Heeresgruppe B
Die Heeresgruppe B war ein Großverband der deutschen Wehrmacht, während des Zweiten Weltkrieges. Sie war Oberkommando verschiedener Armeen sowie zahlreicher Spezialtruppen, bestand aus drei Dienststellen und wurde an vier verschiedenen Kriegsschauplätzen eingesetzt. Die Heeresgruppe B entstand am 12. Oktober 1939 durch Umbenennung der aus Polen nach Westdeutschland verlegten Heeresgruppe Nord.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
1939–1941
Die erste Heeresgruppe B entstand am 12. Oktober 1939 durch Umbenennung der aus Polen nach Westdeutschland verlegten Heeresgruppe Nord. Die Heeresgruppe B bildete im ersten Teil (Fall Gelb) des mit drei Heeresgruppen unternommenen Westfeldzuges den nördlichen Flügel und rückte durch die Niederlande und Belgien zur französischen Ärmelkanalküste vor. Im sich anschließenden Fall Rot stieß die Heeresgruppe B auf dem westlichen Flügel von der Kanalküste und der Somme aus südwärts bis auf Paris und an die südliche Atlantikküste vor. Am 16. August 1940 wurde die Heeresgruppe B nach Ostpreußen und in das Generalgouvernement verlegt und mit Beginn des Rußlandfeldzuges in Heeresgruppe Mitte umbenannt.
Ostfront 1942/43
Eine neue Heeresgruppe B entstand am 9. Juli 1942 an der sowjetischen Front, als die Heeresgruppe Süd zur Durchführung der geplanten Sommeroffensive (Fall Blau) in die Heeresgruppen A (Unternehmen „Edelweiß“) und B (Unternehmen „Fischreiher“) geteilt wurde. Das Heeresgruppenkommando Süd blieb bestehen und wurde in Heeresgruppenkommando B umbenannt, im Süden entstand eine neue Heeresgruppe A. Operationsziele der Heeresgruppe B waren die Wolga und Stalingrad. Während der Operation Uranus wurde die Front Heeresgruppe B am 21. November 1942 nördlich und südlich von Stalingrad von der Roten Armee durchbrochen. Die 6. Armee und Teile der 3. rumänischen Armee wurden dabei in Stalingrad eingeschlossen. Die bei Stalingrad stehenden Verbände der Heeresgruppe wurden jetzt der eilig aufgestellten Heeresgruppe Don unterstellt. Es folgten weitere Durchbrüche der Roten Armee im Bereich der Heeresgruppe B, unter anderem am 18. Dezember während der Mittleren Don-Operation und am 14. Januar 1943 während der Operation Ostrogoschsk-Rossosch. Am 9. Februar 1943 wurde das Heeresgruppenkommando aus der Kommandostruktur herausgelöst und in die Heimat zurückverlegt, die unterstellten Verbände wurden auf die Heeresgruppen Mitte und Don aufgeteilt.
Westeuropa 1943–1945
Mit dem Heeresgruppenkommando B und dem Arbeitsstab Rommel, der sich mit Maßnahmen in Italien beschäftigt hatte, wurde am 19. Juli 1943 in München wieder eine aktive Heeresgruppe B aufgestellt. Sie wurde anschließend zur Unterstützung der italienischen Verteidigung gegen die seit der alliierten Einnahme Siziliens (Juli/August 1943) erwartete Invasion Italiens nach Oberitalien verlegt. Außerdem gab es für den Fall eines italienischen Kriegsaustrittes unter der Bezeichnung Fall Achse Planungen zur Entwaffnung oder Gefangennahme der italienischen Truppen und zur Besetzung wichtiger Punkte. Nach Bekanntwerden des italienischen Verrats und des Waffenstillstandes mit General Dwight D. Eisenhower am 8. September führte die Heeresgruppe B diese Maßnahmen in ihrem Bereich durch. Am 26. November 1943 wurde das Heeresgruppenkommando B aufgelöst und teilweise zum Ausbau des Stabes Oberbefehlshaber Südwest verwendet.
Am selben Tag wurde ein neues Heeresgruppenkommando B aufgestellt mit der Aufgabe der Verbesserung der Sicherung der Nordsee- und Ärmelkanalküste außerhalb des Reichsgebietes. Es arbeitete kurzzeitig in Dänemark, ab Januar 1944 im Bereich zwischen den Niederlanden und der Bretagne. Die dort stationierten Verbände wurden ihm im Mai 1944 auch als Heeresgruppe B unterstellt. Nach der Invasion in der Normandie bildete die Heeresgruppe bis zur Aufstellung der Heeresgruppe H in den Niederlanden am 11. November 1944 den Nordflügel der Westfront, später den Mittelabschnitt. Die Heeresgruppe B führte im Dezember 1944/Januar 1945 die Ardennenoffensive durch. Sie ging im April 1945 erbittert kämpfend im Ruhrkessel unter.
Befehlshaber
Oberbefehlshaber
- 12. Oktober 1939 Generalfeldmarschall Fedor von Bock
- 15. Juli 1942 Generalfeldmarschall Maximilian Freiherr von Weichs
- 14. Juli 1943 Generalfeldmarschall Erwin Rommel
- 19. Juli 1944 Generalfeldmarschall Günther von Kluge (zugleich OB West)
- 17. August 1944 Generalfeldmarschall Walter Model (bis 5. September 1944 zugleich OB West)
Führer des Generalstabes
- 12. Oktober 1939 General der Infanterie Hans von Salmuth
- 20. Mai 1941 Generalmajor Hans von Greiffenberg
- 9. Juli 1942 General der Infanterie Georg von Sodenstern
- 20. Mai 1943 Generalleutnant Alfred Gause
- 15. April 1944 Generalleutnant Hans Speidel
- 5. September 1944 General der Infanterie Hans Krebs
- 16. Februar 1945 Generalmajor Carl Wagener
Gliederung der Heeresgruppe
- Heeresgruppen-Truppen
- Heeresgruppen-Nachrichten-Regiment 537 (1. Aufstellung)
- Heeresgruppen-Nachrichten-Regiment 605 (2. Aufstellung)
- Unterstellte Verbände
Datum | unterstellte Armeen |
---|---|
1. Aufstellung (1939) | |
November 1939 | 4. Armee, 6. Armee, 18. Armee |
Mai 1940 | 6. Armee, 18. Armee |
Juni 1940 | 9. Armee, 6. Armee, 4. Armee, Panzergruppe „von Kleist“ |
Juli 1940 | 7. Armee, 4. Armee |
August 1940 | 7. Armee, 4. Armee, 6. Armee |
September 1940 | 18. Armee, 4. Armee, 6. Armee |
Januar 1941 | 18. Armee, 4. Armee, 17. Armee, Panzergruppe 2, Militärbefehlshaber im Generalgouvernement |
Mai 1941 | 9. Armee, 4. Armee |
2. Aufstellung (1942) | |
August 1942 | 2. Armee, 2. Ungarische Armee, 8. Italienische Armee, XXIX. Armeekorps, 6. Armee, 4. Panzerarmee |
September 1942 | 2. Armee, 2. Ungarische Armee, 8. Italienische Armee, 6. Armee, 4. Panzerarmee |
Oktober 1942 | 2. Armee, 2. Ungarische Armee, 8. Italienische Armee, 3. Rumänische Armee, 6. Armee, 4. Panzerarmee, 4. Rumänische Armee |
Dezember 1942 | 2. Armee, 2. Ungarische Armee, 8. Italienische Armee |
Januar 1943 | 2. Armee, 2. Ungarische Armee, 8. Italienische Armee, Armee-Abteilung „Fretter-Pico“ |
Februar 1943 | 2. Armee, Armee-Abteilung Lanz, 8. Italienische Armee, 2. Ungarische Armee |
März 1943 | z.Vfg. OKW in Deutschland |
September 1943 | LI. Gebirgs-Armeekorps, II. SS-Panzerkorps, LXXXVII. Armeekorps |
Dezember 1943 | z. Vfg. OKW in Dänemark |
Mai 1944 | 7. Armee, 15. Armee, Wehrmachtsbefehlshaber Niederlande |
Juni 1944 | 7. Armee, 15. Armee, Wehrmachtsbefehlshaber Niederlande, Panzergruppe West |
August 1944 | 1. Armee, 5. Panzerarmee, 7. Armee, 15. Armee, Wehrmachtsbefehlshaber Niederlande |
September 1944 | 7. Armee, 1. Fallschirm-Armee, 15. Armee |
November 1944 | 7. Armee, 5. Panzerarmee, Armeegruppe „Student“ |
Dezember 1944 | 7. Armee, 5. Panzerarmee |
Januar 1945 | 7. Armee, 5. Panzerarmee, 6. Panzerarmee, 15. Armee |
Februar 1945 | 7. Armee, 5. Panzerarmee, 15. Armee |
April 1945 | 15. Armee, 5. Panzerarmee, Armee-Abteilung „Lüttwitz“ |