Kraus, Karl

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Karl Kraus (* 28. April 1874 in Gitschin, Böhmen; † 12. Juni 1936 in Wien) war ein Literat und Polemiker jüdischer Abstammung in Deutschland und Herausgeber der Zeitschrift „Die Fackel“.

Werdegang

Karl Kraus wurde als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern geboren.[1] Nach den jeweils abgebrochenen Studien von Jura, Philosophie und Germanistik in Wien, wandte er sich dem lukrativeren Journalismus und der Publizistik zu. Die israelitische Kultusgemeinde verließ er 1897.[2] 1898 hatte er die radikal-antizionistische Schrift „Eine Krone für Zion“ veröffentlicht. 1899 gründete er die Zeitschrift „Die Fackel“. Er hatte dabei zuerst einen Kreis von Mitarbeitern wie etwa August Strindberg und Frank Wedekind.[3] Später schrieb er ganz allein und griff dabei schonungslos an, wenn er dies bei seinen kulturkritischen Erörterungen von grundsätzlicher Bedeutung für richtig hielt. Seine Kritik galt allen Gebieten des Lebens.

Im Jahre 1899 behauptete er, aus dem Judentum „ausgetreten“ zu sein, obwohl dies unmöglich ist, wie bereits sein ebenfalls jüdischer Abstammungsgenosse Albert Einstein treffend beschrieb.[4] Danach „konvertierte“ er zum Katholizismus. Einige Jahre später trat er wieder aus.[5]

Er war mit den jüdischen Schriftstellern Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler befreundet.

In seinem Theaterstück „Die letzten Tage der Menschheit“ beschreibt er die Zerstörung der österreichisch-ungarischen Monarchie im Ersten Weltkrieg und sagt für die Zukunft den Untergang der gesamten Menschheit aus jüdischer Sicht (→ Judäozentrismus) voraus.

Sein Hauptwerk, das zukunftspessimistische „Die letzten Tage der Menschheit“, erschien 1922. Während dem Satiriker und Kritiker Karl Kraus zu Lebzeiten durchaus ungeteilte Anerkennung oder Ablehnung gezollt wurde, wird der Lyriker Kraus erst nach dem Zweiten Weltkrieg entdeckt. Kraus prangerte besonders die Rolle der Presse als Kriegshetzer an. Er stand politisch zunächst weit links und entwickelte zum Schluß Sympathien für den Austrofaschismus.

Siehe auch

Werke (Auswahl)

  • Eine Krone für Zion, 1898 (PDF-Datei)
  • Die letzten Tage der Menschheit. Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog (PDF-Datei)

Literatur

  • Gerhard Henschel: Gossenreport. Betriebsgeheimnisse der Bild-Zeitung. Mit einem Gastbeitrag von Hermann L. Gremliza. Edition TIAMAT, Berlin 2006, ISBN 978-3-893-20101-3 [Reihe: Critica Diabolis, Bd. 140]

Fußnoten

  1. Lexikon des Judentums: Der Sohn eines Papiergroßhändlers „stand dem Judentum abwechselnd feindlich, negativ und indifferent gegenüber“.
  2. David Korn: Wer ist wer im Judentum? - FZ-Verlag. ISBN 3-924309-63-9
  3. In der von ihm gegründeten und geführten Wiener Zeitschrift „Die Fackel“, die von 1899 bis 1934 erschien, überzog er auch jüdische Intellektuelle wie Maximilian Harden, Alfred Kerr und Felix Salten mit beißenden Tiraden, Hohn und Spott.
  4. „(...) Der Jude, der seinen Glauben aufgibt (...) bleibt dennoch ein Jude!“ Albert Einstein: „Aus meinen späten Jahren“, Deutsche Verlags-Anstalt, 1952, S. 251 auch zitiert in: Horst Althaus: „Heiden, Juden, Christen“, Verlag Königshausen & Neumann, 2007, S. 371f, (eingeschränkte Voransicht auf Google-Bücher)
  5. 1911 trat er der katholischen Kirche bei, die er aber ein Dutzend Jahre später wieder verließ.