Humanismus
Humanismus (lat. humanus, „menschlich“, „gebildet“) ist eine Weltanschauung, die in der Epoche der Renaissance ihren Ausgang nahm. In Anlehnung an das antike griechische Bildungsideal zielt der Humanismus auf ein Idealbild des Menschen, der seine Persönlichkeit auf der Grundlage allseitiger theoretischer und moralischer Bildung frei entfalten kann und von einer objektiven Wahrheit ausgeht.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Selbstermächtigung, Selbstbestimmung und Selbstachtung stehen als Neuerfindungen am Beginn des Renaissance-Zeitalters. Nicht, daß es dergleichen zuvor nie gegeben hätte, aber die Leidenskultur des Christentums und der Unterwerfungscharakter des von dieser Religion verkörperten Typus von Religion, steht dem grundsätzlich entgegen. Selbstbewußtsein gegen Selbstverleugnung zu stellen, war eigentlich ein spirituelles Unterfangen. In einem halben Jahrtausend europäisch-neuzeitlicher Zivilisation werden diese Novitäten nun schon von immer neuen Akteuren der Historie erprobt, auf jedem Areal, nur nicht auf dem religiösen (dort haben staatsnahe christliche Volkskirchen jeden Angriff überstanden).
Aber es will scheinen, daß am Ende dieser Neuzeit nun doch Kollektivismus, Standardisierung, Egalitarismus – und ein Zivilsationsmodell der totalen technischen Abhängigkeit – vielleicht schon den Europäer selbst geschleift haben, seinen Formsinn und seine ureigene Stärke ausmerzen konnten, und daß das eigentlich Europäische womöglich irreversibel zerstört ist.
Zitate
- „Und wie, wenn Verarmung und Vernachlässigung überhand nehmen, dann die Wölfe anfangen sich im Dorfe zu zeigen; so erhebt [...] der stets bereit liegende Materialismus das Haupt und kommt, mit seinem Begleiter dem Bestialismus (von gewissen Leuten Humanismus genannt) an der Hand, heran; ...“ — Arthur Schopenhauer[1]
- „Sie haben sich selbst der Domestikation unterworfen und eine Zuchtwahl in Richtung auf haustierliche Umgänglichkeit bei sich selbst auf den Weg gebracht. Aus dieser Vermutung entspringt Zarathustras eigentümliche Humanismus-Kritik als Zurückweisung der falschen Harmlosigkeit, mit der sich der neuzeitliche gute Mensch umgibt. Tatsächlich, es wäre nicht harmlos, wenn Menschen Menschen in Richtung auf Harmlosigkeit züchteten. Nietzsches Verdacht gegen alle humanistische Kultur dringt darauf, das Domestikationsgeheimnis der Menschheit zu lüften. Er will die bisherigen Inhaber der Züchtungsmonopole – die Priester und Lehrer, die sich als Menschenfreunde präsentierten – beim Namen und ihrer verschwiegenen Funktion nennen und einen weltgeschichtlich neuartigen Streit zwischen verschiedenen Züchtern und verschiedenen Züchtungsprogrammen lancieren. Dies ist der von Nietzsche postulierte Grundkonflikt aller Zukunft: der Kampf zwischen den Kleinzüchtern und den Großzüchtern des Menschen – man könnte auch sagen zwischen Humanisten und Superhumanisten, Menschenfreunden und Übermenschenfreunden.“ — Peter Sloterdijk[2]
- „Von nix a Ahnung haben aber klug daherreden. Des is Humanismus“[3].
Siehe auch
Literatur
- Ernst Borkowsky: Aus der Zeit des Humanismus. 1905 (PDF-Datei)