Israelische Atombombe
Das israelische Atomprogramm begann in den 1950er Jahren mit Unterstützung Frankreichs und der Lieferung von Schwerem Wasser durch England. Zwar hat die israelische Regierung über Menge und Qualität ihres Kernwaffenarsenals nie ausdrücklich Auskunft gegeben, doch es gilt als sicher, daß Israel spätestens seit 1967 über Atombomben verfügt.
Inhaltsverzeichnis
Erläuterung
Genauere Informationen wurden erstmals 1986 öffentlich, als Mordechai Vanunu, ein ehemaliger Techniker des Negev Nuclear Research Center, Fotos und Unterlagen über das israelische Atomprogramm in Dimona (Negev-Wüste) an die Sunday Times weitergab. 1986 wurde ihm nach einer Entführung durch den israelischen Geheimdienst aus Rom der Prozeß gemacht; er wurde zu 16 Jahren (11 Jahre davon Isolationshaft) verurteilt. Basierend auf Vanunus Enthüllungen wurde das israelische Arsenal Anfang der 1990er Jahre auf 100 bis 200 Sprengköpfe geschätzt. Andere Schätzungen liegen bei 75 bis 130 Sprengköpfen Ende der 1990er Jahre;[1] wieder andere gehen bis zu 400.[2]
Ebenfalls wenig bekannt ist über eventuelle Kernwaffentests Israels. Es ist gut möglich, daß Israel auf vollständige Kernwaffentests (im Gegensatz zum Test einzelner Bauteile ohne Kettenreaktion) verzichten konnte. Erstens ist das Gun-Design, das auch bei der Hiroshima-Bombe verwendet wurde, so einfach, daß auf Tests verzichtet werden kann. Zweitens wird spekuliert, daß Israel Zugriff auf die Daten französischer oder amerikanischer Atomtests hatte. Nicht geklärt ist, ob es sich beim Vela-Zwischenfall 1979 südlich von Südafrika um einen Kernwaffentest mit israelischer Beteiligung handelte.
In einem Interview am 11. Dezember 2006 im Rahmen seines BRD-Besuchs räumte der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert erstmals den israelischen Kernwaffenbesitz ein, indem er ein unkontrollierbares Bedrohungspotential Irans gegenüber westlichen Atommächten wie Rußland, Frankreich, den VSA „und Israel“ kritisierte. Im Mai 2009 beendete auch die amerikanische Regierung ihr Stillschweigen und verlangte einen Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag.
Das Atomwaffenpotential des Dimona Reaktors
Bei der Herstellung von Plutonium benötigt man einen Neutronenüberschuß. Bei guten Anlagen können bis zu 0,7 Neutronen je Kernspaltung für die Plutoniumherstellung genutzt werden. Der Dimona-Kernreaktor hat eine Leistung von 24 MW, damit können bei Vollastdauerbetrieb jährlich 6 kg Plutonium gewonnen werden. Dies entspricht etwa der kleinsten kritischen Masse für eine Atombombe von 150 kt (bei vollständiger Ausnutzung des Spaltstoffs, real etwa 1,5 kt bei einfachem Gun Design). Der Mitarbeiter Mordechai Vanunu sprach jedoch von einer Plutoniumproduktion von 1,7 kg Plutonium je Woche, was eine 15fach höhere Reaktorleistung bedingt. Vanunu behauptete jedoch, dieser Reaktor sei in seiner Leistung nur um einen Faktor 4–6 „aufgebohrt“ worden. Es liegt der Verdacht nahe, daß Vanunu als Agent Israels gehandelt hat, um Israel als Atommacht darzustellen. Weder ist das „Aufbohren“ eines bestehenden Reaktors glaubhaft noch die Zahlen des Agenten stimmig. Ebenso ist die ganze Behandlung des Agenten, welcher eigentlich Hochverräter sein müßte, durch die Gerichte sehr merkwürdig. Jedes Land, welches Atomwaffen besitzt, hat auch Atomwaffentests durchgeführt. Nur von Israel ist kein glaubhafter Test bekannt.
Israel als Kriegstreiber
Auszug aus dem Gedicht „Was gesagt werden muß“ von Günther Grass:
- Warum sage ich jetzt erst,
- gealtert und mit letzter Tinte:
- Die Atommacht Israel gefährdet
- den ohnehin brüchigen Weltfrieden?
- Weil gesagt werden muss,
- was schon morgen zu spät sein könnte.
Siehe auch
- Israel und die Bombe. Ein radioaktives Tabu
- Mordechai Vanunu, der das geheime Nuklearwaffenprogramm Israels aufdeckte
- Atommacht Israel
Filmbeiträge
Israel hat seit Jahrzehnten Atomwaffen, versucht aber, dies geheim zu halten. Doch ohne Erfolg. In den 80er Jahren verriet der Atomtechniker Vanunu, der in der Atomfabrik Dimona in der Negev-Wüste arbeitete, das Geheimnis. Er machte Fotos, reiste nach Europa und informierte Journalisten. Daraufhin kidnappte der israelische Geheimdienst Vanunu in Rom, entführte ihn nach Israel und stellte ihn vor Gericht. Er wurde zu 18 Jahren Haft wegen Spionage und Landesverrat verurteilt und verbrachte einen großen Teil dieser Zeit in Isolierhaft.(GE) Im Juli 2004 soll er freikommen. Seine amerikanischen Adoptiv-Eltern, Friedensaktivisten, haben regel-mäßig versucht, ihn im Gefängnis zu besuchen. Beim letzten Mal begleitete sie eine Kamera-Mannschaft der BBC.
Verweise
- Bot Israel dem Apartheidsregime Atomwaffen an?, Tages-Anzeiger, 24. Mai 2010
- Aktion Geschäftsfreund – Hat Deutschland Israels Atomwaffen finanziert?, Die Welt, 12. April 2015