Herzner, Hans-Albrecht

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Dr. phil. Hans-Albrecht Herzner, Ausweisfoto der Kennkarte (allgemeiner polizeilicher Inlandausweis)

Hans-Albrecht Herzner (Lebensrune.png 6. Februar 1907 in Potsdam; Todesrune.png 3. September 1942 in Hohenlychen) war ein deutscher Corpsstudent, Doktor der Philosophie, Offizier in der Abwehr und bei den „Brandenburgern“. Eine Woche vor Beginn des Polenfeldzugs leitete er das erste Kommandounternehmen der Wehrmacht.

Leben

Herzners Eltern waren der Architekt Richard Herzner und seine Frau Elisabeth. Unterbrochen vom Ersten Weltkrieg, besuchte Herzner von 1913 bis 1927 das Reform-Realgymnasium in Berlin-Zehlendorf. Nach dem Abitur studierte er ab dem Sommersemester 1927 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. 1928 wurde er im Corps Borussia Berlin aktiv. 1938 promovierte er zum Dr. phil.. Im selben Jahr erhielt er das Band des Corps Frankonia Prag, dessen Altherrenverein nach der Suspension des Prager Senioren-Convents-Verbands in Berlin ansässig war.

Herzner war Reserveoffizier im Infanterie-Regiment 9. Als Zivilist war er vom 1. August 1938 bis zum 1. Oktober 1938 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Oberkommando des Heeres (OKH). Anschließend kam er zur Abwehrstelle beim Generalkommando VIII. Armeekorps in Breslau.

Als Leutnant der Reserve diente er u. a. an der Seite der Korporierten Hans-Wolfram Knaak und Wilhelm Walther, aber auch Siegfried Grabert vom „Industrieschutz Oberschlesien“ nach Beginn des Zweiten Weltkrieges im Bataillon „Ebbinghaus“, aus dem die Spezialeinheit „Brandenburg“ hervorging.

Kampf-Organisation „Jablunka“

Ende August 1939 führte Dr. Herzner die geheime Kampf-Organisation „Jablunka“ an, um vor Anfang des Zweiten Weltkrieges den Eisenbahntunnel am Jablunka-Paß zu erobern.

Bataillon „Nachtigall“

In der Legion Ukrainischer Nationalisten war Herzner 1940/41 als Oberleutnant Kommandeur des Bataillons „Nachtigall“ (auch: Bataillon Ukrainische Gruppe „Nachtigall“), einer ukrainischen Wehrmachtseinheit (aus polnischen und französischen Kriegsgefangenen ukrainischer Nationalität), die den Freiheitskampf gegen Stalins Bolschewismus führte. Der Name rührt anscheinend von den besonderen Sangeskünsten der ukrainischen Mannschaften her, die ihre Lieder so gut trällerten „wie Nachtigallen“. Der Sonderverband unterstand der Abwehrabteilung II und wurde zeitweilig dem I. Bataillon des Bau-Lehr-Regimentes z. b. V. 800 „Brandenburg“ unterstellt. Am 8. Mai 1941 trat Prof. Dr. Dr. Theodor Oberländer seinen Dienst beim Bataillon an, er fungierte als Ausbilder, Dolmetscher und „Sachverständiger für die Behandlung fremden Volkstums“ und stand dem Befehlshaber Dr. Herzner als Verbindungsoffizier der Abwehr II zur Seite.

Am 18. Juni 1941 wurde Nachtigall in Richtung sowjetischer Grenze in Marsch gesetzt und erhielt am 29. Juni den Befehl, bei der Besetzung von Lemberg mitzuwirken. Die Einheit drang noch vor der Wehrmacht nachts in die Stadt ein und besetzte unter anderem den Radiosender, über den am 30. Juni 1941 Stepan Bandera ohne Absprache oder Erlaubnis die Unabhängigkeit der Westukraine verkündet wurde.

Als die Bataillone „Nachtigall“ und „Roland“, auch weil sie als unkontrollierbar galten, aufgelöst wurden, entstand im Oktober 1941 das Schutzmannschafts-Bataillon 201. Diese Einheit für Polizeiaufgaben und Bandenbekämpfung unterstand nicht länger der Wehrmacht, sondern der Ordnungspolizei des Reichsführers-SS und Chefs der Deutschen Polizei. Ob Dr. Herzner hieran beteiligt war, wird stark angezweifelt. Neben den Mannschaftsdienstgraden wurden auch sämtliche Unteroffiziers- und Offiziersstellen (22 Posten) des neuen Bataillons mit Ukrainern besetzt. Das Kommando übernahm der vormalige Kommandeur des Bataillons „Roland“, Major Je. Pobihuschtschy, während die vier neuen Kompanien von Roman Schuchewytsch, M. Brygider, W. Sydor und W. Pawlyk befehligt wurden. Alle 600 Soldaten hatten sich erneut für die Dauer von einem Jahr verpflichtet.

Tod

Nach einer schweren Schußverletzung des Rückens (das wo und wie ist unbekannt) kam Dr. Herzner in das SS-Lazarett Hohenlychen. Hier wurde eine Chirurgen-Sondergruppe beim Kommandostab Reichsführer-SS zum frontnahen Einsatz unter Oberarzt und Stellvertretenden Chefarzt in Hohenlychen, SS-Sturmbannführer der Reserve Dr. med. Ludwig Stumpfegger gebildet. Herzner starb im September 1942, ggf. an seinen schweren Verletzungen, die Umstände sind jedoch unbekannt, da die meisten Abwehr-Akten besonderer Agenten vor Kriegsende zerstört wurden.

Dr. Hans-Albrecht Herzner wurde postum zum Hauptmann befördert und erhielt ein Ehrengrab auf dem Ehrenfriedhof Nr. 9 des Neuen Friedhofs Potsdam (Endgrablage: Reihe II, Grab 9). Die Grabstätte ist Bestandteil der Soldatengräberanlage des Ersten und Zweiten Weltkrieges. Gepflegt wird sie durch den Bereich Friedhöfe der Stadtverwaltung Potsdam

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

  • Herbert Schindler: Mosty und Dirschau 1939. Zwei Handstreiche der Wehrmacht vor Beginn des Polenfeldzugs – Einzelschriften zur militärischen Geschichte des Zweiten Weltkrieges, Rombach Verlag (1971), ISBN 978-3793001515
  • Jan Heitmann: Dr. Hans-Albrecht Herzner. The life of an Abwehr officer. 1996