SS-Julleuchter
Der SS-Julleuchter des Dritten Reiches ist ein Kerzenhalter aus Ton, der mit Symbolen verziert ist, die an Runen und germanische Symbolik erinnert. Der Leuchter wurde von der SS u. a. bei Feiern eingesetzt. Vor allem beim ursprünglichen germanischen Julfest, das dem christlich umgedeuteten Weihnachtsfest vorausging, wurden Julleuchter entzündet, eine Tradition, die auch noch heute Anwendung findet.
Vom Freundeskreis Reichsführer-SS wurde der SS-Julleuchter insbesondere als Auszeichnung und Ehrung für verdiente Angehörige der SS und der Waffen-SS verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Herstellung
Die Porzellanmanufaktur Allach stellte im Jahr 1939 52.635 Julleuchter her. Mindestens 15.000 Stück wurden von einem anderen Produzenten hergestellt. Insgesamt sollen über 350.000 Julleuchter hergestellt worden sein.
Verwendung
Ab 1935 wurden Julleuchter nach dem Vorbild eines schwedischen Fundes von Heinrich Himmler zunächst an SS-Führer, später auch an verdiente SS-Männer und an die Witwen im Krieg gefallener SS-Männer vergeben. Die Leuchter wurden in der SS-eigenen Porzellan- und Keramik-Manufaktur Allach in München hergestellt.
Ein Beiblatt mit der Unterschrift Heinrich Himmlers erläuterte dazu:
- „Ich schenke Ihnen diesen Julleuchter. Er ist nachgebildet nach einem alten aus früher Vergangenheit unseres Volkes überkommenen Stück. Seine Lichter sollen brennen in der Nacht der Jahreswende, nach unserem heutigen Gebrauch, vom 31. Dezember zum 1. Januar. Das kleine Licht, das unter dem Leuchter sitzt, brenne als Sinnbild des zu Ende gehenden Jahres in seiner letzten Stunde. Das große Licht flamme auf im ersten Augenblick, da das neue Jahr seinen Gang anhebt. Es steckt eine tiefe Weisheit in dem alten Brauch. Möge jeder SS-Mann das Flämmchen des alten Jahres reinen, sauberen Herzens verlöschen sehen und erhobenen Willens das Licht des neuen Jahres entzünden können. Das wünsche ich Ihnen und Ihrer Sippe heute und in alle Zukunft.“
Der Julleuchter war Teil des germanisch-neuheidnisch rekonstruierten Brauchtums der SS und sollte im täglichen Leben präsent sein:
- „Die Wohnung des SS-Mannes soll man daran erkennen, dass eine ihrer Ecken für die Feier seiner Familie bestimmt ist. In ihr sollen diejenigen Dinge zusammengetragen werden, die den Menschen an seine höheren Verpflichtungen erinnern. [...] Auf der Truhe [, die in der Ecke stehen und Erbstücke enthalten soll, ] stehen das ganze Jahr über der Julleuchter und ringsherum die Julteller (aus Zinn oder Steingut) der einzelnen Familienmitglieder, die sie zu allen Festen des Jahres, aber auch zu Geburtstag, Hochzeit und Todestag gebrauchen. [...] Die Wand schmückt das Bild des Führers und des Reichsführers SS, dazu Ahnentafel und Familienbilder, Erinnerungsstücke an Kriegs- und Kampfzeiten. Die große SS-Rune soll dabei nicht fehlen. Die Jul- und SS-Ecke ist der Gradmesser, wieweit der SS-Mann und seine Frau am Brauchtum der SS teilnehmen.“ [1]
Daraus entwickelte sich eine deutsche Tradition, bei der in der Zeit der Dunkelheit und des Wartens auf die Wintersonnenwende die kleine Kerze im Inneren des Leuchters entzündet wird. Nach der Sonnenwende brennt das große Licht auf dem oberen Teil des Leuchters hell und strahlend als Zeichen der Hoffnung auf. Heinrich Himmler selbst beschreibt die Verwendung zur Jahreswende, also zu Silvester.
Empfänger (kleiner Auszug)
- Hans Baur
- Otto Baum
- Leonardo Conti
- Maximilian von Herff
- Richard Herrmann
- Heinrich Himmler
- Heinz Jürgens
- Vinzenz Kaiser
- Johannes-Rudolf Mühlenkamp
- Karl Ferdinand Reichsritter von Oberkamp
- Rudolf Hinrich Schuldt
- Richard Schulze
Literatur
- Joseph Otto Plassmann: Julnacht – Weihenacht, in: „FM-Zeitschrift“, 1. Dezember 1936