Hauptamt Schrifttumspflege

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Die im Juni 1934 gegründete Dienststelle Rosenberg (Beauftragter des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung der NSDAP) schuf zeitgleich eine Hauptstelle Schrifttumspflege, ab 1936 Amt, seit 1941 Hauptamt. Aufgabe war die Bewertung des Schrifttums und Förderung des weltanschaulich wertvollen Schrifttums. Die Dienstaufsicht führte die Reichsschrifttumskammer[1] aus, das ausführende Organ des Amtes war die Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums.

1941 wurde die Hauptstelle IV Organisation durch Schrifttumsforschung ersetzt. Dürr, Dietmar: Das Amt Rosenberg in der nationalsozialistischen Literaturpolitik 1994. S. 74.

Nach Vorarbeiten durch Hans Hagemeyer in Alfred Rosenbergs Kampfbund für deutsche Kultur seit 1932 wurde am 16. Juni 1933 die Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums gegründet. Seit dem 1. August 1933 war die Reichsstelle in Berlin ansässig. Begründet durch eine Finanzierungsverweigerung der Reichsstelle durch das Reichspropagandaministerium wurde eine neue Einbindung nötig. Die Reichsstelle und die Juni 1934 gegründeten Hauptstelle Schrifttumspflege wurde in Personalunion durch Hans Hagemeyer geleitet der wiederum bei dem Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Erziehung der NSDAP (Dienststelle Rosenberg) eingebunden war. Im Laufe der Jahre verschwanden die Impressa der Reichsstelle immer mehr aus den Veröffentlichungen Bücherkunde, Gutachtenanzeiger, Schriftenreihe) und wurden durch die Schrifttumspflege abgelöst.

Aufgabe des Amtes war es, die geistige Schulung der NSDAP durch das neue deutsche Schrifttum sicherzustellen. Dazu wurde das Schrifttum nach politischen, volkserzieherischen, fachlichen und künstlerischen Gesichtspunkten bewertet. Verantwortlich dafür waren die Gutachter des Zentrallektorates. Von 23 Gutachtern im Jahr 1933 wuchs der Kreis aus haupt- und ehrenamtlichen Gutachtern von Hauptgutachtern, Vorgutachtern und Gutachtern 1938 auf 900 an. Fachlich aufgegliedert waren die Themen in fünfzig Fachgebiete die jeweils von einem Hauptgutachter (Hauptlektor) geleitet wurden. Dieser suchte dann für das eingegangene Manuskript/Pflichtexemplar einen entsprechenden Fachgutachter. Zu den in der Hochzeit bis zu 10 000 begutachteten Büchern kamen noch 1000 Zeitschriften unter dem Leiter des Zeitschriftenlektorats, Wilhelm Stölting, hinzu. Nach Bestätigung durch den Hauptlektor wurden die Gutachten durch die Reichsstelle als dem ausführenden Organ des Amtes Schrifttumspflege den Verlegern zur Verfügung gestellt. Zudem gab es monatlich einen Gutachtenanzeiger der zwischen fördernd und nicht zu fördernd unterschied und einen Jahresgutachtenanzeiger. Einblick in die Arbeit des Zentrallektorates gab auch die monatliche Schrift Bücherkunde. Exemplarisch wurden hier einige Gutachten in Kurzform abgedruckt und literaturgeschichtliche und wissenschaftliche Fragen behandelt. Das Amt Schrifttumspflege gab weiter Listen für NS-Büchereien und Sonderkataloge heraus. Aus der Anordnung des Reichsleiters Rosenberg zum Aufgabenbereich der Reichsstelle zur Förderung des deutschen Schrifttums vom 8. April 1935:

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V. Im Rahmen des mir vom Führer erteilten Auftrages: Ueberwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Erziehung der NSDAP. hat die Abteilung Büchereiwesen bei der Hauptstelle für Schrifttumspflege die folgende Aufgabe:
Ueberwachung und Ueberprüfung der Bestände vorhandener Büchereien, Beratung bei Neubeschaffungen und Errichtungen neuer Büchereien, soweit im Rahmen der Bewegung usw. vorhanden bzw. beabsichtigt.

– Rühle, Gerd: Das Dritte Reich – Dokumentarische Darstellung des Aufbaues der Nation. Band III. Das dritte Jahr 1935. 1936. S. 225.


Im Ausstellungswesen war das Amt ua. bei Nürnberg die deutsche Stadt und Europas Schicksalskampf im Osten beteiligt. Der Parteigliederung angepaßt gab es Gau- und Kreisschrifttumsbeauftrage, die mit den Gau- und Kreisschulungsämtern zusammenarbeiteten. Zu Beginn eines Jahres gab es einen Reichslehrgang für die Mitarbeiter des Amtes in einer Gauschule. Ein halbes Jahr später folgte die große Reichsarbeitstagung in Berlin mit einer Kundgebung in der Krolloper unter der Leitung von Alfred Rosenberg.[2] 1940 kam es noch zu einer Zweiteilung mit der Kulturpolitischen Tagung in Braunschweig während der Verleihung vom dortigen Volkspreis für deutsche Dichtung. Schon 1941 gab es kriegsbedingt nur noch eine zweitägige Arbeitstagung für die Berliner Lektoren, auf der auch der Braunschweiger Volkspreis für deutsche Dichtung verliehen wurde.[3] Das Hauptamt Schrifttumspflege organisierte im Rahmen der Kriegsbetreuung die Bücherspende für die deutsche Wehrmacht. Mit Stand 1944 wurden 36 Millionen Bänden in 160000 Büchereien an die Wehrmacht weitergegeben. Weiter wurde die Schriftenreihe der NSDAP ins Leben gerufen, die mit 54 Titeln eine Gesamtauflage von 4 Millionen Bänden erreichte. Von den Ausstellungen Das wehrhafte Deutschland, Das ewige Deutschland, Schicksalskampf im Osten, Deutsche Größe und Frau und Mutter – Lebensquell des deutschen Volkes wurden einige als parteiamtliche Ausstellungen auf den Reichsparteitagen in Nürnberg gezeigt.[4]

Literatur

Fußnoten

  1. Hellmuth Langenbucher (Hg.): Die Welt des Buches. 1938. S. 193f. Organigramm Gesamtaufbau der staatlichen Welt des Buches. Warum Rosenbergs Schrifttumspflege hier seinem Konkurrenten Goebbels unterstellt wird läßt sich nur vermuten. a) Von Rosenbergs Kampfbund für deutsche Kultur kommend, wurde Langenbucher in der Filmprüfstelle und dem Börsenverein des deutschen Buchhandels für Goebbels tätig. b) Die Parteieinrichtung Schrifttumspflege suchte hier die Anbindung an ein Ministerium aufzuzeigen. c) Der Zeichner hat selbst den Überblick im Ämterchaos verloren. Sollte eine Dienstaufsicht durch die Reichsschriftumskammer stattgefunden haben - was aus den Daten nicht ersichtlich ist - kann diese nur fachlich gewesen sein. Die rechtliche Dienstaufsicht lang dann bei der Dienststelle Rosenberg. Das Organigramm in der 3. Aufl. des Buches von 1942 verzichtet dann auch gleich auf irgendwelche Zuweisungen (Pfeile, Linien).
  2. Bernhard Payr: Aufgaben des Amtes Schrifttumspflege. In: Hellmuth Langenbucher (Hg.): Die Welt des Buches. 1938. S. 203-207.
  3. Stölting, Wilhelm: Arbeitstagung des Hauptamtes Schrifttumspflege. In: Bücherkunde. Heft 12. 1941. S. 374f.
  4. Biedermann, Otto: Zehn Jahre Dienststelle Rosenberg. In: Idee und Tat. Folge 2. 1944. S. 5-11.