Ganzer, Karl Richard
Karl Richard Ganzer ( 5. Mai 1909 in Gunzenhausen; gefallen 11. Oktober 1943 in Weißruthenien) war ein deutscher Historiker, promovierter Geschichtswissenschaftler, der auch für die Wochenzeitung „Das Reich“ Beiträge verfaßte, Kommissarischer Leiter des Reichsinstitutes für Geschichte des neuen Deutschland und Ritterkreuzträger der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Der Kaufmannssohn absolvierte nach dem Abschluß seiner Schullaufbahn mit Abitur ein Studium der Geschichtswissenschaft an der Universität München und promovierte dort zum Dr. phil.[1] Während seines Studiums trat er dem NS-Studentenbund bei und wurde bereits 1929 Mitglied der NSDAP und der SA.[2] Ab 1935 gehörte er dem Sachverständigenbeirat des Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands an. Ab 1938 leitete er die Münchner Zweigstelle des Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands.[3]
Am 9. November 1941 wurde er ehrenhalber zum HJ-Bannführer im Kulturamt der Reichsjugendführung ernannt. Nachdem Ende 1941 Walter Frank von dem Amt als Präsident des „Reichsinstituts für Geschichte des Neuen Deutschlands“ entbunden worden war, übernahm Ganzer kommissarisch die Leitung des Instituts.
Tod
Dr. Ganzer wurde 1943 zur Wehrmacht eingezogen und fiel am 11. Oktober 1943 in der Belarussischen SSR als Gefreiter d. R. in einem Infanterie-Regiment.
Ritterkreuz
Posthum wurde Ganzer am 15. September 1944 das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz als erstem Geisteswissenschaftler des Krieges verliehen.[4] Reichsdozentenführer Gauleiter Dr. Scheel, auf dessen Vorschlag Adolf Hitler dem Historiker Dr. Karl Richard Ganzer das Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz für seine Werke über deutsche Geschichte verliehen hatte, überreichte der Witwe des an der Ostfront gefallenen Geschichtsforschers die hohe Auszeichnung im Auftrage des Führers.
Zensur und geistiges Erbe
Ganzers Schriften wurden 1946 in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt.[5] Sein umfangreicher Nachlaß befindet sich im Bundesarchiv Koblenz, darunter Aktenmaterial aus seiner Institutstätigkeit und publizistische Arbeiten.
Familie
Dr. phil. Ganzer war seit Mai 1935 mit Lydia Ganzer, geb. Gottschewski, einstige Leiterin der NS-Frauenschaft, verheiratet. Das Ehepaar hatte vier Kinder.
Auszeichnungen (Auszug)
- Ehrenwinkel der Alten Kämpfer
- Kriegsverdienstkreuz (1939), II. und I. Klasse
- Goldenes HJ-Ehrenzeichen
- Ritterkreuz zum Kriegsverdienstkreuz ohne Schwerter am 15. September 1944 (posthum)
Schriften (Auswahl)
- Weiter, nur weiter!: Der Roman d. dt. Aufbruchs 1917–1933, Loewe, Stuttgart 1933
- Richard Wagner, der Revolutionär gegen das 19. Jahrhundert, Bruckmann, München 1934 (Zugl.: München, Phil. I. Sekt., Dissertation)
- Vom Ringen Hitlers um das Reich: 1924–1933, Zeitgeschichte, Berlin 1935 (2. Auflage 1942)
- Das deutsche Führergesicht, J. F. Lehmanns Verl., München 1935 (bis 1941 in vier Auflagen erschienen)
- Geist und Staat im 19. Jahrhundert, Hanseat. Verl. Anst., Hamburg 1936
- 9. November 1923, Albert Langen/Georg Müller, München 1936
- Das Werden des Reiches, J. F. Lehmanns Verlag, München 1939
- Richard Wagner und das Judentum, Hanseat. Verl. Anst., Hamburg 1939
- Der heilige Hofbauer, Hanseat. Verl. Anst., Hamburg 1939
- Aufstand und Reich, J. F. Lehmanns Verl., München 1940 (2. Auflage 1942)
- Das Reich als europäische Ordnungsmacht, Hanseat. Verl. Anst., Hamburg 1941