Juno (Mythologie)

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Jugendliche Juno. Rest einer Terrakottastatue aus dem Junotempel in Falerii, 2. Hälfte des 4. Jhds. v.d.Z.
Caspar David Friedrich: Junotempel in Agrigent (1828–30)

Juno oder lateinisch Iuno (in altlat. Bedeutung soviel wie „die Junge, die Vitale“) ist in der römischen Göttermythologie die Gattin des höchsten Gottes Jupiter sowie die Gottheit der Ehe und Geburt. Ihre griechische Entsprechung war die Göttin Hera, jedoch erfolgte diese Gleichsetzung nicht so früh, wie bei anderen römischen Gottheiten. Neben dieser Funktion war Juno auch die Schutzherrin von Rom. Zusammen mit Jupiter und Minerva, mit denen gemeinsam sie als Iuno Regina (Göttin Regina) zur neueren Trias der höchsten Götter gehörte, wurde sie im ältesten Heiligtum auf dem Kapitol in Rom verehrt. Jeder erste des Monats war der Tag der Juno. An jedem ersten März wurden die sogenannten Matronalien gefeiert, ein Fest zu Ehren der Juno, begangen von verheirateten Römern. Ursprünglich war Juno auch ein weiblicher Schutzgeist, der alle Frauen schützte, vergleichbar mit Genius, dem männlichen Schutzgeist. Der Monat Juni ist nach Juno benannt. In der offiziellen Münzprägung des Römischen Imperiums wird Juno nicht extra hervorgehoben, da Jupiter sie gleichsam mitrepräsentiert. Selbst die ihr eigenen Kulte wurden nicht dargestellt.

Alle künstlerischen Darstellungen der Juno lehnten sich seit Anbeginn bis in die heutige Zeit an die griechischen Hera-Vorbilder an.

Kultus

Juno war die Herrin Roms und als Iuno Regina auch Schutzgöttin der etruskischen Stadt Veii. Ihre Kultgenossin war die Schwefelgöttin Mefitis. Als Weidegöttin Iuno Caprotina war sie nicht wie Hera für das Großvieh, sondern für das Kleinvieh in Gestalt der Ziegen verantwortlich. Folglich ist die Ziege das bevorzugte Tier der Göttin. Als Iuno Sospita, Seispes oder Sispita trägt sie ein Ziegenfell über dem Kopf, dessen Charakteristikum die Hörner sind. Auch ihre Beziehung zu den stupsnasigen und rebenbekränzten Silenen geht auf diese Ziegen zurück. Ein anderes Tier, das mit Hera aus der griechischen Mythologie entnommen wurde, war der Kuckuck. In dieser Gestalt soll sich der griechische Zeus zum ersten Mal der Hera genähert haben.

Im Zusammenhang mit Iuno Sospita trifft man auch eine Schlange an. Als bronzezeitliches Relikt entspricht sie der Schlangendarstellung mit Pallas Athene auf der Akropolis. Mit der Fütterung der Schlange neben dem Heiligtum der Iuno Sospita war ein Fruchtbarkeitszauber verbunden. Ein jungfräuliches Mädchen reichte der Schlange Nahrung. Wurde es angenommen, so sollte das Land reiche Frucht tragen. In ähnlicher Form ist der Kult aus Athen bekannt. Bereits zu Zeiten von Kaiser Augustus war die Fütterungszeremonie zu einer Art von Touristenattraktion geworden. Hauptkultort der Iuno Sospita war Lanuvium. Dort wurde der Juno-Kult in seiner reinsten Form vollzogen (ohne Zusatzgottheiten). Darstellungen finden sich bis ins 2. Jahrhundert n.d.Z. Dem Schriftsteller Ovid zufolge gab es alleine in Rom hundert Tempel zu Ehren der Juno.

Am Kapitol in Rom wurden auch die bekannten heiligen Gänse der Juno gehalten.

In ihrer Eigenschaft als Schutzherrin der Ehe wurde sie als Iuno Pronuba verehrt. Als Iuno Lucina wachte sie wie die griechische Hera über die Geburt. Zu ihr beteten die Römerinnen schon seit der Frühzeit und bis in die Spätantike bei Entbindungen. Eine paelex (Nebenfrau) durfte ihren Altar nicht berühren. Aber Verstöße gegen die Rechte von Ehefrauen wurden nicht von Juno, sondern von Ceres bestraft.

Als Iuno Moneta war sie Göttin der Ratschläge, Erinnerungen und Mahnungen. Dies nicht nur wegen der mahnenden Gänse am Kapitol. Cicero berichtet, daß nach einem Erdbeben ihre Stimme aus dem Tempel hallte und ein Sühneopfer verlangte. Ihre Mahnungen betraften stets das gesamte Gemeinwesen.

Im frühen Rom hatte der Juno-Kult weniger mit der Ehe, als mit dem aus ihr entspringenden Nachwuchs zu tun. Eine der ältesten Verehrungsstätten war ein ihr heiliger Hain an der Nordspitze des Esquilin. Dieser lucus (heiliger Hain) brachte ihr den Beinamen Lucina. Kultisch älter war eine Höhle namens Lupercal am Palatin, wo der Sage nach die Wölfin Romulus und Remus gesäugt haben soll. Dies war das Zentrum des Fruchtbarkeitskultes Lupercalia, bei dem junge Männer in Bocksfellschurzen junge Matronen mit einem amiculum Iunionis (Riemen aus Bockshaut) schlugen. Der Ritus soll von der Göttin selbst angeordnet worden sein. Der an der Höhle stehende ficus Ruminalis (ein Feigenbaum) wurde schon früh zum Symbol der Juno.

Ein anderer Baum, der mit der Göttin in Verbindung stand, war ein uralter Lotusbaum. Die Rinde dieses Ebenholzgewächs mit essbaren Früchten wurde zum Färben verwendet. Unter einem solchen Baum wurde Juno mit einem Säugling und einer Fackel dargestellt. Hier symbolisiert sie die rituelle Reinigung nach der Geburt.

Feierlichkeiten

Junos Hauptfest waren die Matronalien, die von den Frauen am 1. März gefeiert wurden. Als Symbol für weibliche Sittsamkeit wurden in ihrem Tempel auf dem Kapitol Gänse gehalten. Als beim großen Galliersturm 387 v.d.Z. die Angreifer nächtens das Kapitol stürmen wollten, weckten der Legende nach die Tiere die Verteidiger und retteten so die Festung. Im Tempel wurden seit dem 3. Jahrhundert v.d.Z. Münzen geschlagen, sodaß sich ihr Beiname Moneta auf die Münzen selbst übertrug.

Ein anderes Fest waren die Nonae Caprotinae am 7. Juli. An diesem Tag schnitt man von den Feigenbäumen am Marsfeld Zweige ab und verwendete den austretenden Saft, der Feigenmilch genannt wurde, als Opfergabe für die Iuno Caprotina. Hier dürfte es einen Paralleleffekt gegeben haben. Einerseits ein Fruchtbarkeitsritus für den Menschen, andererseits für die Befruchtung der Feigenkulturen.

Literatur