Kurpfalz

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Pfeil 1 start metapedia.png Dieser Artikel befasst sich mit der Kurpfalz als historischem Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reichs. Zur Region innerhalb Baden-Württembergs siehe Kurpfalz (Region).


Herrschaftsgrenzen in der Pfalz 1350

Die Kurpfalz (Kurzform für Kurfürstentum Pfalz, genauer kurfürstliche Pfalzgrafschaft bei Rhein oder kurfürstlich rheinische Pfalzgrafschaft) war ein bis 1803 bestehendes Kurfürstentum des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Geschichte

Herrschaftsgrenzen in der Pfalz 1789
Rheinische Pfalz ist ursprünglich der Begriff für die Besitzbasis des (ursprünglich mit der Pfalz in Aachen verbundenen) Pfalzgrafen von Lothringen, die sich vor allem an der Mosel und am Mittelrhein konzentrierte. Mit dem Übergang des Pfalzgrafenamtes an Konrad von Staufen 1155 wird diesem Besitz zur Stärkung der staufischen Stellung in Südwestdeutschland das salische Erbe am Donnersberg, im Nahegau, an der Haardt, der Bergstraße und im Kraichgau hinzugefügt. Pfalzgraf Konrad selbst bringt aus mütterlichem Erbe die Hochstiftsvogtei Worms und aus dem Erbe seines Schwiegervaters die Vogtei über das Kloster Lorsch mit ein. Wahrscheinlich bereits um 1170 erhält die Siedlung Heidelberg am Ausgang des Neckartals (Burgweilerunter einer Burg möglicherweise des späten 11. Jh., 1196 erstmals genannt) zentrale Funktionen. Die Stadterhebung dürfte erst 1224 anzusetzen sein. 1195 kommt die Pfalzgrafschaft an den Schwiegersohn Konrads, den Welfen Heinrich, dessen Sohn Heinrich sie im Zug der Thronstreitigkeiten seines Onkels Otto IV. mit dem Staufer Friedrich II. aufgibt - die Pfalzgrafschaft wird an seinen Schwager Otto von Wittelsbach gegeben, für den dessen Vater Ludwig bis 1228 die Regierung führt.
Erst die Erbstreitigkeiten zur Zeit Kaiser Ludwigs des Bayern führen mit dem Hausvertrag von Pavia 1329 zur endgültigen Trennung zwischen Ober- und Niederbayern einerseits, der Pfalz mit der Oberpfalz andererseits. Das Eintreten der rheinischen Pfalzgrafen für den Luxemburger Kaiser Karl IV. bringt schließlich in der Goldenen Bulle 1356 die Festschreibung der pfälzischen Kurwürde und der Unteilbarkeit des Kernlandes, das von da an Kurpfalzgenannt wird. Kurfürst Ruprecht I. gründete die Universität Heidelberg (1386) und kaufte Zweibrücken, Mosbach und Simmern. Sein Großneffe Ruprecht III. wurde 1400 als Ruprecht I. deutscher König. Nach seinem Tod 1410 wurde die Pfalz in die Linien geteilt, die währenddes späten Mittelalters und der frühen Neuzeit Bestand hatten: Kurpfalz, Oberpfalz, Zweibrücken/Simmern und Mosbach, von denen die Linien Mosbach und Oberpfalz noch im 15. Jahrhundert ausstarben. Die Nachkommendes Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken allerdings traten 1799 das bayerische Erbe an und tragen heute noch den Titel Herzöge von Bayern und Pfalzgrafen bei Rhein. Kurfürst Friedrich I., der Siegreiche, festigt in Kriegen mit seinen Nachbarn die territoriale Stellung der Pfalz und greift bereits, wie auch sein Neffe Philipp, an den südlichen Oberrhein aus. Die Niederlage im Landshuter Erbfolgekrieg bringt jedoch den Verlust dieser oberrheinischen Machtstellung und vor allem den Verlust der Maulbronner Klostervogtei an Württemberg.
Unter Ludwig V. (1508-1544) wird das Heidelberger Schloß planmäßig zur modernen Festung ausgebaut, unter seinem Bruder und Nachfolger Friedrich II. (1544-1556) hält die Renaissance mit den Loggien des Gläsernen Saalbaus Einzug in das Heidelberger Schloß. Kurfürst Ottheinrich, mit dem die ältere Kurlinie 1559 ausstirbt, setzt die calvinistische Reformation in der Kurpfalz durch, der Kurfürst wird zum Oberhaupt des calvinistischen Lagers, Pfalzgraf Wolfgang von Zweibrücken interveniert 1569 zugunsten der Hugenotten in Frankreich und wird bei Montcontour geschlagen. Der Heidelberger Katechismus von 1563 ist eines der wichtigsten Dokumente des Calvinismus. Die pfälzische Landesbibliothek, die auf den Emporen der Heiliggeistkirche in Heidelberg aufgestellt ist und gleichzeitig als Universitätsbibliothek dient, wird in dieser Zeit zum Hort der calvinistischen Wissenschaft und calvinistischen Theologie. 1607 wird die Stadt Mannheim gegründet, gleichermaßen als pfälzische Landesfestung wie als Zufluchtsort für verfolgte calvinistische Glaubensbrüder. Der Griff des Kurfürsten Friedrich V. 1619 nach der böhmischen Königskrone sollte ein pfälzisches Territorium zwischen Düsseldorf und Krakau aufbauen, die daraus resultierende Gegnerschaft zu Habsburg und die Niederlage gegen Habsburg brachten aber 1622 die Eroberung Heidelbergs und der Pfalz durch bayerische Truppen. Die pfälzische Landesbibliothek wurde nach Rom verschleppt, die Pfalz verlor ihre Kurwürde an Bayern. Nach Erlöschen der Linie Simmern (1685) machte der französische König Ludwig XIV. im Namen seiner Schwägerin, der Kurfürstin Elisabeth Charlotte („Lieselotte von der Pfalz“) Erbansprüche auf die Pfalz geltend und versuchte, vor allem um gegen Habsburg ein Vorfeld zu gewinnen und die Grenzen Frankreichs an den Rhein auszuweiten, diese Ansprüche im Pfälzischen Erbfolgekrieg durchzusetzen. Als er einsehen mußte, daß er diesen Krieg nicht würde gewinnen können, gab er den Befehl, die Pfalz dem Erdboden gleichzumachen („Brûlez le Palatinat“): Heidelberg, Mannheim, Speyer, Worms, fast alle Städte und Dörfer im Landwurden dem Erdboden gleichgemacht, das Heidelberger Schloß 1693 planmäßig gesprengt. Der Pfälzische Erbfolgekrieg wurde 1697 im Frieden von Rijswijk beendet. Auf den calvinistischen Kurfürsten Karl Ludwig folgte 1685 die katholische Linie Pfalz-Neuburg, die 1614 bereits Jülich und Berg mit Düsseldorf geerbt hatte. Kurfürst Johann Wilhelm (1698-1716) ließ zunächst das Schwetzinger Schloß im barocken Stil ausbauen, plante auch einen großartigen Neubau vor den Toren der Stadt Heidelberg, blieb aber zunächst in Düsseldorf. Erst sein Nachfolger Karl Philipp, der bereits wieder seine Residenz in Heidelberg aufschlug, nahm Religionsstreitigkeiten mit den Heidelberger Bürgern zum Vorwand, die Residenz 1720 nach Mannheim zu verlegen. Mit Kurfürst Karl Theodor (1742-1799) erlebte die Kurpfalz eine letzte Blüte, er förderte Wissenschaft und Kunst, Industrie und Handwerk.
Der Tod des letzten bayerischen Herzogs 1777 brachte die Vereinigung Bayerns mit der Pfalz, entsprechend den Hausverträgen zog der Hof Karl Theodors nach München um. Die Eroberung des linksrheinischen Landes durch die Truppen der Französischen Revolution 1795 machten den Rhein zur Grenze zwischen Pfalz-Bayern und Frankreich; der geheime Friede von Basel zwischen Preußen und Frankreich von 1795 sicherte den Franzosen ihre Eroberungen zu, so daß an eine baldige Rückgabe an Bayern nicht zu denken war. Der rechtsrheinische Teil wurde bei der Neugliederung des Reiches 1803 Baden zugeschlagen, der linksrheinische Teil kam nach den Beschlüssen des Wiener Kongresses 1815 wieder an Bayern zurück. Die 1795 vollzogene Teilung der alten Kurpfalz behielt Bestand – heute gehört der rechtsrheinische Teil zum Regierungsbezirk Karlsruhe des Bundeslandes Baden-Württemberg, der linksrheinische Teil gehört zum Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Ansätze, die Spaltung der alten Kurpfalz zu überwinden, gab es mehrere, zuletzt1948 mit dem damaligen Mannheimer Oberbürgermeister Hermann Heimerichals beredtem Fürsprecher. Die historische Schwierigkeit liegt allerdingsdarin, daß die Kurpfalz ein zersplittertes Staatswesen der Frühen Neuzeit war, das von seiner Staatlichkeit und Geschlossenheit den Flächenstaatendes 19. Jahrhunderts, die die bundesstaatliche Tradition in Deutschland prägten, unterlegen bleiben mußte. Städte wie Worms, Speyer oder Bruchsal konnten sich daher nicht mit der historischen Kurpfalz identifizieren, von der hessischen Bergstraße ganz abgesehen. Die neuen Ansätze zu einer kulturellen und wirtschaftlichen Zusammenfassung des Raumes zwischen Odenwald und Haardt gehen daher von dem Kunstwort des Rhein-Neckar-Raums aus, der in Ludwigshafen, Mannheim und Heidelberg seine Zentren hat.[1]

Siehe auch

Verweise

Fußnoten