Jüdischer Antijudaismus
Antijudaismus, unpräzise auch Antisemitismus genannt, ist auch unter Juden verbreitet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Johannes Pfefferkorn schlug vor, die Synagogen anzuzünden, die Juden ihres Eigentums zu berauben, ihre heiligen Bücher zu konfiszieren und sie zur Zwangsarbeit zu verpflichten. Als Jude geboren, hatte er sich dann aber der Kirche zugewandt – und verbrachte danach die meiste Zeit seines Lebens damit, wortgewaltige Pamphlete gegen jenes Volk zu verfassen, dem er entstammte. So hatten es vor ihm schon Pablo Christiani, Nicholas Donin und andere getaufte Söhne Israels gehalten, die vor christlichem Publikum als Kronzeugen gegen das Judentum aussagten.[1]
Etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann die deutschsprachige jüdische Presse, den Terminus „Jüdischer Selbsthaß“ im Kontext des jüdischen Bürgertums zu verorten. 1902 wurde eine erste Sammlung von Aufsätzen aus der Feder Walter Rathenaus herausgebracht, in der auch der folgenreiche Aufsatz „Höre Israel“ erschien, der nach Ansicht führender jüdischer Pressevertreter als Ausdruck militantesten antisemitischen Denkens zu werten sei: eine scheinheilige Predigt und eine offene Bewunderung des arischen Typs. Rathenau wurde öffentlich des Antisemitismus beschuldigt. Einige Monate später erschien das Buch eines jungen ehemaligen und neubekehrten Juden: Otto Weiningers „Geschlecht und Charakter“. Während der überwiegende Teil der Schrift dem Dualismus zwischen Mann und Frau und der absoluten Minderwertigkeit der Letzteren gewidmet ist, behandelt ein langes und kompliziertes Kapitel die jüdische Frage, die Weininger in dem vorgenannten Dualismus spiegelt. Für Weininger ist in jedem jüdischen Mann ein bestimmtes weibliches Element enthalten. Der Antisemit, so stellt er fest, bekämpft das weiblich-jüdische Element in sich selbst, und jeder selbstbewußte Jude soll an diesem Kampf gegen sich selbst teilnehmen.
Als Theodor Lessing 1930 zu seiner nachmalig viel zitierten Schrift über den „jüdischen Selbsthaß“ ansetzte, war das Thema eigentlich schon veraltet. An sechs Personen des öffentlichen Lebens, prominenten deutschsprachigen Juden, versucht Lessing sozialpsychologisch jenes Phänomen des jüdischen Selbsthasses zu erklären.
Jüdische Kritiker des Judentums (Auswahl)
Siehe auch: Kategorie „Jüdische Antijudaisten“
- Arthur Trebitsch
- Johannes Pfefferkorn
- Pablo Christiani
- Nicholas Donin
- Otto Weininger
- Bobby Fischer Die Aussage in der „Enzyklopädie Judaica“, daß Fischer ein Jude sei, war der ursprüngliche Grund des Konflikts zwischen Fischer und den Juden. Fischer selbst hat jedoch immer behauptet, er sei kein Jude
- Hans-Joachim Schoeps
- Wilhelm Marr
Jüdische Antizionisten (Auswahl)
- Norman Finkelstein
- Moishe Friedman
- Noam Chomsky
- Josef Berg (auch: Ginsberg, Ernst Zündel's Zeuge]
Siehe auch
Literatur
- Theodor Lessing: Der jüdische Selbsthaß (1930). Mit einem Vorwort von Boris Groys. Matthes & Seitz Verlag, München 2004 (PDF-Datei)
- Sander Gilman: Jüdischer Selbsthaß. Antisemitismus und die verborgene Sprache der Juden. Jüdischer Verlag, Frankfurt am Main 1993