Deutsche Klassik
Der Begriff Deutsche oder Weimarer Klassik beschreibt eine Ära des 18. und 19. Jahrhunderts, in der das „Viergestirn“ Wieland, Goethe, Herder und Schiller in Weimar wirkte. Weimar stellte neben Leipzig und Hamburg eines jener geistigen Zentren im damals aus vielen Einzelstaaten (bis 1806 des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation) bestehenden Deutschland dar. Wie die Aufklärung ging die Klassik, d. h. die Blütezeit der deutschen Nationalliteratur und -Kunst, von der Erziehbarkeit des Menschen zum Guten aus und förderte humanistische Ideale sowie das ästhetisch Schöne.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Es war eine Zeit der im wesentlichen eigenständigen deutschen Geistesbewegung, losgelöst von den frankophilen Einflüssen der Franzosenzeit, auch in Hinsicht auf die Befreiungskriege gegen die Tyrannei Napoleons. Die Weimarer Klassik markiert bei Friedrich Meinecke und anderen Geschichtsschreibern den Beginn der „deutschen Erhebung“.
Oft wird mit Weimarer Klassik auch nur die gemeinsame Schaffensperiode der befreundeten Dichter Goethe und Schiller bezeichnet, die von 1794 (Friedrich Schiller bat Johann Wolfgang von Goethe um Mitarbeit an der Zeitschrift „Die Horen“ und erhielt eine Zusage) bis 1805 andauerte und mit dem Briefwechsel zwischen beiden einsetzte. Im engeren Sinn wird die literarische Epoche nach Johann Wolfgang Goethes erster Italienreise 1786 damit bezeichnet. Die Deutsche Klassik dauerte etwa bis zu Goethes Tod 1832.
Auswirkungen
Die Deutsche Klassik entfaltete im Bildungsbürgertum eine ungeheure Wirkung. Zitate aus den Werken Goethes und Schillers wurden zu volkstümlichen Sprichworten. Die Lektüre der Klassiker wurde Pflichtpensum in den höheren Schulen, Schillers Dramen beherrschten die Spielpläne der Theater.
Ebenfalls von den Ideen der Klassik beeinflußt und außerdem für die Geschichte des deutschen Schulwesens von entscheidender Bedeutung war der mit Goethe und Schiller befreundete Wilhelm von Humboldt, Gründungsvater der Universität Berlin. Während seiner Tätigkeit im preußischen Staatsdienst 1809 leitete er eine Reform des Schulwesens ein, wobei er besonderes Gewicht auf das Gymnasium legte.
Ausgewählte Werke aus dieser Epoche
Christoph Martin Wieland
- Alceste, deutsches Singspiel (1773, Uraufführung: Weimar, 25. Mai 1773)
- Die Geschichte der Abderiten, Roman (Leipzig 1774–1780)
- Hann und Gulpenheh, Verserzählung (Weimar 1778)
- Schach Lolo, Verserzählung (Weimar 1778)
- Oberon, Verserzählung (Weimar 1780; gekürzte Fassung: Leipzig 1784)
- Dschinnistan (3 Bände, Winterthur 1786–1789)
- Geheime Geschichte des Philosophen Peregrinus Proteus, Roman (Vorabdruck: Weimar 1788/89; Leipzig 1791)
- Agathodämon, Roman (Leipzig 1796–1797)
- Aristipp und einige seiner Zeitgenossen, Briefroman (4 Bände, Leipzig: Göschen 1800–1802)
Johann Wolfgang (von) Goethe
- Egmont (Trauerspiel, begonnen 1775, im Druck 1788)
- Wilhelm Meisters theatralische Sendung („Urmeister“, Roman, ab 1776, im Druck 1911)
- Iphigenie auf Tauris (Drama, im Druck 1787)
- Torquato Tasso (Drama, ab 1780, im Druck 1790)
- Römische Elegien (entstanden 1788–1790)
- Venezianische Epigramme (1790)
- Faust. Ein Fragment (1790)
- Der Bürgergeneral (Lustspiel, 1793)
- Reineke Fuchs (Epos in Hexametern, 1794)
- Unterhaltungen deutscher Ausgewanderten (1795)
- Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96)
- Xenien (Gedichte, zusammen mit Schiller, 1796)
- Novelle (ab 1797)
- Hermann und Dorothea (Idylle in Hexametern, 1798)
- Die natürliche Tochter (Trauerspiel, 1804)
Johann Gottfried Herder
- Volkslieder nebst untermischten anderen Stücken (1778–1779, erst in der 2. Auflage 1807 unter dem Titel Stimmen der Völker in Liedern)
- Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit (4 Teile 1784–1791)
- Briefe zur Beförderung der Humanität; zehn Sammlungen (1791–1797)
- Terpsichore, Lübeck 1795
- Christliche Schriften, Riga 1796–1799, 5 Sammlungen
- Metakritik zur Kritik der reinen Vernunft, Leipzig 1799, 2 Teile
- Kalligone, Leipzig 1800
Friedrich (von) Schiller
- Don Karlos (1787)
- Über den Grund des Vergnügens an tragischen Gegenständen (1792)
- Augustenburger Briefe (1793)
- Über Anmut und Würde (1793)
- Kallias-Briefe (1793)
- Die Horen (1795)
- Über die ästhetische Erziehung des Menschen (1795)
- Über naive und sentimentalische Dichtung (1795)
- Der Taucher (1797)
- Die Kraniche des Ibykus (1797)
- Ritter Toggenburg (1797)
- Der Ring des Polykrates (1797)
- Die Bürgschaft (1798)
- Wallenstein-Trilogie (1799)
- Das Lied von der Glocke (1799)
- Maria Stuart (1800)
- Die Jungfrau von Orléans (1801)
- Die Braut von Messina (1803)
- Das Siegesfest (1803)
- Wilhelm Tell (1803/04)
- Die Huldigung der Künste (1804)
- Demetrius (unvollendet; 1805)