Klinger, Friedrich Maximilian von

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Friedrich Maximilian von Klinger.jpg

Friedrich Maximilian Klinger, ab 1780 von Klinger (Lebensrune.png 17. Februar 1752 in Frankfurt am Main; Todesrune.png 25. Februar 1831 in Dorpat, Gouvernement Livland[1]), war ein deutscher Offizier, Dichter und Dramatiker.

Leben

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Friedrich Maximilian war der Sohn des städtischen Konstablers (Stadtsoldaten) Johannes Klinger (1723–1760) und seiner zweiten Frau, der Witwe Cornelia Margareta Dorothea, geb. Fuchs (1727–1800). Sie mußte nach dem frühen Tod ihres Mannes die beiden Töchter Anna Katherina (Lebensrune.png 1751) und Agnes (Lebensrune.png 1757) und den Sohn als Krämerin und Wäscherin durchbringen. Klinger wuchs so in ärmlichen Verhältnissen auf. Die Intelligenz des Knaben und die Förderung durch die Professorenfamilie Zink ermöglichten den Besuch des Frankfurter Gymnasiums. Zu seinem Wirken heißt es:[2]

Friedrich Maximilian von Klinger, geb. wahrscheinlich 17. (getauft 18.) Februar 1752 zu Frankfurt a. M. in dürftigen Verhältnissen, studierte 1772 in Gießen, kam 1776 zu Goethe nach Weimar; war dann Theaterdichter der Seyler'schen Schauspielergesellschaft, 1778 in österreichischen, 1780 in russischen Militärdiensten. In Rußland wurde er geadelt und stieg bis zum Generallieutenant. Seit 1820 pensioniert, starb er in Petersburg 25. Februar (a. St.) 1831. Sein Schauspiel „Sturm und Drang“ (1776) gab der gährenden Übergangsperiode, der Geniezeit, welche unserer klassischen Zeit voranging, den Namen; „Die Zwillinge“ (1776) gewannen den von Schröder ausgesetzten Preis vor Leisewitzens „Julius von Tarent“. Einer späteren abgekühlteren Dichtungsperiode gehören an namentlich seine Romane „Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt“ (1791) und „Der Weltmann und der Dichter“ (1798).

Geschichte der deutschen National-Litteratur

Quelle
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Das bedeutendste unter diesen Kraftgenies ist Friedrich Maximilian Klinger, der seine milden Dramen in den siebenziger Jahren schrieb, und dessen Ton oft so stark mit dem später auftretenden Schiller zusammentrifft, daß man in den Räubern fast nur einen zweiten Klinger zu hören glaubt, und auch oft behauptet worden ist, Schiller habe Klinger nicht allein im allgemeinen, sondern durch Erborgung bestimmter Charaktere nachgeahmt. Auch er hatte es, wie Schiller, darauf abgesehen, tugendhafte Ungeheuer oder edle Kanaillen zu schildern; seine Charaktere sind durchgängig bis ins Fratzenhafte unwahr, voll einer titanischen, völlig bewußtlosen Naturkraft, die sich in furchtbaren Phrasen und gräulichen Handlungen bloßgiebt. Das Stück, durch welches er sich berühmt machte, sind die schon bei der Anführung von Leisewitzens Julius von Tarent erwähnten Zwillinge, vom Jahre 1774; damals gewann er den Preis, heutzutage wird niemand Lust haben, mehr als die ersten Seiten desselben zu lesen. Das dem Namen nach bekannteste seiner Dramen aber ist Sturm und Drang, ein aus der schottischen Königsgeschichte entlehnter oder wohl mehr dahin verlegter Stoff; von diesem Stücke bekam die ganze Genieperiode den noch heute in der Litteraturgeschichte üblichen Namen Sturm- und Drangperiode. An Unsinn ist dieses Stück kaum zu überbieten, wenngleich in der neuesten Zeit versucht worden ist, dasselbe künstlerisch zu analysieren. Klinger schloß es aus der Gesamtausgabe seiner Werke aus.

Nachdem Klinger bereits 1778 das Theater verlassen hatte und wenig später in russische Dienste getreten war, wurde er nüchtern; er fuhr fort, das Schreckliche, das Zerstörende, die unverbesserliche Bosheit und das hoffnungslose Unglück zu schildern – nur nicht mehr in Dramen, sondern in Romanen – er fuhr fort, die Titanenkraft des Menschen im Zerstören und Vernichten, in der Verübung der Bosheit und im Ertragen des Unglücks darzustellen, aber mit der Kälte der Menschenverachtung, mit der unerschütterlichen Ruhe des Stoicismus, der in den gräulichsten Begebenheiten eben nichts als Alltagsgeschichten sieht. Unter diesen seinen Werken, die fast durchgängig in das Gebiet des philosophischen Romans gehören, steht Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt oben an (und man sieht daraus, wie nahe jenem Geschlechte die Idee dieser alten Volksfigur lag, da außer Lessing drei Glieder der Genieperiode sich diesem Stoffe Hingaben) – doch ist dieser Faust nichts weniger als ein Goethescher Faust, welcher den gewaltigen Kampf in sich selbst erlebt und durchkämpft; es ist eigentlich nichts mehr als ein Zeitspiegel, bei dem das Dämonische lediglich in der Welt liegt, und bei welchem Faust nur äußerlich beteiligt ist. Beliebter als sein Faust war der Schreckensroman Geschichte Rafaels de Aquillas, der schon 1793 erschien, aber noch fünfundzwanzig Jahre später gern gelesen wurde, und die ähnliche spätere Geschichte Giafars des Barmeciden. Klinger, der einst in der Genieperiode in Weimar als Genie zerlumpt und fast nackt ging, und von dem Wieland sagte, er sehe aus, als wenn er Löwenblut saufe und rohes Fleisch fresse, starb als russischer Generalleutnant und Kurator der Universität Dorpat ein Jahr vor seinem Landsmanns Goethe, am 25. Februar 1831.

Quelle: August Friedrich Christian Vilmar: „Geschichte der deutschen National-Litteratur“, 1898, S. 466f. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!


Kurzchronologie

  • 1760 Tod des Vaters
  • 1772 Abitur am Frankfurter Gymnasium
  • 1772 bis 1774 Im Kreis gleichgesinnter Freunde (u. a. Goethe, zeitweilig J. M. R. Lenz, H. L. Wagner).
  • 1774 Jura-Studium in Gießen (finanzielle Unterstützung durch Goethe)
  • 1776 Abbruch der Studien. Weimar; Hoffnung auf Anstellung zerschlägt sich; Bruch mit Goethe und Fortgang aus Weimar.
  • 1776 bis 1778 Theaterdichter bei der Seylerschen Truppe in Leipzig. Unruhiges Wanderleben. Depressionen; Entschluß zum Soldatenleben.
  • 1778 bis 1779 Auf einer Reise nach der Schweiz Besuch in Emmendingen bei Goethes Schwager Johann Georg Schlosser, der Klinger als Leutnant in das Corps des Chevalier de Wolter vermittelt; Teilnahme am Bayrischen Erbfolgekrieg in Böhmen.
  • 1780 Durch Schlossers Vermittlung (als ehemaliger Erzieher Einfluß beim mit der Zarenfamilie verschwägerten Herzog von Württemberg) Vorleser der Gemahlin des Zarewitsch Paul, dann Ordonnanzoffizier (Leutnant) im Marinebataillon des russischen Thronfolgers in St. Petersburg: Lebenswende. Als Angehöriger des kaiserlich russischen Dienstadels trägt er den Namen Fjodor Iwanowitsch Klinger.
  • 1781 bis 1782 Europareise im Gefolge des Zarewitsch
  • 1783 bis 1785 Als Oberleutnant in einem Infanterieregiment Teilnahme an Gefechten gegen die Türken im Moldaugebiet
  • 1785 Eintritt in das adlige Landkadettencorps (militärische Bildungsanstalt)
  • 1798 Generalmajor und leitender Erzieher des Kadettencorps
  • 1801 Direktor des 1. Kadettencorps und des Pagenkorps: Neuordnung der Ausbildung des Offiziersnachwuchses.
  • 1802 Verleihung des kurländischen Kronguts Druckenhof auf Lebenszeit
  • 1803 Kurator der deutschen Universität in Dorpat; Tätigkeit in der Schulaufsicht, Beschäftigung mit erziehungs- und bildungspolitischen Fragen im Ministerium für „Volksaufklärung“. Großer Einfluß auf die Reform des Schulwesens.
  • 1811 Wiederaufnahme der Freundschaft mit Wolfgang von Goethe
  • 1816 Im Zuge der Restauration erzwungener Rücktritt im Ministerium
  • 1820 Aufgabe aller öffentlichen Ämter und Rückzug ins Privatleben[3]

Wirken

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Kurze Einführung in Leben und Werk:[4]

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Zitate

  • „Wer, wenn das Vaterland in Not ist, einen anderen Gedanken als dessen Rettung fühlt, ist nicht wert, in einem freien Staat zu leben.”

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Max Rieger: „Friedrich Maximilian Klinger, sein Leben und Werke“ (1880) (PDF-Dateien: Band 1, Band 2, Zugabe zum 2. Teil)
  • Richard Werner Kurz: „F.M. Klingers ‚Sturm und Drang‘“ (1913) (PDF-Datei)
  • Fanny Tarnow: „Zwei Jahre in Petersburg: Aus den Papieren eines alten Diplomaten“ (1848) (PDF-Datei)
  • Emil Neubürger: „Goethe's Jugendfreund Friedrich Maximilian Klinger“, 1899 (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!

Fußnoten

  1. Andere Quellen geben Petersburg als Sterbeort an.
  2. Bilderatlas zur Geschichte der deutschen Nationallitteratur herausgegeben von Gustav Könnecke (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!
  3. Friedrich Maximilian Klinger, Daten der deutschen Literatur
  4. Johann Wilhelm Schaefer: „Literaturbilder. Darstellungen deutscher Literatur aus den Werken der vorzüglichsten Literarhistoriker“, Bände 1-2, 1874, S. 159ff. (PDF-Datei) Für Nicht-USA-Bewohner nur mit US-Proxy abrufbar!