Juno Ludovisi

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Unter dem Namen „Juno Ludovisi“ (selten auch „Hera Ludovisi“) wurde die kolossale, 1,14 m hohe Marmorbüste eines Frauenkopfes bekannt, welche vermutlich in Rom gefunden wurde und 1622 in die Sammlung Ludovisi (daher die Bezeichnung) gelangte. Vor allem im späten 18. Jahrhundert war diese Büste Gegenstand höchster Bewunderung. Winckelmann, Herder, Goethe, Schiller, Wilhelm von Humboldt und andere sahen in ihr den Inbegriff antik-griechischer Idealität.

Schon zuvor hatte sich die Auffassung durchgesetzt, es handle sich um ein Kultbild der römischen Göttin Juno. Die unpersönlich wirkenden Gesichtszüge, die Frisur mit Mittelscheitel und Korkenzieherlocken, das hohe palmettengeschmückte Diadem, vor allem aber das monumentale Format schienen für ein Götterbild zu sprechen. Seit dem späten 19. Jahrhundert mehrten sich jedoch die Stimmen, die in der Dargestellten eine historische Persönlichkeit aus der frühen römischen Kaiserzeit, eine Angehörige der julisch-claudischen Dynastie erblickten.

Als wahrscheinlichste Kandidatin gilt heute Antonia Minor, Nichte des Augustus, Mutter des Kaisers Claudius (36 v. d. Z.–37 n. d. Z.). Vergleiche mit Münzbildern der Antonia stützen diese Identifizierung. Hinzu kommt ein sehr ähnlicher (jedoch nicht kolossaler) Kopf, der im Sommer 2003 bei Ausgrabungen auf der Insel Pantelleria, zwischen Sizilien und Tunesien, entdeckt wurde.

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Es ist weder Anmut, noch ist es Würde, was aus dem herrlichen Antlitz einer Juno Ludovisi zu uns spricht; es ist keines von beiden, weil es beides zugleich ist. Indem der weibliche Gott unsre Anbetung heischt, entzündet das gottgleiche Weib unsre Liebe; aber indem wir uns der himmlischen Holdseligkeit aufgelöst hingeben, schreckt die himmlische Selbstgenügsamkeit uns zurück. In sich selbst ruhet und wohnt die ganze Gestalt, eine völlig geschlossene Schöpfung, und als wenn sie jenseits des Raumes wäre, ohne Nachgeben, ohne Widerstand; da ist keine Kraft, die mit Kräften kämpfte, keine Blöße, wo die Zeitlichkeit einbrechen könnte. Durch jenes unwiderstehlich ergriffen und angezogen, durch dieses in der Ferne gehalten, befinden wir uns zugleich in dem Zustand der höchsten Ruhe und der höchsten Bewegung, und es entsteht jene wunderbare Rührung, für welche der Verstand keinen Begriff und die Sprache keinen Namen hat.

Friedrich Schiller