Lehndorff, Siegfried Graf von

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Siegfried Karl Heinrich Graf von Lehndorff

Siegfried Karl Heinrich Graf von Lehndorff (Lebensrune.png 11. April 1869 in Graditz; Todesrune.png 6. April 1956 in Bad Godesberg) war ein deutscher Offizier der Preußischen Armee (Rittmeister), Reserveoffizier des Deutschen Heeres (Major d. R.), Landstallmeister in den preußischen Hauptgestüten Neustadt/Dosse, Graditz, Trakehnen (1922–1931) und Braunsberg. Er zählte zu den erfolgreichsten Herrenreiter in der Geschichte des deutschen Galopprennsports. Sein Großvater war Karl Friedrich Ludwig Reichsgraf von Lehndorff (1770–1854), Generalleutnant der Preußischen Armee und Landhofmeister in Preußen. Sein Vater war Georg Hermann Albrecht Graf von Lehndorff (1833–1914), Oberlandstallmeister und der bedeutendste Hippologe seiner Zeit. Die Leidenschaft für Pferde hat sich in dieser Familie von einer Generation auf die nächste vererbt.

Leben

Der spätere Landstallmeister Siegfried Graf von Lehndorff hatte zunächst seine Karriere als Garde-Ulan und als erfolgreicher Renn-und Hindernisrennreiter begonnen.
Vier Brüder von Lehndorff als Herrenreiter; von links nach rechts: Heinfried (1908–1945), Hans (1910–1987), Georg (1911–1943) und Elard (1913–1940). Das Foto wurde bei einem Reiterfest in der Reitschule Düppel bei Berlin gemacht.
Landstallmeister Graf von Lehndorff
Gräfin von Lehndorff, geb. von Oldenburg

Ostpreußen-Warte

Quelle
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Am Palmsonntag, dem 11. April 1954 vollendet Graf Siegfried Lehndorff das 85. Lebensjahr. Im Hauptgestüt Graditz, dessen Leitung sein Vater, der bekannte spätere preußische Oberstallmeister Graf Georg Lehndorff, im Jahre 1866 übernommen hatte, wurde Graf Siegfried 1869 geboren. Unter Pferden aufgewachsen, wurde seine Passion für das edle Pferd schon in frühester Kindheit geweckt und hat ihn sein Leben lang begleitet und zu schönen Erfolgen geführt.

Nach Besuch des staatl. Gymnasium zu Leipzig trat Graf Lehndorff als Avantageur beim 1. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam ein und wurde im April 1891 Offizier in der Schwadron, des bekannten Herrenreiters Major von Schmidt-Pauli. Unter seiner Anleitung errang Graf Lehndorff die ersten Erfolge im Sattel; schon das erste Rennen wurde ein Sieg: am 4. Oktober 1891 in Insterburg auf einem Pferde des Herrn von Simpson-Georgenburg; am selben Tage folgte noch ein Sieg in einem für ostpreußische Landgestütshengste ausgeschriebenen Rennen. Im Juni 1894 wurde er Regiments-Adjutant und konnte sich noch mehr als im Frontdienst dem Rennsport widmen. Das größte Rennen, das er gewann, war am 8. Oktober 1895 die Berliner Internationale Steeplechase in Karlshorst, welche dem Sieger, Herrn von Tepper-Laskis „Bastard“, 21 000 Mark eintrug. Im Frühjahr 1896 wurde Graf Siegfried Lehndorff zum zweiten Mal zur preußischen Gestütsverwaltung kommandiert, übernahm als 27-jähriger Leutnant die Leitung des Königlichen Friedrich-Wilhelm-Gestüts in Neustadt/Dosse und ging nun zur Gestütslaufbahn über, worauf er mit dem 01.10.1897 zum Gestütsdirektor ernannt wurde. In diesem Jahre ritt er das schwerste Rennen seiner Laufbahn, die Große Pardubitzer Steeplechase, wobei er infolge Behinderung nur Dritter wurde auf Leutnant Graf Wuthenaus „Crackshof“. 1898 errang er das Championat der Herrenreiter mit 36 Siegen. Am 10. November dieses Jahres erreichte er die größte Kilometerzahl mit 18 700 m in 4 Rennen, wobei er zweimal Sieger, einmal Zweiter und einmal Dritter wurde. Der 1./2. Juli 1899 waren seine erfolgreichsten Renntage: in 7 Rennen fünfmal Sieger und einmal Zweiter. Acht Tage später stürzte Graf Lehndorff in Breslau schwer, wobei er sich den rechten Ellbogen und Unterarm brach; infolgedessen konnte er fortan hart gehende Pferde und Puller nicht mehr reiten. Im Ganzen ritt Graf Siegfried Lehndorff in 541 öffentlichen und 23 internen Rennen und gewann davon 158 bzw. 8, also jedes dritte bis vierte Rennen.

1905 wurde das Friedrich-Wilhelms-Gestüt wieder Zucht- und Hauptgestüt; seitdem führt Graf Lehndorff den Titel eines Landstallmeisters. Am 1. April 1906 übernahm er Graditz mit der Vollblutzucht und dem Rennstall. Sein Vater hatte Graditz 40 Jahre geleitet und war seit 1887 auch preußischer Oberlandstallmeister; er zog jetzt nach Potsdam und blieb noch bis Januar 1912, seinem 79. Lebensjahr, im Amt. Jedes Jahr machten Vater und Sohn Reisen nach England zum Ankauf von Zuchtstuten und auch von einzelnen ausgesuchten Hengsten. 1889 war Graf Siegfried zum ersten Mal als Abiturient dort gewesen, seit 1896 regelmäßig und seit 1909 selbständig; nach dem 1. Weltkrieg nur noch vereinzelt. Sechzehn Jahre hat Graf Siegfried Lehndorff in Graditz gewirkt und in dieser Zeit reiche Erfolge seiner züchterischen Kunst geerntet die besonders in den zahlreichen Siegen des Rennstalls der breiten Öffentlichkeit bekannt geworden sind. Nur der Fachmann kann beurteilen, welche Arbeit und wie viel züchterisches Verständnis die Grundlage dafür sind. Auch in der Halbblutzucht hat Graf Lehndorff segensreich gewirkt und einen einheitlichen Typ der Stutenherde durchzuzüchten begonnen sowie zahlreiche gute Hengste der Landespferdezucht zur Verfügung gestellt.

Am 1. April 1922 wurde Graf Siegfried Lehndorff nach Trakehnen versetzt, wo er im gleichen Sinne sein großes Können in den Dienst der ostpreußischen Landespferdezucht stellte. Dies Gestüt war 1732 von König Friedrich Wilhelm I. gegründet und dem Kronprinzen geschenkt worden. Da Friedrich der Große in seinem Testament nicht darüber verfügt hatte, ging es 1787 in Staatsbesitz über und damals wurde auch die Elchschaufel als Trakehner Brand eingeführt. Als Graf Siegfried Lehndorff das Hauptgestüt übernahm, umfasste es 24 000 Morgen mit 15 Vorwerken, davon rund 10 000 Morgen Wiesen und Weiden; 350 Mutterstuten wurden in 5 nach Farben getrennten Herden gehalten. 1929 wurde im Zuge der allgemeinen Verminderung der Gestüte Beberbeck und Gudwallen sowie die Graditzer Halbblutzucht aufgelöst und die Zahl der Trakehner Stuten auf 250 herabgesetzt. Bei Graf Lehndorffs Abgang von Trakehnen 1931 standen dort 3 Vollbluthengste, 2 Graditzer und 9 Trakehner als Hauptbeschäler. 1924 wurden von ihm die Trakehner Rennen, die seit 1911 mit Unterbrechungen stattgefunden hatten, in veränderter Form wieder eingeführt. Ursprünglich gab es nur das Goltz-Querfeldein-Rennen; bald fand ein ganzer Renntag statt mit 6 Rennen, davon 2 für Trakehner Jagdpferde. Die beste Vorbereitung für diese Rennen waren die weithin berühmten Trakehner Reitjagden, welche Graf Lehndorff als Master mitzureiten pflegte. Aus der ganzen Provinz und darüber hinaus fanden sich passionierte Teilnehmer zusammen und die höchste Ehre war es, am Schluss der Saison aus der Hand des Grafen die Trakehner Knöpfe mit der Elchschaufel zu erhalten, die man hinfort am roten Rock tragen durfte.

Durch das Vertrauen der ostpreußischen Züchter wurde Graf Lehndorff 1924 zum Vorsitzenden der Sektion für Pferdezucht im wirtschaftlichen Insterburg gewählt; auch war er Leiter der Kommission für Leistungsprüfungen von Warmblutpferden, eines Organs der ostpreußischen Landwirtschaftskammer, in welcher Eigenschaft er in enge Fühlung zum Turniersport trat.

Als die Früchte seiner Arbeit in Trakehnen in schönster Weise zu reifen begannen, wurde er jäh aus seinem Wirkungskreis herausgerissen. Infolge einer rein persönlichen Differenz mit dem aus der Ministerialbürokratie hervorgegangenen Oberlandstallmeister Gatermann verfügte der damalige Landwirtschaftsminister Steiger kurzfristig die Versetzung des Grafen Lehndorff nach Braunsberg, was eine unerhörte Degradierung bedeutete, nachdem er nacheinander drei Zucht- und Hauptgestüte geleitet hatte. Die Vorbereitungen zum 200 jährigen Jubiläum von Trakehnen waren eingeleitet und nun musste Graf Lehndorff wenige Monate vorher das Paradies der Pferde verlassen. Auch der einmütige Protest der ostpreußischen Züchter änderte nichts. Aber Graf Lehndorff nahm nicht den Abschied, was seine Vorgesetzten vielleicht erwarteten, sondern trat sein Amt in Braunsberg an, wo die ermländische Kaltblutzucht zu Hause war, und wirkte dort noch über drei Jahre. Am 1. Oktober 1934 beendete er mit Erreichen der Altersgrenze nach 65 ½ Jahren seine Laufbahn in der preußischen Gestütsverwaltung.

Im Jahre 1907 heiratete Graf Siegfried Lehndorff, Maria von Oldenburg, die älteste Tochter des Kammerherrn von Oldenburg auf Januschau. Aus dieser Ehe gingen fünf Söhne und eine Tochter hervor. Im 1. Weltkrieg führte Graf Lehndorff etwa ein Jahr lang eine Munitionskolonne beim Gardekorps und wurde zum [[Major der Reserve]] befördert. Ein schweres Schicksal traf ihn im letzten Kriege: ein Sohn siechte an den Folgen eines Reitunfalls dahin, der jüngste fiel als Fahnenjunker bei Maubeuge, ein anderer als Rittmeister am Ladogasee; als die Dämme brachen und die ostpreußischen Trecks der Weichsel zustrebten, holten die Russen den Januschauer Treck ein und erschossen den ältesten Sohn samt seiner Mutter und einer Anzahl weiterer Januschauer Leute. Die einzige Tochter hatte 1942 den Grafen von der Groeben-Ponarien geheiratet; beide warfen sich im letzten Augenblick auf ihre Pferde und erreichten in schärfster Gangart in Pr. Holland noch einen Räumungszug, der unterwegs schon von durchgebrochenen russischen Panzern beschossen wurde, wobei Graf Groeben Armschüsse erhielt. Der letzte Sohn, Dr. med. Graf Hans Lehndorff, war in der Festung Königsberg eingeschlossen und hat noch über zwei Jahre in Ostpreußen unter den Polen gelebt. Er ist der einzig überlebende Lehndorff seiner Generation, da sein Vetter aus Steinort in Verfolg des 20. Juli 1944 den Tod fand und dessen jüngerer Bruder — Erbe von Preyl — als Oberleutnant in Estland gefallen ist. Graf Siegfried Lehndorff trägt diese schweren Schicksalsschläge in vorbildlicher Haltung. Er lebt seit 1947 im Hause der Gräfin Else Görtz in Brunkensen (Hannover). Seiner alten Passion ist er treu geblieben; es vergeht wohl kein Renntag in Hannover, an dem er nicht teilnimmt; ebenso fährt er alljährlich zum Derby nach Hamburg und zu verschiedenen klassischen Rennen nach Westdeutschland. Auch ist er in den letzten Jahren wiederholt in Italien, Frankreich und England bei alten Bekannten und Vollblutzüchtern gewesen; häufig, um sich im Auftrag deutscher Züchter nach geeignetem Material umzusehen. Kommt er zu regelmäßigem Besuch nach Schloss Wittgenstein, steigt er immer noch in den Sattel und reitet stundenlang spazieren und zwar, wie er sagt, in allen Gangarten und ohne Refüsieren minderer Obstakles.

Während des letzten Krieges erschienen seine Erinnerungen mit dem Titel ‚„Ein Leben mit Pferden – Ein Beitrag zur Geschichte der Pferdezucht“‘, aber unter den Wirren und Bomben des Zusammenbruchs wurde die Auflage bis auf geringe Reste vernichtet. Jetzt hat Graf Lehndorff das Werk neu bearbeitet und ergänzt, aber leider findet sich kein Verleger bereit, es neu aufzulegen, obwohl das Ministerium für gesamtdeutsche Fragen wegen des großen fachwissenschaftlichen Wertes bereit ist, einen Zuschuss zu den Druckkosten zu geben.

Eine große Freude steht Graf Siegfried Lehndorff am Palmsonntag, seinem 85. Geburtstag, bevor: es wird in Bonn im Johanniterkrankenhaus, wo Graf Hans als Chirurg tätig ist, die Taufe des ersten Lehndorff-Enkels stattfinden; ein neues Reis am alten Stamm.“


Familie

Siegfried Graf von Lehndorff heiratete am 4. Oktober 1907 in Januschau, Kreis Rosenberg seine Verlobte Maria Elisabeth Karola von Oldenburg (Lebensrune.png 9. Juli 1886 in Januschau; Todesrune.png 25. Januar 1945 in Kuntken bei Altmark in Westpreußen von Rotarmisten vergewaltigt und erschossen). Aus der Ehe sind sechs Kinder entsprossen:

  • Siegfried-Heinrich „Heinfried“ Georg Elard (Lebensrune.png 28. Dezember 1908 in Graditz), nach dem Tode des Großvaters 1937 übernahm er als Verwalter das Gut Januschau.[1] Beim Versuch, die Schändung seiner Mutter zu verhindern, am 25. Januar 1945 in Kuntken bei Altmark in Westpreußen von Rotarmisten erschossen. Die Russen hatten den Januschauer Treck eingeholt, und der Terror nahm seinen Lauf. Zahlreiche Januschauer blieben nach dem Massaker tot im Schnee.
  • Hans Friedrich Carl Meinhard (1910–1987), Arzt, Chirurg und Schriftsteller
  • Georg Ahasverus Alexander (Lebensrune.png 13. August 1911 in Graditz; ), er fiel am 17. Januar 1943 als Rittmeister am Ladogasee nahe Leningrad.
  • Elard Christian Friedrich Carl-Ludwig (Lebensrune.png 4. Februar 1913 in Graditz), er starb am 29. Juni 1940 in Wölkham (Bayern) nach neunjährigem Dahinsiechen an den Spätfolgen eines Reitsportunfalles.
  • Maria „Ria“ Agnes Clara Paula (Lebensrune.png 10. Juli 1916 in Graditz), sie heiratete 1942 Karl Konrad Wilhelm Alexander von der Groeben-Ponarien (1918–2005), mit dem sie zwei Kinder (Lebensrune.png 1943 und 1946) bekommen sollte. 1945 hatten sie sich beide auf dem ostpreußischen Gut Ponarien unmittelbar am Nariensee in mit ihrem Sohn Friedrich Karl Konrad Georg Wilhelm Elard im letzten Augenblick auf ihre Pferde geworfen und erreichten in schärfster Gangart in Preußisch Holland noch einen Räumungszug, der unterwegs schon von durchgebrochenen russischen Panzern beschossen wurde, wobei Graf von Groeben Armschüsse erhielt. Die Gräfin verstarb am 27. Dezember 2014.
  • Meinhard Botho Emil Carl Natango (Lebensrune.png 18. Juli 1921 in Graditz; ), er fiel am 20. Mai 1940 als Fahnenjunker-Unteroffizier nahe Maubeuge im Westfeldzug. Er ruht auf der Kriegsgräberstätte in Bourdon; Endgrablage: Block 9, Reihe 6, Grab 219.

Schriften (Auswahl)

  • Ein Leben mit Pferden – Ein Beitrag zur Geschichte der Pferdezucht, Deutscher Archiv-Verlag, Berlin 1943

Fußnoten