Entartete Kunst

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Der allgemein gehaltene Begriff der entarteten Kunst bezeichnet Kunstrichtungen und -interpretationen, die als abnorm gewertet werden. Hierbei spielen vor allem ästhetische Betrachtungen eine Rolle.

Begriffsentstehung

Das Wort „entartet“ stammt ursprünglich aus dem Mittelhochdeutschen, wo es die Bedeutung „aus der Art schlagen“ hatte. Im 19. Jahrhundert verwendete dann erstmals der deutsche Kulturphilosoph Friedrich Schlegel den Begriff „entartete Kunst“ in dem Aufsatz „Über das Studium der griechischen Poesie“. Eingeführt in die Kunstszene wurde er jedoch von Max Nordau, Sohn des Rabbiners Südfeld und ein enger Freund des Zionistenführers Theodor Herzl, der sich 1892/93 in seinem zweibändigen Werk mit dem Titel „Entartung“ warnend scharf gegen die in seinen Augen entartete Kunst wandte, hierbei vor allem in der Malerei, die er auf die Entartung der Künstler zurückführte. [1]

Begriffsverwendung

Genutzt wurde der Begriff vor allem während der Zeit des Nationalsozialismus und bezeichnete dort alle Kunststile, die nicht mit dem nationalsozialistischen Kunstverständnis zu vereinbaren waren, was seinen Höhepunkt im Jahre 1937 hatte, als die Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in München eröffnet wurde. Dadurch gilt der Begriff heute als nationalsozialistisch behaftet und wird daher offiziell nicht mehr verwendet. Die Verwendung des Begriffes „Entartung“ selbst ist ebenso aus der Gesellschaft verbannt worden und gilt heute in der Bundesrepublik Deutschland als „NS-Vokabular“. Ein Beispiel hierfür stellt eine Predigt des deutschen Kardinals Joachim Meisner dar, der im September 2007 bei einer Ansprache kritisch davon sprach, daß „dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird“, der Kultus im Ritualismus erstarrt, „und die Kultur entartet.“ Daraufhin wurde eine Hetzkampagne gegen ihn gestartet und seine Wortwahl kritisiert, jedoch nicht der Inhalt an sich. [2]

In der heutigen Zeit kann der Begriff der entarteten Kunst sowohl auf die sogenannte „Moderne Kunst“ angewandt werden, die von vielen Zeitgenossen meistens nicht mehr als Kunst wahrgenommen wird, als auch auf Kunstwerke, die bereits in den Bereich der Perversion hineingehen.

Siehe auch

Literatur

  • Entartete Kunst – Ausstellungsführer (deutsch-englischer Neudruck, 74 S.) Bestellmöglichkeit
  • Rolf Kosiek: ›Entartete Kunst‹ kein ›Nazi-Jargon‹, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 205 f.
  • Alexander von Senger (1880–1968): Mord an Apollo. Kultur-Verlag, Viöl 1994 (Nachdruck der 1964 im Thomas-Verlag erschienenen Ausgabe, ISBN 3927933058 [222 S.]
  • Wolfgang Bethge: Kunst und Unkunst. Eine Kampfschrift. Hohenrain-Verlag, 2015, ISBN 978-3-89180-150-5
  • Sabine Fellner: Kunstskandal! Die besten Nestbeschmutzer der letzten 150 Jahre, Verlag Ueberreuter, Wien 1997, ISBN 978-3-8000-3641-7 [255 S.]

Verweise

Fußnoten

  1. Rolf Kosiek: ›Entartete Kunst‹ kein ›Nazi-Jargon‹, in: Rolf Kosiek / Olaf Rose (Hgg.): Der Große Wendig, Bd. 3, 3. Aufl., Grabert Verlag, Tübingen 2010, S. 205 f.
  2. Diffamierungs-Vorwürfe: Kardinal Meisner bedauert „Missverständnisse“, Der Spiegel, 18. September 2007
  3. Pinkelnde Polizistin „Petra“ entsetzt Politiker, N24, 12. Januar 2011
  4. Eine Putzfrau wirft die Frage auf – Was ist Kunst?, Die Welt, 4. November 2011