Hypo Real Estate

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Die Hypo Real Estate Holding ist eine Bankenholding mit Sitz in München. Mit der Hypo Real Estate Bank AG, der Hypo Real Estate Bank International AG, der Depfa Bank plc und der Depfa Deutsche Pfandbriefbank AG gehören vier Banken im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierungen sowie in der Staats- und Infrastrukturfinanzierung zu dem in der Öffentlichkeit unter dem Namen Hypo Real Estate Group auftretenden Konzern.

Die Hypo Real Estate Holding ist seit Oktober 2003 börsennotiert und wurde rund zwei Jahre nach ihrer Gründung mit Wirkung zum 19. Dezember 2005 als Ersatz für die HypoVereinsbank in den DAX an der Frankfurter Wertpapierbörse aufgenommen.

Als Holding unterliegt die Hypo Real Estate Holding selber nicht der Bankenaufsicht.

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Konzern

Die Hypo Real Estate Group entstand aus der Abspaltung des gewerblichen Immobilienfinanzierungsgeschäfts der HypoVereinsbank (HVB). Dies erfolgte rechtlich durch eine so genannte Abspaltung zur Neugründung nach dem Umwandlungsgesetz, nachdem der Aufsichtsrat der HVB im März 2003 und die Hauptversammlung im Mai 2003 zugestimmt hatten. Die Abspaltung von der HVB wurde mit Eintragung in das Handelsregister am 29. September 2003 rechtswirksam. Die Hypo Real Estate Group war eine der ersten Banken in der Bundesrepublik Deutschland, die in großen Umfang Portfolien sogenannter notleidender Kredite (Non-performing Loans) verkaufte, um ihre Bilanzen zu entlasten. So wurden 2004 Kredite mit einem Volumen in Höhe von 3.600 Millionen an Lone Star verkauft, weitere 394 Millionen an Morgan Stanley und Citigroup.[1]

Vorgeschichte

Im September 2001 fusionierten die Nürnberger Hypothekenbank, Süddeutscher Bodencreditbank und Bayerischer Handelsbank zur damaligen HVB Real Estate AG. Großaktionär und Namensgeber der börsennotierten Gesellschaft war die HypoVereinsbank, später übernahm die Gesellschaft auch das Immobiliengeschäft der HVB. Nach weiteren Anteilsaufstockungen leitete die HVB zum Jahresende 2002 den Zwangsausschluß (Squeeze-out) der Minderheitsgesellschafter ein.

Durch Abspaltung von Teilen des gewerblichen Immobilienfinanzierungsgeschäfts der HVB inkl. HVB Real Estate AG und einer Mehrheitsbeteiligung an der Württembergische Hypothekenbank AG wurde schließlich im Jahr 2003 die Hypo Real Estate Holding, Aktionäre der HVB erhielten für 4 HVB Aktien eine Hypo Real Estate Holding Aktie. Die ehemalige HVB Real Estate AG ist inzwischen in Hypo Real Estate Bank AG, die Württembergische Hypothekenbank AG, bei der in 2005 ein Squeeze-out erfolgte, in Hypo Real Estate Bank International AG umfirmiert.

Im Jahr 2007 übernahm die Hypo Real Estate im Wege eines Aktientauschs die inzwischen aus steuerlichen Gründen nach Irland verlegte Depfa Bank plc, deren Tochter Depfa Deutsche Pfandbriefbank AG hiernach zu einer direkten Tochter der Hypo Real Estate wurde.

Bedeutung

Mit einem Immobilienfinanzierungsvolumen von etwa 124 Milliarden Euro ist die Hypo Real Estate Group einer der größten Finanzierer von gewerblichen Immobilienkunden in Deutschland und als solcher eines der größten Immobilienfinanzierungsinstitute in Europa.

Im Juli 2007 handelte die Hypo Real Estate einen Zusammenschluß mit der Depfa Bank plc aus; pro Depfa-Aktie zahlte die Hypo Real Estate 0,189 eigene Aktien plus 6,80 €. Letzter Handelstag der Depfa-Aktie war der 2. Oktober 2007.

Im April 2008 gab der amerikanische Finanzinvestor Christopher Flowers (Goldman Sachs) bekannt, eine bedeutende Minderheitsbeteiligung kaufen zu wollen, und erwarb über seine Investmentgesellschaft J.C. Flowers & Co. LLC mittels eines öffentlichen Angebots für 1,1 Milliarden Euro 24,9 Prozent am Kapital der Bank. Das Vertrauen der Anleger in den Konzern war zwischenzeitlich jedoch auf einen solchen Tiefpunkt gesunken, daß ihm bis zur Angebotsfrist am 23. Juni 2008 rund 46,7 Prozent des Aktienkapitals zum Verkauf eingereicht worden waren, obwohl der Vorstand selbst den inneren Wert der Holding als deutlich höher bezeichnete.

Aktionärsstruktur

26,95 Prozent des Kapitals sind in Streubesitz; Anteilseigner, die mit mehr als fünf Prozent am Unternehmen beteiligt sind (September 2008):

  • 24,13 Prozent – J.C. Flowers, New York, USA
  • 9,31 Prozent – Capital Research and Management Company, Los Angeles, USA
  • 7,00 Prozent – Grove International Partners, New York, USA
  • 5,33 Prozent – Close Trustees (Cayman), George Town, Cayman Islands
  • 5,14 Prozent – Orbis Investment Management, Hamilton, Bermuda

Stabilisierung durch staatliche Intervention

Liquiditätsprobleme, 102 Milliarden Euro Stabilisierung durch staatliche Intervention

Im Verlauf der internationalen Finanzkrise 2007/2008 wurde am 28. September 2008 publik, daß der Hypo Real Estate wegen eines Liquiditätsengpasses die Insolvenz drohe. Laut Angaben des Vorstands hatten schon über längere Zeit Gespräche mit Banken und Regierungsvertretern stattgefunden, weil die Tochter Depfa Refinanzierungsschwierigkeiten am Interbankenmarkt hatte.

Erster Krisengipfel

Am 29. September 2008 einigten sich Jochen Sanio von der Bankenaufsicht, Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, Martin Blessing von der Commerzbank, Josef Ackermann von der Deutschen Bank und Klaus-Peter Müller vom Bankenverband darauf, der Hypo Real Estate eine Ausfallbürgschaft zur Verfügung zu stellen, laut Finanzminister Steinbrück mit dem Ziel einer „geordneten Abwicklung“. Für weitere Verwirrung sorgte die tags darauf folgende Klarstellung seitens des Ministeriums, daß die HRE nicht vom Markt verschwinden solle, jedoch ihre Töchter an eine Zweckgesellschaft abgeben müsse.

Ursprünglich hieß es, für Ausfälle bis 14 Milliarden Euro werde die Bundesrepublik Deutschland zu 40 Prozent und der Bankenverband zu 60 Prozent bürgen; für weitere 21 Milliarden Euro bürge der deutsche Staat alleine. Die Staatsbürgschaft werde bei Bedarf über eine von der Bundesbank aufgelegte Zweckgesellschaft, ein sogenanntes Special Purpose Vehicle, bereitgestellt. Die Hypo Real Estate trete im Gegenzug entsprechende Vermögenswerte an den Bund ab.

Zweiter Krisengipfel

Nach Verabschiedung des Rettungsplanes wurde bekannt, daß die Hypo Real Estate einen größeren Finanzierungsbedarf habe, als bei den Verhandlungen bekannt war. Die beteiligten Privatbanken zogen daher am 4. Oktober 2008 ihre Kreditzusagen zurück.

Ein erneuter Krisengipfel am 5. Oktober 2008 zwischen Bundesregierung und der deutschen Finanzindustrie führte zu einem um 15 Milliarden Euro aufgestockten Rettungspaket für den angeschlagenen Konzern, eine Maßnahme, die nach Ansicht von Bundesbankpräsident Axel Weber einen Zusammenbruch des Interbankensystems abzuwenden hatte. Da die HRE ein bedeutender Emittent von Pfandbriefen ist und für einen Anteil von 20 Prozent am 900 Milliarden Euro starken deutschen Pfandbriefmarkt verantwortlich zeichnet, handelt es sich bei dieser um eine jener „systemrelevanten Banken“, deren Zusammenbruch unabsehbare Folgen für das Finanzsystem und die Realwirtschaft hätte.

Personelle Konsequenzen

Am 7. Oktober 2008 trat der Vorstandsvorsitzende Georg Funke zurück, nachdem seine Ablösung von mehreren Politikern, darunter Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, gefordert worden war. Wenig später trat auch Aufsichtsratsvorsitzende Kurt F. Viermetz zurück.

Als Nachfolger Georg Funkes wurde Axel Wieandt bestellt. Wieandt war seit dem Jahre 2003 bei der Deutschen Bank verantwortlich für den Bereich „Corporate Investments“.

Untersuchungen eingeleitet

Die Finanzmarktaufsicht BaFin prüft inzwischen Hinweise auf Gesetzesverstöße während der Liquiditätskrise der HRE. Der Behörde wurde von der Staatsanwaltschaft München „die Verdachtsanzeige eines Marktteilnehmers“ weitergeleitet. „Die Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, aber wir halten die erhobenen Vorwürfe für substantiiert“, sagte eine BaFin-Sprecherin. Als mögliche Gesetzesverstöße kommen unerlaubte Marktmanipulation, Insiderhandel und ein Verstoß gegen die Richtlinien zur Ad-hoc-Publizität durch Entscheidungsträger der Bank in Frage.

Parallel hat die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft München Strafanzeige gegen den zurückgetretenen HRE-Chef Georg Funke und dessen Vorstandskollegen Bo Heide-Ottosen erstattet. Es gebe gleich mehrere Verdachtsmomente auf Rechtsverstöße, sagte Ulrich Hocker, Chef der DSW. Neben einer möglichen fehlerhaften Kapitalmarktinformation seien auch ein Verstoß gegen das Verbot der Marktmanipulation sowie Betrugsverdacht Gegenstand der Strafanzeige.

Zeitgleich hat der neue Vorstand der Hypo der Anwaltskanzlei Milbank Tweed Hadley McCloy den Auftrag erteilt, „das Vorliegen etwaiger Pflichtverletzungen“ des früheren Vorstandschefs Georg Funke und des Vorstandsmitglieds Bo Heide-Ottosen zu untersuchen. „Im Interesse des Unternehmens und aller Beteiligten hat sich der Aufsichtsrat zu dieser im Ergebnis offenen Untersuchung durch eine unabhängige, renommierte Kanzlei entschlossen“, erläuterte der neue Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Pohle. Je nach Ausgang der Untersuchungen drohen strafrechtliche Konsequenzen, aber auch Auswirkungen auf die Ausbezahlung der Bezüge der beiden Vorstände nach der Auflösung ihrer Dienstverhältnisse. Funke könnte sein Ruhegehalt von 560.000 Euro pro Jahr nur dann sofort beziehen, wenn sein Vertrag ohne eigenes Verschulden vorzeitig aufgelöst worden wäre. Andernfalls müßte Funke bis zur Vollendung des 60. Lebensjahrs warten.

Schulden 2010

Die verstaatlichte Hypo Real Estate hatte zwischen Januar und März 2010 vor Steuern einen Verlust von 324 Millionenen Euro gemacht. Mehrere in finanzielle Schwierigkeiten geratene Staaten schulden der angeschlagenen deutschen Immobilienbank Hypo Real Estate etwa 39 Milliarden Euro. Es handele sich um die Länder Portugal, Irland, Italien, Griechenland und Spanien. Der größte Teil der direkten Verbindlichkeiten entfalle auf Italien mit knapp 27 Milliarden Euro, gefolgt von Griechenland mit 7,8 Milliarden Euro.[2]

Liquiditätsprobleme, weitere 40 Milliarden Euro

Die HRE wurde im September 2010 mit weiteren 40 Milliarden Euro Staatsgarantien gestützt, zusätzlich zu den bereits Ende 2008 garantierten 102 Milliarden. Der Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (SoFFin) erhöht sein Garantievolumen bis zum Jahresende 2010 dem entsprechend.[3] Nötig wurden die neuen Garantien wegen enormer Liquiditätsprobleme. Weitere 20 Milliarden wurden im Zusammenhang mit der „Bad Bank“ erforderlich, in die die HRE ihre faulen Wertpapiere auslagern wollte.

Bad Bank

Die HRE hatte im Oktober 2010 Darlehen und Wertpapiere über rund 173 Milliarden Euro bei einer „Bad Bank“ abgeladen.[4] Die Papiere wurden in die eigens gegründete FMS Wertmanagement übertragen. Dieses Portfolio soll in den kommenden Jahren möglichst ohne große Verluste abgebaut werden. Die FMS ist die zweite Bad Bank in Deutschland. Die WestLB hatte Ende 2009 die „Erste Abwicklungsanstalt“ eingerichtet.[5]

Urkundsprozess

Die verstaatlichte Immobilienbank HRE musste im Oktober 2010 ihrem ehemaligen Chef Georg Funke rund 150.000 Euro Gehalt nachzahlen.[6] Funke und weitere frühere HRE-Vorstände mussten wegen der Beinahe-Pleite des Immobilienfinanzierers im Herbst 2008 ihre Posten räumen und hatten gegen ihre Kündigungen geklagt.[7]

Mitglieder

  • Bernd Knobloch ist Sohn der ehemaligen Vorsitzenden des ZdJ, Charlotte Knobloch. Von 1991 an war Bernd Knobloch Direktor und Vorstandsmitglied der Frankfurter Hypothekenbank AG bzw. der Nachfolgeinstitute und leitete die Eurohypo AG von 2004 bis September 2008 als Vorstandsvorsitzender. Von April 2006 bis September 2008 war Bernd Knobloch außerdem Mitglied des Vorstandes der Commerzbank. Hypo Real Estate, die als erstes Geldistitut Garantiezusagen in dreistelliger Milliardenhöhe durch die BRD erhielt.

Filmbeitrag

Hypo Real Estate-Pleite muß untersucht werden (Gregor Gysi)


Milliarden Steuergelder in den Schlund der Banken und ihrer Heuschrecken-Eigner. Der Bürger zahlt's und darf nichts wissen. Das gekaufte Parlament! Wahltag ist Zahltag! Ein Blick hinter die Kulissen des Versagens der bundesdeutschen Bankenaufsicht und des Bundesfinanzministeriums.


Hypo Real Estate – die Wahrheit


Siehe auch

Verweise

Karikaturen

Fußnoten

  1. Handelsblatt, 30. September 2008, Seiten 22 bis 25
  2. Deutschlandfunk, 7. Mai 2010: Angeschlagene Mittelmeerstaaten schulden der Hypo Real Estate 39 Milliarden Euro
  3. „Das Gesamtgarantievolumen gegenüber der HRE beläuft sich damit temporär auf bis zu 142 Milliarden Euro“, teilte der Soffin mit.
  4. Wie die Bank und der Bankenrettungsfonds SoFFin mitteilten
  5. ZDF, 3. Oktober 2010
  6. Das entschied das Landgericht München. Das Gericht gab der Klage in dem sogenannten Urkundsprozess zunächst statt, da Funke das Geld aufgrund seines Arbeitsvertrags zustehe.
  7. ZDF, 15. Oktober 2010