Dürnholz

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Dürnholz

Wappen von Dürnholz
Staat: Deutsches Reich
Gau: Niederdonau
Landkreis: Nikolsburg
Einwohner (1939): 2.781
Koordinaten: 48° 51′ 56″ N, 16° 28′ 43″ O
Flucht.jpg
Dürnholz befindet sich seit 1945 unter Fremdherrschaft. Das Gebiet ist von der Tschechei vorübergehend besetzt, die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben oder ermordet und deren Eigentum gestohlen.
Ortsansicht von Süden auf Dürnholz (vor der Vertreibung).
Mautbrücke mit Schloß im Hintergrund

Dürnholz ist eine deutsche Kleinstadt in Südmähren, Sudetenland. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges befindet sich der Ort unter tschechischer (bzw. ehemals „tschecho-slowakischer“) Verwaltung, die deutschen Einwohner wurden enteignet und vertrieben.

Lage

Dürnholz liegt etwa 13 Kilometer nordwestlich von Nikolsburg am linken Ufer des Flusses Thaya.

Geschichte

Mittelalter

Die erste urkundliche Nennung ist umstritten, da die Originalität der Urkunde von 1052 angezweifelt wird. Der Sage nach war ein Wilhelm Graf von Pollau um 1180 Besitzer der Ortschaft. Historisch gesichert ist die Nennung von Dürnholz um 1240 im Besitz der „Herren von Durrenholz“ (Wilhelm und Herrmann von Dürnholz), die wohl seit dem 12. Jahrhundert von ihrer gleichnamigen Burg aus die Besiedlung des Gebietes zwischen Nikolsburg und Kromau förderten.

1237, 1249 und erneut 1294 erscheint „Durenholz“ urkundlich als Burgsitz. Anfang des 14. Jahrhunderts ging die Herrschaft über Dürnholz an das Adelsgeschlecht von Wartenberg. 1308 wurde der Ort als „Dirnholz“ erwähnt. Er erhielt 1351 Marktrechte. In weiterer Folge tauchen in Urkunden die Bezeichnungen „oppidum Dvrnholcze“ (1355) und „Dornholtz“ (1376) auf.

Ab 1394 gehörte die Herrschaft Dürnholz über mehrere Generationen der Familie Liechtenstein. Im Jahr 1468 wurde Dürnholz im Krieg zwischen Matthias Corvinus und Georg von Podiebrad verwüstet.

Neuzeit

Die Dürnholzer Kriegergedenkkapelle für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges

Kurzfristig kam die Herrschaft Dürnholz an Bernhard von Zierotin, wurde jedoch von den Liechtensteinern wieder zurückgekauft. Die Liechtensteiner verkauften die Herrschaft 1578 an die Teuffenbachs. Es kam zu einem Neubau der alten Pfarrkirche St. Martin (14. Jahrhundert) und des Schlosses 1580/81 durch Christoph von Teuffenbach.

Die Bevölkerung von Dürnholz bekannte sich von 1589 bis 1621 wie Siegmund von Teuffenbach zum evangelischen Glauben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort durch die gegenreformatorischen Bestrebungen allerdings wieder katholisch.

Seit 1651 wurden in Dürrholz Grundbücher, seit 1652 Kirchenbücher geführt. Über die Gemahlin Rudolfs von Teuffenbach, des letzten Teuffenbachers in Dürnholz, Maria Eva, die eine geborene Sternberg war, kam die Herrschaft an die Familie von Sternberg. 1701 gewährte Kaiser Leopold I. drei Jahrmärkte.

Über die Herren von Sternberg ging Dürnholz 1708 an die Grafen Trautmannsdorf, deren Dürnholzer Zweig allerdings 1762 ausstarb. Während des Österreichischen Erbfolgekrieges waren im Ort preußische Husaren einquartiert. Dürnholz wurde 1762 ein kaiserliches Fondsgut und blieb es bis 1848. 1785 wurden der Meierhof und seine Güter aufgelöst und an Siedler verteilt.

Während der Napoleonischen Kriege im Jahr 1809 erpreßten französische Truppen von der Bevölkerung 91.290 Gulden.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Dürnholz Bestandteil des politischen Bezirkes Nikolsburg, der nach dem Anschluß des Sudetenlandes an das Deutsche Reich 1938 in Kreis Nikolsburg umbenannt wurde.

Zweiter Weltkrieg

Mitte April 1945 kam von den amtlichen Stellen die Weisung, die Evakuierung der Stadt vorzubereiten. Die ersten deutschen Familien begannen, den Ort zu verlassen. Am 7. Mai besetzte die Rote Armee den Ort. Der Bevölkerung wurde angeordnet, die unbeschädigten Häuser zu räumen, die für die Sowjettruppen beschlagnahmt werden sollten. Die aus diesen Häusern vertriebenen Einwohner mußten in Presshäuser oder zerstörte Gebäude ausweichen.

Vertreibung der Deutschen 1945/46

Durch tschechische „Revolutionsgardisten“ kam es schließlich zur Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Die männlichen Einwohner wurden zunächst dazu gezwungen, Aufräumarbeiten zu leisten. Anfang Juni wurden schließlich tatsächliche oder vermeintliche ehemalige NSDAP-Mitglieder, Amtsträger und führende Personen aus Wirtschaft und Bildung verhaftet und ins Kreisgericht Nikolsburg gebracht, wo es zu Mißhandlungen und Gewaltexzessen kam. Einen Monat später ließen sich Tschechen in Dürnholz nieder. Nach dem „Potsdamer Abkommen“ kam es ab 6. März 1946 zur „organisierten Vertreibung“. Zuerst wurden Alte, Kranke und Frauen mit Kindern zwangsausgesiedelt. Die Zurückgebliebenen litten unter Nahrungsmittelmangel und Schikanen. Bis September 1946 wurden die deutschen Bewohner in mehreren Etappen in andere Teile Deutschlands abgeschoben.

Wirtschaft und Infrastruktur (vor der Vertreibung)

Landwirtschaft: Anbau von Getreide (vor allem Weizen), Hackfrüchten (Zuckerrübe), Kartoffeln, Mais, Obst (Beeren- und Steinobst), Weinbau (Blaufränkischer, Grüner Veltliner, Portugieser, Welsch-Riesling, Müller-Thurgau), Viehzucht (namhafte Pferdezucht), Waldbewirtschaftung. Zahlen zu Landwirtschaft und Bodennutzung um 1900: Äcker 2.466 ha, Wiesen 330 ha, Weingärten 112 ha, Weiden 103 ha, Wald 317 ha; 356 Pferde, 967 Rinder, 1.018 Schweine.

Gewerbe (bis 1939): Landmaschinenfabrik, Sägewerk, zwei Ziegeleien, Gärtnerei, übliches Kleingewerbe (darunter Eisenhandlung, Blumenbinderin, Fotograf, Friseure, Glaser, Korbflechter, Mechaniker, Uhrmacher, Trafikanten und Kinovorführer).

Einrichtungen: Postamt, Kindergarten (1928), Kino (1932), Jagdhäuser, Schlachthaus, Postomnibus zum Bahnhof später nach Nikolsburg und Znaim, Apotheke, Ärzte, Tierarzt, Freiwillige Feuerwehr gegr. 1875, Milchgenossenschaft (1913), Bürgerliche Spar- und Vorschußkasse (1870).

Schulen: Volksschule (1836, später mehrmals ausgebaut), Knabenvolksschule (1885 in der Bürgerschule, ab 1938 im Gebäude der tschechische Schule), Mädchenvolksschule (1885 in der alten Volksschule), Bürgerschule (1886, später auch Mittelschule), Musikschule (ab 1939), tschechische Schule (1925).

Kulturerbe

Kirche und Schloß von Dürnholz
Mariensäule in Dürnholz
  • „Pfarrkirche zur HI. Dreifaltigkeit“: Einheitlicher spiegelgewölbter Rokokobau 1750/57. Fassade mit mächtigen Türmen. Querschiffartig ausspringende Mitte durch Arkaden und Flachkuppel betont. Ecken des saalartigen Raumes abgerundet, auch zum eingezogenen halbkreisgeschlossenen Chor. Gute Einrichtung aus der Bauzeit. Altarblätter von Joseph Winterhalter. Bildhauerarbeiten von Andreas Schweigel. Die Kirche ist 36 m lang, 11 m breit, 21 m hoch. Seitenaltäre: 14 Nothelfer und „Hl. Kommunion befreit Seelen aus dem Fegefeuer“ von Joseph Winterhalter. Statuen St. Florian und St. Sebastian von Andreas Schweigel.
  • Pfarrhaus: ursprünglich 1181 als Kirche erbaut (bis 1757).
  • Schloß: Mitte des 12. Jahrhunderts unter den Herren von Kanitz erbaut, 1380 im Besitz von Liechtenstein, 1580 Neubau unter Christoph Freiherr von Teuffenbach. Linker Flügel mit später unterteiltem Saal 15,40 m. Dreigeschossiger Aufbau mit gering hervorgehobenem ersten Stock; abgerundete Eckrisaliten. Umbau im 18. Jahrhundert: Erweiterung auf 15 Achsen; Gartenfront mit dreiachsigem Mittelrisalit und dreiflügelige Treppen. Tor in den Schloßpark 1583, im Giebel Wappen des Christoph von Teuffenbach. Herkulesstatuen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts an der gemauerten Brücke (anstelle der einstigen Zugbrücke).
  • Rathaus: 1591 errichtet, Laubengang an Südseite.
  • Brauhaus: 1790 stillgelegt, danach Gastwirtschaft.
  • Gronauisches Haus: Erbaut im 17. Jahrhundert, Räume mit Stuckdecken.
  • Immaculata-Säule am Marktplatz: 1718, mit Wolkenpyramide und vier Heiligenstatuen.
  • Kapelle beim Ziegelofen von 1910.
  • Kapelle zum „gegeißelten Heiland“.
  • Statuen: hl. Florian und hl. Johannes von Nepomuk.

Im Ort und in der Umgebung viele verschiedene Marterl und Kreuze.

Siegel und Wappen

Bereits im Jahre 1523 wird ein Marktsiegel genannt. Von späteren Siegeln ist das Aussehen gesichert. Das Siegel zeigte in der oberen Hälfte einen geschachteten mährischen Adler, während die untere Hälfte in drei Spalten geteilt ist.

Das Wappen von Dürnholz ähnelt dem Siegel und zeigt im geteilten Schild oben in Blau wachsend einen von Silber und rot geschachteten Adler, unten dreimal in Silber und Schwarz gespalten.

Einwohnerentwicklung

Jahr/Datum Einwohner gesamt Deutsche Tschechen Andere Anmerkung
1650 ca. 740 (nach Schätzung von J. Frodl)
1691 ca. 800 (insg. nach Schätzung von J. Frodl; 748 Einwohner sind durch eine Aufstellung für das Jahr gesichert – ohne Pfarrer, Schulmeister und die Beamten, Angest., Arbeiter der Herrschaft etc.)
1750 ca. 1.250 (nach Schätzung von J. Frodl)
1793 1.823 Josef II. ordnete um 1783 die Aufhebung der Leibeigenschaft und Meierhofzerstückungen an. Beide Anordnungen führten zu einem Zustrom von Ansiedlern, vornehmlich aus Nordmähren, und damit zu einer sprunghaften Bevölkerungszunahme in Dürnholz.
1836 2.407
1850 2.635
1857 2.975
1869 3.071 (nach J. Frodl gemäß einer Volkszählung 3.071 Einwohner und 469 Häuser; nach Oberstudienrat W. Blaschka 2.808 Einwohner und 481 Häuser [vgl. J. Frodl Seite 162 und 182])
1880 3.024 2.998 26 0
1890 3.045 3.021 18 6
1900 2.966 2.956 2 8 (nach J. Frodl 3.280 Einwohner und 614 Häuser; nach Oberstudienrat W. Blaschka 2.966 Einwohner und 615 Häuser [vgl. J. Frodl Seite 164 und 182])
1910 2.889 2.889 0 0
1921 2.821 2.624 105 92
1930 2.896 2.573 232 91
1939 2.781
1950 1.484
1991 1.776
2007 1.691
2010 1.671
2013 1.695

Bekannte, in Dürnholz geborene Personen

  • Jakob Rudolf Khünl (1775–1825) Theologe und Domherr von St. Stephan, Dichter und Schriftsteller
  • Franz Sartory (1765–1846), Maler in der Wiener Porzellanmanufaktur

Literatur

  • Josef Frodl: Geschichte der Marktmgemeinde Dürnholz, 1927
  • Hans Lederer: Herrschaft Dürnholz, Maria Theresianischer Kataster 1755, 1993
  • Wenzel Max: Geschichte der Marktgemeinde Dürnholz. 2. Teil, 1970