Histrione
Ein Histrione war im alten Rom der Antike eine Art Schauspieler, der unter Begleitung einer Flöte pantomimische Tänze aufführte. Die Bezeichnung wurde aus der etruskischen Sprache in das Lateinische entlehnt. Entsprechend stammten die Histrionen ursprünglich auch aus Etrurien. Im Mittelalter handelte es sich bei einem Histrionen dann aber vornehmlich um einen Gaukler oder allgemein um einen Darsteller, der sein Können vor Publikum darbot. Im heutigen Deutschen findet das Wort nurmehr selten Verwendung (→ Archaismus).
Erläuterung
Die Histrionen betrieben ihre Kunst gewerbsmäßig und wurden 364 v. d. Z. auch zu den Ludi romani (römische Spiele), dem großen Volksfest in Rom, berufen, wo sie während einer großen Pestepidemie zur Versöhnung der Götter die ersten Ludi scenici (Schauspiele mit Tänzen, von Flöten begleitet) aufführten[1] und auch danach über eine langen Zeitraum einen Teil der Ludi romani bildeten. Die Aufgabe der Histrionen bestand anfangs darin, durch Tanz und Gestikulationen das auszudrücken, was ein anderer sprach.[2] In der Folge ging ihr Name auch auf die – meist dem Stand der Freigelassenen angehörigen – wirklichen Schauspieler, d. h. die berufsmäßigen Darsteller des kunstgerechten Dramas, über. Deren Besoldungen stiegen später dermaßen an, daß sich Kaiser Tiberius veranlasst sah, sie zu beschränken. Weibliche Rollen wurden anfangs nur von Männern, in der späteren Kaiserzeit auch von Frauen dargestellt. Der berühmteste unter den Histrionen hieß Noscius, für den Cicero in einer (noch erhaltenen) Rede als Anwalt auftrat.[3]
Literatur
- Hartmut Leppin: Histrionen: Untersuchungen zur sozialen Stellung von Bühnenkünstlern im Westen des Römischen Reiches zur Zeit der Republik und des Principats. Rudolf Habelt GMBH, 1992, ISBN 3774925178