Arafat, Jassir
Jassir Arafat ( 24. August 1929 in Kairo, Ägypten; 11. November 2004 in Clamart, Département Hauts-de-Seine, Frankreich durch Giftmord)[1] war ein palästinensischer Politiker, PLO-Vorsitzender (1969–2004), Präsident der Autonomiebehörde (1996–2004) und Friedensnobelpreisträger (1994).
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Yasir (auch Yasser oder Jassir) Arafat (eigtl. Abd al-Rahman Abd al-Rauf Arafat al-Qudwa al-Husseini; den Namen Yasir Arafat legte er sich mit Beginn seines politischen Engagements zu, zeitweilig benutzte er auch den Decknamen Abu Ammar) wurde nach amtlichen Angaben am 27. August 1929[2] als fünftes Kind eines wohlhabenden, aus Gaza stammenden Textilhändlers in Jerusalem – wie Arafat zeitlebens behauptete – geboren.[3] Nach dem frühen Tod seiner Mutter kam er 1933 als Vierjähriger zu deren Familie nach Jerusalem (bis 1939). Arafats älterer Bruder Mustafa Arafat war jahrelang Chef des Palästinensischen Clubs in Kairo; er starb im März 1988. Seine Schwester Aischa starb 1999.
Wirken
Arafat war ursprünglich Bauingenieur, Gründer (1958) und Führer der Guerillaorganisation Al-Fatah, seit 1969 Vorsitzender des ZK der „Palästinensischen Befreiungsorganisation“ (PLO).
Arafat trat als Sprecher der palästinensischen Araber hervor und wurde im April 1989 zum Präsidenten des im November 1988 proklamierten Staates Palästina ausgerufen. In Geheimverhandlungen mit Vertretern Israels erreichte Arafat die Anerkennung der PLO durch Israel und eine begrenzte Autonomie der Palästinenser im Gazastreifen und im Gebiet von Jericho („Gaza-Jericho-Abkommen“, September 1993, Nahostkonflikt). Gemeinsam mit Jitzchak Rabin und Schimon Peres erhielt er dafür 1994 den Friedensnobelpreis. Im Januar 1996 wählte ihn die Bevölkerung in den autonomen Gebieten zum Präsidenten („Rais“) und damit zum Vorsitzenden des Exekutivrates des Palästinensischen Autonomierates; in diesem Amt mußte er sich mit der Gegnerschaft radikaler palästinensisch-arabischer Kräfte sowie Kritik an seiner autokratischen Herrschaft und Vorwürfen der Korruption auseinandersetzen. Auf dem Nahostgipfel in Camp David (11.–25. Juli 2000) rang Arafat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak ergebnislos um ein Abkommen über den „Endstatus“ für die palästinensischen Gebiete und das palästinensische Volk. Arafats Rolle während der „Al-Aksa-Intifada“ (ab Herbst 2000) blieb umstritten. Obwohl er weiterhin seinen Friedenswillen betonte, gelang es ihm entweder nicht oder er war nicht willens, den Terror zu unterbinden, zu dem inzwischen auch Anhänger seiner eigenen Fatah-Partei mit Selbstmordattentaten übergegangen waren. Somit verschärfte er seinerseits den Konflikt. Insbesondere nach der Wahl von Ariel Scharon zum israelischen Ministerpräsidenten (erstmals März 2001) wurde Arafat von israelischer Seite für „irrelevant“ und nicht mehr verhandlungswürdig erklärt. Ab 2002 stand er bis kurz vor seiner Ermordung in seinem Hauptquartier, der Muqata von Ramallah, praktisch unter Hausarrest. Unter internationalem Druck (USA) wurde er im Frühjahr 2003 gezwungen, seine Machtfülle zu teilen und die Wahl eines Ministerpräsidenten zuzulassen. Der damals vom Parlament gewählte Mahmud Abbas konnte sich intern nicht gegen Arafats Machtwillen behaupten und trat nach hundert Tagen zurück. Zu seinem Nachfolger wurde der Arafat-Vertraute Ahmad Qurai (bis zum Rücktritt im Januar 2006).
Tod
Arafat wurde Anfang November 2004 in ein französisches Militärkrankenhaus bei Paris gebracht, wo er im Alter von 75 Jahren starb. Als Ursache wurde eine Gehirnblutung angegeben. Die jüdischen Besatzer Palästinas verweigerten ihm den letzten Wunsch, auf dem Tempelberg von Jerusalem begraben zu werden. Statt dessen wurde er in der Muqata von Ramallah beigesetzt.
Seine Witwe Suha erstattete 2012 in Nanterre Anzeige gegen Unbekannt wegen Mordes. Sie ließ am 27. November 2012 die Leiche exhumieren. Etwa 60 Proben der Exhumierung wurden zu Untersuchungen an drei Wissenschaftlergruppen in Frankreich, der Schweiz und Rußland übergeben. Das schweizer Labor in Lausanne stellte fest, daß er an einer Vergiftung durch Polonium-210 starb. Polonium kann nur in Ländern mit Reaktoren wie den USA, Rußland, Israel oder Iran hergestellt werden.
Auszeichnungen
- 1993 – Félix-Houphouët-Boigny-Friedenspreis mit Yitzhak Rabin und Schimon Peres
- 1994 – Prinz-von-Asturien-Preis für Internationale Zusammenarbeit
- 1994 – Friedensnobelpreis
- 1995 – Deutscher Medienpreis
- Held der Demokratischen Volksrepublik Korea
Verweise
- Arafat wurde wohl beim Abendessen vergiftet – Auf 108 Seiten kommen Lausanner Forensiker zu dem Ergebnis, daß Jassir Arafat vergiftet wurde, 20min, 7. November 2013
Fußnoten
- Geboren 1929
- Gestorben 2004
- Fatah
- Person im Nahostkonflikt
- Friedensnobelpreisträger
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz mit Ordenskette)
- Träger des portugiesischen Ordens für Verdienst (Großkreuz)
- Träger des Ordens des Weißen Löwen
- Träger des Ordens des Fürsten Jaroslaw des Weisen (I. Klasse)
- Prinz-von-Asturien-Preisträger
- Palästinenser
- Ägypter
- Mitglied der PLO