Meereskämpfer
Meereskämpfer war die Bezeichnung für die militärischen Taucher der Deutschen Kriegsmarine während des Zweiten Weltkrieges – die Geheimwaffe des Reichs im Seekrieg. Die Sondereinheit, eine Waffengattungsart im Rahmen der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine, wurde wie folgt unterteilt: Kampfschwimmer, Torpedomänner, Minentaucher (Sperrwaffentaucher) und Kleinkampfmitteleinheiten (Kommando- und Marinestoßtruppen). Heute ist der Oberbegriff dieser Elitetruppe, die es in abgeänderter, moderner Form bei der Bundeswehr gibt, Waffentaucher.
Inhaltsverzeichnis
Entstehung
Schon im Ersten Weltkrieg gab eine Art Kampftaucher, die vom Deutschen Heer entwickelt wurde und Einsätze für die Kaiserliche Marine tätigte.[2] Mitte 1941 griff die Abwehrstelle II in Hamburg erneut den Kampfschwimmer-Gedanken mit der Aufstellung der beiden ersten deutschen „Marineeinsatzkommandos“ (M.E.K.) auf. Deutsche Kampfschwimmer konnten sich dabei bis Kriegsende auf einen technischen Vorteil stützen. Während die Alliierten ein von Jacques-Yves Cousteau entwickeltes Tauchgerät benutzten, hatte der Tauchpionier Hans Hass aus Deutschösterreich, zusammen mit der Patent-Firma Dräger aus Lübeck, ein Atemgerät mit geschlossenem Sauerstoffkreislauf entwickelt, die sogenannte Dräger-Gegenlunge. Sein Vorteil war, daß es im Betrieb ohne verräterische Atemblasen arbeitete, die von aufmerksamen Wachen hätten entdeckt werden können. Noch heute benutzen Kampfschwimmer weltweit diese Rebreather.
- „Wenn ich auf die unter Wasser liegenden Wracks hinabgetaucht war oder in der Abenddämmerung im Hafen umher schwamm, da ließ mich die Idee vom militärischen Einsatz von Schwimmern nie ruhen. Welche Möglichkeit gäbe es da, ungesehen an ein fremdes Schiff oder in einen Hafen hineinzugelangen? Manche Nacht konnte ich nicht schlafen, jede Minute hatte ich eine Idee, eine waghalsiger als die andere: die Idee der Kampfschwimmer.“ — Alfred von Wurzian, Begründer der deutschen Kampfschwimmer, in seinem Tagebuch, 1942
Ausbildung
Die ersten Gruppen freiwilliger Soldaten aus Marine (insbesondere aus der Wettkampfgruppe Schwimmen[3]), Abwehr und Waffen-SS wurden in Valdagno und dann auf der Insel San Giorgio in Alga bei Venedig ausgebildet. Später hatte die SS auch in Wien-Leopoldstadt (Dianabad) eine zweite Ausbildungsstätte für Kampfschwimmer (SS-Jagdkommando Donau). Zur praktischen Meeresausbildung kamen aber alle nach Italien auf die Insel Alga bzw. in das Kloster auf der Insel San Giorgio in Alga.
Inspektion Meereskämpfer der Marine
Die „Inspektion Meereskämpfer der Marine“ bildete Froschmänner (aber auch andere Spezialeinheiten) an der SS-Junkerschule in Bad Tölz aus, ihre Grundausbildung als Kampfschwimmer und Einmann-Torpedofahrer erhielten sie in der großen Schwimmhalle der Schule. Der damalige SS-Obersturmführer Walter Tripps, Sport-Lehrer (u. a. auch Versehrtensport), berichtete 1976:
- „[…] daß in Tölz mit Beginn des Jahres 1944 die Ausbildung der Kampfschwimmer, in der ganzen Welt Froschmänner genannt, einsetzte.[6] Zahlreiche Freiwillige der damaligen Kriegsmarine sind zu solchen Spezialkursen abgeordnet worden, die aus Gründen der Geheimhaltung an den Ausbildungstagen jeweils von 22.00 bis 6.00 Uhr, d. h. während der Nacht, stattfanden. Von Bad Tölz fuhren diese Einheiten nach zwei Monaten an die Adria weiter, wo sie vor ihren Einsätzen ihren letzten Schliff erhielten. Kein Angehöriger des auf der Junkerschule befindlichen Lehr- und Ausbildungspersonals – mit mir als Ausnahme – erhielten Zugang zu den in ungewöhnlicher Nachtzeit angesetzten Trainings- und Ausbildungsstunden. Die Ausbildungseinheiten dieser Art bestanden zumeist aus 20 bewährten Marineangehörigen, die zugleich hervorragende Wettkampfschwimmer waren. Ein Stabsarzt gehörte zu dieser Elite, insonderheit wegen der steten Herz- und Kreislaufkontrolle als einer gesundheitlich wichtigen Überwachungsfunktion. Immerhin bewältigten diese Kampfschwimmer bei ihrem nächtlichen Training jeweils mehrere Kilometer, anfangs ohne, später in Taucher-Spezialanzügen aus Gummi mit innenseitig besonders präparierten Wollfütterung und unter Anwendung einer Gesichtsmaske, die an ein Sauerstoffgerät angeschlossen war, das wie ein Tornister auf dem Rücken getragen wurde und mit einem Bauchgurt um den Unterleib befestigt wurde. Schwimmflossen und eine Spezialuhr, auf der die Windrose und die jeweilige Wassertiefe angegeben waren, vervollständigten die Einzelausrüstung.“
Lehr- und Marineeinsatzkommandos
Im Zuge der Einführung der Organisationsstruktur in den K-Verbänden erhielt San Giorgio in Alga die Bezeichnung Lehrkommando 701, Valdagno wurde das Lehrkommando 704, und das dritte in Bad Tölz errichtete Ausbildungszentrum erhielt die Bezeichnung Lehrkommando 702. Mit der Einführung der Kommandostruktur der Kampfschwimmer wurden im April 1944 auch die bisher genannten Marineeinsatzkommandos MAREI und MARKO der Abwehr nunmehr in die K-Verbände integriert und erhielten die Bezeichnung M.E.K. 20 bzw. M.E.K. 60. Später folgten noch elf weitere inzwischen einsatzbereite Marineeinsatzkommandos. Es war den Meereskämpfern unter Androhung der Bestrafung wegen Hochverrates verboten, etwas über ihre Tätigkeit außerhalb des Ausbildungszentrums zu erzählen. Selbst ihren wirklichen Dienstgrad durften sie oft nicht tragen. Offiziere trugen außerhalb z. T. nur Unteroffiziersuniformen, manche benutzten grundsätzlich Decknamen.
Valdagno
Valdagno ist eine kleine Stadt am Fuße des Monte Pasubio und nahe dem bekannten Kurort Recoaro Terme. Die großzügigen und modernen Sportstätten, die der einflußreiche Textilunternehmer Gaetano Marzotto in den 1930er Jahren für seine Arbeiter errichtet hatte, waren der Grund, weshalb die Kampfschwimmer nach Valdagno verlegt wurden. Marzotto hatte ein großes, modernes Hallenschwimmbad mit 25-Meter-Bahnen und Sprungturm, ein großes Sportstadion, Turnhallen, regelrecht ein vollständiges, privates Olympiadorf erbauen lassen.
Alle Sporteinrichtungen waren nach dem Fall Achse von der deutschen Kommandantur beschlagnahmt worden und sollten nun den Kampfschwimmern und anderen Sonderkommandos als neue Trainingsstätte dienen. Der Ausbildungskurs der neuen deutschen Kampfschwimmer sollte ebenfalls dort stattfinden, gemeinsam mit den italienischen „Gamma-Kampfschwimmern“ des Fürsten Borghese unter dem Kommando des kampferprobten Volksdeutschen Kapitänleutnant Eugen Wolk.[7]
Im Dezember 1943/Januar 1944 begann die deutsche Kampfschimmerausbildung mit der Aufstellung der Meeresjäger-Abteilung „Brandenburg“ unter Hauptmann Fritz Neitzert (Abwehr) in Valdagno. Zu diesem Zeitpunkt gehörte der Verband dem OKW-Amt Ausland/Abwehr Abt. II an. Alfred von Wurzian wurde Ausbildungsleiter in der neuen Truppe, seine rechte Hand war der Obergefreite Richard „Ritchie“ Reimann. Nach außen hin wurde das Kommando als Soldatenerholungsheim getarnt, in dem Verwundete durch viel Sport und körperliche Ertüchtigung wieder fronttauglich gemacht werden sollten.
Die Schwimmhalle war quasi Sperrgebiet und nach einer Weile die „Wohnstube“ der Meereskämpfer. Sport war auch die hauptsächliche Beschäftigung in Valdagno: Es gab viele Tage, an denen die Kampfschwimmer länger die Schwimmflossen an den Füssen trugen, als Stiefel oder Turnschuhe. Die Soldaten mußten aber nicht nur jeden Tag mehrere Stunden im Hallenbad trainieren, sondern auch auf dem Sportplatz einschließlich Nahkampf (hier „Marinevernichtungssport“ genannt).
Unter dem Befehl des Konteradmirals Hellmuth Heye wurde der neue Kleinkampfverband der Kriegsmarine am 20. April 1944 offiziell aufgestellt. Die Kampfschwimmer feierten den Tag mit einer Parade in Valdagno, sie gehörten nun offiziell zur Kriegsmarine.
Um alle Fertigkeiten, die nicht im Hallenbad geübt werden konnten, im Freigewässer zu vervollkommnen, wurde im Frühjahr 1944 ein geeigneter Ort für ein Meeresausbildungslager an der Adriaküste gesucht. Als neues Lehrgangslager für den zweiten Teil der Meereskämpferausbildung wurde eine kleine Insel innerhalb der Lagune von Venedig ausfindig gemacht: Die kleine Insel San Giorgio in Alga, etwa 3 Kilometer südlich von Venedig gelegen.
Im Sommer 1944 kam es auch rund um Valdagno zu immer mehr terroristischen und mörderischen Partisanenaktivitäten, und für die Kampfschwimmer wurde es immer gefährlicher, sich frei zu bewegen. An einem Sonntag, dem 11. Juni 1944, waren vier der Meereskämpfer auf dem Weg zurück von einer Bergwanderung. Sie liefen durch das Dorf Contrada Borga, eine kleine Ortschaft ganz in der Nähe von Valdagno, sie machten Fotos und waren unbewaffnet. Für den 22jährigen SS-Kampfschwimmer Maat Hermann Georges fand der Ausflug in die schöne Landschaft ein jähes Ende. Im Dorf eröffneten versteckte Partisanen das Feuer auf die vier Deutschen. Georges wurde tödlich getroffen während die anderen in Richtung Valdagno flüchten konnten. Dort angekommen, berichteten die Überlebenden ihrem Kommando von dem feigen Mord an ihrem Kameraden, worauf sich ein Jagdkommando des „SS-Sonderverbandes z. b. V. Friedenthal“ (Nachfolger des „Sonderlehrganges z. b. V. Oranienburg“) unter dem Kommando des Leutnants Joseph Stey (von der „Luftnachrichten-Betriebs-Abteilung (mot) z. b. V. 11“) in Richtung Dorf in Marsch setzte, um Vergeltung zu üben, wie es das Kriegsgesetz vorsah. Alle Männer des Dorfes wurden von Frauen und Kindern getrennt und an eine Böschung gebracht. Die 17 Männer wurden hingerichtet und anschließend die Häuser des Dorfes zur Abschreckung in Brand gesteckt.
Während dieser Vorfall von der heutigen Geschichtsschreibung als „bestialisches Kriegsverbrechen“ verurteilt wird, bleibt das Warum außer acht. Der Kampf gegen Partisanen gehört zu den schwierigsten Aufgaben eines Soldaten und dabei gibt es die meisten unschuldigen Opfer. Nichtsdestotrotz gehören zu einem „Kriegsverbrechen“ meist zwei Seiten. Die meisten als „bestialische Taten deutscher Soldaten“ verurteilten Vorkommnisse beruhen auf einem zuvor erfolgten völkerrechtswidrigen Angriff aus dem Hinterhalt bzw. Kriegsverbrechen des Feindes.
Venedig
Da der Platz der Kampfschwimmer in Valdagno bald zu klein wurde, wurde im Mai 1944 ein weiteres Ausbildungslager der Kampfschwimmer aufgestellt. Als Platz wurde das von der Wehrmacht teilweise sanierte, umgebaute und erweiterte Benediktinerkloster auf der Insel „San Giorgio in Alga“[8], vor den Toren Venedigs, ausgewählt, wo das Stabsquartier des Lehrkommandos (Lehrkommando 700) eingerichtet wurde. Die geheime Kommandoschule, als Erholungsstätte für Kriegsverwundete getarnt, erhielt vorerst die Bezeichnung „Lehrgangslager 701“ und den Decknamen „Rothenburgsort“. Im August 1944 hatte das Meerausbildungslager auf der kleinen Insel eine Stärke von 280 Mann.
Die Kampfschwimmer sollten unter sich und vor allem geheim bleiben. Sie trainierten täglich vor allem am vor Ort liegenden Schiffswrack. Übungsunfälle gab es genügend und sie endeten zuweilen tödlich. Dabei entwickelten sie eine neue Schwimmtechnik. Sie schwammen fast stehend, so daß nur ihr Kopf herausragte. Mit winzigen Flossenschlägen, einem Tarnnetz über dem Kopf und einen Torpedo hinter sich herziehend, schlichen sie durch das Wasser. Erst am Schiffsrumpf des Gegners benutzten sie ihr Tauchgerät. Lautlos übten sie ihre (Übungs-)Aufträge aus. Der Schutz war die Nacht und genau dieser Schutz war auch die größte Gefahr für die Taucher. Viele bekamen Angstattacken im dunklen und trüben Gewässer. Tödlich konnte es ausgehen, wenn man im dunklen Wasser die Orientierung verlor und in den Tod tauchte. Krampfartiges Atmen beim Tauchen unter dem Schiffskörper und feuchter Atemkalk werden zu einer tödlichen Gefahr (Kohlendioxidvergiftung tritt ein, Willenlosigkeit und Schlaf übermannen den Taucher). Dennoch werden sie angetrieben. Man muß die Gefahr suchen um die Gefahr zu umgehen, wie ihr Ausbildungsleiter Alfred von Wurzian ihnen immer eintrichterte.
Geheime „Einsätze“ in den Wasserstraßen Venedigs sollten das Training dinglicher machen. Die Kampftaucher wurden somit auf „Schleichmissionen“ in die Stadt geschickt. Sie tauchten durch die Kanäle, gingen unbemerkt an Land, entwendeten ein wenig Obst von Händlern und kehrten, ohne bemerkt zu werden, zurück. Die Bewohner Venedigs bemerkten dennoch, daß etwas vorging. Die Gerüchteküche brodeltet und man stellte wahnwitzige Vermutungen an, wer die nächtlichen „Streiche“ spielen würde. Anspannung und Angst verbreiteten sich in der kriegsmüden Lagunenstadt. Bei der letzten nächtlichen Schleichübung geschah die Tragödie: Eine Gruppe Kampfschwimmer wurde von einem patrouillierenden Polizist der „Carabinieri“ bemerkt und angerufen, der Meereskämpfer, der dem Gesetzeshüter am nächsten war, blieb regungslos im Wasser und antwortete nicht, wie er das im Meerausbildungslager wenige Kilometer entfernt gelernt hatte. Der Polizist bekam es wohl mit der Angst zu tun, zog seinen Dienstrevolver und schoß auf die dunkle Gestalt im Wasser, bevor die anderen Froschmänner reagieren konnten. Der junge Meereskrieger erhielt einen Lungendurchschuß, dennoch gelang es ihm noch, Tauchgerät und Tauchmesser abzustreifen und zu versenken, um eine Identifizierung zu erschweren oder unmöglich zu machen, wie er es ebenfalls während seiner Ausbildung gelernt hatte. Augenblicke später starb er, wie sein Kampschwimmer-Kamerad und Ein-Mann-Torpedofahrer Horst Achilles berichtete und mit seinen bekannten Worten ergänzte: „Gute Mine zum bösen Spiel.“
Ende November 1944 wurden die beiden italienischen Standorte des Kampfschwimmer-Lehrkommandos, Valdagno und San Giorgio in Alga, endgültig aufgegeben. Die dortigen Meereskämpfer wurden nach List auf Sylt in Marsch gesetzt. Auf der idyllischen Insel, im Lehrgangslager 703 (Ausbildungsdeckname/Tarnname: „Weißkoppel“), trafen nacheinander die Lehrkommandos 600, 700, 701, 704 ein. Was an Personal übrig war, ergab sich am 8. Mai 1945. Einzelheiten zum Verbleib des geheimnisumwitterten Lehrkommandos 800 konnten nicht ermittelt werden.
SS-Jagdkommando „Donau“
Das SS-Jagdkommando „Donau“ (Teil des SS-Jagdeinsatzes Donau) gehörte zu den SS-Jagdverbänden Otto Skorzenys, die Kommandomitglieder waren die Kampfschwimmer des Reichssicherheitshauptamtes. Die Kompanie (Jagdeinsatz genannt) bestand aus Angehörigen der Waffen-SS, der Kriegsmarine sowie ehemaligen Brandenburgern. Friedrich Hummel, ehemaliger Kampfschwimmer der Brandenburger und Major der Abwehr II, Meereskämpfer, Kapitänleutnant der Kleinkampfverbände (K-Verbände) und Kommandeur des Lehrkommandos 700 (Einsatzgruppe Helmers[9]), war in den letzten Kriegsmonaten Einsatzplaner dieser Kampfschwimmer im Rang eines SS-Hauptsturmführers.
Die SS-Kampfschwimmer nahmen an zahlreichen Sondereinsätzen teil, u. a. am Unternehmen „Scherhorn“[10], Unternehmen „Forelle“ und Unternehmen „Greif“.
SS-Kampfschwimmer haben beim Unternehmen „Forelle“ im späten Sommer und Herbst 1944 auf der Donau einen Guerilla-Flußkrieg geführt. Mit vier erbeuteten Motorjachten mit 2-cm-Maschinenkanonen und MGs verzeichneten die SS-Meereskämpfer 30.000 BRT (Bruttoregistertonnen) versenkter Tonnage (Schiffe und Frachtkähne) der Roten Armee.
Chef der SS-Jagdkommandos war SS-Hauptsturmführers Pfriemer, während SS-Untersturmführer d. R. (nach seiner Gefangennahme zum SS-Obersturmführer befördert) Walter Schreiber von September 1944 bis März 1945 Leiter der Kampfschwimmergruppe war. Schreiber geriet am 18. März 1945 in Kriegsgefangenschaft, als er mit sechs weiteren SS-Kampfschwimmern vergeblich versuchte, die Pontonbrücke bei Linz am Rhein zu sprengen. Das Jagdkommando wurde als SS-Jagdeinsatz „Donau“ dem SS-Jagdverband „Südost“ unterstellt. Chef von Südost war ab September 1944 SS-Hauptsturmführer (später SS-Sturmbannführer) Alexander Auch, ein früherer Major der Brandenburger.
Die SS-Kampfschwimmer, welche nicht bei der Schlacht um Budapest oder am Rhein starben, verblieben beim SS-Jagdverband „Südost“. Sie mußten ihre zerstörte Trainingsstätte Dianabad in Wien-Leopoldstadt Ende März/Anfang April 1945 verlassen. Skorzeny traf auf die Resttruppe der Froschmänner auf seinen Weg zur Alpenfestung und befahl ihnen, sich nach Salzburg durchzuschlagen.
Auftrag und Einsätze
Zahlreiche Einsätze der Kampfschwimmer (auch: Kampftaucher) der Kriegsmarine 700 (K.d.K. 700) fanden statt, manche bekannt, die meisten eher nicht, insbesondere die Einsätze an der Ostfront. In Norwegen waren „MEKs“ (Marine-Einsatz-Abteilungen, dann Marine-Einsatzkommandos) zusammen mit Kleinkampfmittel-Einheiten eingesetzt, in Italien u. a. zur Bandenbekämpfung.
Unmittelbar nach der alliierten Invasion im Juni 1944 schwammen deutsche Froschmänner im Ornekanal in der Normandie ihren ersten Einsatz. Im September 1944 zerstörten sie beim Unternehmen „Bruno“ die Schleuse unter dem Kommando von Hans-Friedrich Prinzhorn des Nachschubhafens Antwerpen, die den Alliierten zuvor unbeschädigt in die Hände gefallen war. Niederlande (Brücken von Nimwegen), Deutschland (Ludendorff-Brücke),[12] Balkan (Split, Dubrovnik und Metkovic) waren weitere Einsatzorte.
Insbesondere die tollkühne Zerstörung der vom Feind besetzten und mit allen Mitteln verteidigten Eisenbahnbrücke von Nimwegen in der Nacht vom 28. auf den 29. September 1944 durch ein Sonderkommando (Marineeinsatzkommando 60 unter Hans-Friedrich Prinzhorn und Marineeinsatzkommando 65 unter Karl-Ernst Richard) trug zum berechtigten Mythos der Meereskämpfer bei. Die Abwehr (Einsatzleitung: Geheimdienstoffizier Major Friedrich Hummel) plante dieses Unternehmen im Rücken des Feindes, und die 1. Kampfschwimmerkampfgruppe (die Matrosenobergefreiten Olle, Wolchendorf, Jäger und Funkmaat Bretschneider) der insgesamt 12 freiwilligen Einzelkämpfer von San Giorgio in Alga waren erfolgreich, die Explosion der Minen um 6.30 Uhr zerstörte den mittleren Hauptbogen der Eisenbahnbrücke. Gerhard Olle und Adolf Wolchendorf wurden im entlarvenden Morgengrauen von Holländern vor einer Werft entdeckt, mit dem Ruderboot zogen der bewaffnete Werftarbeiter (Name: van der Werf) und dessen ältester Sohn die erschöpften („... bis zum Schlafen im Wasser“) und nur mit dem Kampfmesser bewaffneten deutschen Elitekrieger aus dem Wasser. An Land hatten sich zahlreiche mit Gewehren bewaffnete Holländer versammelt, welche ansetzten, die Meereskämpfer zu ermorden, jedoch haben britische Posten die Ansammlung am Ufer der Werft gesichtet, retteten (laut Gerhard Olle in Hitlers Meereskämpfer) die Deutschen aus den Händen des Mobs und nahmen sie gefangen. Olle und Wolchendorf erlebten das Kriegsende in Kriegsgefangenschaft. Jäger und Bretschneider erreichten am nächsten Tag die deutschen Linien und wurden für ihren Spezialeinsatz mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Die britische Zeitung „Picture Post“ rühmte dieses Kommandounternehmen als „die erstaunlichste Heldentat des Krieges“.
Beim Unternehmen „Uncle Sam“ mußten Meereskämpfer die Front bei Monte Cassino entlasten. Seit Ende April 1944 befand sich eine achtzehn Mann starke Sabotagegruppe von Deutschen und Italienern (Abwehr und Borgheses Decima MAS) in Neapel, dem wichtigsten Nachschubstützpunkt der Alliierten in Italien. Ab Mitte Mai arbeitet diese Gruppe eng mit italienischen Antikommunisten und Widerstandskämpfern zusammen. Vom 20. auf den 21. Mai 1944 erfolgte ein Einsatz einer deutsch-italienischen Sabotagegruppe unter dem Kommando des OVRA-Majors Bertolini (OVRA= Operazione Volontari Repressione Antifascismo; deutsch: Freiwillige Unternehmen gegen die antifaschistische Unterdrückung). Drei Kampfschwimmer (Kapitänleutnant Perugio, Leutnant Gerber und Leutnant Garcia) brachten in den Nachschubhäfen Neapel und Bari bei sechs großen Schiffen Haftsprengladungen an. Parallel zu diesem Einsatz wurde auch ein Anschlag auf die Pipeline vom Ölhafen zur Front vorbereitet. In mehreren gewaltigen Explosionen sanken mehrere Transporter. Leutnant Gerber war zu diesem Zeitpunkt der letzte lebende Deutsche des Sabotagekommandos, seine Kameraden waren zuvor im Kampf gefallen.[13]
Im Juli und August 1944 hatten Kampfschwimmer als Torpedoreiter Erfolg mit bemannten Torpedos, unter anderem wurden der Kreuzer ORP Dragon und der Zerstörer HMS Isis sowie einige andere kleinere Kriegsschiffe versenkt. Bei der Torpedowaffe Neger handelt es sich um einen von der deutschen Kriegsmarine im Zweiten Weltkrieg eingesetzten bemannten Torpedo, einem sogenannten „Ein-Mann-Torpedo“. Der Name Neger geht auf den Marinebaurat Richard Mohr als geistigen Vater dieser Waffe zurück.
Heeresgruppe Weichsel
Eine Meldung der Heeresgruppe Weichsel vom 24. Februar 1945 beweist die Zusammenarbeit der Meereskämpfer mit anderen Spezialeinheiten. So heißt es:
- „Über das Ergebnis der Sprengbootaktion gegen die Brücken kann nichts mitgeteilt werden. Dabei handelt es sich offensichtlich um den ersten geplanten Einsatz von vier Gruppen der Kleinkampf-Flottille 217. Die Gruppen sind zur Brückenbekämpfung mit Kommando- und Ladungsbooten vom Typ ‚Linse‘ (mit 300 kg Sprengstoff TNT) ausgestattet. In ein paar Tagen werden zwei Sprengbootgruppen der Division Brandenburg und Kampfschwimmer der Kleinkampfgruppe ‚Ost‘ die Marineeinheiten komplettieren. Sie zerstören die Übersetzstellen (u. a. Ponton- bzw. Schwimmbrücken) bei Vogelsang, Zellin und Lebus.“
Endkampf
Ein Unternehmen in Ungarn verlief sehr erfolgreich, zwei in der Nähe von Budapest gelegene Donaubrücken konnten gesprengt werden. Am 29. März 1945 konnte der Wehrmachtbericht noch die Versenkung von vier Flußschiffen durch Sprengboote des Typs „Linse“ bei Neusatz an der Donau melden.
In den letzten Kriegstagen wurden die Verbände der Kampfschwimmer von einem Brennpunkt zum nächsten verlegt, sofern man noch von einer „Verlegung“ sprechen konnte. Die Verwendung als Sturmwikinger (Sprengbootfahrer, die die Landung der Feindschiffe mit letzten Mitteln verhindern sollten) war mäßig erfolgreich, dafür sehr verlustreich. Viele Kampfschwimmer waren in Italien schon in Kriegsgefangenschaft geraten, andere versenkten noch alliierte Versorgungsschiffe, u. a. in Neapel. Manche Meereskämpfer wurden eiligst in vor Ort kämpfende Wehrmachtseinheiten eingegliedert und erlebten dort das Kriegsende. Eine operative zentrale Führung war infolge der unterbrochenen Kommunikationswege nicht mehr möglich, und zumeist strandeten die K-Verbände irgendwo zwischen den Fronten und verblieben dort bis zur endgültigen Niederlage.
Die Anforderung von Kampfschwimmern an der Ostfront oblag aufgrund der immer häufigeren Anforderungen von K-Verbänden der „Kampfschwimmergruppe Ost“. Diese war am 25. Februar 1945 gegründet worden, bestand aus dem Personal des früheren Lehrkommandos 700 und stand unter der Führung von Leutnant (MA) d. R. Alfred Keller, dem auch das M.E.K. 85 sowie das Sonderkommando „Rübezahl“[14] zugeteilt wurden. Das Marine-Einsatzkommando 85 war an der erfolglosen Sprengung einer Oderbrücke am 25. Februar 1945 bei Vogelsang beteiligt; diese Brücke wurde dann am 13. März durch Linsen des K-Verbandes zerstört.
Informationen zur genauen Anzahl der Einsätze der K-Verbände sowie zu deren Zusammensetzung sind kriegsbedingt verlorengegangen. So waren am 24. April 1945 noch Kampfschwimmer gegen Brücken im Raum Nipperwiese und Fiddichow sowie in Stettin weit im Rahmen der Reichsverteidigung hinter den feindlichen Linien erfolgreich im Einsatz, die Brücken wurden am 25. April 1945 zerstört.
Noch am 11. Mai 1945 bereiteten sich zwei Kampfschwimmer auf die Sprengung einer weiteren Oderbrücke in Stettin vor, als sie von Zivilisten vom Kriegsende erfuhren.
Minentaucher
Ab 1942 ging es vermehrt darum, verminte Häfen und Schleusenanlagen für den eigenen Schiffsverkehr freizuräumen, dies war die Geburtsstunde des modernen Minentauchers.
Korvettenkapitän Peter Popp war der technische Lehrgangsleiter der Sperrschule (Spr.S) in Kiel-Wik (Ende 1943 in Sonderburg auf der Insel Alsen in Dänemark) und wurde mit der Aufgabe der Ausbildung betreut, er gilt somit als Schöpfer der Minentaucher in der Kriegsmarine.
Ausgerüstet wurden die Taucher mit dem Helmtauchgerät DM 20, das einen Einsatz in Wassertiefen von bis zu 20 Metern zuließ. Eine amagnetische Version dieses Gerätes lieferte das Drägerwerk in Lübeck Anfang 1945 an die Truppe. 1944 hatte die Kriegsmarine die Häfen Esbjerg, Hirtshals, Thyborön, Frederikshavn und Skagen für den Invasionsfall vermint.
Nach der Kapitulation erhielt Korvettenkapitän Popp vom britischen Seekommandanten Nordjütland den Auftrag, diese Minen zu beseitigen. Mit Hilfe von Minentauchern wurde diese Arbeit mit Erfolg durchgeführt. Beachtenswert ist die Tatsache, daß es zur damaligen Zeit weder Spezialwerkzeuge noch bekannte Verfahren gab, um Minen zu entschärfen.
Aus den Minen- respektive Sperrwaffentauchern der Kriegsmarine entstand 1945 auf Befehl der alliierten Besatzer der Deutsche Minenräumdienst, der die tödliche Aufgabe übernehmen mußte, deutsches Küstengewässer von Seeminen zu räumen.
Kleinkampfverbände
Die „Kleinkampfverbände der Kriegsmarine“ unterstanden Vizeadmiral Hellmuth Heye, dem späteren Wehrbeauftragten der Marine der Bundeswehr. Er war Vater aller K-Verbände, wozu die verschiedensten Klein-U-Boote, Einmanntorpedos und Sprengboote zählten. Schon als Marineoffizier des Ersten Weltkrieges kam er auf die Idee, schnelle, unbemannte Motorboote mit Sprengladungen gegen feindliche Boote zu jagen und beim Aufprall zu zünden. Dadurch wollte er den Verlust an eigenen Soldaten so gering wie möglich halten. Die Marine legte diesen Vorschlag jedoch zu den Akten, und erst die Abwehr griff die Idee wieder auf. Als am 22. September 1943 englische Kleinst-U-Boote – X-Craft genannt – einen erfolgreichen Angriff auf das in einem norwegischen Fjord liegende Schlachtschiff Tirpitz durchführten, entschloß sich Dönitz zur Gründung eines K-Verbandes.
Kapitänleutnant Heinz Schomburg nahm als Verbindungsoffizier erste Kontakte zu den italienischen Kleinkampfverbänden (den „Decima MAS“) und deren Anführer, Fregattenkapitän Fürst Junio Valerio Scipione Borghese (genannt der schwarze Prinz), auf. Nach erfolgreichen Gesprächen schritt man zum Aufstellen des ersten K-Verbandes. Der Oberleutnant der Marineartillerie (MA) Hans-Friedrich Prinzhorn begann im Dezember 1943 mit 30 Offizieren und Mannschaften in einer Baracke am Ostseestrand in Heiligenhafen mit der Bildung der Marine-Einsatz-Kommandos, kurz „M.E.K.“ genannt. Wichtig für die MEKs war von Anfang an, daß sich jeder freiwillig zu diesem Kommando meldete, und die Anmeldungen waren zahlreich.
Ausbildung der MEKs
Zu den Gründern der Marine-Einsatzkommandos (MEK) gehörte neben Admiral Heye auch Korvettenkapitän Bartels. Die Ausbildung erfolgte durch erfahrene Unteroffiziere in den Spezialbereichen Kraftfahrzeug- und Funktechnik und durch Tauchfachleute an Sauerstoffgeräten und Tauchrettern. Auch Sport, Schwimmen und Selbstverteidigung standen auf dem Ausbildungsprogramm. Das Lernen einer gemeinsamen Sprache, der sogenannten „Landsersprache“, befand sich ebenfalls auf dem Lehrplan, denn die Freiwilligen kamen aus allen, somit verschiedenen Wehrmachtsverbänden (z. B. von der Meeresjäger-Abteilung „Brandenburg“ der Abwehr bzw. des Heeres).
Im Frühjahr 1944 konnten die ersten Marine-Einsatz-Kommandos mit Sprengbooten ausgerüstet werden. Die Einheiten erhielten die Bezeichnungen Marineeinsatzkommando (M.E.K.) 60 (Kommandeur Oberleutnant der Reserve Hans-Friedrich Prinzhorn), Marineeinsatzkommando (M.E.K.) 65 (Kommandeur Oberleutnant zur See Karl-Ernst Richard) und Marineeinsatzkommando (M.E.K.) 71, mit je einem Oberleutnant und 22 Mann. Dazu zählten noch Transportfahrzeuge für Mannschaft, Munition und Gerät. Mit drei Funk-, zwei Schwimm- und einem Küchenwagen war der Fuhrpark komplett.
Das letzte Kriegsjahr
Die ersten Einsätze erfolgten nach der Invasion 1944 vor der Küste der Normandie. Bei dem Angriff auf gegnerische Transportschiffe fuhren je zwei Sprengboote und ein Rottenboot mit Fahrer und Funker hinaus. Kurz vor dem Ziel schaltete der Linsenfahrer auf Funksteuerung um (die als Weiterentwicklung zum festgestellten Ruder eingebaut worden war) und sprang über Bord. Das Rottenboot nahm den Mann auf und der Funker steuerte inzwischen das nunmehr führerlose Boot mittels Funkfernsteuerung auf das Ziel. Bei dem Aufschlag löste der gefederte Metallbügel um das Vorschiff eine kleine Sprengladung aus, welche den Bugteil absprengte. Das Boot versank. Unter dem gegnerischen Schiff zündete dann die Hauptsprengladung von 300 bis 400 kg Gewicht nach einer Verzögerung von 2 bis 7 Sekunden. Die Wirkung dieser Ladung entsprach der einer schweren Seemine.
Bei den erfolgreichsten Einsätzen im August 1944 versenkten 48 Sprengboote insgesamt 12 Schiffe, darunter drei Zerstörer, ein Liberty-Schiff und einen Tanker. Die eigenen Verluste: Ein Offizier und sieben Mann kehrten vom Einsatz nicht zurück.
Weitere Einsätze des M.E.K. 71 im Bereich der Heeresgruppe Süd betrafen Brückeneinsätze im Raum Budapest sowie Linsen-Einsätze auf dem Plattensee („Sonderkommando Glatze“), später auch in Zagreb. Das im Januar 1945 aufgestellte M.E.K. 85 mit einer Personalstärke von 90 Mann wurde umgehend nach Swinemünde geschickt, um dort am Unterlauf der Oder bzw. im Oderhaff eingesetzt zu werden.
Sprengboot „Linse“
Der Name „Linse“ für die Sprengboote war eine Tarnbezeichnung, genauso wie z. B. „Neger“ (bemannter Torpedo), „Biber“ (Kleinst-U-Boot) „Hydra“ (Kleinstschnellboot) oder „Seehund“ (Kleinst-U-Boot) für andere Kleinkampfmittel. Die gängigste Größe war eine Länge von 4,14 Meter ü. a., die Länge der CWL (Wasserlinie) betrug 3,84 m. Bei einer Breite von 1,25 m hatte das Boot einen Tiefgang von 35 cm. Als Antrieb dienten hochtourige wassergekühlte Benzinmotoren mit Leistungen von etwa 95 PS. Dieser Antrieb verlieh dem Boot eine Geschwindigkeit von 35 bis 40 Knoten. Weil diese kleinen Holzboote auf verschiedenen Jacht- und Bootswerften nach Marineplänen meist aus Fichtenholz gebaut wurden, sind die angegebenen Maße nicht allgemeingültig.
Für die Fernlenkung übernahm man die Funksteuerung des Sprengladungsträgers „Goliath“. Der Goliath war ein kleines Kettenfahrzeug, das zur Panzerbekämpfung an der Ostfront eingesetzt wurde. Zum Anvisieren besaßen die Sprengboote zwei nach achteraus (hinten oder hinter dem Schiff) leuchtende Lampen, eine grüne vorn und eine rote, etwas tiefer angeordnete Lampe weiter hinten. Wenn die beiden Lampen übereinander gepeilt werden konnten, stimmte die Zielrichtung auf das anvisierte Schiff.
Ausbildungszentren und Lehrkommandos
Ausbildungszentren, Lehrkommandos, Quartiere | |||||
Lehrkommandonummer Einsatzzweck |
Zeitraum des Bestehens | Ausbildungsort/Standort | Ausbildungsdeckname | Ausbildungsinhalt | Lehrausbilder / Kommandeur |
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Stabsquartier des Admirals der Kleinkampfverbände | Juni 1944 – 8. Mai 1945 | Timmendorfer Strand | Strandkoppel | entfällt | Hellmuth Heye |
Lehrkommando 200[15] | Juni 1944 – 8. Mai 1945 | Priesterbeck/Waren | Grünkoppel (Ost) | Sprengboot Linse | Kapitänleutnant Ulrich Kolbe und Helmut Bastian |
Lehrkommando 200[16] | Juni 1944 – 8. Mai 1945 | Plön | Netzkoppel | Sprengboot Linse | Kapitänleutnant Ulrich Kolbe und Helmut Bastian |
Lehrkommando 250[17] | Juni 1944 – 8. Mai 1945 | Lübeck-Schlutup | Blaukoppel | Biber | Korvettenkapitän Hans Bartels |
Lehrkommando 300[18] | 1944 – 8. Mai 1945 | Neustadt | Neukoppel | Seehund | Kapitänleutnant Hermann Rasch ab Januar 1945 Fregattenkapitän Albrecht Brandi |
Lehrkommando 300 | 1944 – 8. Mai 1945 | Wilhelmshaven | Graukoppel | Seehund | Oberleutnant zur See Roß |
Lehrkommando 350[19] | 1944 – 8. Mai 1945 | Torpedoversuchsanstalt Surendorf[20] | Dorfkoppel | Neger Marder |
Kapitänleutnant Heinz Franke ab März 1945 Kapitänleutnant Horst Kessler |
Lehrkommando 400[21] | 1944 – 8. Mai 1945 | Torpedoversuchsanstalt Surendorf | Dorfkoppel | Hecht Molch |
Kapitänleutnant Heinz Franke ab März 1945 Kapitänleutnant Horst Kessler |
Lehrkommando 600[22] | Mai 1944 – Oktober 1944 | Sesto Calende (Italien) Oktober 1944 Verlegung nach Sylt |
nach Verlegung Weißkoppel | M.T.M. (ital. Sprengboot) M.T.S.M.A. (ital. Schnellboot) |
Leutnant zur See Bloomenkamp bis Mai 1944 ab Mai 1944 Oberleutnant zur See Frenzmeyer |
Lehrkommando 601[23] | Juni 1944 – Oktober 1944 aufgelöst | Sesto Calende (Italien) | entfällt | M.T.M. M.T.S.M.A. |
Leutnant zur See Bloomenkamp |
Lehrkommando 602[24] | Juni 1944 – Oktober 1944 aufgelöst | Stresa (Italien) | entfällt | M.T.M. M.T.S.M.A. |
Leutnant zur See Bloomenkamp |
Lehrkommando 700[25] | Dezember 1943 bis März 1944 (Meeresjäger der Division „Brandenburg“), April 1944 bis 8. Mai 1945 (Kampfschwimmer der Kriegsmarine und Waffen-SS) | Valdagno (Italien) Oktober 1944 List |
nach Verlegung Weißkoppel | Meeresjäger-Abteilung „Brandenburg“ und Kampfschwimmer | Hauptmann Fritz Neitzert (Abwehr) von Dezember 1943 bis 31. März 1944 Alfred von Wurzian (Ausbildungsleiter bis April 1944) Kapitänleutnant Friedrich Hummel bis 21. Juni 1944 Marinestabsarzt Dr. Armin Wandel ab Juni 1944 bis Januar 1945 Korvettenkapitän Hermann Lüdke von Januar bis 8. Mai 1945 |
Lehrkommando 701[26] | Mai 1944 – 8. Mai 1945 | San Giorgio in Alga (Italien) Oktober 1944 List/Sylt |
nach Verlegung Weißkoppel | Kampfschwimmer | Leutnant zur See Alfred von Wurzian (Ausbildungsleiter) |
Lehrkommando 702[27] | 1944 – 8. Mai 1944 | SS-Junkerschule Bad Tölz | entfällt | Kampfschwimmer der Waffen-SS (SS-Jagdverbände) | unbekannt |
Lehrkommando 704[28] | 1944 – 8. Mai 1945 | Valdagno (Italien) Oktober 1944 List/Sylt |
nach Verlegung Weißkoppel | Kampfschwimmer | Oberleutnant zur See Fölsch (Oktober 1944 Sylt) |
Lehrkommando 800[29] | unbekannt | unbekannt | entfällt | Bodenstaffeln und Verbindungsstäbe | unbekannt |
Wissenschaftlicher Stab[30] | 15. Mai 1944 – 8. Mai 1945 | Schönberg | Raumkoppel | Ermittlung und Zusammenstellung aller für den Einsatz relevanten Unterlagen.[31] | Dr. Konrad Voppel |
Kraftfahrausbildung | 1944 – unbekannt | Lübeck | Steinkoppel | Ausbildung der Kraftfahrer für die Zugmaschinen des Molch | unbekannt |
M.E.K.-Ausbildung[32] | 1944 – 8. Mai 1944 | Bad Sülze | Schwarzkoppel | Infanteristische Grundausbildung der M.E.K.-Angehörigen | unbekannt |
Gruppe AA | Juli 1944 – 8. Mai 1945 | Cuxhaven/Oxstedt | Fischkoppel | unbekannt | unbekannt |
M.E.K. 40 | August 1944 – 8. Mai 1945 | Mummark/Mommark (Dänemark) | Gelbkoppel | Ausbildung von Kampfschwimmer und sonstigen Kämpfern des M.E.K. | Kapitänleutnant Buschkämper ab April 1945 Kapitänleutnant M.A. Schulz |
Eine weitere Person, die in die Struktur der K-Verbände eingebunden wurde, war Kapitän zur See Wolfgang Lüth, der Kommandeur der Marinekriegsschule in Flensburg-Mürwik.[33] Johann-Otto Krieg, späterer Ritterkreuzträger, Testpilot des ersten Negers und seinerzeit Kommandant auf U 81, brachte durch seine Fronterfahrung als U-Boot-Kommandant wichtige Beiträge zur operativen Durchführung von Angriffen bei der praktischen Ausbildung der Rekruten ein. Krieg wurde schließlich Kommandeur der ersten gegründeten K-Flottille 361. Durch umsichtige Personalpolitik war es Dönitz gelungen, für seine neuen K-Verbände einen leistungsstarken Führungskader aufzubauen, dessen Stammpersonal mit den höchsten Kriegs- und Tapferkeitsauszeichnungen dekoriert war, ein nicht unbeträchtlicher Teil davon mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes und seinen weiteren Stufen. Darunter war auch der spätere Brillantenträger Albrecht Brandi. Gleichzeitig schmiedete Dönitz damit eine solide Grund- und Lehrausbildung durch erfahrene und kampfbewährte Ausbilder. Die Rekrutierung von Personal für die K-Verbände sollte durch das Anwerben von Freiwilligen geschehen. Diese sollten nicht nur aus dem Reservoir der Kriegsmarine stammen, sondern sich aus Angehörigen des Heeres, der Kriegsmarine und sogar der Waffen-SS zusammensetzen. Dönitz verbot Anfangs sogar die freiwillige Meldung von U-Boot-Kommandanten, da diese seiner Meinung nach „unabkömmlich“ waren, doch der Mangel an qualifizierten Fachkräften zwang ihn im Dezember 1944 zur Aufhebung dieser Regelung. Logistisch unterstützt wurden die K-Verbände dabei vom K-Regiment (mot).[34]
Tarnbezeichnungen der Kleinkampfverbände
- Strandkoppel: Stabsquartier des Admiral der Kleinkampfverbände (Timmendorfer Strand)
- Steinkoppel: Ausbildungsstelle Lübeck
- Blaukoppel: Ausbildungsstelle Schlutup
- Schwarzkoppel: Ausbildungsstelle Bad Sülze/Rostock
- Grünkoppel: Ausbildungsstelle Priesterbeck/Waren-Müritz
- Netzkoppel: Ausbildungsstelle Plön
- Neukoppel: Ausbildungsstelle Neustadt in Holstein
- Raumkoppel: Ausbildungsstelle Schönberg (Mecklenburg)
- Fischkoppel: Ausbildungsstelle Cuxhaven/Oxstedt
- Dorfkoppel: Ausbildungsstelle Surendorf (Gemeinde Schwedeneck) bei Eckernförde
- Gelbkoppel: Ausbildungsstelle Mummark/Mommark bei Sonderburg/Sønderborg (Dänemark)
- Weißkoppel: Ausbildungsstelle List auf Sylt
- Graukoppel: Ausbildungsstelle Wilhelmshaven
Siehe auch
- Die Brandenburger (Spezialeinheit)
- Fallschirmjäger
- Otto Skorzeny
- GSG 9
- Scharfschütze
- Alfred von Wurzian
- SS-Sturmbrigade „Dirlewanger“
- Bewertung der Armeen
Literatur
- Michael Jung:
- Sabotage unter Wasser – Die deutschen Kampfschwimmer im II. WK, E. S. Verlag Mittler, ISBN 3-8132-0818-4
- Agenten unter Wasser – Schiffsziele im Visier deutscher Kampfschwimmer, E. S. Verlag Mittler, 2006, ISBN 3-8132-0859-1
- Cajus Bekker:
- „... und liebten doch das Leben“ – Die fast unbekannt gebliebenen, verwegenen Einsätze deutscher Torpedoreiter, Froschmänner und Sprengboot-Piloten
- Einzelkämpfer auf See. Die deutschen Torpedoreiter, Froschmänner und Sprengbootpiloten im Zweiten Weltkrieg, Stalling-Verlag, 1968
- Hartmut Nöldeke / Volker Hartmann: Der Sanitätsdienst in der deutschen U-Boot-Waffe und bei den Kleinkampfverbänden: Geschichte der deutschen U-Boot-Medizin, Mittler, 1996
- Günther W. Gellermann: Tief im Hinterland des Gegners ..., Bernard & Graefe, 1999
- Martin Grabatsch: Torpedoreiter. Sturmschwimmer. Sprengbootfahrer. Eine Geheimwaffe im Zweiten Weltkrieg, Verlag Welsermühl (1979)
- Helmut Blocksdorf: Das Kommando Kleinkampfverbände der Kriegsmarine, Motorbuch Verlag, ISBN 9783613023307
- Lawrence Paterson: Waffen der Verzweiflung – Deutsche Kampfschwimmer und Kleinst-U-Boote im Zweiten Weltkrieg, Ullstein Verlag (2009), ISBN 978-3548268873
- F. John-Ferrer: Die Todgeweihten – Deutsche Kampfschwimmer im Einsatz, Rosenheimer Verlagshaus (2012), ISBN 978-3475541476
Verweise
- Marine-Einsatz-Kommandos im Überblick
- YouTube: Hitlers Meereskampfer
- Einsatz von Marinekampfschwimmern bei der Brücke von Nimwegen, Deutsche Kriegswochenschau
- Kommandoschulen der Kleinkampfverbände der Kriegsmarine
Fußnoten
Besonders lesenswerte Artikel sind außergewöhnlich gelungen und umfassend. Verbesserungen und Erweiterungen sind dennoch gern gesehen. Umfangreichere strukturelle und inhaltliche Änderungen sollten zuvor diskutiert werden. |