Hofer, Andreas

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Andreas Hofer 1809; Bild von Franz Defregger. Unter der maßgeblichen Führung Hofers wurde das Land im Frühjahr 1809 von der bayerisch-französischen Besatzung des Rheinbunds befreit und bis zum Herbst verteidigt.

Andreas Hofer (Lebensrune.png 22. November 1767 am Sandhof bei St. Leonhard in Passeier, Südtirol; Todesrune.png hingerichtet 20. Februar 1810 in Mantua, Italien) ist ein deutscher Nationalheld aus Tirol.

Leben

Herkunft

Andreas Hofer wurde am 22. November 1767 als Sohn des Gastwirtes Josef Hofer und dessen Ehefrau Marie Hofer (geb. Aigentler) am Sandhof bei St. Leonhard in Passeier (Südtirol) geboren. Als einziger Sohn war er der Jüngste der vier Geschwister. Mit sieben Jahren wurde er Vollwaise und wuchs in der Obhut seiner Stiefmutter auf.

Jugend

Andreas Hofer 0251.jpg
Andreas Hofer in der Schlacht am Berge Isel - 13. August 1809 0255.jpg

Andreas Hofer besuchte mit sieben Jahren die von Kaiserin Maria Theresia kürzlich eingeführte Volksschule und lernte Lesen, Schreiben und Rechnen. Nach Beendigung der Schulzeit ging Hofer nach Welschtirol um die zweite Landessprache, Italienisch, zu lernen. Mit 22 Jahren übernahm „Andre“ den Sandhof, wobei er neben dem Schankgewerbe auch den Pferde-, Wein- und Branntweinhandel betrieb. Am 21. Juli 1789 heiratete er Anna Ladurner aus Algund, die dem Tiroler Volkshelden sieben Kinder gebar.

Ein Zeitgenosse schrieb über den Sandwirt:

„Hofer war ein schöner Mann, nur wenig über die gewöhnliche mittlere Länge hinaus, im besten Ebenmaß zu seinen Formen, die breiter ausgingen als es sonst im Passeier der Fall ist, mit mächtigen Schultern auf festen Knochen, gewölbter Brust und starken Waden. Er hatte ein volles, rundes, gesund gerötetes Gesicht, eine breite, kurze Nase, lebhafte braune Augen und dunkle Haare. Seine Hauptzierde war ein mächtiger, glänzend schwarzer Bart, der, die Wangen freilassend, bis auf die Brust reichte.“

Andreas Hofer wurde mit kaiserlicher Entschließung vom 15. Mai 1809 in den Adelsstand erhoben. Wahrscheinlich durch ein Versehen der Hofkanzlei unterblieb das Adelsdiplom an Hofer. Es wurde erst am 26. Januar 1818 seinem Sohn Johann nachgereicht. Ob Hofer über seinen Adelstitel Kenntnis hatte, läßt sich nicht nachweisen. Tatsache ist, daß der Sandwirt weder in seinen Briefen noch Regierungsakten sich des Namenszusatzes „von“ bediente.

Tiroler Freiheitskampf

Andreas-Hofer-Denkmal am Bergisel bei Innsbruck
Grabmal Andreas Hofers in der Innsbrucker Hofkirche

Im August 1796 griff Andreas Hofer zum erstenmal zu den Waffen. Seine Kompanie verteidigte den Tonalepaß vor den aus Oberitalien kommenden napoleonischen Truppen. Im Jahre 1797 wurden neben dem Erfolg von Spinges auch die Aufgabe Bozens und der Rückzug gegen Brixen erzwungen.

In den Freiheitskriegen von 1809 führte Andreas Hofer im Alter von 42 Jahren die Tiroler dreimal siegreich zum Kampf gegen Napoleons Truppen. Noch heute wird er für seine Taten von einem Großteil der Bevölkerung als Held gefeiert. Nach der Niederlage im 3. Koalitionskrieg seit 1805/06 stand Tirol wieder unter bayrischer Herrschaft (Frieden von Preßburg).

Massive Eingriffe durch Reformen der Bayern in das religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Leben der Tiroler, wie beispielweise die Mißachtung der alten Tiroler Wehrverfassung (Landlibell Kaiser Maximilians I. von 1511) und die Wiedereinführung der josephinischen Kirchenreform (Minister Maximilian von Montgelas) sorgten für großen Unmut:

Zwischen den Tirolern und Bayern gab es gravierende Unterschiede: Für die Tiroler war Bayern das Land der Aufklärung, des Absolutismus, der Religions- und Ständefeindlichkeit. Ab 1803 führte Bayern rigoros die sogenannte Säkularisierung (Verweltlichung, Loslösung des Staates von der Bindung an die Kirche) durch. Die Bayern galten für die Tiroler als die Modernisten, zudem sahen die Bayern in den Tirolern mittelalterliche, abergläubische Hinterwäldler. Sie hielten sie für altmodisch und nicht imstande, das Verwaltungs- und Gerichtswesen der neuen Zeit anzupassen.

Die große Furcht der Tiroler vor dem Anschluß an Bayern betraf vor allem mögliche Teilungspläne und die Minderung des Einflusses des Bauernstandes. Die Tiroler Bauern hatten schon seit dem 13. Jahrhundert eine Sonderstellung und das Mitspracherecht im Landtag. Die Bayern erhöhten drastisch die Steuern, taten sehr wenig für die Förderung von Handel und Verkehr und setzten Reformen in ihrem Sinne im Gerichtswesen, der politischen Verwaltung und dem Schulwesen durch.

Die Bayern führten in Tirol die allgemeine Wehrpflicht ein und wollten im März 1809 in Axams die ersten Rekruten ausheben. Die betroffenen Burschen flohen in die nahen Wälder. Als Soldaten sie einfangen sollten, wurde eine bayrische Patrouille von zwei jungen Männern in die Flucht geschlagen. In einigen Dörfern läuteten damals die Sturmglocken, die Bauern griffen zu den Waffen. Besonders im religiösen Bereich gab es durch die Besatzer tiefe Eingriffe. Die Traditionen der Tiroler wurden hier vehement untergraben. Es kam zu zahlreichen Verboten und Verordnungen: Verbot der Mitternachtsmette, Abschaffung bäuerlicher Festtage, Verbot von Bittgängen und Prozessionen, kein Glockengeläute mehr u. a. Die Kirche mußte sich dem Staat unterwerfen. Viele Priester mußten ihre Pfarreien verlassen. Die sieben großen Klöster des Landes wurden aufgehoben.

Diese Belange und einiges mehr führten zum Aufstand von 1809. Mittels Glockengeläute, Sägespänen in den Bächen und Bergfeuern wurden die Bauern mobilisiert. Wer die Unruhe unter Andreas Hofer und seinen Mitstreitern verstehen will, muß die Bestimmungen des Landlibells von 1511 kennen: Die Tiroler hatten nur in dem Fall Kriegsknechte zu stellen, wenn es für die Verteidigung ihres eigenen Landes notwendig war. So machten Hofer und seine aufständischen Bauern Gebrauch von jahrhundertealten Rechten der Selbstverteidigung. Die Bayern akzeptierten dieses Landlibell nicht.

Dies führte zum ersten Aufstand, der siegreich am 25. und am 29. Mai am Bergisel beendet werden konnte. Es folgte der Znaimer Waffenstillstand mit erneuter Besetzung Tirols durch napoleonische Truppen (Kaiser Franz hatte den Tirolern versprochen, nie wieder einen Waffenstillstand zu unterzeichnen, in dem Tirol abgetrennt werden sollte, doch unter dem Druck Frankreichs brach er sein Wort.)

Zur dritten Bergiselschlacht kam es am 13. August 1809, in der etwa 15.000 Landstürmer gegen ein etwa gleichstarkes Heer von Bayern, Sachsen und Franzosen erfolgreich kämpften. Am 18. August 1809 verließ Marschall Lefèbvres Armee den Boden Tirols. Im Namen des Kaisers nahm Andreas Hofer als Oberkommandat von Tirol die Regierung in die Hand. Im Oktober 1809 wurde in Wien der Frieden von Schönbrunn unterzeichnet, der die endgültige Aufgabe der tirolischen Gebiete durch den Kaiser beinhaltete. Danach kam es am 1. November 1809 zur vierten und letzten Bergiselschlacht, die mit einer Niederlage endete. Andreas Hofer rief erneut zum Widerstand am 11. November auf, was aber wenig Wirkung zeigte. Er mußte flüchten, wurde von Franz Raffl verraten und am 28. Januar 1810 auf der Mähderhütte der Pfandleralm (Alm des Prantacher Hofes gegenüber St. Martin in Passeier) gefangengenommen.

Tod

„Andreas Hofer“ von Ernst von Dombrowski

Am 20. Februar 1810 wurde er in Mantua (Oberitalien) vor ein Kriegsgericht gestellt und durch Erschießung hingerichtet. Den letzten Brief beendet Hofer mit den Worten:

„Ade, meine schnöde Welt, so leicht kommt mir das Sterben vor, daß mir nicht die Augen naß werden!“

Seine letzten Worte sollen „Franzl, Franzl, das verdank ich dir!“ gewesen sein. 1823 wurden Hofers Gebeine aus Mantua, das mittlerweile wieder zu Österreich gehörte, nach Innsbruck gebracht und dort in der Hofkirche zur endgültigen Ruhe gebettet.

Nachwirken

Andreas Hofer, ein einfacher und lauterer Charakter mit höchsten moralischen Gaben, ist durch sein heldenhaftes Verhalten vor seinem Tode zum Symbol des Widerstandes gegen jede Fremdherrschaft und Unterdrückung in Tirol geworden. Noch heute wird er in der Tiroler Landeshymne verehrt. Sein Einsatz wird durch eine Reihe von Denkmälern geehrt. Alljährlich wird er am 20. Februar als Vaterlandsheld gefeiert.

Vorbildcharakter

Zitate

  • Andreas Hofer wußte, daß die Freiheit einzufordern die Aufgabe aller und eines jeden einzelnen sei: „Wer nicht selbst die Zukunft in die Hand nimmt, wer nicht selbst die Zukunft gestaltet, dem wird sie gestaltet.“.
  • Die preußische Königin Luise schrieb über den Aufstand der Tiroler Bauern an eine Freundin: „Welch ein Mann, dieser Andreas Hofer! Ein Bauer wird Feldherr, und was für einer! Seine Waffe – ein Gebet; sein Bundesgenosse – Gott! … Und dieses treue Schweizervolk (sic!) … Ein Kind an Gemüt, kämpft es wie die Titanen mit Felsenstücken, die es von seinen Bergen niederrollt.“
  • Bettina von Arnim im Briefverkehr mit Johann Wolfgang von Goethe, in dem sie immer wieder ab dem Frühjahr 1809 auf die Ereignisse in Tirol und das Schicksal seiner Freiheitskämpfer eingeht, denen ihre Begeisterung und Leidenschaft gehören: „Dem Hofer war ich nachgegangen … ein Beispiel von Unschuld und Heldenthum … innerlich groß, ein heiliger deutscher Charakter“.

Grabmal

Neben Hofers Grabmal ist das heute noch populärste Element aus dem Vormärz das Andreas-Hofer-Lied des Jenaer Burschenschafters Julius Mosen (1831) aus dem sächsischen Vogtland mit der dazu komponierten Melodie des Niederösterreichers Leopold Knebelsberger (1844). Mosen betont zu Recht mit „es blutete der Brüder Herz, ganz Deutschland, ach in Schmach und Schmerz“ die große Anteilnahme an Hofers Schicksal und dessen Status als „Held aller Deutschen“. Er äußert aber auch den Wunsch nach brüderlicher Eintracht aller Deutschen.

Mit „Gott sei mit Euch, mit dem verrat’nen deutschen Reich und mit dem Land Tirol“ findet sich das Deutsche Reich als politisch anzustrebendes Ziel, wobei Gott dabei allen Deutschen, nicht nur den Tirolern oder deutschen Österreichern beistehen soll, während gleichzeitig ein Seitenhieb gegen all jene geführt wird, die in der napoleonischen Zeit versagt und damit „Verrat“ geübt haben. Mosen reiht sich damit in die deutsche Einheitsbewegung des 19. Jahrhunderts ein.

Siehe auch

Literatur

Weitere Literatur

  • Humbert Fink: Zu Mantua in Banden: das Leben und Sterben des Volkshelden Andreas Hofer, Econ-Verlag, Düsseldorf 1992, ISBN 3-430-12779-3
  • Margot Hamm: Die bayerische Integrationspolitik in Tirol 1806–1814 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 105), München 1996, ISBN 3-406-10498-3
  • Hans Magenschab: Andreas Hofer. Zwischen Napoleon und Kaiser Franz, Graz und Regensburg 1994, ISBN 3-222-11522-2
  • Karl Paulin: Andreas Hofer und der Tiroler Freiheitskampf 1809: nach geschichtlichen Quellen, Tosa-Verlag, Wien 1996, ISBN 3-85001-579-3
  • Karl Paulin: Das Leben Andreas Hofers, Verlag Mar. Vereinsbuchhandlung und Buchdruckerei A.-G., Innsbruck 1935
  • Bernhard Sandbichler: Andreas Hofer 1809: eine Geschichte von Treue und Verrat, Tyrolia-Verlag, Innsbruck 2002, ISBN 3-7022-2488-2

Filme

  • Andreas Hofer 1809 – Die Freiheit des Adlers (2001/2002), Darsteller u. a.: Tobias Moretti als Andreas Hofer, Franz Xaver Kroetz als Feldpater Joachim Haspinger, Regie: Xaver Schwarzenberger
  • Der Judas von Tirol (1935)
  • Andreas Hofer, Stummfilm (1929), Darsteller u. a.: Fritz Greiner als Andreas Hofer, Maly Delschaft als Anna Hofer, Regie: Hans Prechtl

Verweise