Fuchs, Klaus

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Klaus Emil Julius Fuchs (* 29. Dezember 1911 in Rüsselsheim; † 28. Januar 1988 in Dresden, ehemalige DDR) war ein deutscher Verräter und sowjet-bolschewistischer Doppelagent. Er war beschäftigt als Kernphysiker im amerikanisch-englischen Atombombenprojekt und hatte wesentlichen Einfluß auf die Forschungspolitik in der DDR. Er wurde als Atomspion bekannt.

Werdegang

Klaus Emil Julius Fuchs war ein Sohn des evangelischen Theologen Emil Fuchs, der sich, ein überzeugter Sozialist, nach dem Ersten Weltkrieg als Arbeiterpfarrer in Rüsselsheim und führendes Mitglied der deutschen Quäkergemeinde einen Namen machte. Fuchs wuchs in Rüsselsheim und Eisenach auf, besuchte das Gymnasium und studierte dann in Leipzig und Kiel Physik und Mathematik.[1]

Wie sein Vater engagierte sich auch Fuchs früh politisch und war bereits als Schüler Mitglied der SAJ (Sozialistische Arbeiterjugend) und des Reichsbanners. Eine Zeitlang (1930–32) war er SPD-Mitglied, 1932 wechselte er zur KPD. Sein Haß auf die Nationalsozialisten, die den Vater aus Amt und Würden vertrieben (er war damals Professor für Religionswissenschaft an der Pädagogischen Akademie in Kiel) und vorübergehend in einem Konzentrationslager interniert hatten, verschärfte sich noch, als seine Schwester die Nerven verlor und sich unter einen Zug der Berliner Stadtbahn warf.[1]

Klaus Fuchs betätigte sich an der Universität Kiel als aktiver Kommunist, ging im Juli 1933 nach Paris und siedelte im September des gleichen Jahres nach England über, wo er sein Studium der Physik an der Universität Bristol fortsetzte. 1937 promovierte er auf dem Gebiet der Mathematik. Als Stipendiat unternahm er 1938 weitere Studien bei dem jüdischen Professor Max Born in Edinburgh und promovierte noch einmal mit einer Arbeit über theoretische Physik. 1939 erhielt er ein Stipendium der Carnegie-Stiftung.[1]

Nach der Besetzung Frankreichs 1940 wurde Fuchs, wie alle Leute aus Feindesland, zuerst auf der britischen Insel Man und dann im Lager Sherbrooke bei Quebec in Kanada interniert, bis die Invasionsgefahr vorüber war. 1941 wurde er aus der Internierung entlassen und kehrte – seine Arbeiten über Atomphysik hatten die Fachwelt bereits beeindruckt – zu Born nach Edinburgh zurück. Ab Mai arbeitete der Wissenschaftler an der Universität Birmingham als Mitarbeiter von Prof. R. Peierls an der Entwicklung der Atombombe. In jener Zeit erfolgte seine Kontaktaufnahme zu Agenten des sowjetischen Nachrichtendienstes (Simon Kremer, sowjetischer Militärattaché in London), wobei er sich allerdings ausschließlich von ideologischen Beweggründen leiten ließ, Geld interessierte ihn nie. Nach dem Rußlandfeldzug war er zu der Überzeugung gekommen, die westlichen Alliierten ließen die Sowjets ausbluten. Aus Gründen der „Gerechtigkeit“ übergab er den Russen daraufhin Informationsmaterial, zunächst aber nur die Ergebnisse seiner eigenen Arbeit.

Am 7. August 1942 wurde Fuchs die britische Staatsbürgerschaft verliehen, ein zu Kriegszeiten ausgesprochen seltener Vorgang. 1943 wurde er zusammen mit anderen Wissenschaftlern nach den VSA, Mexiko und Kanada geschickt, um in Oak Ridge, Los Alamos und an der Columbia-Universität in Neu York an der Entwicklung der Atombombe mitzuarbeiten. Von dort aus lieferte Fuchs seine Erkenntnisse an seinen Kontaktmann, den Spion Harry Gold. Nach seiner Rückkehr nach England wurde er 1946 zum Chef der Abteilung für theoretische Physik am britischen Atomzentrum in Harwell ernannt. Da niemand von seinen kommunistischen Neigungen wußte, wurde er noch mehrmals in streng geheimer Mission nach den VSA entsandt. Während dieser gesamten Zeit versorgte Fuchs das sowjetische Spionagenetz in England und Amerika mit Atomwaffengeheimnissen, darunter Mitteilungen, die den Sowjets beim Bau ihrer ersten Atombombe fünf Jahre Entwicklungsarbeit erspart haben sollen. Sein Doppelleben beschrieb Fuchs im Prozeß (s. u.) als „eine sowjetisch kontrollierte Schizophrenie“.

Bereits 1945 war der sowjetische Attaché in Kanada, Igor Gusenko, übergelaufen und hatte den Amerikanern alle Codeschlüssel und das gesamte Spionagematerial der Sowjets ausgeliefert. Jahrelang ermittelten Amerikaner und Engländer gegen die Lecks in ihren Laboratorien. Im Verlauf der Recherchen stieß man auch auf Fuchs, dem man lange nichts nachweisen konnte, bis schließlich der Sicherheitsoffizier Arnold, Fuchs' engster Freund in Harwell, auf ihn angesetzt wurde. Am 3. Februar 1950 wurde seine Verhaftung gemeldet. Fuchs' freiwilliges und umfassendes Geständnis versetzte dem sowjetischen Spionagenetz in den VSA schwere Schläge. Zu seinem Spionagering hatten auch die Rosenbergs, David Greenglass und Harry Gold gehört, die sämtlich 1950 verhaftet wurden. Die Rosenbergs wurden am 19. Juni 1953 hingerichtet. Fuchs hingegen wurde im März 1950 zu der in England für Verstoß gegen die Geheimhaltungspflicht vorgesehenen Höchststrafe von 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Er verbüßte sie im Gefängnis von Stafford, später von Wakefield nahe Londons. Die britische Staatsbürgerschaft wurde ihm 1951 entzogen. Im Juni 1958 besuchte ihn sein Vater, der nach dem Krieg einen Lehrstuhl für Theologie an der Leipziger Universität übernommen hatte.[1]

Nachdem Fuchs, der im Gefängnis u. a. Abendseminare abhielt, ein Drittel der Strafe erlassen worden war, wurde er Ende Juni 1959 entlassen und begab sich sofort in die DDR. Von August 1959 bis 1974 war er dort stellvertretender Direktor und Leiter eines wissenschaftlichen Bereichs im Zentralinstitut für Kernphysik in Rossendorf bei Dresden. Anschließend war er bis zu seiner Emeritierung 1979 Leiter des Forschungsbereichs Physik, Kern- und Werkstoffwissenschaften der Ostberliner Akademie der Wissenschaften, deren Mitglied er seit 1972 war. Ab 1963 lehrte er auch als Professor an der TU Dresden. Fuchs war in der DDR federführend an der Kernforschung und der friedlichen Nutzung der Kernenergie beteiligt. Er trieb Forschungen zum Neutronentransport und zur Reaktordynamik, zur Automatisierung von Kernkraftwerken und zur Schadensfrühermittlung mit elektronischen Mitteln. Fuchs setzte sich wiederholt für den Bau weiterer Kernkraftwerke in der DDR ein. Ab 1967 war er auch Mitglied des Zentralkomitees der SED. 1981 nahm er am Ostberliner Schriftstellertreffen teil, das der Jude Stefan Hermlin organisiert hatte.

Auszeichnungen

Klaus Fuchs ist in der DDR vielfach ausgezeichnet worden, u. a. mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Silber (1962) und Gold (1971), dem Nationalpreis I. Klasse (1975) und dem Karl-Marx-Orden.

Familie

Klaus Fuchs war seit 1959 mit der Altkommunistin Greta Keilson verheiratet, die er schon in den 1930er Jahren in Frankreich kennengelernt hatte.

Klaus Fuchs starb Ende Februar 1988 im Alter von 77 Jahren vermutlich in Dresden. Er wurde in einer Trauerfeier des Zentralkomitees der SED und des Ministerrates mit militärischen Ehren in Berlin-Friedrichsfelde beigesetzt. Hervorgehoben wurde sein „Eintreten gegen den Faschismus“ und sein Handeln gegen den Einsatz der Atombombe und ihre Weiterentwicklung, wie sein Geheimnisverrat gedeutet wird. Besonders erwähnt wurde neben seinen wissenschaftlichen Leistungen auch der Kontakt zu sowjetischen Forschern. Auffallend ist aber, daß Fuchs zeit seines Lebens keine hohe sowjetische Auszeichnung erhielt, was manche mit seinem freiwilligen Geständnis zum Nachteil der sowjetischen Spionage erklären.

Siehe auch

Medien

Die Geschichte des Verräters Fuchs wurde von Maria Mattray und Answald Krüger zu einem sehr wirkungsvollen Dokumentarspiel für das Fernsehen bearbeitet (ZDF, Mai 1965).

Literatur

  • Anja Nikles: Die Venona-Dokumente und die Spionegetätigkeit von Klaus Fuchs. BoD, ISBN-10: 3-8391-6482-6

Verweise

Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Munzinger-Archiv GmbH, 1988