Gabin, Jean

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Jean Gabin

Jean Gabin, eigentlich Jean-Alexis Moncorgé (geb. 17. Mai 1904 in Paris; gest. 15. November 1976 in Neuilly-sur-Seine) war ein französischer Schauspieler.

Leben

Jean Gabin wurde im Jahre 1904, an einem 17. Mai, in Paris geboren. Den größten Teil seiner Kindheit verbrachte er aber fern von Paris, in einem kleinen ländlichen Ort. Dort besuchte er auch die Schule, aber leider ohne durch besonderen Fleiß und Begabung zu glänzen. Sein Hauptinteresse galt in jener Zeit die Eisenbahn und er verbrachte lange Stunden in der Nähe der kleinen Station, schaute begeistert den vorbeirasenden Schnellzügen nach und beneidete glühend die Zugführer, die auf ihren Maschinen geheimnisvoll herumhantierten. Sein einziger Wunsch und Traum in dieser Zeit war: ein Lokomotivführer zu werden Aber sein Vater hatte andere Pläne.

Dean Gabin war ein richtiges Theaterkind, seine Mutter war Sängerin und sein Vater Schauspieler am Theater Patois. Royal in Paris, und obwohl kein Star, sondern nur ein kleiner, armer Schauspieler, der in „weiteren Rollen beschäftigt“ war, so träumte er doch von einer glänzenden Theaterkarriere für seinen Sohn. Aber Jean zeigte nicht das geringste Interesse für die echte Mimenkunst und wollte Mechaniker werden. Er arbeitete auch eine Zeitlang in einer Fabrik im Norden von Frankreich und lebte dort das harte Leben eines armen sechzehnjährigen Jungen, der den ganzen Tag in einem muffigen Fabriksaal an einer Maschine steht.

Doch sein Vater gab seine Pläne nicht auf, er sah nur ein, daß er mit Gewalt nichts erreichen würde und beschloß, eine List anzuwenden. Er gab also scheinbar seine Einwilligung zu dieser Berufswahl, meinte aber, ein zukünftiger Lokomotivführer müßte zunächst mit Motoren umzugehen verstehen, und er wolle ihn daher zu einem seiner Freunde bringen, der eine große Garage besäße und ihn gerne in die Lehre nehmen würde. Jean ging darauf ein, wie groß aber war sein Erstaunen, ale die seltsame Garage sich ale die Bühne von Folies- Bergere, des berühmten Revuetheaters, entpuppte. Trotz seiner Wut, so „hereingelegt“ zu werden, spielte er die kleine Rolle, die man ihm anvertraute, und wartete auf eine passende Gelegenheit, um durchubrennen. Aber die passende Gelegenheit ließ auf sich warten und so blieb er „vorläuflg“ beim Theater — bis er dieses Metier aufrichtig liebgewann.

Als Gabin von seinem Militärdienst, den er bei der Marine absolvierte, zurückkam, war es ihm ganz selbstverständlich, sein weiteres Fortkommen beim Theater zu suchen. Er spielte dann einige Zeit Operette am Theater Bouffes-Parisiens, er sang Couplets, stepte und ahnte bestimmt noch nichts von seiner Begabung für tragische Rollen. Aber auch hier fiel er bereits auf, und sein nächstes Auftreten war im Moulin-Rouge, an der Seite der berühmten Mistinguette. In dieser Zeit wurden die Filmproduktionen auf ihn aufmerksam. Er bekam seine erste Rolle in einem kleinen Film, der symbolisch „Chacun so Chance“ hieß. Hier erst entdeckte Jean Gabin seine wahre Berufung und betrat seitdem nie mehr die Bühne, sich ganz und gar dem Film widmend.[1]

In den folgenden Jahren ging es rasch aufwärts: Im Laufe von kaum fünf Jahren drehte er eine Menge Filme.

Der 1936 gedrehte Film „Les basfonds“ (Nachtasyl) war Jean Gabins erste Zusammenarbeit mit Jean Renoir, unter dessen Regie er seine erfolgreichsten Leistungen erbrachte. 1937 folgte „La grande illusion“ (Die große Illusion), wo er die Rolle eines Arbeiters, der zum Offizier wird, eindrucksvoll darstellte. In Renoirs Zola-Verfilmung „La bête humaine“ (Bestie Mensch) mimte er dann 1938 einen obsessiven Lokomotivführer, und im selben Jahr in Carnés „Quai des brumes“ (Hafen im Nebel) einen zynischen Deserteur. 1939 folgte die Rolle des desillusionierten Mechanikers in „Le jour se lève“ (Der Tag bricht an).

Während des Vichy-Staats ging Jean Gabin, der bestbezahlte Star des französischen Films für eine kurze Zeit nach Hollywood und spielte dort jedoch nur zwei mehr oder weniger unbedeutende Rollen, war an der Seite.

1943 ging Gabin nach Frankreich zurück, kämpfte als Soldat bei der Marine in Nordafrika. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam seine Filmkarriere zunächst nur schleppend wieder in Gang – den ihm angebotenen Rollen mangelte es an Qualität; sein erster Nachkriegsfilm war 1946 das Melodram „Martin Roumagnac“ mit Marlene Dietrich als Partnerin, mit der er zwischen 1941 und 1948 eine Liebesbeziehung hatte. Auch Affären mit den Schauspielerinnen Mireille Balin, mit der er in „Pépé le Moko“ spielte, und Michèle Morgan, seiner schönen jungen Geliebten Nelly in „Hafen im Nebe“, wurden ihm nachgesagt.

Im Jahr 1951 wurde Jean Gabin beim Festival in Venedig die Coppa Volpi für seine Rolle des blinden Lokomotivführers in „Die Nacht ist mein Reich“ verliehen. Drei Jahre danach bekam er die Trophäe ein weiteres Mal, diesmal für seine Rolle als Gangsterboss im Ruhestand in „Wenn es Nacht wird in Paris“. Nach den Werken des poetischen Realismus „Hafen im Nebel“ (1938) und „Der Tag bricht an“ (1939) sowie der grandiosen Simenon-Verfilmung „Die Marie vom Hafen“ (1949) wurde „Die Luft von Paris“ aus dem Jahr 1954 die vierte und letzte Zusammenarbeit von Marcel Carné und Gabin. Ab 1957 spielte er den „Kommissar Maigret“ in den Verfilmungen der Romane von G. Simenon. Er war neben Lino Ventura zu einem Publikumsliebling des französischen Films avanciert. Vor allem wurde er aber durch seine Rollen als durchtriebener und gerissener Gangster berühmt, wie in den Kultfilmen „Wenn es Nacht wird in Paris“ (1953) neben Lino Ventura und in „Der Clan der Sizilianer“ (1969) an der Seite von Alain Delon.

In „Ein Affe im Winter“ (1962) zog er gemeinsam mit Jean-Paul Belmondo übers Land. Ein weiterer Preis ehrte Gabin 1959 bei den 12. Internationalen Filmfestspielen in Berlin. Hier wurde er für seine komödiantische Leistung in „Im Kittchen ist kein Zimmer frei“ mit einem „Silbernen Bären“ geehrt. 1960 wurde Jean Gabin zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. 1976 erhielt Gabin den „Cesar“ für sein Lebenswerk. Im selben Jahr glänzte er als Charakterdarsteller in „Zwei scheinheilige Brüder“.

Jean Gabin starb auf seinem Landsitz in Neuilly-sur-Seine am 15. November 1976.

Auszeichnungen (Auswahl)

  • 1951: Coppa Volpi – der Internationalen Filmfestspiele von Venedig für Die Nacht ist mein Reich (La Nuit est mon royaume)
  • 1954: Coppa Volpi – „der Internationalen Filmfestspiele von Venedig“ für für Die Luft von Paris (L'Air de Paris) und Wenn es Nacht wird in Paris (Touchez pas au grisbi)
  • 1959: Silberner Bär bei der Berlinale für Im Kittchen ist kein Zimmer frei (Archimède, le clochard)
  • 1971: Silberner Bär bei der Berlinale für Die Katze (Le chat)
  • 1976: César für sein Lebenswerk

Filmographie (Auswahl)

  • 1931: Kopfüber ins Glück (Chacun sa chance)
  • 1933: Le tunnel (Der Tunnel)
  • 1933: Du haut en bas
  • 1934: Maria Chapdelaine
  • 1935: Das Kreuz von Golgatha (Golgotha)
  • 1936: Zünftige Bande (La belle équipe)
  • 1936: Nachtasyl (Les Bas-fonds)
  • 1937: Pépé le Moko – Im Dunkel von Algier (Pépé le Moko)
  • 1937: Die große Illusion (La grande illusion)
  • 1937: Der Herzensbrecher (Gueule d’amour)
  • 1938: Hafen im Nebel (Quai des brumes)
  • 1938: Bestie Mensch (La bête humaine)
  • 1939: Der Tag bricht an (Le jour se lève)
  • 1941: Schleppkähne (Remorques)
  • 1942: Nacht im Hafen (Moontide)
  • 1946: Martin Roumagnac
  • 1949: Die Mauern von Malapaga (Le mura di Malapaga)
  • 1950: Die Marie vom Hafen (La marie du Port)
  • 1951: Die Nacht ist mein Reich (La nuit est mon royaume)
  • 1952: Die Wahrheit über unsere Ehe (La Vérité Sur Bébé Donge)
  • 1952: Pläsier (Le Plaisir)
  • 1952: Geständnis einer Nacht (La minute de vérité)
  • 1953: La vierge du Rhin
  • 1953: Das Fleisch ist schwach (Bufere)
  • 1954: Wenn es Nacht wird in Paris (Touchez pas au grisbi)
  • 1954: Die Luft von Paris (L'Air de Paris)
  • 1955: French Can Can (French Cancan)
  • 1955: Razzia in Paris (Razzia sur la chnouf)
  • 1955: Gas-Oil
  • 1955: Der Weg ins Verderben (Des gens sans importance)
  • 1955: Der Engel, der ein Teufel war (Voici le temps des assasins…)
  • 1956: Vulkan im Blut (Le Sang a la tête)
  • 1956: Zwei Mann, ein Schwein und die Nacht von Paris (La traversée de Paris)
  • 1956: Schuld und Sühne (Crime et Châtiment)
  • 1957: Doktor Laurent (Le cas du Docteur Laurent)
  • 1957: Die Nacht bricht an (Le rouge est mis)
  • 1957: Kommissar Maigret stellt eine Falle (Maigret tend un piège)
  • 1957: Die Elenden (Les Misérables)
  • 1958: Im Mantel der Nacht (Le Désordre et la Nuit)
  • 1958: Mit den Waffen einer Frau (En cas de malheur)
  • 1958: Die großen Familien (Les grandes familles)
  • 1959: Im Kittchen ist kein Zimmer frei (Archimède, le clochard)
  • 1959: Maigret kennt kein Erbarmen (Maigret et l’affaire Saint-Fiacre)
  • 1959: Wiesenstraße Nr. 10 (Rue des Prairies)
  • 1960: Ein Herr ohne Kleingeld (Le baron de l’écluse)
  • 1960: Der Himmel ist schon ausverkauft (Les vieux de la vieille)
  • 1961: Der Präsident (Le Président)
  • 1961: Der Herr mit den Millionen (Le cave se rebiffe)
  • 1962: Ein Affe im Winter (Un singe en hiver)
  • 1962: Ein Herr aus besten Kreisen (Le Gentleman d'Epsom)
  • 1963: Lautlos wie die Nacht (Mélodie en sous-sol)
  • 1963: Kommissar Maigret sieht rot! (Maigret voit rouge)
  • 1964: Monsieur
  • 1965: Auch eine französische Ehe / Herr auf Schloß Brassac (Le tonnerre de Dieu)
  • 1966: Blüten, Gauner und die Nacht von Nizza (Le jardinier d’Argenteuil)
  • 1966: Rififi in Paris (Du rififi à Paname)
  • 1967: Action Man (Le soleil des voyous)
  • 1968: Der Bulle (Le Pacha)
  • 1968: Balduin, das Nachtgespenst (Le tatoué)
  • 1969: Der Clan der Sizilianer (Le clan des Siciliens)
  • 1969: Sous le signe du taureau
  • 1970: Der Erbarmungslose (La Horse)
  • 1971: Die Katze (Le Chat)
  • 1972: Der Killer und der Kommissar (Le Tueur)
  • 1973: Die Affäre Dominici (L'affaire Dominici)
  • 1973: Endstation Schafott (Deux hommes dans la ville)
  • 1974: Das Urteil (Verdict)
  • 1976: Zwei scheinheilige Brüder (L’année sainte)

Fußnoten