu –
- O unsre Luft und Wonne!
- Der teutsche Adler flieget frei
- Im Licht der eigenen Sonne.
- Erfüllt hat Gott, was ihr geglaubt,
- Der Stern ist aufgegangen,
- Zermalmet liegt der Hyder Haupt
- Mit Millionen Schlangen,
- Ihr habt auf Babels Wällen zwier[1]
- Das Siegspanier gepflanzet,
- Drum sitzt des schwarzen Abgrunds Thier[2]
- Vom Ocean umschanzet.[3]
- Auf! bleibet treu und haltet fest!
- So wird euch mehr gelingen.
- Wer sich von Gott nicht scheiden läßt,
- Der kann die Hölle zwingen:
- Der alte Gott der teutsche Gott
- Läßt sich noch immer schauen
- Und macht des Teufels List zu Spott
- Und seinen Stolz zu Grauen.
- Auf! bleibet treu und haltet aus,
- Wie Lug und Trug auch schnauben!
- Der Alte droben hält noch Haus
- Und schirmt den rechten Glauben,
- Den Glauben, daß die Welt vergeht,
- Wann Männertreue wanket,
- Den Glauben, daß wie Sand verweht,
- Was um die Lüge ranket.
- Denn Treue steht zuerst zuletzt
- Im Himmel und auf Erden;
- Wer ganz die Seele drein gesetzt,
- Dem wird die Krone werden.
- Drum muthig drein und nimmer bleich!
- Denn Gott ist allenthalben.
- Die Freiheit und das Himmelreich
- Gewinnen keine Halben.