Liebigstraße 34 (Berlin)

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Hausdurchsuchung in der Liebigstraße 34 gegen Tobias Poge.
140 Polizisten im Einsatz in der Liebigstraße bei der Durchsuchung gegen Poge.

Die Liebigstraße 34 (X-B-Liebig, Liebig 34) ist ein Wohnhaus in der Liebigstraße in Berlin-Friedrichshain, welches von 1990 bis 2020 besetzt war und als „anarcha-queer-feministisches Hausprojekt“ (→ Linksextremes Wohnprojekt) diente.

Geographie

Die Liebigstraße 34 ist ein viergeschossiger Altbau und grenzt an die Rigaer Straße am so genannten Dorfplatz.

Geschichte der Besetzung

Das Haus wurde 1990, wie viele weitere Haüser in Ost-Berlin, besetzt. Die Besetzung wurde wie in den meisten Fällen nach kurzer Zeit legalisiert.

2009 fand eine Hausdurchsuchung gegen einen Bewohner des Hauses, Tobias Poge, statt.

2018 lief der auf zehn Jahre befristete Gewerbemietvertrag mit dem Besitzer Gijora Padovicz ab.

2020 unterstützen rund 70 Kulturschaffende der BRD das sogenannte „anarcha-queer-feministische“ Hausprojekt „Liebig 34“. Unter anderem unterzeichneten Elfriede Jelinek, Nina Hagen, Leander Haußmann und René Pollesch einen Aufruf „Kein Haus weniger“ zur Förderung der Hausbesetzung.[1]

Eine Unterstützer-Resolution brachten die Linke und Grüne in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Friedrichshain-Kreuzberg im Juni 2020 ein:

„Viele Menschen, die Schutz und Geborgenheit benötigen, würden ihr Zuhause und ihr soziales Umfeld verlieren, in dem sich so manche von ihnen von Diskriminierungserfahrungen erholen“, heißt es im Beschluss der Bezirksverordneten in Bezug auf die Räumungsklage gegen das besetzte Haus Liebigstraße 34. Und: „Ein solches über viele Jahre gewachsenes anarcha-queer-feministischen Hausprojekt lässt sich nicht einfach verpflanzen. Der Verlust für unseren Bezirk wäre nicht zu ersetzen.“

Die Resolution stößt bei Anwohner aus den Neubauten zwischen Rigaer Straße 22 und Liebigstraße 1 auf Kritik.[2]

Das Haus wurde am 9. Oktober 2020, nach 30 Jahren, durch die Polizei unter Protesten, Ausschreitungen und öffentlicher Aufmerksamkeit geräumt. Die linke bis linksextreme Szene kündigte Widerstand an.[3][4][5][6][7][8][9][10] So fand am Abend der Räumung („Tag X“) eine gewalttätige Unterstützerdemonstration vom Monbijoupark in Berlin-Mitte zur Eberswalder Straße in Berlin-Prenzlauer Berg statt. Fridays for Future solidarisierte sich mit den Linksextremisten.[11] Die Berliner Polizei hat nach der Räumung des Hauses in der Liebigstraße 34 und den anschließenden Ausschreitungen in der Nacht eine Bilanz veröffentlicht. Demnach gab es 132 Festnahmen, 19 Polizisten wurden verletzt und 37 Strafermittlungsverfahren eingeleitet.

Siehe auch

Verweise

Fußnoten

  1. „Ich unterstütze schon aus hygienischen Gründen solche Initiativen immer. Man muss jedes Schlupfloch sofort besetzen, jeden Zentimeter, den ein gieriger Kapitalismus einen Augenblick lang unbeobachtet lässt“, sagte Jelinek dem Tagesspiegel auf Nachfrage. „Die Machtlosen, die auch nur eine Lücke im System erobern konnten, bekommen grundsätzlich meine Unterstützung, denn mehr als Lücken sind es ja nur selten, die ihnen in ihren prekären, gefährdeten Lebenssituationen geboten werden.“ Das sogenannte „anarcha-queer-feministische“ Hausprojekt „Liebig 34“ in Friedrichshain habe ihre „volle Solidarität“, so Jelinek. Eine Stadt wie Berlin könne „ihren Ruf als Heimstätte von (auch und gerade alternativer!) Kunst und Kultur nicht länger auf Kosten der vielen, die ihre Werke oft unter Entbehrungen hervorbringen, stolz vor sich hertragen und in Fremdenverkehrsprospekten damit angeben. Sonst wird man ihr hinterherschreien, und zwar nichts Freundliches.“ „Kein Haus weniger“ heißt das Projekt, das sich für den Fortbestand alternativer Haus- und Kulturprojekte einsetzt. Denn ohne diese, so heißt es auf der Website der Initiative, sei „Berlin nur noch die Stadt, in der mal die Mauer stand“. 140 Projekte und Organisationen stehen auf der Liste von „Kein Haus weniger“, für die sich die prominenten Unterstützer einsetzen. (Robert Klages, Der Tagesspiegel, 17. Januar 2020)
  2. Brandbrief der Anwohner – Bezirk schützt Linksradikale – ihre Opfer aber nichtB.Z., 26. Juni 2020
  3. Ring nach Kabelbrand unterbrochen – Linksextremisten bekennen sich zu Anschlag auf S-BahnDer Tagesspiegel
  4. [1]B.Z.
  5. [2]Märkische Allgemeine Zeitung
  6. [3]Politically Incorrect
  7. [4]Berliner Kurier
  8. [5]Berliner Kurier
  9. [6]BILD
  10. Was für ein Drecksloch: Rundgang durch das „Liebig 34“ in Berlin (10. Oktober 2020)
  11. [7]Compact – Magazin