Junck, Johannes
Moritz Johannes Junck ( 8. Oktober 1861 in Leipzig; 27. April 1940 ebenda) war ein deutscher Jurist, Offizier, Politiker und Mitglied des Reichstages.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
- Besuch der 1. Bürgerschule, sodann das Nikolai-Gymnasium (Abitur)
- Einjährig-Freiwilliger
- 1880 bis 1884 Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Leipzig
- 1884/85 zum Dr. jur. promovierte.
- Referendar in Leipzig, Plauen und Dresden
- 1889 Niederlassung in Leipzig als Rechtsanwalt, zugelassen beim Land- und Amtsgericht Leipzig und von 1899 bis 1939 beim Reichsgericht.
- Weiter war er Oberleutnant der Landwehr und seit 1. Januar 1896 für die Harmoniepartei Stadtverordneter in Leipzig, seit 27. September 1899 erster Vizevorsteher und vom 10. Juli 1901 bis Mitte 1907 Vorsteher des Stadtverordnetenkollegiums daselbst.
- 4. Mai 1899 bis 1. August 1939 zugelassen am Reichsgericht in Leipzig
- 1900 als Oberleutnant wurde sein Abschied aus dem Landwehr-Bezirk Leipzig bewilligt
- 1906 wählte die sogenannte Harmoniepartei (die Harmonie war „der“ Klub in Leipzig) den Dr. Junck zum Stadtverordneten. Er gewann in dieser Versammlung vermöge seiner Tüchtigkeit und seines sympathischen Wesens rasch so viel Ansehen, daß er zum Vorsteher gewählt wurde.
- Am 13. Dezember 1906 wurde der 1903 gewählte Reichstag aufgelöst; in ihm hatten die Zentrumsfraktion und die Sozialdemokratie gegen die Regierung zusammengewirkt. Die Wahl des neuen Reichstages wurde auf den 25. Januar 1907 angesetzt. Im Königreich Sachsen, das 1903 in allen Wahlkreisen außer in Bautzen-Kamenz nur Sozialdemokraten gewählt hatte und deshalb das „rote Königreich“ hieß, gab es keine Ultramontanen und keine Zentrumspartei, die die bürgerlich-liberalen Parteien zu bekämpfen hatten. Der Senatspräsident Sievers vom Reichsgericht, der die Nationalliberalen in dem Wahlkampfe der sogenannten Kolonialwahlen führte, sagte in einer Wahlversammlung: „Wens juckt, der kratze sich. Mich juckt es schwarz, ich kratze mich rot“. Im Jahre 1903 war im Wahlkreise Leipzig-Stadt in einer Stichwahl der rote Postmeister Motteler gewählt worden. 1907 stellten die Nationalliberalen den Rechtsanwalt Dr. Johannes Junck als Sitzbewerber auf. Dem Wahlausschuß der Nationalliberalen Partei gehörten u. a. der Rechtsanwalt Dr. Konrad Junck, der Kaufmann sowie spätere Londoner Gesandte Albert Dufour-Ference und Dr. jur. Rudolf Mothes[1] (1875–1968) an. Johannes Junck gewann den Wahlkreis Leipzig-Stadt den Nationalliberalen zurück. Er legte sein Amt als Stadtverordnetenvorsteher nieder und konnte bald seine Zulassung als Rechtsanwalt beim Reichsgericht erwirken. Die Regierung verlieh ihm den Titel eines Geheimen Justizrates.[2]
- 1907 bis 1918 Mitglied des Deutschen Reichstags (Nationalliberale Partei) für den Wahlkreis Königreich Sachsen 12 Leipzig-Stadt; als erster und einziger der sächsischen Anwaltschaft von der Jahrhundertwende bis 1918.
- von 1907 bis 1912 in folgenden Ausschüssen: Beamte, Reichsland Elsaß-Lothringen, Geschäftsordnung, Zensur, Majestätsbeleidigung, Patentausführng und Zustand der Reichsgerichte.
- von 1912 bis 1918 in folgenden Ausschüssen: scheckrechtlicher Handeln im Ausland, Gerichtsgesetze, Geschäftsordnung, Kolonialgericht, Miet- und Pachtgesetz, gewerbliches Eigentum und Reichshaushalts-Etat.[3]
- 1906 in den Vorstand der „Gesellschaft für Soziale Reform“ berufen
- 1919 DDP-Mitglied
- 1930 Kauf des Verlags C. F. Lücke für den Sohn Fritz, der jedoch sechs Jahre später hinscheiden sollte; Anfang der 1930er Jahre Herausgabe der ersten Deutschland-Alben.
- 1933 erfolgte durch die Familie Junck die Herausgabe des „Schaubek Deutscher Philatelisten-Kalender“
- In der Nachkriegszeit führten u. a. Fritz’ Neffe Heinz, Sohn des Bruders Hans, und dessen Ehefrau Rosemarie „Rosemie“ von Berlin aus den „Schaubek Verlag“, bis dieser 1972 von der DDR enteignet (verstaatlicht) wurde.
- 1955 werden die heute noch beliebten falzlosen „Brillant“-Alben mit den Schaufix-Klemmtaschen herausgegeben.
- Nach der Teilwiedervereinigung wurde der Verlag am 1. September 1990 durch Zurückgabe an die rechtmäßigen Eigentümer „reprivatisiert“.[4]
Familie
Johannes Junck war der Sohn des Leipziger Polizeirats Carl Hermann Junck. Auch zwei seiner Brüder, Hermann und Konrad, schlugen den Weg der Rechtswissenschaften ein. Dr. jur. Hermann Walter Junck gehörte als Regierungsrat und juristischer Hilfsarbeiter der Amtshauptmannschaft in Pirna an, seit 1899 der Amtshauptmannschaft Oelsnitz und wurde 1905 (bis 1909) Amtshauptmann in Plauen. Hermann heiratete eine Tochter des angesehenen und vermögenden Geheimen Ökonomierates Dr. phil. h. c. Magnus Guido Uhlemann.
Ehe
Dr. Johannes Junck heiratete Margarete Lampe ( 18. Dezember 1864; 15. Februar 1953), eine Tochter aus der Familie Lampe, deren Vorfahr Johann Kaspar Lampe aus Bremen zu den Gründern der Material- und Kolonialwaren, auch Drogengroßhandlung Brückner, Lampe & Co. gehörte. 1900 feierte diese Firma ihr 150jähriges Bestehen. Die Familie Lampe genoß großes Ansehen, sie gehörte zum alten Leipziger Reichtum, also zu denen, die es schon vor 1800 zu großem Wohlstand gebracht hatten. Sie war mit den anderen altreichen Familien und denen des älteren Neureichtums verwandt und verschwägert. Aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen:
- Hans (1893–1966), Generalleutnant
- Fritz (1895–1936), Verlagsbuchhändler
- Marianne
Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)
- Landwehr-Dienstauszeichnung, II. Klasse (LDA2)
- Albrechts-Orden, Ritterkreuz I. Klasse mit der Krone
- Roter Adlerorden, III. Klasse
- Preußischer Kronenorden, III. Klasse
- Geheimer Justizrat, 1907
Schriften (Auswahl)
- Bericht der 35. Kommission zur Vorberatung des Entwurfs eines Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb, 1909
- Der Vaterländische Hilfsdienst, Berlin 1917 (mit Eugen Schiffer)
- Das Hilfsdienstgesetz, 1917 (Vortrag)
- Das Reichsgericht und die Grundrechte der Reichsverfassung, in: Deutsche Juristen-Zeitung (DJZ), 1929