Guldenfurt

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Guldenfurt

Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Landkreis: Nikolsburg
Einwohner (1939): 970
Koordinaten: 48° 52′ 30″ N, 16° 32′ 7″ O
Flucht.jpg
Guldenfurt befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.

Guldenfurt (auch: Guldenfurth) ist ein deutscher Ort in Südmähren, Sudetenland, zwölf Kilometer nordwestlich von Nikolsburg.

Geschichte

Guldenfurt selbst entstand um 1570 als Neuansiedlung auf dem Gebiet der Wüstung Neudorf. Nach Adolf Turek sind in den Jahren 1568-1570 drei Halblehen auf diesem Areal neben der herrschaftlichen Schäferei gestiftet worden. Erstmals ist der Ortsname „Guldenfurth“ im Kaufvertrag des Hartmann von Liechtenstein aus dem Jahre 1583 beurkundet.

Schulunterricht ist bereits seit 1658 im Schankhaus erteilt worden. Um 1780 ist der Ort noch ein reines Straßendorf. Unter Kaiser Joseph II. wurden herrschaftliche Meierhöfe aufgeteilt und der Grundbesitz für Neuansiedlungen benutzt. Der damals noch abseits gelegene fürstliche Schafhof wurde daher 1786 aufgelöst und darauf die Häuser Nr. 168 bis 171, daneben auch die Häuser der Ansiedlung errichtet.

In den napoleonischen Kriegen wurde Guldenfurt von französichen Truppen besetzt und geplündert.

Der Ort gehörte bis 1848 zur Gutsherrschaft und zum Patronat Dürnholz. Guldenfurt war Bestandteil des Bezirks Nikolsburg (ab 1938 Kreis Nikolsburg).

Zweiter Weltkrieg

Von den Ortsbewohnern fielen 126 Mann im Zweiten Weltkrieg bzw. wurden vermisst. Zu Kriegsende lag Guldenfurt im Kampfgebiet. 14 Ortsbewohner wurden bei den Kämpfen in und um den Ort getötet.

Massaker von Guldenfurt

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Bericht der Marburger Zeitung vom 8. Mai 1945 zum Massaker in Guldenfurt.

Am 8. Mai 1945 berichtete die Marburger Zeitung von einem bolschewistischen Massenmord an der deutschen Bevölkerung Guldenfurts. Demnach hatte bereits am 24. April gegen 16 Uhr die sowjetische Soldateska etwa 150 ältere Männer, Frauen und Kinder in das brennende Dorf hineingetrieben, um sie nicht wieder herauszulassen. Dann eröffneten sie mit Granatwerfern und Salvengeschützen ein heftiges Feuer auf die Häuser und Straßen von Guldenfurt. Als Verantwortlicher wurde der sowjetische Befehlshaber im Abschnitt Guldenfurt, der jüdische Generalmajor Karpuchien, Kommandeur der 375. Schützendivision, genannt.

Vertreibung der Deutschen

Vertreibung 1945/46: Bei den gewaltsamen Vertreibungen kamen eine Frau und ein Mann ums Leben. Vor Exzessen flohen viele deutschsprachige Einwohner Guldenfurts über die Grenze nach Österreich, damals noch im Glauben, wieder zurückkehren zu können. Nach dem Beschluß der „Potsdamer Konferenz“ der Alliierten im August 1945 wurden zwischen März und Oktober 1946 die restlichen 545 Guldenfurter in die BRD abgeschoben. Von den in Österreich befindlichen ehemaligen Ortseinwohnern durften 70 Familien bleiben, die anderen wurden weiter nach Westdeutschland transferiert. Eine Familie wanderte in die Schweiz, eine andere in die DDR aus.

Die nach 1945 durch die kommunistische Tschechei erfolgte Kollektivierung der Landschaft und die Errichtung des Stausees Neumühl zerstörten die Landschaft nachhaltig. Hierdurch ist auch der alte Verkehrsweg über die gut befahrbare Furt (1570: „Alles nemblich der Wysen beim gulden fuerth“), über welche bereits eine Trasse des Bernsteinweges und der Weg zum Römerkastell bei Muschau ging, unter der Wasserfläche des Stausees verschwunden.

Wirtschaft und Infrastruktur

Der Großteil der deutschen Einwohner lebte von Landwirtschaft und Weinbau, daneben vom Kleingewerbe.

Einrichtungen

  • Vierklassige Volksschule (1808)
  • Freiwillige Feuerwehr (1885)
  • Raiffeisenkasse (1898)
  • Winzergenossenschaft (1901)
  • Molkereigenossenschaft (1923/24)

Einwohnerentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1793 408
1836 676
1869 774
1880 814 814 0 0
1890 889 889 0 0
1900 1011 1003 3 5
1910 955 952 3 0
1921 943 916 7 20
1930 999 983 5 11
1939 970
2010 480 480
2013 503 503
Quelle: 1793, 1836, 1850 aus: Südmähren von A-Z, Frodl, Blaschka

Bekannte, in Guldenfurt geborene Personen

Literatur

  • Bicherl, Andreas: Guldenfurther Familien 1770 - 1945. 1999
  • Herbst, Julius: Guldenfurth. Ein Heimatbuch. 1966
  • Kleindienst, Leopold: 400 Jahre Guldenfurth. 1975