Fritzl, Josef

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Josef Fritzl

Josef Fritzl (Lebensrune.png 9. April 1935) ist ein österreichischer Familienvater, der sich wegen Freiheitsberaubung, Vergewaltigung, Inzest und Mordes durch Unterlassen verantworten mußte. Mit einer Freiheitsberaubung von fast 24 Jahren handelte es sich um einen der schwersten Fälle dieser Art in der Kriminalgeschichte Österreichs.

Werdegang

Josef Fritzl wurde am 9. April 1935 geboren. Nach der Pflichtschule besuchte er eine Höhere Technische Lehranstalt (HTL) mit dem Schwerpunkt Elektrotechnik. Sein erster Arbeitgeber war die VÖEST in Linz. Zwischen 1969 und 1971 konstruierte er für eine Baustoffirma in Amstetten Betonrohrmaschinen. Aufgrund einer Vergewaltigung einer 24jährigen und einer weiteren versuchten Vergewaltigung im Jahre 1967 liegen den Behörden Gerichtsakten vor, nach denen er zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Diese Strafen wurden jedoch nach 15 Jahren aus dem Register gelöscht. Von 1973 bis 1996 betrieb er zusammen mit seiner Ehefrau Rosemarie ein Gasthaus mit Fremdenzimmern und Zeltplatz in Unterach am Attersee. In den 1980er Jahren kam es dort zu einer versuchten und wenig später zu einer erfolgreichen Brandlegung. Ein anfänglicher Verdacht gegen Josef Fritzl und einen seiner Söhne erhärtete sich nicht, und das Verfahren wurde eingestellt. Der Gasthof wurde wieder aufgebaut. Vor seiner Verhaftung war er als Geschäftsmann bekannt. Er besitzt neben dem Haus, in dem er selbst wohnte, fünf weitere Häuser in verschiedenen Gemeinden in Niederösterreich, die er vermietete.

Zusammen mit seiner 1939/40 geborenen Ehefrau hat er sieben Kinder. Zusammen mit seiner Tochter zeugte er sieben Kinder, wobei ein Zwilling bald nach der Geburt starb. Von seinem Umfeld wird er teilweise als „liebevoller Opa“ beschrieben, gegenüber der Familie soll er sehr autoritär gewesen sein.

Aus einem im Oktober 2008 vorliegenden Psychogramm geht hervor, daß er bereits vorher seine Mutter im Obergeschoß des Hauses eingesperrt haben soll, wo sie 1980 verstarb.

Die Tat

Die am 8. April 1966 geborene Elisabeth Fritzl aus Amstetten in Niederösterreich soll nach derzeitigem Ermittlungsstand von ihrem Vater rund 24 Jahre lang in einer Kellerwohnung gefangen gehalten und dort von ihm mehrfach vergewaltigt worden sein. Der Fall wurde aufgedeckt, als eines der Kinder aufgrund einer lebensgefährlichen Erkrankung am 19. April 2008 ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Der mutmaßliche Täter legte kurz danach ein Geständnis ab.

Durch einen DNS-Test wurde nachgewiesen, daß die sechs Kinder der Frau durch ihren Vater gezeugt wurden. Die Leiche eines weiteren Kindes, das kurz nach der Geburt starb, soll vom Vater verbrannt worden sein. Drei der Kinder wurden gemeinsam mit ihrer Mutter im Keller gefangen gehalten, die anderen drei wohnten seit ihrem Säuglingsalter als Adoptiv- bzw. Pflegekinder bei Fritzl und seiner Ehefrau, nachdem er in allen drei Fällen ein angebliches Hinterlassen der Babys durch seine als vermißt gemeldete Tochter inszeniert hatte.

Die 19jährige Tochter, die die Aufdeckung dieses Kriminalfalls mit ihrer Krankheit ins Rollen brachte, erwachte in einem anderen Krankenhaus am 1. Juni 2008 aus dem künstlichen Tiefschlaf und wurde am 8. Juni ins Landesklinikum Amstetten zu ihrer Familie gebracht.

Mutmaßlicher Hergang

Der mutmaßliche Täter Josef Fritzl hatte am 28. August 1984 seine damals 18jährige Tochter nach deren Angaben in den Keller gelockt, betäubt und mit Handschellen gefesselt in einem Raum eingesperrt. Einen Tag später wurde Elisabeth als vermißt gemeldet. Etwa einen Monat nach ihrem Verschwinden präsentierte der Vater einen Brief, in dem die Frau darum bat, nicht nach ihr zu suchen.

In den folgenden Jahren wurden nach damaligen Aussagen des Vaters immer wieder Kinder der angeblich abgängigen Tochter vor dem Haus abgelegt. Drei davon wurden danach von den „Großeltern“ aufgenommen. Alle sieben Kinder, darunter ein Zwillingspaar, wurden von dem Beschuldigten durch die inzestuöse Beziehung zu seiner Tochter gezeugt und von dieser im Keller geboren. Einer der beiden Zwillingsbrüder starb drei Tage nach der Geburt und soll später von Josef Fritzl verbrannt worden sein.

Bezüglich der vermeintlichen Enkelkinder gelang es Fritzl immer wieder, gegenüber der Jugendwohlfahrt die Wahrheit zu verbergen. Am 19. Mai 1993 meldete er, daß eine seiner Töchter vor der Wohnungstür ein neun Monate altes Kind gefunden habe. Fünf Tage nach der Entdeckung kam ein Beamter zu der Erkenntnis, daß der Säugling fachmännisch in einem Krankenhaus entbunden worden sein müsse. Am Ende des Jahres 1993 beantragte das Ehepaar Fritzl die Obsorge für Lisa, die am 1. Juli 1994 gewährt wurde. Am 16. Dezember desselben Jahres fand Frau Fritzl ein weiteres zehn Monate altes Kind und erhielt eine halbe Stunde später einen angeblichen Anruf von Elisabeth, obwohl das Ehepaar mittlerweile über eine Geheimnummer verfügte. Auch als am 3. August 1997 ein drittes Pflegekind dazukam, schöpften die Beamten keinen Verdacht. Insgesamt gab es zwischen 1993 und 2007 nach Angaben der Amstettener Bezirkshauptmannschaft insgesamt 21 „dokumentarische Kontakte“, aber nur sechs Hausbesuche, der letzte im Jahr 1997.

Das Gefängnis

Im Keller des Hauses mußte man fünf Räume durchqueren, um in den Werkraum zu gelangen, in dem sich der Eingang zum Kellergefängnis befand. Dieser war dort hinter einem Regal versteckt. Die Räume waren mit zwei hintereinander liegenden, etwas über einen Meter hohen, massiven Türen versperrt. Sie wogen etwa 300 Kilogramm und bestanden aus Stahlblech, welches nach dem Einbau mit Beton gefüllt worden war. Der Schließmechanismus war mit einem Zahlencode über eine Funkfernsteuerung zu bedienen. Bei der ersten Einvernahme gab der Beschuldigte den Code bekannt. Laut seiner Aussage wären die Türen im Notfall auch von innen mit bereitliegendem Werkzeug zu öffnen gewesen. Auch gibt es Andeutungen des Angeklagten, daß sich der elektronisch gesteuerte Mechanismus nach einiger Zeit von selbst öffnen sollte. Das konnte bisher nicht bewiesen werden.

Die fünf Räume besaßen eine Höhe von etwa 1,7 Meter und eine Gesamtfläche von etwa 60 Quadratmetern. Sie waren nicht in einer Ebene angelegt, es gab Niveauunterschiede zwischen den Räumen. Von der ersten Tür führte ein etwa fünf Meter langer, schmaler Gang zu einem weiteren Schlupfloch. Ein Raum wurde als Lager benutzt, in dem auch Lebensmittel für einen längeren Zeitraum verstaut werden konnten. Eine anfänglich kolportierte Gummizelle existierte nicht. Die Räume waren mittels Gummimatten schalldicht gemacht. Ein weiterer Raum war mit einer Kochnische, Waschbecken, Dusche, WC und einem kleinen Tisch ausgestattet. Zusätzlich gab es zwei Schlafräume. Die Räume waren mit dem, was der Beschuldigte für nötigst hielt, häuslich eingerichtet. In den Schlafräumen standen jeweils zwei Betten. Zur Lagerung der Nahrungsmittel existierten auch ein Kühlschrank und eine Tiefkühltruhe. Zusätzlich gab es eine Waschmaschine, einen Fernseher mit Videorekorder und ein Radio. Als die Ermittler die Räumlichkeiten betraten, waren sie in einem gepflegten Zustand.

Nach Aussagen der Opfer drohte der Beschuldigte, daß Gas eingeleitet werden würde, sollte ihm etwas zustoßen. Die Ermittler fanden allerdings bisher keinen Hinweis, daß die Drohung einen realen Hintergrund gehabt hätte. Die Werkstatt galt als absoluter Tabubereich, den niemand betreten durfte. Josef Fritzl hielt den 1983 fertiggestellten Keller geheim und erlaubte niemandem, den Neubau zu fotografieren.

Entdeckung

Eines der im Keller lebenden Kinder erkrankte schwer und seine Mutter konnte den Vater überreden, seiner Tochter und gleichzeitig auch Enkelin medizinische Hilfe zu gewähren. Am Samstag, dem 19. April 2008, wurde die schwer krampfende und bewußtlose 19jährige in das Landesklinikum Mostviertel Amstetten eingeliefert. Laut Auskunft des Beschuldigten war sie wie die vorigen „Enkelkinder“ im Wohnhaus der „Großeltern“ abgelegt worden. Wie in den vorigen Fällen gab es einen „Brief“ der 42jährigen Mutter Elisabeth, in dem sie diesmal um Hilfe für ihre kranke Tochter bat und vage Angaben zu den Symptomen machte. Das Verhalten der Mutter schien seltsam, auch wurden von den Ärzten dringend weitere Angaben zum bisherigen Krankheitsverlauf benötigt, da solche etwa 80 Prozent einer Diagnose ausmachen. Deshalb wurden die Behörden informiert, welche die Suche mit der Zeit auf den Schengen-Raum ausdehnten und auch ein Verbrechen gegen die Mutter oder das Kind nicht mehr ausschlossen, sowie in den Medien Aufrufe verbreitet, daß sich die Mutter melden solle. Über den vorhandenen Fernseher bekam Elisabeth die Aufrufe mit und bedrängte ihren Vater, sie und die zwei Buben ins Spital zu bringen. Genau eine Woche nach der Einlieferung ins Krankenhaus holte Fritzl am 26. April 2008 seine Tochter und die zwei Buben aus dem Keller. Der restlichen Familie erklärte er, daß die Tochter mit den zwei Kindern nach Hause gekommen sei. Dieses Szenario war für einen unbestimmten Zeitpunkt schon in einem früheren Brief angekündigt worden. Er versuchte jahrelang mit großem Geschick, Elisabeth als „mißratene Mutter“ hinzustellen. Nach dem Spitalsbesuch wurde Elisabeth aufgrund einer nicht anonymen, aber vertraulichen Mitteilung eines Spitalsarztes in der Nähe des Spitals aufgegriffen und zur Einvernahme wegen der Vermißtenanzeige und des „Verdachts der Kindesweglegung“ mitgenommen. Nach einer kurzen Festnahme und einem folgenden längeren Gespräch und der Zusicherung, daß es zu keinem Kontakt mit Josef Fritzl mehr kommen und auch für ihre Kinder gesorgt werden würde, war Elisabeth Fritzl zu einer umfassenden Aussage bereit. In der Folge wurde Elisabeth freigelassen und ihr Vater in Haft genommen. Die Ehefrau, Kinder und Enkelkinder wurden in der Nacht zum Sonntag in das Landesklinikum Mostviertel Amstetten-Mauer gebracht, wo inzwischen ein geschützter Bereich organisiert worden war und sie langfristig psychologisch und medizinisch betreut werden.

Prozeß

Am 19. März 2009 wurde Josef Fritzl zu einer lebenslangen Haftstrafe mit Einweisung in eine Anstalt für zurechnungsfähige, geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt.[1]

Verweis

Fußnoten