Lipski, Josef

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Botschafter Józef Lipski bei der Eröffnung des Deutsch-Polnischen Instituts 1935
(rechts neben Hermann Göring)

Józef Lipski (* 5. Juni 1894 in Breslau; † 1. November 1958 in Washington D.C.) war von 1933 bis 1939 polnischer Botschafter in Berlin. Er unterzeichnete mit Konstantin Freiherr von Neurath am 26. Januar 1934 den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges meldete er sich als Freiwilliger in der polnischen Armee in Frankreich. Von 1941 bis 1945 amtierte er als Generalsekretär des Außenministeriums der polnischen Exilregierung in London. Nachdem Polen dem Bolschewismus überlassen worden war, ging er 1947 in die VSA, von wo aus er sein Amt kommissarisch weiter ausübte.

Politischer Werdegang

Am 26. Januar 1934 kam als erste Frucht von Hitlers Friedenspolitik die Unterzeichnung des auf 10 Jahre abgeschlossenen deutsch-polnischen Verständigungsabkommens durch Reichsaußenminister von Neurath und den polnischen Gesandten Josef Lipski zustande.

Da man das Bündnis gegen den Bolschewismus noch enger schmieden wollte, unterbreitete Ribbentrop am 24. Oktober 1938 dem polnischen Botschafter in Berlin, Lipski folgende Vorschläge: Polen sollte in die Rückkehr des deutschbesiedelten Danzigs einwilligen, Deutschland erlaube im Gegenzug den Bau einer exterritorialen Autobahn und Bahnlinie durch Pommerellen, räume dem polnischen Staat in Danzig wirtschaftliche und bahntechnische Vergünstigungen ein und garantiere die polnischen Grenzen. Der polnische Außenminister Jozef Beck lehnte sofort ab, dennoch bemühte sich Hitler weiterhin darum, Beck für seine Vorschläge zu gewinnen.[1] Gleichzeitig lud er ihn für den November zu einem Besuch ein. Beck kam nicht nach Berlin, sondern beauftragte stattdessen Lipski mit der Ablehnung der deutschen Vorschläge. Dieser traf am 19. November in Berlin ein. Die polnische Antwort ließ die Vorschläge bezüglich der exterritorialen Verbindungen und der gemeinsamen Politik unberücksichtigt, betonte hingegen, dass eine „Eingliederung der Freien Stadt [Danzig] in das Reich unfehlbar zu einem Konflikt führen müsse“.

Am 26. März 1939 überbrachte Lipski schließlich die endgültige und weiterhin ablehnende polnische Antwort in Form eines Memorandums. Lipski erklärte, daß „er die unangenehme Pflicht habe, darauf hinzuweisen, daß jegliche weitere Verfolgung dieser deutschen Pläne, insbesondere soweit sie die Rückkehr Danzigs zum Reich beträfen, den Krieg mit Polen bedeuten“[2].

Als Nevile Henderson am Morgen des 31. August 1939 informiert wurde, daß Hitler den Angriffsbefehl auf Polen erteilen werde, falls die polnische Regierung nicht bis 12 Uhr der Entsendung eines Unterhändlers nach Berlin zugestimmt habe, versuchte er vergeblich durch zwei Abgesandte, über seinen polnischen Kollegen Józef Lipski in letzter Minute Polen zum Nachgeben zu überreden.

Am 31. August suchte er um 11:00 Uhr vormittags in Begleitung des britischen Delegationsrates George Ogilvie-Forbes den polnischen Botschafter Józef Lipski auf, um Hitlers Angebot in der Danzigfrage zu erläutern.

Birger Dahlerus schrieb über diese Zusammenkunft in seinen Memoiren Der letzte Versuch (1948) auf Seite 110:

„Bereits bei der Ankunft spürte man sehr deutlich den Ernst der Lage. In der Halle standen Kisten aufgereiht, und überall war das Personal damit beschäftigt, die Abreise vorzubereiten. Lipski empfing uns in seinem Arbeitszimmer, aus dem bereits ein Teil der Ausstattung entfernt war.... Forbes bat mich hierauf, die deutsche Note an Polen vorzulesen, was ich tat. Aber Lipski erklärte bald, dass er den Inhalt nicht verstehen könne. Forbes notierte hierauf eigenhändig die Hauptpunkte und übergab die Aufzeichnungen Lipski, der das Papier mit zitternden Händen nahm und eine Weile betrachtete - dann aber erklärte, dass er nicht deuten könne, was dort stehe. Ich erbot mich hierauf, die Note sofort seiner Sekretärin zu diktieren.... Während ich der Sekretärin diktierte, hatte Lipski Forbes mitgeteilt, dass er in keiner Weise Anlass habe, sich für Noten oder Angebote von deutscher Seite zu interessieren. Er kenne die Lage in Deutschland.... er erklärte, davon überzeugt zu sein, dass im Falle eines Krieges Unruhen in diesem Land ausbrechen und die polnischen Truppen erfolgreich gegen Berlin marschieren würden.“

Der Wunsch Polens zur Entfesselung eines Krieges geht aus folgendem, am 31. August 1939 um 12.45 Uhr gesandten Telegramm Warschaus an den polnischen Botschafter in Berlin, Joseph Lipski, hervor:

„…Lassen Sie sich unter keinen Umständen in sachliche Diskussionen ein: wenn die Reichsregierung mündliche oder schriftliche (Friedens-)Vorschläge macht, müssen Sie erklären, daß Sie keinerlei Vollmacht haben, solche entgegenzunehmen oder zu diskutieren…“

Johann von Leers geht in seiner Artikelserie „Vom Reichstagsbrand zum Untergang des Reiches“, welche 1954/1955 in der Emigrantenzeitschrift „Der Weg“ erschien, von einem gezielten Verrat durch die „Abwehr“ unter Wilhelm Canaris aus:[3]

Nicht genug damit, war auch Polen, — vor allem seine Militärpartei, — über die deutsche Militärverschwörung im Bilde. Kein geringerer als sein Berliner Botschafter, Josef Lipski, glaubte bereits am 30./31. August 1939 sicher zu wissen, daß ,bei Kriegsbeginn in Deutschland ein Militärputsch ausbrechen' und ,Adolf Hitler beseitigt würde'. Seine Hoffnung, daß ,die polnische Armee in spätestens sechs Wochen in Berlin sein werde', bestätigt sich durch die eigenartige Anlage der polnischen Operationspläne. Ihr unsinniger, für jede Defensive wertloser Aufmarsch, der die stärkste Armee ausgerechnet im Posener Raum, — also auf Berlin ziehend, — versammelte, der ferner keine über die ersten zwei Wochen hinausgehende Direktiven enthielt, läßt sich nur mit einer Spekulation auf Ausnutzung einer durch einen Putsch in Deutschland hervorgerufenen Bürgerkriegssituation hinreichend erklären. Die polnischen Nationalisten hatten sich durch diese Hoffnungen dazu verleiten lassen, ihrer Gier auf Ostpreußen und die Odergrenze freien Lauf zu lassen.[4]

In den Lipski-Memoiren lautete auf die Frage, ob Hitler einen Konflikt mit Polen suchte, die Antwort:

„Im Gegenteil, er wollte Danzig [als Problem] aus dem Weg räumen, damit er ihre Freundschaft (zwischen Deutschland und Polen) stärken konnte.“[5]

Fußnoten

  1. Der Spiegel 24/1962
  2. Internationaler Militärgerichtshof Nürnberg. Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof, Amtlicher Wortlaut in deutscher Sprache, Nürnberg 1947, Band XLI, Dokument 208; siehe auch: Auswärtiges Amt 1939/1940/1941, Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Weißbuch der Deutschen Regierung, Heymanns-Verlag, Berlin, 1939 Nr. 2, Dokument 208
  3. Heinz Roth druckte die Artikelserie in seinem Buch „Widerstand im Dritten Reich“ (1976) nach.
  4. Heinz Roth: „Widerstand im Dritten Reich“ (1976) (PDF-Datei)
  5. vgl.: Heinz Roth: Auf der Suche nach der Wahrheit