Bayrischer Erbfolgekrieg

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Als Bayrischer Erbfolgekrieg wird der zwischen Preußen und Sachsen einerseits und Österreich andererseits über die Frage der Erbfolge in Bayern von 1778 bis 1779 geführte Krieg bezeichnet.

Als mit dem Tode des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern am 30. Dezember 1777, die bayrische (Wilhelminische) Linie der Wittelsbacher ausstarb, gingen die Rechte auf Bayern an die Pfälzer (Rudolfinische) Linie über, welcher der verstorbene Kurfürst schon 1774 durch einen geheimen Vertrag den Mitbesitz des Landes übertragen hatte. Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz, dem so die Erbfolge in Bayern zustand, hatte keine legitimen Nachkommen. Um seinen zahlreichen natürlichen Kindern vom Kaiser Rangerhöhungen und andere Vorteile zu verschaffen, entschloß er sich, mit Joseph II. im Januar 1778 einen Vertrag zu unterzeichnen, wonach neben einigen kleineren Gebieten ganz Niederbayern an Österreich abgetreten werden sollte. Eine solche Vergrößerung der habsburgischen Macht, die das südliche Deutschland gänzlich an das Kaiserhaus zu fesseln drohte, wollte Friedrich der Große nicht zulassen, zumal da Preußens Erbansprüche auf Ansbach und Bayreuth gefährdet erschienen. Als sein Gesandter, Graf Görtz, beim Kurfürsten nichts auszurichten vermochte, bestimmte der König den nächsten erbberechtigten Agnaten der kurfürstlichen Familie, Herzog Karl von Zweibrücken, gegen die Teilung Bayerns Einspruch zu erheben. Zugleich ließ Friedrich in Wien darauf dringen, daß Österreich seine Ansprüche dem Reichstag zur Prüfung vorlege und bis zur Entscheidung die schon besetzten Teile Bayerns räume.

Kaiser Joseph war gewillt, sich mit Waffengewalt in dem Besitz Niederbayerns zu behaupten, während Maria Theresia, die die österreichischen Ansprüche für „verjährt und wenig bewiesen“ erklärte, den Krieg zu vermeiden wünschte. Doch die Unterhandlungen mit Preußen zerschlugen sich und Anfang Juli 1778 rückten die preußischen Truppen unter König Friedrich und Prinz Heinrich in Böhmen ein. Ihnen schloß sich der Kurfürst von Sachsen an, der als Sohn der einzigen Tochter Maximilian Josephs auf die Allodialhinterlassenschaft Forderungen erhob. Die Feindseligkeiten beschränkten sich im Verlaufe des Jahres 1778 auf strategische Bewegungen und unbedeutende Plänkeleien, und der Eintritt des Winters unterbrach auch diese „bewaffnete Unterhandlung“, indem die preußischen Truppen Böhmen verließen und sich nach Sachsen und Schlesien in die Winterquartiere zurückzogen. Kurfürst Karl Theodor schaute alle dem fast teilnahmlos zu. Die Verhandlungen vor dem Reichstageund in Wien blieben lange erfolglos.

Erst als die Kaiserin Katharina von Rußland im Dezember 1778 ihre Beteiligung am Krieg gegen Österreich in Aussicht stellte, zeigte sich Maria Theresia einer Vermittelung geneigt. Friedrich II., damit einverstanden, forderte für sich nur die Anerkennung seines Erbanspruchs auf Ansbach und Bayreuth, und so kam am 13. Mai 1779 in Teschen ein Friedensschluß zustande, der von Rußland und Frankreich garantiert wurde und dessen Hauptbestimmungen außer der Anerkennung jener preußischen Forderung folgende waren:

  • Karl Theodor erhielt ganz Bayern mit Ausnahme des Innviertels, das an Österreich fiel
  • die Ansprüche Sachsens wurden durch Anerkennung seiner Landeshoheit über die Schönburgschen Herrschaften und 6 Millionen Gulden, die von Karl Theodor zu zahlen waren, abgekauft
  • Mecklenburg erhielt statt der beanspruchten Landgrafschaft Leuchtenberg das unbeschränkte Privilegium de non appellando.[1]
  • Ausdrücklich wurde festgesetzt, daß die nächste erbberechtigte Linie die des Herzogs Karl von Zweibrücken sei, wodurch die Vergrößerungspläne Österreichs in Bayern auf alle Fälle beseitigt schienen.
Ansbach, Bayreuth, Niederbayern, Oberpfalz.jpg

Am 30. Dezember 1777 verstarb der Kurfürst von Bayern, Maximilian III. Joseph, ohne Nachkommen. Der Nachfolger, Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach, Besitzer der Kurpfalz und der Herzogtümer Jülich und Berg, bekahm von Österreich im Tausch für Bayern (Niederbayern und Oberpfalz) deren Österreichische Niederlande (Belgien), das näher an seiner kurpfälzischen Stammlande lag als Bayern, angeboten. Dazu wäre Habsburg mit dem angrenzenten Bayern einer Abrundung seiner Hausmacht näher gekommen. Im Januar 1778 marschierten österreichische Truppen in Bayern ein. Preußen verlangte als Ausgleich die fränkischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth, was von Österreich abgelehnt wurde. Unter dem Vorwand die Ansprüche des Herzogs Karl August von Zweibrücken auf Bayern zu unterstützen marschierten preußische Truppen am 5. Juli 1778 in Böhmen ein. Durch eine starkes und taktisch gut geführte österreichisches Heer gehindert gelangten Friedrichs II. Truppen nicht über Nordböhmen hinaus. In den Sudeten überwintern müssend, kam es in der Zeit zu ständigen Gefechten kleinerer Kommandoeinheiten auf gefrorenen Kartoffeläckern, dem sogenannten Kartoffelkrieg. Im Frieden von Teschen am 13. Mai 1779, durch französische und russische Vermittlung ausgehandelt, willigte Kaiserin Maria Theresia in die preußischen Forderungen ein und erhält lediglich das Innviertel. Österreich verzichtete auf Bayern, Preußen hatte seine Ansprüche auf Ansbach und Bayreuth durchgesetzt. Clark sieht die schnelle Verhandlungsbereitschaft der Österreicher als Folge des Traumas der Schlesischen Kriege und des guten Rufs der Truppen Friedrichs. Die einstigen Verbündeten Habsburgs aus den Schlesischen Kriegen, Frankreich und Rußland, versagen diesmal die Hilfe;[2] Frankreich trotz Verwandtschaft (Marie Antoinette) und Rußland wegen einem Türkenkrieg. Dazu kam als Reaktion vieler deutscher Staaten die Unterstützung Preußens hinzu, die eine Wahrung der Reichseinheit gegen Habsburg sahen. Der zweite habsburgische Versuch die Österreichischen Niederlande gegen Bayern zu tauschen wurde 1785 durch Kaiser Joseph II. unternommen. Dabei bot Joseph eine Erhöhung der Spanischen Niederlande zum Königreich Burgund an. Nachdem Preußen mit Hannover, Sachsen und einigen kleineren Gebieten am 23. Juli den Fürstenbund (Dreifürstenbund) schlossen ließ Joseph von seinen Plänen ab.[3]

Literatur

  • Christoph von Schmidt-Phiseldek: Geschichte der Streitigkeiten welche über die Baiersche Erbfolge entstanden, und durch den Friedensschluß zu Teschen beygelegt sind, 1785 (PDF-Datei)
  • Reimann: Geschichte des Bayrischen Erbfolgekrieges. Leipzig 1869 (Netzbuch)
  • Arneth: Geschichte Maria Theresias. Bd. 10, Wien 1879
  • Suchenwirth, Richard: Deutsche Geschichte - Von der germanischen Vorzeit bis zur Gegenwart. 1934. S. 395f.

Fußnoten

  1. Ius de non appellando, d. h., es bestand z. B. kein Recht auf Berufung in Form der Appellation an den Kaiser
  2. Clark, Christopher: Preußen – Aufstieg und Niedergang 1600-1947. 2008. S. 259.
  3. Karte zu den süddeutschen Staaten um 1818 aus: Diercke, Carl: Schulatlas für höhere Lehranstalten. 1911.