Heeresgruppe
Eine Heeresgruppe (Abkürzung: HGr) bezeichnet die Zusammenfassung mehrerer Armeen eines Heeres, die einem Oberkommando unterstellt sind und darf nicht mit dem Großverband einer Armeegruppe verwechselt werden. Die Landstreitkräfte des Deutschen Kaiserreiches und die Wehrmacht verwendeten diesen Begriff.
Inhaltsverzeichnis
Erster Weltkrieg
In der Zeit des Ersten Weltkrieges wurde die Gliederung der Landstreitkräfte der Kaiserlichen Armee in Heeresgruppen erfunden, weil es eine solche Ansammlung von Truppen bisher nie gegeben hatte. Da die Truppen jedoch zentral von der Obersten Heeresleitung befehligt werden sollten, musste die OHL nach einer Lösung suchen. Am 22. April 1915 wurde die erste Heeresgruppe („Mackensen“) gegründet. Die Benennung erfolgte bis auf Ausnahmen nach den Oberbefehlshabern der Heeresgruppen. Daher änderte sich der Name mit dem Wechsel eines Oberbefehlshabers.
Heeresgruppen der Deutschen Armee
- Heeresgruppe „Mackensen“
- Heeresgruppe „Deutscher Kronprinz“ / später B
- Heeresgruppe „Hindenburg“
- Heeresgruppe „Prinz Leopold von Bayern“ / später „Woyrsch“
- Heeresgruppe „Linsingen“
- Heeresgruppe „Gallwitz“ / später „Kronprinz Rupprecht von Bayern“ / später A
- Heeresgruppe „Eichhorn“ / später „Eichhorn-Kiew“ / später „Eichhorn“ / später „Kiew“
- Heeresgruppe „Below“ / ab 23. April 1917 „Scholtz“
- Heeresgruppe „Herzog Albrecht von Württemberg“ / später D
- Heeresgruppe F / später „Yildirim“
- Heeresgruppe „Gallwitz“ / später C
- Heeresgruppe „Riga“
- Heeresgruppe „Boehn“
Zweiter Weltkrieg
Die deutsche Wehrmacht führte die Bezeichnung fort. Mit der Ablösung Walther von Brauchitsch als Oberbefehlshaber kam es zu einer Umorganisation. Im Osten blieben die Heeresgruppen Hitler direkt unterstellt, jedoch auf den anderen Kriegsschauplätzen kommandierte das Oberkommando der Wehrmacht.[1]
Die Mannschaftsstärke einer Heeresgruppe betrug bis zu einer Million Soldaten.
Heeresgruppen der Wehrmacht
- Heeresgruppe A
- Heeresgruppe B
- Heeresgruppe C
- Armeegruppe „Ligurien“
- Heeresgruppe D
- Heeresgruppe E
- Heeresgruppe F
- Oberbefehlshaber Südost
- Heeresgruppe G
- Heeresgruppe H
- Oberbefehlshaber Nordwest
- Heeresgruppe Nord
- Heeresgruppe Süd
- Heeresgruppe Mitte
- Heeresgruppe z. b. V.
- Heeresgruppe „Afrika“
- Heeresgruppe „Kurland“
- Heeresgruppe „Nordukraine“
- Heeresgruppe „Südukraine“
- Heeresgruppe „Don“
- Heeresgruppe „Ostmark“
- Heeresgruppe „Weichsel“
- Heeresgruppe „Oberrhein“
- Oberbefehlshaber „Oberrhein“
Bundeswehr
Die Bundeswehr nutzte nach ihrer Gründung nicht mehr die Bezeichnung „Heeresgruppe“, sondern „Territorialheer“ bzw. „Feldheer“, inzwischen „Kommando Heer“ mit drei Divisionen, mehreren Brigaden, Kommando Spezialkräfte und ca. 65.000 Mann. Die Bundeswehr ist inzwischen derart klein, daß auch die letzten Korps aufgelöst wurden. Für eine Armee- oder geschweige Heeresgruppe fehlt die Mannschaftsstärke.
Bezeichnungen in anderen Armeen
Im angloamerikanischen Sprachraum hießen die Heeresgruppen zur Zeit des Zweiten Dreißigjährigen Krieges „Army Groups“ (deutsch: Armeegruppen) mit numerischer Nomenklatur. Bei der Roten Armee hießen sie Fronten, wobei diese nach geographischen Begriffen benannt wurden, später in Kombination mit numerischer Nomenklatur (z. B. 2. Ukrainische Front). Auf japanischer Seite im Pazifikkrieg entsprachen den HGr die sogenannten Regionalarmeen (jap. 方面軍, hōmengun), die mit Nummern oder geographischen Begriffen bezeichnet waren und denen wiederum eine Hauptarmee übergeordnet war.