Keßler, Horst

Horst Wilhelm Keßler (auch Kessler; 15. August 1914 in Bromberg; 24. Mai 2018 in Ingelheim) war ein deutscher Offiziersanwärter der Reichsmarine und Offizier der Kriegsmarine, zuletzt Kapitänleutnant und Chef eines Lehrkommandos im Kommando der Kleinkampfverbände im Zweiten Weltkrieg sowie Apotheker in der Nachkriegszeit. Als U-Bootkommandant auf U 704 und U 985 konnte er bei sechs Feindfahrten und 221 Seetagen (Atlantik, Nord- und Ostsee; La Pallice – St. Nazaire – Bergen – Königsberg) zwei britische Schiffe mit 8.677 BRT versenken.

Werdegang

Chronologie

• 8.4.1934 Eintritt in die Kriegsmarine als Offiziersanwärter
• 8.4.1934 bis 13.6.1934 Infanterieausbildung bei der 4. Kompanie/II. Abteilung Schiffsstammdivision der Ostsee, Stralsund
• 14.6.1934 bis 26.9.1934 Bordausbildung auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“
• 27.9.1934 bis 26.6.1935 Bordausbildung auf dem Leichten Kreuzer „Karlsruhe“
• 27.6.1935 bis 30.3.1936 Hauptlehrgang für Fähnriche an der Marineschule, Flensburg-Mürwik
• 31.3.1936 bis November 1940 Ausbildung, Fähnrichslehrgänge und diverse Kommandos
• Dezember 1940 bis Juli 1941 I. Wachoffizier (I.WO) auf U 75
• Juli 1941 bis 17.11.1941 Kommandanten-Lehrgang. Baubelehrung für U 704 bei der 8. Kriegsschiffbaulehrabteilung, Hamburg
• 18.11.1941 bis April 1943 Kommandant von U 704
• Mai 1943 bis 23.6.1943 Baubelehrung für U 985 bei der 8. Kriegsschiffbaulehrabteilung, Hamburg
• 24.6.1943 bis 19.4.1944 Kommandant von U 985
• Mai 1944 bis Februar 1945 nicht ermittelt
• März 1945 bis 8.5.1945 Chef des Lehrkommandos 350 und des Lehrkommandos 400 im Kommando der Kleinkampfverbände

100. Geburtstag

„So groß habe ich meinen Namen noch nie geschrieben gesehen“, ruft der 100-Jährige überrascht, nachdem er das weiße Tuch mit einem Ruck weggezogen und die Plakette mit der Aufschrift „Horst Keßler Anlage“ enthüllt hat. Sektkorken knallen, die anwesenden Familienmitglieder Keßler, Bürgermeisterin Eveline Breyer und die Vorstandsmitglieder des Tennisclubs Boehringer applaudieren. Die Überraschung ist geglückt. „Wir sind sehr stolz, dass wir Sie in unserem Verein haben“, sagt Ellen Wessinghage, erste Vorsitzende des TC Boehringer. „Sie sind für uns ein sportliches Vorbild. Wenn Sie nicht gerade eine Kreuzfahrt unternehmen, sind Sie bei jeder Mitgliederversammlung dabei. Daher wollen wir Ihnen diese Freizeitanlage widmen.“ Horst Keßler ist sichtlich gerührt: „Ich freue mich, dass Sie an den alten Mann denken, der mitgeholfen hat, diesen Verein auf die Beine zu stellen.“ Keßler, der seit 2004 Ehrenmitglied ist und letztes Jahr seinen 99. Geburtstag auf dem Gelände feierte, übernahm 1959 den zweiten Vorsitz des Tennisclubs. 1953 war er als Apotheker zu Boehringer Ingelheim gekommen und hob den Verein 1959 zusammen mit Kollegen aus der Taufe. Mittlerweile trägt sich der Verein selbst; das Pharmaunternehmen unterstützt allerdings die Jugendarbeit. Bis Ende der 1960er Jahre war Keßler selbst aktiver Tennisspieler, danach motivierte er seine Kinder und Enkelkinder, den Schläger in die Hand zu nehmen. „Mit vier Jahren war ich schon Balljunge“, erinnert sich Thomas Keßler, ältester Sohn des rüstigen Seniors. Auch Tochter Annette ist mit ihren erwachsenen Kindern zur Enthüllungsfeier gekommen. Aktuell spielen zwei von Keßlers Enkeln aktiv im Verein. Der Großvater hat sie dazu ermutigt und zahlt noch immer die Familienmitgliedschaft. Das Geheimnis des hohen Alters? „Mein Opa hat sich seinen Humor bewahrt. Mit seinem Charme wickelt er jeden um den Finger“, weiß Enkelin Angelika. „Besonders gerne junge Frauen“, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Keßlers Leidenschaft ist die Schifffahrt. Jedes Jahr macht er eine Flusskreuzfahrt. Seinen 100. Geburtstag feiert er im Kreise seiner Angehörigen und engen Freunde auf einem Ausflugsdampfer. Das Schiff legt morgens in Ingelheim ab und fährt bis nach Kaub durch die malerische Rheinlandschaft. „Sogar aus Australien kommen meine Gäste“, berichtet der Jubilar stolz. Die Geschichte dazu klingt wie aus einem Roman: Keßler, der nach seinem Abitur zunächst eine Offizierslaufbahn einschlug, war im Zweiten Weltkrieg U-Boot- Kommandant im Pazifik. In der Nähe der „City of Nagpur“ erhielt die Mannschaft den Befehl, ein Passagierschiff zu versenken. Einige der Opfer konnten jedoch gerettet werden. Viele Jahre später traf Keßler den Kapitän des versenkten Schiffes auf einem Kongress. Die ehemaligen Feinde freundeten sich an. Der Kontakt ist geblieben: Sohn und Schwiegertochter des Navigationsoffiziers kommen heute zum 100. Geburtstag Keßlers aus Australien angereist.

103. Geburtstag

„‚Ich war im letzten Jahr nicht verreist, es fährt ja keiner mit‘ beschwert sich der 103jährige Horst Kessler bei Bürgermeisterin Eveline Breyer beim Gratulationsbesuch. Auch wenn die Augen, Ohren und Beine nicht mehr ganz so wollen, zum Verreisen, am liebsten auf einem Schiff, hat er immer noch Lust. Seinen Geburtstag feierte er in großer familiärer Runde in einem Weingut und hielt den ganzen Tag tapfer die vielen Glückwünsche durch. Seit über einem Jahr erst lebt der ehemalige U-Boot Kommandant im Altenzentrum Im Sohl, hier findet er auch einen besonderen Service: die aktuelle Stunde. Pfleger lesen aus der Tageszeitung, das hilft ihm, die müden Augen zu schonen, denn er möchte unbedingt politisch auf dem Laufenden bleiben. Fast sein ganzes Arbeitsleben lang war er bei Boehringer Ingelheim, zuletzt als Fachleiter Pharmazie, davor Betriebsleiter fürs Ausland. Wie schon in den letzten Jahren parlierte Horst Kessler charmant mit Bürgermeisterin Eveline Breyer, deren Geburtstagsbesuch er ausdrücklich begrüßt.“

Tod

Kapitänleutnant a. D. Horst Wilhelm Keßler verstarb am 24. Mai 2018, seine Gemahlin Sigrid war ihm schon 2012 vorausgegangen.

Beförderungen

• 8.4.1934 Offiziersanwärter (Crew 34)
• 26.9.1934 Seekadett
• 1.7.1935 Fähnrich zur See
• 1.1.1937 Oberfähnrich zur See
• 1.4.1937 Leutnant zur See
• 1.4.1939 Oberleutnant zur See
• 1.4.1942 Kapitänleutnant

Auszeichnungen und Ehrungen (Auszug)

• Wehrmacht-Dienstauszeichnung, IV. Klasse
• Eisernes Kreuz (1939), 2. und 1. Klasse
• U-Boot-Kriegsabzeichen (1939)
• Die sportliche „Horst Keßler Anlage“ des Tennisclubs Boehringer in Ingelheim wurde 2014 nach ihm benannt

Verweise

• Unser Ehrenmitglied Horst Kessler wird 100 Jahre alt!, in: „Schmetter Ball – Vereinszeitung des Tennisclub Boehringer e.V.“, März 2014