Plassmann, Joseph Otto

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Dr. phil. Joseph Otto Plassmann gilt nach Walther Wüst und Wolfram Sievers als wichtigster Forscher innerhalb dem Deutschen Ahnenerbe. In der Nachkriegszeit gab Plassmann glaubhaft an, daß er nie NSDAP-Mitglied war, andere Quellen dagegen behaupten, in der Tat seit 1929.[1] Fest steht, daß er bis 1928 mit dem Nationalsozialismus keine Fühlung hat, weil er ihn „damals für eine mit dem konfessionellen bayrischen Partikularismus verwandte Sache“ hielt. Erst seine Ablehnung des Youngplans änderte dies. Fest steht auch, daß er seit dem 1. Januar 1937 Mitglied der Allgemeinen SS war (SS-Nr.: 278.272). Schon 1940 wurde er als SS-Hauptsturmführer dem Einsatzkommando West unter Helmut Knochen im besetzten Frankreich zugeteilt. Hier war er Beauftragter für die Sicherung ausgelagerter Bestände des französischen Nationalarchivs und der Nationalbibliothek. Später wurde er zum SS-Sturmbannführer im Persönlichen Stab RFSS und schließlich am 20. April 1944 zum SS-Obersturmbannführer befördert.

Joseph Otto Plassmann (auch: Plaßmann; Lebensrune.png 12. Juni 1895 in Warendorf; Todesrune.png 12. Januar 1964 in Celle) war ein deutscher Germanist, Germanenforscher, Hochschullehrer und führendes Mitglied der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe sowie Hauptschriftleiter des Monatshefts „Germanien“ und SS-Führer, zuletzt SS-Obersturmbannführer. Er hatte sich einen Namen als Kenner der Geschichte der Ottonen gemacht. In der Ostzone wurden Plassmanns Schriften „Germanische Kulturgeschichte“ (1935) und „Ehre ist Zwang genug“ (1941) auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.

Werdegang

Notgemeinschaft schwerkriegsversehrter 131er GbR (1953)

Joseph Otto Plassmann wurde am 12. Juni 1895 in Warendorf in Westfalen als Sohn des Oberlehrers und späteren Lektors und Professors der Astronomie an der Universität Münster Joseph Plassmann geboren. Zu seinen sieben Geschwistern gehörte Clemens Plassmann, sein Onkel war Otto Plassmann (1861–1932), erster Oberbürgermeister von Paderborn.

In Warendorf absolvierte der streng katholisch erzogene Plassmann, der an die an die Möglichkeit der Regermanisierung des Christentums glaubte, Ostern 1913 sein Abitur. Kurz nach Beginn des Studiums der germanischen Sprachen, der Altertums- und Volkskunde (Philologie) meldete er sich am 1. September 1914 als Kriegsfreiwilliger des Deutschen Heeres beim Ersatz-Bataillon des Infanterie-Regiments „Herwarth von Bittenfeld“ (1. Westfälisches) Nr. 13, mit dem er an die Kriegsfront kam. Er wurde am 15. Februar 1915 an der Ostfront durch einen Kopfschuß schwer verwundet und erkrankt an einem Lungenleiden. Am 6. November 1916, zuletzt zur Genesung im Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 225, wurde er als kriegsversehrter (50 %) Gefreiter aus dem Heeresdienst entlassen und diente, erneut freiwillig, darauf der deutschen Zivilverwaltung in Brüssel als Hilfsreferent für Volkstumspolitik, Sprachenfragen und Schulfragen. Unter anderem half er als Leiter einer Kommission die Sprachgrenze zwischen Flandern und Wallonien festzusetzen und hatte ab dem 1. März 1917 in Brabant über die Durchführung der flämischen Sprachgesetze zu wachen. Er pflegte auch Kontakte zur germanophilen Flamenbewegung. Die Kriegserlebnisse bei der Infanterie brachten dann die Entscheidung gegen das konfessionelle Christentum.

Zu dieser Zeit lernt er Herman Wirth kennen und war damit später unter allen Wissenschaftlern des 1935 gegründeten „Ahnenerbes“ der SS derjenige, der der deren ersten Präsidenten Wirth am längsten kannte. Er war bis November 1918 bei der deutschen Zivilverwaltung in Brüssel im Heeresgefolge tätig. Nach dem Krieg setzte Plassmann sein Studium in Tübingen und Münster fort. Er erweiterte sein Studium nach dem Kriege in Richtung Religionswissenschaft. Im Oktober 1920 wurde er in Münster zum Dr. phil. promoviert (mit der Note „cum laude“) und legte 1921 das Staatsexamen in Deutsch, Englisch und Französisch für die Oberstufe ab. Hauptreferent war Franz Jostes, der Vorsitzende der deutsch-flämischen Gesellschaft. Plassmanns Dissertation handelte über die niederländische Mystikerin Hadewych, „eines der ältesten niederländischen Literaturdenkmäler und ein frühes Zeugnis der germanischen Mystik.“ Obwohl keiner Partei angehörend, diente Plassmann bei den Freikorps und Freiheitskämpfern:

„Politisch habe ich mich in der Nachkriegszeit nur mit der Waffe in der Hand betätigt.“

Plaßmann zählte in der Nachkriegszeit eine stattliche Reihe von Kampfhandlungen auf, an denen er sich beteiligte:

„1919 habe ich gelegentlich eines Aufenthaltes in Berlin in der Abwehr des Spartakusputsches mitgekämpft; 1920 gehörte ich der Einwohnerwehr Münster als Zugführer an und wurde bei der Bekämpfung des roten Aufstandes an der Ruhr eingesetzt. 1923 nahm ich an der Bekämpfung des französischen Besatzungsheeres teil, und zwar vorwiegend in der heimlichen und offenen Propaganda, die durch die Pressestelle Rhein und Ruhr getragen wurde. Mit der bewaffneten Abwehr (Sprengkommandos) habe ich ständig Fühlung gehabt, aber nicht selbst daran teilgenommen.“

1922 wollte Plassmann die Bibliothekars-Laufbahn einschlagen, wurde aber abgelehnt, weil er als „Kriegsbeschädigter für die Beamtenlaufbahn nicht geeignet“ sei, er schrieb später: „wegen meiner Kriegsverletzung wurde 1922 meine Meldung zum Vorbereitungsdienst für die Bibliothekslaufbahn abgelehnt.“ Er betätigte sich als freier Schriftsteller, übersetzte die „Orphischen Hymnen“ (1928 veröffentlicht)sowie die „Epistolae obscurorum virorum“ und schrieb unter anderem eine Geschichte der Stadt Münster aus völkischer Sicht. Plassmann hielt sich aufgrund seiner Kriegsverwundungen wiederholt in der Schweiz zur Kur auf. Er lernte 1924 während seiner Klinikaufenthalte in Davos Wilhelm Gustloff, den Schweizer Landesgruppenleiter der Auslandsorganisation der NSDAP, kennen und arbeitete mit ihm bis 1935, ein Jahr vor dessen Ermordung am 14. Dezember 1936 zusammen.

Plassmann lernte den Verleger Eugen Diederichs kennen und arbeitete mit ihm an der Schriftenreihe „Deutsche Volkheit“, welche einen Aufriß der deutschen Geschichte und Volkskultur vom volkhaften Gesichtspunkt aus versucht. Er gibt in diesem Rahmen fünf Bände heraus, die sich insbesondere mit der Geschichte und Kulturgeschichte der deutschen Kaiserzeit beschäftigen. Er beabsichtigt, die mittelalterlichen Geschichtsquellen für die Germanen- und Volkskunde zu erschließen.

1928 gründete er mit Wilhelm Teudt, mit dem er seit 1927 zusammenarbeitet,[2] und anderen die „Vereinigung der Freunde germanischer Vorgeschichte“ und die Zeitschrift „Germanien“, der er zunehmend, ab 1. März 1936 als Hauptschriftleiter seinen Stempel aufprägte. Seit 1928 setzte er sich aktiv für die Verbreitung der Ideen Herman Wirths ein und leitetee 1933 dessen Wanderausstellungen. Vom 24. Januar 1934 bis 31. März 1935 war er in der Führung des Reichsbundes „Volkstum und Heimat“ Referent und kam mit diesem vom 1. April bis 31. Oktober 1935 in die Amtsleitung der NS-Kulturgemeinde (NSKG). Am 1. Dezember 1935 wurde er in das Stabsamt des Reichsbauernführers Richard Walther Darré als Abteilungsleiter berufen. Prof. Dr. Walter Wüst in einer Beurteilung über Plassmann:

„Doktorarbeit (mit der Note cum laude) und Staatsexamen. Besonders wichtig, weil der Staatsexamenskandidat gezwungen ist, sich während mehrerer Jahre innerhalb einer Gruppe von Fächern in die Breite und Tiefe zu entwickeln und so eine allzu spezialistische Ausbildung zu vermeiden. Die Bildungs- und Forschungsgrundlage bei Dr. Plassmann ist deshalb als besonders erfreulich und gediegen zu bezeichnen. Trotz Behinderung und wirtschaftlicher Unsicherheit stattliche Produktion wie wenige andere Germanisten. Plassmanns Forscher-Typ ist nahezu am aussterben. Er hat umfassende Kenntnisse in der deutschen, gesamt-germanischen und indogermanischen Geistesgeschichte, im Alt- und Neuenglischen, im Gesamtskandinavischen, im Niederländisch-Flämischen und im Gesamtdeutschen (ahd., mhd., nhd.), sowie im Gotischen. Er ist ein Vertreter einer umfassenden Germanistik, wie sie der Nationalsozialismus für die geistigen Entscheidungen der kommenden Jahrzehnte braucht.“

Auf Vorschlag des SS-Brigadeführers Hermann Reischle wurde er vom 1. Januar bis 18. November 1937 als Abteilungsleiter im Rasse- und Siedlungs-Hauptamt (Führer der Hauptabteilung II im Rasseamt). Hier entstand die Denkschrift „Einige Gedanken zum weiteren Ausbau der Hauptabteilung RA II.“ Vom 1. Januar 1937 an war Plassmann ehrenamtlich (Pflegstätte für Märchen- und Sagenkunde), ab 1. Dezember 1937 hauptamtlich als Leiter der Abteilung „Germanische Kulturwissenschaft und Landschaftskunde“ im Rahmen der „Forschungsstätte für Germanenkunde“ im „Ahnenerbe“ tätig, in dem er von Anfang an bereits beratend mitwirkte. Er diente dem Reichspropagandaministerium zeitweise als Kontaktmann zum „Ahnenerbe“. Ein gegen Plassmann eingeleitete Disziplinarverfahren ergab: Plassmann nach Verfügung RFSS Personalkanzlei vom 22. November 1937 aus Schutzstaffel entlassen. Zudem sei, laut Himmler, eine Wiedereingliederung Plassmanns in die SS nach Ablauf eines Jahres vorgesehen gewesen. Plassmann nahm an drei Vorträgen von Julius Evola teil.

Referent der Reichsführung des Reichsbundes war Dr. Joseph Otto Plaßmann, ein Alter Herr der Sängerschaft Bardia Bonn/DS. […] Der Germanist und Märchenforscher, Volkskundler und Historiker Joseph Otto Plaßmann (1895–1964) leistete ab 1914 Kriegsdienst. 1916 an Lunge und Kopf schwer verwundet, wurde er aus dem aktiven Heeresdienst entlassen und diente der deutschen Zivilverwaltung in Brüssel als Hilfsreferent für Volkstumspolitik, Sprachen- und Schulfragen sowie als Leiter der Kommission zur Festsetzung der Sprachgrenze zwischen Flandern und Wallonien. Außerdem überwachte er in Brabant die Durchführung der flämischen Sprachgesetze. In dieser Eigenschaft lernte er den Marburger Germanenkundler Prof. Dr. Herman Wirth kennen, den ersten Präsidenten des Ahnenerbes, dessen Ideen Plaßmann seit 1928 propagierte und dessen Wanderausstellungen zur germanischen Vorgeschichte er seit 1933 leitete. Sein 1914 unterbrochenes Studium setzte Plaßmann nach dem Krieg in Tübingen und Münster fort. 1920/21 bestand er das Staatsexamen für Deutsch, Englisch und Französisch und promovierte über die niederländische Mystikerin Hadewych. Bereits 1919 war er in Berlin als Freikorpsmitglied an der Niederschlagung des Spartakusaufstands beteiligt, gehörte im folgenden Jahr der Einwohnerwehr Münster an und wurde bei der Bekämpfung der Roten Ruhrarmee eingesetzt. 1923 war Plaßmann im Ruhrkampf aktiv, vorwiegend in der heimlichen und offenen Propaganda, hatte aber auch Kontakte zu verschiedenen Sprengkommandos. In der Folge wurde er als schwer Kriegsversehrter nicht zum Staatsdienst zugelassen, womit sich seine Hoffnungen auf eine akademische oder zumindest bibliothekarische oder schulische Laufbahn zerschlugen. Der als mit starken Ressentiments gegen die Weimarer Republik belastet beschriebene Plaßmann war dann publizistisch und journalistisch tätig, was ihn nach eigenen Angaben nur notdürftig ernährte. Während eines Klinikaufenthalts in Davos lernte er 1924 Wilhelm Gustloff, den Schweizer Landesgruppenleiter der NSDAP, kennen und arbeitete mit ihm bis zu dessen Ermordung Mitte der dreißiger Jahre zusammen. In seinem Umkreis kam Plaßmann wahrscheinlich mit Otto Hauser zusammen. 1928 gründete Plaßmann die „Vereinigung der Freunde germanischer Vorgeschichte“ und die Zeitschrift „Germanien“ mit. Er wurde 1929 NSDAP-, bald danach SS-Mitglied. Im Januar 1934 stieg er zum Referenten in der Reichsführung des Reichsbundes Volkstum und Heimat auf, 1935 in die Führung der NS-Kulturgemeinde. Seit Oktober 1935 tat er Dienst im Reichsnährstand und im Stab des Reichsbauernführers Richard Walter Darré, 1937 übernahm er die stellvertretende Leitung der Abteilung „Gesittung“ und die Leitung der Abteilung „Germanische Kulturwissenschaft“ im Ahnenerbe. Zugleich war er der Kontaktmann des Propagandaministeriums zum Ahnenerbe. Plaßmann leitete im Ahnenerbe auch die „Pflegstätte für Märchen- und Sagenkunde“, die „das arteigene Gut von artfremden zu scheiden, den mythischen Glaubensbestand des Erzählstoffes zu bestimmen sowie der deutschen Mutter und ihren Kindern höchstes deutsches Märchengut in reiner und echter Gestalt wieder in die Hand ... legen“ sollte. Nicht nur hier gab es zahlreiche ideologische Berührungspunkte mit Teudt. Seit 1937 bearbeitete er das Thema „Die Irminsäule in der germanischen Überlieferung“ als Teil des Ahnenerbe-Projekts „Wald und Baum“. Im Sommer 1938 übernahm Plaßmann das bisher von der Deutschen Forschungsgemeinschaft betreute „Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung“, daher wurde er anschließend Leiter der Ahnenerbe-„Lehr- und Forschungsstätte für Volkserzählung, Märchen- und Sagenkunde“, dann auch der Detmolder „Lehr- und Forschungsstätte für Germanenkunde“, zu der die ehemalige Pflegstätte aufgewertet worden war. Kurz darauf, 1939, erschien im Berliner Ahnenerbe-Verlag sein Buch „Die Externsteine“, das sich eng an Teudts Schriften anlehnte. Teudt kannte Plaßmann seit dessen Studientagen in Münster und sah ihn anscheinend lieber als jeden anderen seine Nachfolge antreten, wobei wohl die ideelle Nähe, die Übereinstimmung der Gedankengänge ausschlaggebend war. Uta Halle nennt Plaßmann denn auch einen „begeisterte[n] Teudt-Anhänger“. Ob dabei auch sängerschaftliche Beziehungen eine Rolle spielten muß dahingestellt bleiben. Von März 1936 bis 1945 blieb Plaßmann Schriftleiter des Ahnenerbe-Organs „Germanien“ – dessen Auflage bis zur Einstellung aus Papiermangel 1943 in ungeahnte Höhen schnellte, weil jeder SS-Führer es erhielt –, November 1936 bis Mitte 1939 auch der SS-Zeitung „Nordland“. 1936 ging er ehrenamtlich, 1937 amtlich ins SS-Rasse- und Siedlungshauptamt, wurde 1939 SS-Hauptsturmführer (Waffen-SS), kam auf Grund seiner Verletzungen aus dem Ersten Weltkrieg aber nicht zum Fronteinsatz. Dafür gehörte er der „Kulturkommission Südtirol“ an, eine Einrichtung, die Himmler in seiner Eigenschaft als Reichskommissar zur Festigung des deutschen Volkstums gründete und die „kultursichernde Aufgabe[n]“ von der Volksliederfassung bis hin zur Aufschlüsselung der Bevölkerung nach rassischen Merkmalen im Rahmen der geplanten Umsiedlung der deutschen Südtiroler wahrnahm. Vom Juni bis Dezember 1940 war Plaßmann als zeitweiliger Angehöriger des SD-Einsatzkommandos West von der deutschen Botschaft in Paris und vom Militärbefehlshaber Belgien- Nordfrankreich mit der Sicherung und Rückführung der in Nordfrankreich ausgelagerten Archivalien und Handschriften aus Pariser Archiven und Bibliotheken, „darunter den berühmten Teppich von Bayeux“, beauftragt, dann im „Germanischen Wissenschaftseinsatz“ in den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Dahinter verbarg sich der Aufbau und die Pflege deutschfreundlicher Wissenschaftsstrukturen in den besetzten Ländern und die Sammlung von Informationen etwa „von den völkischen Verhältnissen in der Bretagne und vom Stand der bretonischen Autonomiebewegung“ zwecks „Schwächung der franz. Volkskraft“. Dazwischen sammelte Plaßmann in französischen Archiven Material über den Westfälischen Frieden von 1648 für ein geplantes Buchprojekt. Am 23. Oktober 1943 habilitierte er in Tübingen bei „Hermann Schneider, einer Koryphäe der Germanenkunde, später erster Rektor der Universität Tübingen nach dem 2. Weltkrieg“. Am 18. Februar 1944 folgte Plaßmanns Ernennung zum Dozenten für Germanenkunde und Nordische Philologie in Tübingen, im März – mit Wirkung zum 1. Mai – der Ruf nach Bonn auf den Lehrstuhl für Deutsche Volkskunde, am 26. Oktober die Ernennung zum außerordentlichen Professor.[3]

Am 2. Dezember 1938 beantragte Plassmann die Zurücknahme seiner ersten Habilitationsschrift in München. Beim Antiqua-Fraktur-Streit stellte er sich eindeutig auf die Seite der gotischen Schrift. 1940 stellte Plassmann erneut bei der Philosophischen Fakultät in München einen Antrag auf Zulassung zur Habilitation für das Fach der germanischen Philologie und Altertumskunde. Der Titel der eingereichten Habilitationsschrift lautet: „Sprache, Heldenlied und germanische Religion bei Widukind von Corvey; I. Teil: Untersuchungen zur altsächsischen Sprache und Dichtung bei Widukind von Corvey“. Mit folgender Begründung wurde SS-Sturmbannführer Plassmann 1942 für das Kriegsverdienstkreuz vorgeschlagen:

„SS-Sturmbannführer Dr. Plassmann war vom 21.6. bis 6.12.1940 zum SD-Einsatz in Frankreich kommandiert. Er hatte die von den Franzosen nach der Provinz gebrachten Archive und Bibliotheken sicherzustellen und nach Paris zurückzubringen. Um zu verhindern, daß wichtigstes Material verschleppt oder vernichtet wurde, war es anfangs oft erforderlich, direkt mit der Truppe vorzugehen, um den Auftrag mit Erfolg durchzuführen. Seinem Einsatz ist die Erhaltung wertvollsten Kulturgutes zu verdanken.“

Am 23. Oktober 1943 war es dann soweit, er wurde zum Dr. Phil. habil. erkannt. Die Habilitationsurkunde trägt allerdings das Datum 25. Oktober 1943. 1944 wurde er Dozent an der Universität Tübingen für Germanenkunde und Nordische Philologie. Plassmann hielt aus Anlaß seiner öffentlichen Lehrprobe einen Vortrag über das Thema „Die germanische Renaissance im 10. Jahrhundert“. Darin untersuchte er eine neue Bewegung in der germanischen Dichtung im 10. Jahrhundert, die auch nach England und Skandinavien hinüberwirkte und auf das lateinische Epos einwirkte. Weinreich (Dekan) an Rektor: Bericht über die öffentliche Lehrprobe Plassmanns.

„Eingangs kennzeichnete er die gestaltenden Kräfte der karolingischen Renaissance, dann ihr Versanden in den folgenden Jahrhunderten. Im 10. Jh setzt, getragen vom Sachsenstamm, aber auch von oberdt höfischen Centren, wesentlich von germanischen Wurzeln her, eine neue Bewegung in der germanischen Dichtung ein, die auch nach England und Skandinavien hinüberwirkt. Das Walthariuslied zeigt, wie sich germanischer Geist und lateinische Form vermählen, und aus manchen Wendungen des Epos kann der Vortragende die germanische Form noch rekonstruieren. Ähnliches gilt für andere Stücke der lateinischen Heldendichtung, die als Reflex von germanischen Heldenliedern erscheinen, die mündlich noch lebendig waren, aber nicht mehr aufgezeichnet wurden. In den Dramen der Hroswitha von Gandersheim läßt sich gleichfalls viel wurzelhaft deutsch Empfundenes feststellen. Auch Widukind von Corvey schöpft viel aus mündlicher Überlieferung, sodaß unter der lateinischen Hülle der germanische Wortlaut herausgestellt werden kann. Der in den Cambridger Liedern lateinisch überlieferte modus auf Otto III. repräsentiert dt Preislieder der Zeit. Schließlich diente der Ruodlieb zum Erweis der starken dt Unterströmung. Von einer ottonischen Renaissance des germanischen Wesens, das bei den Sachsen noch besonders lebendig war.“

Der Antrag auf Erteilung der Dozentur wurde gestellt. Im März 1944 übernahm er eine Lehrstuhlvertretung für germanische Volkskunde an der Universität Bonn, am 26. Oktober 1944 wurde er dort als Beamter auf Lebenszeit zum außerordentlichen Professor (Planstelle für „Deutsche Volkskunde“ in der Philosophischen Fakultät) ernannt. Ende 1944 wurde ihm noch die Redaktion des Wissenschaftlichen Nachrichtenblatts des „Ahnenerbes“ übertragen. In Tübingen hat Plassmann nach der Zerstörung der Bonner Universität durch den Bombenterror seine Tätigkeit wieder aufgenommen.

Prof. Dr. Plassmann, der sich im Sommer 1944 mit seiner schwangeren Sekretärin Margarete Grasses verlobt und kurz darauf geheiratet hatte (die gemeinsame Tochter wurde schon im September 1944 geboren), wurde Juni 1945 aus dem Hochschuldienst entlassen. Seine Wiedereinstellung lehnte die Universität 1949 ab, da sein Lehrstuhl bereits besetzt sei. 1958 wurde Plassmann jedoch als entpflichteter außerordentlicher Professor anerkannt, nachdem er auf die Abhaltung von Vorlesungen und die Nennung im Vorlesungsverzeichnis verzichtet hatte. 1958 mit der vollen Pension emeritiert.

Seit Kriegsende war er als freier Forscher auf seinen Fachgebieten tätig. 1953 gründete er in Celle die „Notgemeinschaft schwerkriegsversehrter 131er GbR“.[4] 1954 wurde er Vorsitzender des „Bundes deutscher Kriegsbeschädigter und Kriegshinterbliebener“ (BDKK). Er wohnte zuletzt mit seiner Gemahlin in dem idyllischen (Alter) Bremer Weg in Celle, Hausnummer 45, in einem denkmalgeschützten Anwesen.

Auszeichnungen (Auszug)

Schriften (Auswahl)

„Neues vom alten Wodan“, in „Germanien“, Heft 8, 1936, S. 387–391
„Kleine Kostbarkeiten aus Kunst und Geschichte“, 1940
„Ehre ist Zwang genug – Gedanken zum deutschen Ahnenerbe“, 1941
  • Die Werke der Hadewych. Aus dem Altflämischen übertragen und mit ausführlichem Kommentar versehen, Hannover 1923
  • Geschichte der Stadt Münster in Westfalen. Von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, 1925
  • Geschichtliches und Volkskundliches zum Guten Montag der Münsterischen Bäckergilde, in: „Jahrbuch ‚Auf roter Erde‘“, 1926
  • Völkerbünde im Mittelalter, in: „Die Tat“, 1926
  • Das Leben des Kaisers Friedrich II. von Hohenstaufen, Eugen Diedrichs Verlag, Jena 1927
  • Name und Herkunft des Bischofs Erpho, in: „Unsere Heimat Münster“
  • König Heinrich der Vogler, 1928
  • Das Leben Kaiser Konrads des Zweiten des Saliers, Eugen Diedrichs Verlag, Jena 1928
  • Orpheus. Altgriechische Mysteriengesänge. Metrische Übertragung der Orphischen Hymnen mit Einführung und Erläuterungen, Jena 1928 (neu aufgelegt 1982 und 1992)
  • Wikingerfahrten und Normannenreiche, Eugen Diedrichs Verlag, Jena 1929
  • Das Leben Kaiser Ottos des Großen. Nach den Quellen erzählt, Eugen Diedrichs Verlag, Jena
  • Das Reich der Wiedertäufer, Verlag Reimar Hobbing, Berlin 1935
  • Schwäbisches Land und Volk, in: „Volkstum und Heimat“, Heft 2, 1935, S. 101–105
  • Deutsche Volkheit in deutschen Schulen. Gedanken und Vorschläge zur Neugestaltung des deutschkundlichen und geschichtlichen Unterrichtes an den Höheren Schulen, den Oberschulen und Aufbauschulen, Jena 1935
  • Germanische Kulturgeschichte, 1935
  • Runenformen in brauchtümlichen Sinnbildern, in: „Germanien“, Heft 8, 1936, S. 105–114
  • Neues vom alten Wodan, in: „Germanien“, Heft 8, 1936, S. 387–391
  • Julnacht – Weihenacht, in: „FM-Zeitschrift“, 1. Dezember 1936
  • Widersagst Du dem Wodan?, in: „Germanien“, Heft 6, Juni 1937
  • „Deutsche Totenfeier“. Bedeutung von Erinnerung, Ehre der Ahnen, Fortleben nach dem Tode im germanischen Glauben, Rückbesinnung auf die germanischen Wurzeln, 1937
  • Die Mütternacht, in: „FM-Zeitschrift. Monatsschrift der Reichsführung der SS für fördernde Mitglieder“, 1937
    • Inhalt: Der Weihnachtsbaum als Sinnbild des Deutschtums. Das Sinnbild des Weltbaumes findet sich bereits im „Firstbaum“ der Wikinger. Die Angeln kannten außerdem eine Art „Weihnacht“: die „Modranicht“ (= Nacht der Mütter).
  • Vom wilden Heere und den drei Wanderern, in: „FM-Zeitschrift. Monatsschrift der Reichsführung der SS für fördernde Mitglieder“, 1937
    • Allerlei aus der germanischen und indogermanischen Mythologie. Plassmann zeigt z. B. Verbindungen auf zwischen dem Motiv der Drei Könige, den drei Weisen aus dem Ostlande (aus der Bibel), den drei nordischen Göttern (der Hohe, der Ebenhohe und der Dritte) und den drei indischen Götterbrüdern (der Gehende, der Leuchtende und der Dritte in den Wassern). Dieses findet sich auch im Märchen von den drei Brüdern wieder, die ausgesandt wurden, um das Wasser des Lebens zu holen. Die drei führen miteinander das neue Jahr herauf, wobei nur der Dritte es vollendet.
  • Der Schmuck im nordischen Volksglauben, 1938
  • Deutschen Kindern deutsche Vornamen, in: „Germanien“
  • Tracht und Schmuck im nordischen Volksglauben, in: „Tracht und Schmuck im nordischen Raum“, Hg. i. A. der Nordischen Gesellschaft von Alexander Funkenberg, 2. Bd.: „Tracht und Schmuck der Germanen in Geschichte und Gegenwart“, bearbeitet von Ernst-Otto Thiele, Leipzig 1938, S. 201–211
  • Walther von der Vogelweide, der Sänger der deutschen Ostmark, in: „Germanien“, Heft 10, 1938, S. 110–115
  • Der gute Montag und das Wappen der münsterischen Bäckergilde, in: „Heimat und Reich“, 1938
  • Zur Erkenntnis deutschen Wesens – Zehn Jahre „Germanien“, in: Germanien 10, 12, Dezember 1938, S. 385–387
  • Deutschösterreichs germanische Sendung, 1939
  • Die Göttlichen sind bei den Kämpfenden, in: „Germanien“, Heft 11, 1939, 327 ff.
  • Deutsches Land kehrt heim. Ostmark und Sudetenland als germanischer Volksboden, Ahnenerbe-Stiftung Verlag, Berlin-Dahlem 1939
  • Der Jahresring. Ein Wegweiser zum deutschen Ahnenerbe, Berlin 1939 (1940 ins Niederländische übersetzt; 2. deutsche Auflage 1941)
  • Festigung des deutschen Volkstums, 8. Dezember 1939
  • Landnahme oder Kolonisation? Volkhafte Siedlung im deutschen Osten, 5. Januar 1940
  • Kleine Kostbarkeiten aus Kunst und Geschichte, Ahnenerbe Stiftung Verlag, 1940 (2. Auflage 1942)
  • Ehre ist Zwang genug – Gedanken zum deutschen Ahnenerbe, Ahnenerbe-Stiftung Verlag, Berlin-Dahlem 1941
  • Die Ostpolitik Heinrich I. In: Herbert Jankuhn: Das „Ahnenerbe“. Bericht über die Kieler Tagung 1939. Karl Wachholtz, Neumünster 1944, S. 203–210.
  • Briefe von Dunkelmännern an Magister Ortvinus Gratius aus Deventer, Professor der schönen Künste zu Cöln. Aus dem Küchenlateinischen übertragen durch Jodocum Plassmann, Magister der freien Künste und demütigen, wenngleich unwürdigen Doktor der Philosophie, Nordland-Verlag, Berlin 1940
  • Germanische Totalität, Vortrag auf der Tagung der „Germanischen Arbeitsgemeinschaft“ am 14. Mai 1943
    • Plassmann setzt sich in seiner Schrift von marxistischen und soziologischen Ansätzen ab. Er kritisiert die Betrachtung der Kulturgeschichte als Geschichte des Fortschreitens von der primitiven Halb-Kultur zur eigentlichen Kultur, welche nichts miteinander zu tun haben. Jedes Volk, das sich zu einer Hochkultur entwickelt habe, hätte den Keim der Kultur bereits in sich getragen. Kultur sei wie Rasse etwas Gewachsenes und nicht etwas Übertragbares. Er schreibt allen Germanen ein einheitliches Weltbild und Verhalten zu. Diese Wesensdauerhaftigkeit nennt Plassmann „Kontinuität“ (nach Höfler), welcher er die „Totalität“ zur Seite stellt, die „Sinneinheit der verschiedenen Äußerungsformen einer Volkskultur“.
  • Die germanische Heldensage – Ein Zeugnis für die geistige Einheit des Germanentums, in: RFSS, SS-HA (Hg): Germanische Gemeinsamkeit. Vorträge gehalten an der SS-Junkerschule Tölz. (Germanien und Europa 1.), Posen 1944, S. 55–72
  • Germanje, Griekenland en Rome groeiden uit gemeenschappelijke wortels, in: „Storm-SS“, 1944
  • Der Vater aller Dinge, in: „Die Sammlung“, Heft 3, 1948, 572–576
  • Ansprache zum hundertsten Geburtstag von Joseph Plassmann, Beilage in: Clemens Plassmann: „Ahnen und Enkel des Astronomen Joseph Plassmann. Ein Gedenkblatt zum hundertsten Jahrestage seiner Geburt“, 1951
  • Volk, Staat, Amt und die deutsche Einheit, in: „Der Verbarst“. Mitteilungsblatt. Verband der verdrängten Beamten, Behördenangestellten und Arbeiter 12 (1960), Nr. 1, S. 3–6, 20–23

Verweise

Fußnoten

  1. Eindeutige Fehlinformation. Eine NSDAP-Mitgliedskarte ist nicht überliefert. Noch im RSK-Fb vom 12.5.38 verneint Plassmann die Frage: „Sind Sie Mitglied der NSDAP?“ Der Umstand, daß jemand – wie Plassmann 1929 – dem Nationalsozialistischen Kriegsopferverband der NSDAP beitritt, wurde von der Partei-Kanzlei zu keinem Zeitpunkt als Beitritt zur NSDAP gewertet.]
  2. Plassmann wird Teudts wissenschaftlicher Berater. Plassmann hält Teudt, dem er allerdings sehr zugeneigt ist, allerdings für einen Laien und rät ihm, die altgermanischen Sprachen zu lernen, um sich ein eigenes Urteil in wichtigen Dingen erlauben zu können. Teudt ist jedoch nicht dazu zu bewegen.
  3. Harald Lönnecker: Zwischen Esoterik und Wissenschaft. – die Kreise des „völkischen Germanenkundlers“ Wilhelm Teudt, Frankfurt a. M. 2004
  4. Das Gesetz „zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen“ („131er-Gesetz“) war ein Bundesgesetz zur Ausführung des Regelungsauftrags in Art. 131 GG aus dem Jahr 1951. Es regelte die Rechtsverhältnisse von Beamten in der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland, die vor dem 8. Mai 1945 in das Beamtenverhältnis berufen worden und danach ausgeschieden waren, ohne seitdem wiederverwendet oder versorgt worden zu sein. 131er wurde umgangssprachlich der durch das Gesetz begünstigte Personenkreis genannt. Zu den „verdrängten Angehörigen des öffentlichen Dienstes und aufgelöster Dienststellen“ gehörten gem. § 1 bis 4 des Gesetzes u. a. Beamte, Hochschullehrer und Richter aus den Vertreibungsgebieten, Beamte in nicht mehr existierenden Verwaltungen und Berufssoldaten sowie alle Personen, die wegen ihrer Betätigung im Deutschen Reich 1933 bis 1945 nach dem Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus zunächst nicht oder nicht ihrer früheren Stellung entsprechend verwendet wurden und keine entsprechende Versorgung mehr erhielten. Dazu gehörten auch Angestellte und Arbeiter sowie ihre Hinterbliebenen. Bund, Länder und Gemeinden sowie Bundesbahn und Bundespost wurden verpflichtet, mindestens 20 % ihrer Planstellen mit 131ern zu besetzen.